Folge (Mathematik)
Als Folge oder Sequenz wird in der Mathematik
eine Auflistung (Familie)
von endlich oder unendlich vielen fortlaufend nummerierten Objekten
(beispielsweise Zahlen) bezeichnet. Dasselbe Objekt kann in einer Folge auch
mehrfach auftreten. Das Objekt mit der Nummer ,
man sagt hier auch: mit dem Index
,
wird
-tes
Glied oder
-te
Komponente der Folge genannt. Endliche wie unendliche Folgen finden sich in
allen Bereichen der Mathematik. Mit unendlichen Folgen, deren Glieder Zahlen
sind, beschäftigt sich vor allem die Analysis.
Ist
die Anzahl der Glieder einer endlichen Folge, so spricht man von einer Folge der
Länge
,
einer
-gliedrigen
Folge oder von einem
-Tupel. Die Folge
ohne Glieder, deren Index-Bereich also leer ist, wird leere Folge, 0-gliedrige
Folge oder 0-Tupel genannt.
Beispiele
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5-Tupel von ganzen Zahlen
4-Tupel trigonometrischer Funktionen
Folge der Primzahlen
Unendliche Folge von Mengen
Allgemeine unendliche Folge, deren Terme fortlaufend indiziert sind. Als Indizierungsbeginn ist hier die Null gewählt.
Schreibweise
Allgemein schreibt man für eine endliche Folge ,
also
,
und bei unendlichen Folgen
,
also
.
Das
steht dabei für ein beliebiges Folgenglied; die runde Klammer fasst diese zu
einer Folge zusammen, dann wird der Laufbereich des Index dargestellt (dieser
darf fehlen, wenn er implizit klar ist). Statt der runden Klammern werden
manchmal auch spitze verwendet (also
);
statt der Kommas können Semikola verwendet werden, wenn eine Verwechslungsgefahr
mit dem Dezimaltrennzeichen besteht.
Der Unterschied zu der Menge
der Folgenglieder
oder
besteht darin, dass es auf die Reihenfolge der
ankommt und dass mehrere Folgenglieder denselben Wert haben können.
- Beispiel: Die Folge (0, 1, 0, 2, 0, 4, 0, 8, …) hat die Bildmenge (oder unterliegende Menge) {0, 1, 2, 4, 8, …}. Die Folge (1, 0, 2, 0, 0, 4, 0, 0, 0, 0, 8, …) hat dieselbe Bildmenge. In beiden Folgen tritt der Wert 0 mehrfach auf.
Formale Definition
Formal definiert ist eine unendliche Folge eine Abbildung,
die jedem Index
aus der als Indexmenge
verwendeten Menge der natürlichen
Zahlen
ein Folgenglied
aus der Zielmenge
zuordnet. Die Wahl des Anfangsindex ist jedoch letztlich willkürlich. In der
Schulmathematik und in den häufigsten Anwendungsfällen ist
die Menge der reellen
Zahlen
.
Es werden aber auch zum Beispiel Folgen
von Mengen und Funktionenfolgen
betrachtet.
Für eine endliche Folge (Tupel)
mit
Gliedern definiert man den Index statt aus
aus einer endlichen Menge, üblicherweise entweder aus der Menge
oder aus der Menge
.
Gelegentlich findet sich für derartige Indexmengen die Notation
.
Anwendungen
Unendliche Folgen können gegen einen Grenzwert konvergieren. Die Theorie der Grenzwerte unendlicher Folgen ist eine wichtige Grundlage der Analysis, denn auf ihr beruhen die Berechnung von Grenzwerten von Funktionen, die Definition der Ableitung (Differentialquotient als Grenzwert einer Folge von Differenzenquotienten) und der riemannsche Integralbegriff. Wichtige Folgen erhält man als Koeffizienten von Taylorreihen analytischer Funktionen. Manche elementare Funktionen führen dabei auf besondere Folgen, so die Tangens-Funktion auf die bernoullischen oder der Secans hyperbolicus auf die eulerschen Zahlen. Zum Beweis der Konvergenz einer Folge ist die Methode der vollständigen Induktion ein nützliches Hilfsmittel.
Eine Reihe ist eine spezielle Folge von Zahlen, deren -tes
Glied sich aus der Summe der ersten
Glieder einer anderen Zahlenfolge ergibt. Zum Beispiel ergibt sich die Reihe (1,
3, 6, 10, 15, …) aus der Folge (1, 2, 3, 4, 5, …). Reihen finden in vielen
Bereichen der Mathematik Anwendung. Siehe dazu den Artikel Reihe (Mathematik).
