Linearkombination
Unter einer Linearkombination versteht man in der linearen Algebra einen Vektor, der sich durch gegebene Vektoren unter Verwendung der Vektoraddition und der skalaren Multiplikation ausdrücken lässt.
Definition
Linearkombinationen endlich vieler Vektoren
Sei
ein Vektorraum über dem Körper
.
Außerdem seien endlich viele Vektoren
aus
gegeben. Dann nennt man jeden Vektor
,
der sich in der Form
mit Skalaren
schreiben lässt, eine Linearkombination von
.
Die Faktoren
in der obigen Darstellung nennt man die Koeffizienten
der Linearkombination. Auch die Darstellung selbst wird als Linearkombination
bezeichnet.
Beispiel: Im dreidimensionalen (reellen)
Vektorraum
ist der Vektor
eine Linearkombination der Vektoren
und
,
denn
Die Koeffizienten
und
sind in diesem Beispiel reelle Zahlen, denn
ist ein reeller Vektorraum.
Linearkombinationen beliebig vieler Vektoren
Linearkombinationen von unendlich vielen Elementen betrachtet man nur unter der Voraussetzung, dass in Wirklichkeit nur endlich viele hiervon in der Summe verwendet werden.
Sei
ein Körper
und
ein
-Vektorraum.
Ferner sei
eine durch die Indexmenge
indizierte Familie
von Vektoren
.
Hat man dann zu jedem
einen Koeffizienten
derart, dass fast alle Koeffizienten Null
sind, so ist
die zugehörige Linearkombination. Dass nur endlich viele Koeffizienten (und damit Summanden) von 0 verschieden sind, ist erforderlich, damit die Summe überhaupt definiert werden kann. Eine konvergente Reihe ist also im Allgemeinen keine Linearkombination ihrer Summanden.
Linearkombinationen in Linksmoduln
In einer weiter gehenden Verallgemeinerung ergibt der Begriff der Linearkombination bereits einen Sinn, wenn man Ringe statt Körpern und Linksmoduln statt Vektorräumen betrachtet. Viele der aus der linearen Algebra bekannten, einfachen Operationen lassen sich auch in dieser Allgemeinheit durchführen, lediglich das Auflösen nach einem Vektor aus einer Linearkombination kann misslingen, denn dazu muss man mit dem Inversen des Koeffizienten vor diesem Vektor multiplizieren und der Ring enthält diese Inversen in der Regel nicht.
Allgemeines
In einem Vektorraum
ist jede Linearkombination von Vektoren wieder ein Element des Vektorraums. Die
Menge aller Linearkombinationen einer Menge von Vektoren wird ihre lineare Hülle
genannt, sie ist stets ein Untervektorraum
von
.
Lassen sich alle Vektoren in
als Linearkombination aus einer Menge
darstellen, dann ist
ein Erzeugendensystem
von
.
Der Nullvektor eines Vektorraums lässt sich immer als Linearkombination einer gegebenen Menge von Vektoren ausdrücken. Sind alle Koeffizienten einer solchen Linearkombination gleich 0 (Nullelement des zugrundeliegenden Körpers), so spricht man von einer trivialen Linearkombination. Sind die gegebenen Vektoren linear abhängig, so lässt sich der Nullvektor auch als nicht triviale Linearkombination schreiben. Allgemein sind die Koeffizienten einer Linearkombination von Vektoren genau dann eindeutig bestimmt, wenn die Vektoren linear unabhängig sind.
Linearkombinationen, deren Koeffizienten nicht beliebige reelle oder komplexe
Zahlen, sondern ganze
Zahlen sind (man spricht dann auch von einer ganzzahligen
Linearkombination), spielen beim erweiterten
euklidischen Algorithmus eine zentrale Rolle; er liefert eine Darstellung
des größten
gemeinsamen Teilers zweier ganzer Zahlen
als Linearkombination von
und
:
.
Spezialfälle
Die hier betrachteten speziellen Linearkombinationen verwenden eine Ordnung
auf dem Koeffizientenkörper, sie beschränken sich daher auf -
oder
-Vektorräume.
Positive Koeffizienten
- Sind die Koeffizienten
der Linearkombination alle größer oder gleich null, so spricht man von einer konischen Linearkombination. Sind die Koeffizienten der Linearkombination alle echt größer als null, so spricht man von einer Positivkombination.
Affine Kombination
- Ist die Summe der Koeffizienten gleich 1, so handelt es sich um eine Affinkombination. Diese Definition ist für beliebige Linksmoduln möglich.
Konvexkombination
In reellen Räumen nennt man eine Linearkombination Konvexkombination, wenn alle Koeffizienten aus dem Einheitsintervall [0,1] stammen und deren Summe 1 ergibt:
.
Dabei kann die Bedingung
entfallen, denn sie ergibt sich automatisch aus der Summenbedingung und der
Nichtnegativität der Koeffizienten. Mit obigen Bezeichnungen gilt daher in
reellen Räumen: Eine Linearkombination ist genau dann eine Konvexkombination,
wenn sie konisch und affin ist.
Konvexkombinationen von Konvexkombinationen sind wieder Konvexkombinationen. Die Menge aller Konvexkombinationen einer vorgegebenen Menge von Vektoren heißt deren konvexe Hülle.
Literatur
- Gerd Fischer: Lineare Algebra. 14., durchgesehene Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-03217-0.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.12. 2020