Vektor
Im allgemeinen Sinn versteht man in der linearen Algebra unter einem Vektor (lat. vector „Träger, Fahrer“) ein Element eines Vektorraums, das heißt ein Objekt, das zu anderen Vektoren addiert und mit Zahlen, die als Skalare bezeichnet werden, multipliziert werden kann. Vektoren in diesem allgemeinen Sinn werden im Artikel Vektorraum behandelt.
Im engeren Sinne versteht man in der analytischen Geometrie unter einem Vektor ein mathematisches Objekt, das eine Parallelverschiebung in der Ebene oder im Raum beschreibt. Ein Vektor kann durch einen Pfeil, der einen Urbildpunkt mit seinem Bildpunkt verbindet, dargestellt werden. Dabei beschreiben Pfeile, die gleichlang, parallel und gleichorientiert sind, denselben Vektor. In kartesischen Koordinaten werden Vektoren durch Zahlenpaare (in der Ebene) bzw. -tripel (im Raum) dargestellt, die oft untereinander (als „Spaltenvektoren“) geschrieben werden. Vektoren können addiert und mit reellen Zahlen (Skalaren) multipliziert werden.
Motiviert von der Koordinatendarstellung der geometrischen Vektoren werden
oft auch -Tupel reeller
Zahlen,
also Elemente des
,
als Vektoren oder auch als Koordinatenvektoren
bezeichnet. Dies ist dadurch gerechtfertigt, dass jeder
-dimensionale
reelle Vektorraum isomorph zum Vektorraum
ist. Beispiele solcher Verwendung des Vektorbegriffs finden sich namentlich in
der Wirtschaftsmathematik.
Dieser Artikel beschäftigt sich überwiegend mit Vektoren im geometrischen
Sinn und mit Vektoren als Elementen des „Tupelraums“
.
Eng verwandt mit den geometrischen Vektoren sind vektorielle Größen in der Physik. Das sind physikalische Größen, die einen Betrag und eine Richtung besitzen, und oftmals durch Pfeile dargestellt werden, deren Länge dem Betrag der Größe entspricht. Beispiele dafür sind Geschwindigkeit, Beschleunigung, Impuls, Kraft, elektrische und magnetische Feldstärke.
Geschichte
Begründet wurde die Vektorrechnung von Hermann Günter Graßmann, der 1844 seine Lineale Ausdehnungslehre veröffentlichte, ein über dreihundert Seiten starkes Buch. Als Vorläufer gelten u.a. René Descartes und August Ferdinand Möbius, ein Schüler von Carl Friedrich Gauß. Nahezu zeitgleich entwickelte William Rowan Hamilton seine ähnliche Theorie der Quaternionen, die er 1853 in dem Buch Lectures on Quaternions publizierte. In Deutschland wurde die Vektorrechnung insbesondere durch Vorlesungen und Bücher von Alfred Bucherer, August Föppl, Carl Runge, Fischer, v. Ignatowsky und Richard Gans verbreitet.
Schreib- und Sprechweisen
Variablen, die für Vektoren stehen, werden vor allem in der Schulmathematik
und in der Physik häufig mit einem Pfeil gekennzeichnet ().
Vor allem im englischsprachigen Raum werden sie auch fett geschrieben (
,
oder v). In Handschriften wird dies häufig durch Unterstreichung (
)
oder Ähnliches repräsentiert. Früher war teilweise auch die Schreibweise mit
kleinen Frakturbuchstaben
(
)
üblich, handschriftlich durch deutsche
Schreibschrift bzw. Sütterlinschrift
wiedergegeben. Häufig gewählte Buchstaben sind
und
.