Bildungsgesetz einer Folge
Es gibt mehrere Möglichkeiten eine Folge anzugeben:
- Nennen aller Folgenglieder (nur für endliche Folgen möglich)
- Funktionsgleichung
- Reihe
- Rekursion
- Algorithmus
Eine endliche Folge kann man angeben, indem man sämtliche Folgenglieder nennt. Bei einer unendlichen Folge geht das nicht, stattdessen muss man das Bildungsgesetz der Folge in anderer Form mitteilen.
Folgen, deren Bildungsgesetz sich als Funktionsvorschrift oder Rekursion mitteilen lässt, werden zuweilen regelmäßige Folgen genannt.
Angabe von Anfangsgliedern
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Die in manchen Intelligenztests gestellte Aufgabe, eine Folge fortzusetzen, deren erste Glieder gegeben sind, ist aus mathematischer Sicht problematisch. Auch durch noch so viele Anfangsglieder ist der weitere Verlauf einer Folge nicht eindeutig festgelegt. Es gibt nur mehr oder weniger plausible Fortsetzungen.
- Beispiele:
- Gegeben ist 0, 1, 2, 3. Am plausibelsten ist die Fortsetzung 4, 5, 6, …, also die Folge aller natürlichen Zahlen. Möglich ist aber auch die Fortsetzung 0, 1, 2, 3, 0, …, und zwar als die periodische Folge der kleinsten positiven Reste der natürlichen Zahlen modulo 4. In einem Computer werden ganze Zahlen oft mit 32 Bit im Zweierkomplement, also als die absolut kleinsten Reste modulo 232 dargestellt. Beim sukzessiven Erhöhen eines Registers durchläuft man dann die Zahlenfolge 0, 1, 2, 3, …, 2147483647, −2147483648, −2147483647, …, −1 und periodisch weiter.
- Für die Zahlenfolge 3, 1, 4, 1, 5 ist eine plausible Fortsetzung 1, 6, 1,
7, … Andere würden die Dezimaldarstellung der Kreiszahl
wiedererkennen und die Fortsetzung 9, 2, 6, … vorschlagen.
Die Online-Enzyklopädie der Zahlenfolgen (OEIS) enthält zigtausende mathematisch relevanter Folgen. Darin kann man nach einer gegebenen Teilfolge suchen.
Angabe einer Funktionsvorschrift
Für viele, aber keineswegs alle Folgen kann man die Funktionsvorschrift
als eine geschlossene Gleichung angeben.
In den folgenden Beispielen legen wir Indizes aus der Menge
zugrunde:
- Die Folge der natürlichen Zahlen 0, 1, 2, 3, … Dieses Beispiel ist speziell, weil die Werte von Folgenglied und Index übereinstimmen. Die Funktionsvorschrift lautet einfach
- Die Folge der ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, … hat die Funktionsvorschrift
- Die Folge der Zweierpotenzen 1, 2, 4, 8, …
Daran anknüpfende Aufgaben
Das Problem, zu einer gegebenen Funktionsvorschrift die Anfangsglieder zu
bestimmen, ist einfach lösbar. Man nimmt nacheinander die Werte ,
,
usw., setzt sie jeweils in die Funktionsvorschrift ein und berechnet auf diese
Weise die Folgenglieder
,
,
usw. Zweck dieser Rechnung ist es, sich ein erstes Bild vom Verlauf einer Folge
zu machen. Aber Achtung: Eine Folge kann für wirklich große Indizes einen ganz
anderen Verlauf nehmen als nach den ersten zehn oder hundert Gliedern zu
erwarten war. Beispiel: die Folge
,
die bis
monoton zunimmt, dann aber wieder abnimmt, wie man durch Einsetzen höherer
Zehnerpotenzen überprüfen kann.
Die Umkehraufgabe, zu gegebenen Anfangsgliedern eine Funktionsvorschrift zu
bestimmen, ist dagegen deutlich schwieriger. Streng genommen kann es gar keine
eindeutige Lösung geben, denn jeder Folgenanfang lässt sich wie oben beschrieben
in verschiedener Weise fortsetzen. In der Praxis wird diese Aufgabe daher nur
für Folgen gestellt, deren Glieder ,
,
usw. in einigermaßen überschaubarer Weise vom Index
abhängen. Im Einzelnen können folgende Eigenschaften überprüft werden:
- Ist die Folge alternierend? Wenn ja, bekommt man das richtige Vorzeichen durch
einen Faktor
in der Funktionsvorschrift. Beispiel: 0, −1, 2, −3, 4, … hat die Vorschrift
.
- Sind die Folgenglieder Brüche? Wenn ja, konstruiere man unabhängig
voneinander Funktionsvorschriften für Zähler und Nenner. Beispiel: 1/1,
2/2, 3/4, 4/8, … hat die Vorschrift
.
- Nehmen die Folgenglieder um konstante Differenzen
zu (oder ab, mit
)? Wenn ja, hat man eine arithmetische Folge
. Beispiel: 1, 3, 5, 7, … hat die Vorschrift
.
- Genügen die Differenzen zwischen aufeinander folgenden Gliedern einem einfacheren Bildungsgesetz als die Folgenglieder selbst? Wenn ja, kann man die Folge als eine Reihe auffassen (siehe dazu unten). Beispiel: Für 1, 3, 6, 10, 15, … lauten die Differenzen 1, 2, 3, 4, …
- Stehen aufeinander folgende Folgenglieder in einem konstanten Verhältnis
zueinander? Wenn ja, hat man eine geometrische Folge
. Beispiel: Die Folge 100; 80; 64; 51,2; … nimmt von Glied zu Glied um einen Faktor 0,8 ab; also lautet die Vorschrift
.
Erschwert wird die Suche nach einer Funktionsvorschrift dadurch, dass die ersten ein oder zwei Folgenglieder (zu den Indizes 0 und 1) oft aus dem Rahmen zu fallen scheinen. Das liegt daran, dass ein Summand 0, ein Faktor 1 oder Exponent 0 oder 1 in aller Regel nicht ausgeschrieben, sondern sofort ausgerechnet werden. In der gekürzten Form 1, 1, 3/4, 1/2, … ist dem oben genannten Beispiel 1/1, 2/2, 3/4, 4/8, … die Funktionsvorschrift schwer anzusehen.
Angabe als Reihe
Eine Folge ,
deren
-tes
Glied die Summe der ersten
Glieder einer anderen Folge
ist, heißt eine Reihe:
Der mit Hilfe des Summenzeichens geschriebene
Ausdruck
ist also eine Abkürzung für den Ausdruck
.
Innerhalb und außerhalb des Summenzeichens sind unterschiedliche Indizes zu
verwenden. Dass speziell
und
gewählt wurden, entspricht einer weit verbreiteten Konvention, ist aber nicht
zwingend.
Um
als konkreten Zahlenwert zu berechnen, muss ein konkreter Zahlenwert für den
Index
vorgegeben werden. Im Gegensatz dazu ist der Index
kein (von außen) vorzugebender Wert, sondern durch die Summationsvorschrift
selbst festgelegt. Welches
auch immer gegeben ist, für den Laufindex
müssen nacheinander die Werte 0, 1, …,
eingesetzt und die Summe der zugehörigen
,
,
…,
berechnet werden.
Man kann jede Folge
als eine Reihe auffassen, indem man aus den Differenzen aufeinander folgender
Glieder eine zugehörige Folge
konstruiert. Folge und Reihe sind also nicht scharf voneinander trennbar. Die Zeitreihen der Wirtschaftswissenschaftler sind eigentlich Folgen. Viele Erklärungsmodelle modellieren aber nicht absolute Werte, sondern deren zeitliche Veränderungen, was für die Auffassung der absoluten Werte als Glieder einer Reihe spricht.
Konkreten Nutzen bringt die Deutung einer Folge als Reihe, wenn man die
Summation für beliebige
ausführen kann. Summationsformeln
sind zum Beispiel bekannt für die arithmetische
Reihe und die geometrische
Reihe.
Die Deutung einer unendlichen Folge als Reihe erleichtert es zu bestimmen, ob
und wenn ja gegen welchen Grenzwert die Folge konvergiert. Für unendliche Reihen
gibt es eigene Konvergenzkriterien.
Umgekehrt kann man aus der Konvergenz einer Reihe (d.h., in obiger
Schreibweise, der Konvergenz von )
immer darauf schließen, dass die Folge der Summanden (in obiger Schreibweise
also die Folge
)
gegen Null konvergiert.