Der entsprechende lateinische Buchstabe ohne Vektorkennzeichnung steht meist für
die Länge (den Betrag) des Vektors:
Geometrie
Definition
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In der Geometrie versteht man unter
einem Vektor ein Objekt, das eine Parallelverschiebung in der Ebene oder im Raum
beschreibt. Eine Verschiebung kann durch einen Pfeil, der einen Urbildpunkt mit
seinem Bildpunkt verbindet, dargestellt werden. Pfeile, die parallel, gleich
lang und gleich gerichtet sind, beschreiben dieselbe Verschiebung und stellen
somit denselben Vektor dar. Zum Beispiel beschreiben im Bild rechts der Pfeil
von
nach
,
der Pfeil von
nach
und der Pfeil von
nach
dieselbe Verschiebung um 7 Einheiten nach rechts und 3 Einheiten nach
oben. Sie repräsentieren alle denselben Vektor
.
Formal kann man deshalb Vektoren wie folgt definieren:
- Ein Pfeil ist eine gerichtete Strecke, das heißt, eine Strecke, bei der eine Reihenfolge der Endpunkte festgelegt ist. Zwei Pfeile heißen äquivalent, wenn sie parallel, gleich lang und gleich gerichtet sind. Dies definiert eine Äquivalenzrelation auf der Menge der Pfeile der Ebene bzw. des Raums. Die Äquivalenzklassen heißen Vektoren.
Eine andere Möglichkeit ist, einen Vektor mit der durch ihn dargestellten Parallelverschiebung zu identifizieren. „Vektor“ ist dann nur eine andere Sprechweise für „Parallelverschiebung“.
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Der Vektor, der eine Verschiebung beschreibt, die den Punkt
auf den Punkt
abbildet, wird als
geschrieben und grafisch durch einen Pfeil dargestellt, der vom Punkt
zum Punkt
zeigt. Man sagt: „Der Vektor
bildet
auf
ab“, oder: „Der Vektor
verbindet
und
.“
Der Punkt
wird in diesem Fall als Schaft, Ausgangs- oder Startpunkt und
als Spitze oder Endpunkt des Vektorpfeils bezeichnet. Der Abstand
der beiden Punkte wird Länge oder Betrag des Vektors genannt.
Der umgekehrte Vektor ,
der
mit
verbindet, heißt Gegenvektor zu
.
Der Vektor
,
der einen Punkt
auf sich selbst abbildet, heißt Nullvektor
und wird mit
oder
bezeichnet. Als einziger Vektor kann er grafisch nicht durch einen Pfeil
dargestellt werden.
Orts- und Richtungsvektoren
Vektoren können auch dazu verwendet werden, Punkte im Raum zu bezeichnen. So
kann der Ort des Punktes
durch den Vektor
dargestellt werden. Diesen Vektor nennt man den zum Punkt
gehörenden Ortsvektor. Dabei bezeichnet
den Koordinatenursprung,
der für alle Ortsvektoren den Startpunkt bildet.
Um sie davon zu unterscheiden, werden Vektoren, wie sie im vorangegangenen Abschnitt beschrieben wurden, auch als Richtungsvektoren bezeichnet. Zwei Richtungsvektoren sind identisch, wenn sie den gleichen Betrag und die gleiche Richtung haben. Sie können jedoch – wie gezeigt – jeden Punkt des Raums als Startpunkt haben, während Ortsvektoren immer vom Koordinatenursprung ausgehen.
Diese Unterscheidung ist unter anderem in der analytischen Geometrie wichtig. Dort wird beispielsweise eine Gerade durch folgende Gleichung beschrieben:
Der Stützvektor
ist der Ortsvektor eines willkürlich gewählten „Stützpunktes“ der Geraden. Der
Richtungsvektor
gibt die Richtung der Geraden an. Weil
für eine beliebige reelle Zahl steht, ist
der Ortsvektor eines beliebigen Punktes der Geraden.
Darstellung in Koordinaten
Ist, wie in der Abbildung oben, ein geradliniges Koordinatensystem gegeben,
so kann ein Vektor der Ebene durch ein geordnetes Zahlenpaar, ein Vektor im Raum
durch ein Zahlentripel beschrieben werden. In der Regel werden diese Koordinaten
untereinander als sogenannte Spaltenvektoren
geschrieben. Für den Vektor in der Ebene, der die Verschiebung um
7 Einheiten nach rechts (in -Richtung)
und 3 Einheiten nach oben (in
-Richtung)
beschreibt, schreibt man
.
Der Vektor
beschreibt eine Verschiebung um 2 Einheiten in
-Richtung
und −5 Einheiten in
-Richtung,
das heißt um 2 Einheiten nach rechts und 5 Einheiten nach unten. Entsprechend
beschreibt im Raum der Vektor
eine Verschiebung um 3 Einheiten in
-Richtung,
2 Einheiten in negativer
-Richtung
und 4 Einheiten in
-Richtung.
Die Koordinaten
eines Vektors lassen sich als Differenz der Koordinaten von End- und
Anfangspunkt berechnen. Im obigen Beispiel haben
und
die Koordinaten
und
.
Die Koordinaten des Verbindungsvektors
berechnen sich dann wie folgt:
Betrag und Richtung
Im Gegensatz zu Skalaren haben Vektoren eine Richtung. Ein Vektor ist also durch seinen Betrag und seine Richtung gekennzeichnet. Die Richtung ist dabei zum einen durch die Achsenlage, zum anderen durch den Richtungssinn gegeben. Der Richtungssinn gibt dabei an, in welche der beiden Richtungen entlang der Achse der Vektor zeigt. Ein Vorzeichenwechsel in der Größe des Vektors entspricht dabei der Umkehrung des Richtungssinns.
Rechenoperationen
Addition und Subtraktion
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Die Addition von zwei
geometrischen Vektoren entspricht der Hintereinanderausführung der zugehörigen
Verschiebungen. Stellt der Vektor
die Verschiebung dar, die den Punkt
auf
abbildet, und bildet die zu
gehörige Verschiebung den Punkt
auf
ab, so beschreibt
die Verschiebung, die
auf
abbildet:
Geometrisch kann man deshalb zwei Vektoren
und
addieren, indem man die beiden Vektoren so durch Pfeile darstellt, dass der
Startpunkt des zweiten mit dem Endpunkt des ersten Pfeils übereinstimmt. Die
Summe
wird dann durch den Pfeil vom Startpunkt des ersten bis zum Endpunkt des zweiten
Pfeils dargestellt.
Alternativ stellt man die beiden Vektoren durch Pfeile mit einem gemeinsamen Anfangspunkt dar und ergänzt diese Figur zu einem Parallelogramm. Der diagonale Pfeil vom gemeinsamen Anfangspunkt zur gegenüberliegenden Ecke stellt dann die Summe der beiden Vektoren dar. In der Physik verwendet man diese Konstruktion beim Kräfteparallelogramm.
In Koordinaten berechnet man die Summe komponentenweise: Für die Summe der beiden Vektoren
und
gilt
.
Für die Addition von Vektoren gelten das Assoziativ- und das Kommutativgesetz.
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
Für die Differenz
zweier Vektoren
und
gilt
.
Sie lässt sich auf zwei Arten geometrisch deuten:
- Als die Summe von
mit dem Gegenvektor
von
. Man setzt den Startpunkt eines Pfeils, der den Gegenvektor von
darstellt, an den Endpunkt des Pfeils, der
darstellt.
- Als denjenigen Vektor, der zu
addiert gerade
ergibt. Stellt man
und
durch Pfeile mit demselben Anfangspunkt dar, so wird
durch den Pfeil dargestellt, der vom Endpunkt des zweiten Vektors zum Endpunkt des ersten Vektors führt.
Werden zwei Vektoren addiert (subtrahiert), so addieren (subtrahieren) sich ihre Beträge nur dann, wenn die Vektoren kollinear sind und die gleiche Orientierung haben. Im allgemeinen Fall gilt hingegen die Dreiecksungleichung:
Multiplikation mit einem Skalar
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Vektoren können mit reellen Zahlen (oft Skalare genannt, um sie von Vektoren zu unterscheiden) multipliziert werden (Skalarmultiplikation, auch S-Multiplikation genannt):
Die Länge des resultierenden Vektors ist .
Wenn der Skalar positiv ist, zeigt der resultierende Vektor in dieselbe Richtung
wie der ursprüngliche, ist er negativ, in die Gegenrichtung.
Für die Vektoraddition und die Multiplikation mit einem Skalar gilt das Distributivgesetz:
Skalarprodukt
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Das Skalarprodukt (oder innere Produkt) zweier Vektoren
und
so genannt, weil das Ergebnis ein Skalar ist, wird als
oder
notiert und ist
wobei
der zwischen den beiden Vektoren eingeschlossene Winkel
ist (siehe auch Kosinus).
Stehen die zwei Vektoren rechtwinkelig aufeinander, so ist das Skalarprodukt
null, da
gilt.
Im kartesischen Koordinatensystem berechnet sich das Skalarprodukt zu
insbesondere gilt für das Quadrat eines Vektors
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Geometrisch lässt sich das Skalarprodukt auch wie folgt verstehen (s.
Abbildung): Man projiziert den einen Vektor
senkrecht auf den anderen
und erhält so den Vektor
.
Falls der von den beiden Vektoren eingeschlossene Winkel
ein spitzer Winkel ist, zeigt
in dieselbe Richtung wie
.
In diesem Falle ergibt sich das Skalarprodukt durch die Multiplikation der
beiden Beträge von
und
.
Diese Zahl ist positiv. Handelt es sich hingegen um einen stumpfen Winkel, so
ist die Projektion antiparallel zu
und das Skalarprodukt hat daher ein negatives Vorzeichen. Wenn die beiden
Vektoren einen rechten Winkel einschließen (
),
dann ist die Länge des projizierten Vektors null und damit auch das
Skalarprodukt. (Vertauscht man die beiden Vektoren bei diesem Vorgehen, so
ergibt sich derselbe Wert.)
Diese Operation wird oft in der Physik gebraucht, zum Beispiel, um die Arbeit zu berechnen, wenn die Richtung der Kraft nicht mit der Bewegungsrichtung übereinstimmt.
Für das Skalarprodukt gelten das Kommutativgesetz
und das Distributivgesetz
Kreuzprodukt
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Das Kreuzprodukt (auch vektorielles Produkt, äußeres Produkt
oder Vektorprodukt)
(gesprochen als „a Kreuz b“) zweier Vektoren im dreidimensionalen euklidischen
Vektorraum ist ein
bestimmter Vektor, der senkrecht auf der von
und
aufgespannten Ebene steht. Die Länge
dieses Vektors ist gleich der Fläche des Parallelogramms
mit den Seiten
und
,
also
wobei der von den beiden Vektoren eingeschlossene Winkel hier mit
bezeichnet wird. Das Kreuzprodukt zweier kollinearer
Vektoren ergibt daher den Nullvektor.
Im dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem lässt sich das Kreuzprodukt wie folgt berechnen:
Das Kreuzprodukt ist antikommutativ, d.h., es gilt
Spatprodukt
Die Kombination von Kreuz- und Skalarprodukt in der Form
wird als Spatprodukt bezeichnet. Das Ergebnis ist ein Skalar. Sein Betrag ist das Volumen des Spats, der von den drei
Vektoren aufgespannt wird. Bilden die drei Vektoren ein Rechtssystem,
so ist
positiv. Bilden sie ein Linkssystem,
so ist
negativ. Wenn die Vektoren linear abhängig sind, gilt
.
Länge/Betrag eines Vektors
In kartesischen Koordinaten kann die Länge von Vektoren nach dem Satz des Pythagoras berechnet werden:
Dies entspricht der sog. euklidischen Norm. Die Länge lässt sich in einer alternativen Schreibweise auch als die Wurzel des Skalarprodukts angeben:
Vektoren der Länge 1 heißen Einheitsvektoren. Hat ein Vektor die Länge 0, so handelt es sich um den Nullvektor.
Bei vektoriellen Größen in der Physik spricht man statt von der Länge vom
Betrag eines Vektors. Man kann eine vektorielle physikalische
Größe
als Paar
aus Richtung der Größe als Einheitsvektor
und Betrag der Größe entlang dieser Richtung ansehen. Die Einheit des Betrags
ist dabei gleich der Einheit der physikalischen Größe. So lässt sich
beispielsweise die Geschwindigkeit
eines Hubschraubers, der in konstanter Höhe in südöstlicher Richtung fliegt, durch
und
darstellen. Der Betrag der Bahngeschwindigkeit
beim waagrechten
Wurf (Startgeschwindigkeit in
-Richtung
,
aktuelle Geschwindigkeit in
-Richtung
)
lässt sich angeben als
Dyadisches Produkt

Das dyadische oder tensorielle Produkt
oder
(gesprochen als „a dyadisch b“) zweier Vektoren bildet eine Dyade. Mit
Dyaden kann ein Vektor linear auf einen anderen Vektor abgebildet werden, siehe
Bild. Der Anteil eines Vektors
in Richtung des Vektors
wird dabei in die Richtung des Vektors
gebracht und dabei gestreckt oder gestaucht. Die Abbildung geschieht mit dem
obigen Skalarprodukt:
Im dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem lässt sich das dyadische Produkt wie folgt berechnen:
Das dyadische Produkt ist nicht kommutativ, d.h., im Allgemeinen gilt
aber distributiv mit der Vektoraddition:
Es ist auch verträglich mit der Skalarmultiplikation:
Durch das dyadische Produkt entsteht eine neue Klasse von Objekten der linearen Algebra, die
Matrizen
und linearen
Abbildungen, je nachdem, ob im Koordinatenraum
oder Vektorraum gerechnet wird.
Durch Verknüpfung mehrerer Dyaden (wie in )
entstehen Dyaden höherer Stufe. Dyaden bilden einen Spezialfall von Tensoren. Tensoren spielen in
der Kontinuumsmechanik,
den Maxwell-Gleichungen
des Elektromagnetismus
und der allgemeinen
Relativitätstheorie eine wichtige Rolle.
Komponentenschreibweise
Alternativ zu der hier vorgestellten Schreibweise als Spaltenvektoren können
Vektoren auch in Komponentenschreibweise dargestellt werden. Dabei steht
üblicherweise für die einzelnen Komponenten des Vektors
bezüglich der Standardbasis.
Dadurch lassen sich die Rechenoperationen bezüglich der Standardbasis wie folgt
schreiben:
Spaltenvektoren | Komponentenschreibweise | |
---|---|---|
Addition/Subtraktion | ||
Skalarprodukt | beziehungsweise[Anmerkungen 1]: | |
Betrag | beziehungsweise[Anmerkungen 1]: | |
Kreuzprodukt | beziehungsweise[Anmerkungen 1]: |
- ↑ a b c Unter Verwendung der Einsteinschen Summenkonvention
- ↑
ist das Levi-Civita-Symbol und ist +1 für gerade Permutationen von (1, 2, 3), −1 für ungerade Permutationen und sonst 0.
Siehe auch den Abschnitt Koordinaten und Komponenten eines Vektors unten.
n-Tupel und Spaltenvektoren
In Verallgemeinerung der Koordinatendarstellung von geometrischen Vektoren
werden Elemente von ,
also
-Tupel reeller Zahlen, als
Vektoren bezeichnet, wenn mit ihnen die für Vektoren typischen Rechenoperationen
Addition und skalare Multiplikation ausgeführt werden. In der Regel werden die
-Tupel
als sogenannte Spaltenvektoren
geschrieben, das heißt, ihre Einträge stehen untereinander.
Addition und skalare Multiplikation
Die Addition zweier Vektoren
und die skalare Multiplikation eines Vektors mit einer Zahl
werden komponentenweise definiert:
Die Menge
bildet mit diesen Verknüpfungen einen Vektorraum
über dem Körper
.
Dieser sogenannte Koordinatenraum
ist das Standardbeispiel eines
-dimensionalen
-Vektorraums.
Standardskalarprodukt
Das Standardskalarprodukt ist definiert durch
.
Mit diesem Skalarprodukt ist der
ein euklidischer
Vektorraum.
Multiplikation mit einer Matrix
Ist
eine (
)-Matrix
und
ein Spaltenvektor, so kann man
als einspaltige Matrix in
auffassen und das Matrix-Vektor-Produkt
bilden. Das Ergebnis ist ein Spaltenvektor in
:
Die Multiplikation mit einer ()-Matrix
ist eine lineare
Abbildung von
nach
.
Jede lineare Abbildung lässt sich als Multiplikation mit einer Matrix
darstellen.
Länge bzw. Norm
Die Länge oder Norm eines Vektors ist durch die Quadratwurzel aus dem Skalarprodukt mit sich selbst gegeben:
Neben dieser euklidischen Norm werden auch andere Normen benutzt, siehe p-Norm.
Zeilen- und Spaltenvektoren
Fasst man Vektoren als Matrizen auf, so ist eine -Matrix
ein Spaltenvektor
zu dem es eine -Matrix
als zugehörigen Zeilenvektor gibt, wobei
die Transponierte
von
ist. In dieser Schreibweise ist das Standardskalarprodukt nichts anderes als das
Matrixprodukt einer
-Matrix
mit einer
-Matrix:
Das dyadische Produkt stellt sich als das Matrixprodukt einer -Matrix
mit einer
-Matrix
dar und liefert dann eine
-Matrix:
Eigenschaften von Vektoren
Lineare Abhängigkeit
Vektoren
(
)
heißen linear abhängig, wenn es für die folgende Gleichung eine Lösung
gibt, bei der nicht für alle Koeffizienten
gilt:
Wenn sich jedoch keine Koeffizienten
finden lassen, die diese Bedingung erfüllen, dann nennt man die Vektoren linear
unabhängig.
Der Nullvektor ist linear abhängig, jeder andere Vektor ist linear unabhängig.
Für
lässt sich im Fall der linearen Abhängigkeit mindestens einer der Vektoren als
eine Linearkombination
der anderen darstellen.
Um ein Koordinatensystem für einen -dimensionalen
Raum festzulegen, braucht man genau
linear unabhängige Basisvektoren.
Dann kann man jeden Vektor dieses Raums auf eindeutige Weise als
Linearkombination der Basisvektoren schreiben. Mehr als
Vektoren im
-dimensionalen
Raum sind stets linear abhängig.
Kollinearität zweier Vektoren
Zwei linear abhängige Vektoren
und
nennt man auch kollinear.
Im dreidimensionalen Raum gilt für sie
Jeder Vektor ist mit dem Nullvektor kollinear. Handelt es sich aber um zwei vom Nullvektor verschiedene Vektoren, so sind sie genau dann kollinear, wenn
für ein
erfüllt ist. Sie sind parallel, wenn
positiv und antiparallel, wenn
negativ ist.
Orthogonalität
Zwei Vektoren
und
sind orthogonal, wenn ihr Skalarprodukt gleich 0 ist:
Bei geometrischen Vektoren mit positiver Länge bedeutet dies, dass sie einen rechten Winkel einschließen, siehe Skalarprodukt. Der Nullvektor ist zu jedem Vektor orthogonal.
Normierung
Ein Vektor
(gelesen „a Dach“) heißt Einheitsvektor oder normiert, wenn er die
Länge 1 hat. Man normiert einen Vektor
,
indem man ihn durch seine Länge dividiert, d.h., mit dem Kehrwert seiner
Länge multipliziert:
Der Vektor
hat dieselbe Richtung wie
,
aber die Länge 1. Andere Schreibweisen für
sind
,
oder
.
Einheitsvektoren sind bei der Darstellung von Koordinatensystemen von Bedeutung.
Koordinaten und Komponenten eines Vektors
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Das am weitesten verbreitete Koordinatensystem, das kartesische,
ist z.B. ein Orthonormalsystem,
weil es von den drei zueinander orthogonalen Einheitsvektoren ,
und
der Standardbasis aufgespannt
wird. Die Koordinaten eines Vektors sind dann die Skalarprodukte des
Vektors mit den Basisvektoren:
So kann jeder Vektor als Linearkombination der Basisvektoren dargestellt werden, indem man ihn als Summe seiner Komponenten bezüglich der Basis schreibt:
Durch einen Wechsel zu einer anderen Orthonormalbasis
bekommt der Vektor andere Koordinaten
und andere Komponenten:
Allgemeiner können drei beliebige, aber linear unabhängige Vektoren als Vektorraumbasis benutzt werden.
Verallgemeinerungen
Die Definition des Vektors in der linearen Algebra als Element eines Vektorraumes ist eine viel umfassendere, die neben den herkömmlichen, geometrischen Vektoren verschiedenste mathematische Objekte (Zahlen, Folgen, Funktionen und Transformationen) beinhaltet.
Andererseits sind Vektoren gerade einstufige Tensoren, d.h. Tensoren mit nur einem Index.
Vektoren in der Physik
Vektorgrößen im euklidischen Raum unserer Anschauung
In der klassischen Physik werden physikalische Größen, die einen Betrag und eine Richtung haben, als Vektoren des euklidischen Raums aufgefasst. Beispiele hierfür sind der Ort, die Geschwindigkeit, die Beschleunigung, die Kraft usw. Man kann sie skalaren physikalischen Größen gegenüberstellen, die nur einen Betrag, jedoch keine Richtung haben, wie z.B. Volumen, Masse, Ladung, Temperatur usw.
Diese Auffassung gerichteter physikalischer Größen als Vektoren ist eine Anwendung geometrischer Vektoren. An die Stelle der Verschieberichtung tritt die Richtung der physikalischen Größe. Ihr Betrag entspricht der Verschiebungsweite eines geometrischen Vektors. Die Darstellung solcher Größen durch Pfeile bestimmter Länge veranschaulicht sowohl deren Richtung als auch deren Betrag. Folglich gilt alles, was bereits über geometrische Vektoren gesagt wurde, auch für vektorielle Größen in der Physik, insbesondere auch das über Rechenoperationen und graphische Veranschaulichung Gesagte.
Physikalische Größen lassen sich nur dann addieren, wenn es sich um Größen
derselben Größenart
handelt. Das gilt auch dann, wenn man sie als Vektoren auffasst. Die Addition
wird z.B. durch das Kräfteparallelogramm
veranschaulicht. Vektorsummen sind unter anderem in der Statik von
herausragender Bedeutung, z.B. bei der Definition des Kräftegleichgewichts
.
Das Skalarprodukt wird verwendet, wenn die Projektion eines Vektors in die Richtung eines anderen von Bedeutung ist. Beispielsweise versteht man unter dem physikalischen Begriff Arbeit das Produkt einer Kraft und eines Weges in Kraftrichtung. Deswegen berechnet man die Arbeit über das Skalarprodukt der Kraft und des Weges. Außerdem ist das Skalarprodukt wichtig bei der Komponentenzerlegung eines Vektors. Das Kreuzprodukt hingegen findet überall dort Verwendung, wo eine Gesetzmäßigkeit der Drei-Finger-Regel folgt, wie z.B. bei der Lorentzkraft oder dem Drehmoment. Sowohl beim Skalarprodukt als auch beim Kreuzprodukt ergibt sich die Einheit der resultierenden physikalischen Größe durch die Multiplikation der Einheiten beider Faktoren.
Ist ein physikalischer Vektor selbst eine Funktion des Ortes, spricht man von einem Vektorfeld. Es kann durch Feldlinien veranschaulicht werden, wobei die Tangente an die Feldlinie die Richtung des Vektors angibt. Der Betrag des Vektors wird durch die Dichte der Feldlinien dargestellt. Als Beispiele wären hier vor allem die elektrischen und magnetischen Felder sowie die Geschwindigkeitsfelder in Strömungen zu nennen. Bei der mathematischen Behandlung der Felder erweist sich die Vektoranalysis als äußerst wichtiges Werkzeug, z.B. in der Elektrodynamik oder in der Strömungsmechanik.
Vektoren in nicht-euklidischen Räumen der relativistischen Physik
An die Stelle des dreidimensionalen euklidischen Raums tritt in der Relativitätstheorie die nichteuklidische vierdimensionale Raumzeit. Vektorielle Größen wie die Vierergeschwindigkeit oder der Viererimpuls werden hier dementsprechend als vierdimensionale Vektoren dargestellt.
Transformationsverhalten von Vektoren
In der Physik werden Vektoren (auch) durch ihr Transformationsverhalten beim Wechsel von Bezugssystemen charakterisiert.
Polare und axiale Vektoren
Je nach Transformationsverhalten unter Punktspiegelungen des Ortes unterscheidet man zwischen polaren und axialen Vektoren, in der älteren Literatur auch Schub- und Drehvektoren genannt: In euklidischen Vektorräumen geht jeder Vektor bei der räumlichen Punktspiegelung in sein Negatives über, Axialvektoren dagegen bleiben dabei unverändert. So ändern beispielsweise der Ort, die Geschwindigkeit, der Impuls und das elektrische Feld bei räumlicher Punktspiegelung ihr Vorzeichen, nicht aber der Drehimpuls oder das magnetische Feld. Polare und axiale Vektoren sind wegen ihres unterschiedlichen Transformationsverhaltens Elemente verschiedener Vektorräume. Das Kreuzprodukt muss dabei als bilineare Abbildung zweier Vektorräume in einen dritten angesehen werden.
Diese Sichtweise in der Physik ist davon abhängig, ob man in einem euklidischen oder nicht-euklidischen Raum arbeitet.
Transformationsverhalten im euklidischen- und Minkowski-Raum
Für den physikalischen Vektorbegriff ist das Transformationsverhalten unter der Isometriegruppe der entsprechenden Metrik des zugrunde gelegten Raumes von Bedeutung. Der dreidimensionale Raum der klassischen Mechanik wird als euklidischer flacher Raum modelliert, während die vierdimensionale Raumzeit der Relativitätstheorie als Minkowski-Raum mit einer gekrümmten Metrik versehen wird. Diese Räume sind Mannigfaltigkeiten in denen Vektoren kontravariante Tensoren erster Stufe darstellen, was ihr Transformationsverhalten festlegt. Die Isometriegruppen sind im euklidischen Raum die Drehgruppe und im Minkowski-Raum die Lorentz-Gruppe.
Nicht alle Vektoren im Dreidimensionalen sind Teile von Vierervektoren. Der Drehimpuls transformiert beispielsweise unter Lorentztransformationen nicht wie ein Teil eines Vierervektors, sondern zusammen mit dem anfänglichen Energieschwerpunkt wie die sechs Komponenten eines antisymmetrischen Tensors. Ebenso transformieren die elektrische und magnetische Feldstärke wie die sechs Komponenten eines antisymmetrischen Tensors.
Vielteilchensysteme
mit
Teilchen beschreibt man mit Vektoren in
-dimensionalen
Vektorräumen, auf die die dreidimensionale Drehgruppe getrennt wirkt.
Weitere Verwendungen des Vektorbegriffs in der Physik
Mehrteilchen-Systeme von
Teilchen beschreibt man durch Vektoren in
-dimensionalen
Vektorräumen, bzw. – in der hamiltonschen
Mechanik – im
-dimensionalen
Phasenraum, der nicht nur
die Ortskoordinaten, sondern auch die Impulskoordinaten umfasst. Schließlich
werden die Zustände
quantenmechanischer Systeme als Vektoren in Funktionenräumen dargestellt. Hier
erweist sich insbesondere die Bra-Ket-Notation,
die von Paul Dirac eingeführt wurde,
als hilfreich.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.03. 2024