Angabe einer Rekursion
Das Bildungsgesetz einer Folge kann auch rekursiv
angegeben werden. Dazu nennt man
Anfangswerte (mit
;
meistens ist
oder
)
sowie eine Vorschrift, wie ein Folgenglied
aus den vorhergehenden
Gliedern
berechnet werden kann.
Das bekannteste Beispiel für eine Folge, die sich wesentlich einfacher durch
eine Rekursionsvorschrift als durch eine Funktionsvorschrift beschreiben lässt,
ist die Fibonacci-Folge
0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, … Für sie ist ,
gegeben sind die zwei Anfangsglieder
und
sowie die Rekursionsvorschrift
Die explizite Formel von Moivre und Binet für die Folgenglieder
steht in engem Zusammenhang mit dem Goldenen
Schnitt und der Goldenen Zahl .
Man beachte, dass die
alle ganzzahlig sind, da sich die ungeraden Potenzen der
heraussubtrahieren.
Für manche Folgen kann man umgekehrt aus der Funktionsvorschrift eine Rekursionsvorschrift ableiten. Zum Beispiel folgt für die geometrische Folge aus der Funktionsvorschrift
die Rekursionsvorschrift
Die Rekursion
definiert die Folge rationaler Zahlen 2, 3/2, 17/12, …, die gegen
konvergiert.
Angabe über einen Algorithmus
Für manche Folgen gibt es eine klar definierte Konstruktionsvorschrift (Algorithmus), aber keine
Funktionsvorschrift. Das bekannteste Beispiel ist die Folge der Primzahlen 2, 3, 5, 7,
11, … Bereits den alten Griechen (möglicherweise auch Indern) war es
bekannt, wie man immer weitere Glieder dieser Folge berechnet. Eine Möglichkeit
ist, das Sieb
des Eratosthenes anzuwenden. Es gibt jedoch keine Methode, zu einem
gegebenen
die
-te
Primzahl anzugeben, ohne zuvor die gesamte Folge von der ersten bis zur
-ten
Primzahl zu bestimmen. Wenn man nicht die zehnte oder die hundertste, sondern
die
-te
Primzahl wissen möchte, erhöht dies den Rechenaufwand stark.
Die Länge des kürzesten Algorithmus, der eine Folge erzeugt, heißt ihre
Kolmogorow-Komplexität
(manchmal wird diese Bezeichnung in einem engen Sinn nur für Zeichenfolgen, d.h.
endliche Folgen mit endlichen Zielmengen
verwendet). Sie hängt zwar von der verwendeten Programmiersprache ab; nach dem
Invarianztheorem
differieren die Längen für unterschiedliche Sprachen jedoch nur um eine nur
sprachabhängige additive Konstante.
Charakterisierung von Folgen
Wie Funktionen kann man auch Zahlenfolgen über ihr Steigungsverhalten und ihren Bildbereich charakterisieren.
Monotonie
Begriff
Eine Folge heißt monoton steigend, wenn sie von Glied zu Glied gleichbleibt
oder zunimmt, wenn also für alle
aus
gilt:
.
Die Folge heißt streng monoton steigend, wenn sie von Glied zu Glied zunimmt,
wenn also für alle
aus
gilt:
.
Die Begriffe monoton fallend und streng monoton fallend sind analog definiert.
Der Begriff der Monotonie ist jedoch nicht auf reelle Zahlen beschränkt: Jede
geordnete Menge erlaubt eine sinnvolle Verwendung des Begriffs.
Nachweis der Monotonie
Vermutet man, dass eine Folge nicht monoton (bzw. streng monoton) ist, setzt
man ein paar Indizes in die Funktionsvorschrift ein, berechnet die zugehörigen
Folgenglieder und hofft, ein Gegenbeispiel zu finden. Beispiel: Die durch
gegebene Folge ist nicht monoton, denn
aber
.
Wenn man beispielsweise vermutet, dass eine Folge streng monoton fällt,
schreibt man ,
wertet auf beiden Seiten die Funktionsvorschrift aus (indem man auf der rechten
Seite
anstelle von
in die Vorschrift einsetzt), und überprüft die so entstandene Ungleichung, indem
man sie durch Äquivalenzumformungen vereinfacht. Beispiel:
führt auf
,
das ist äquivalent zu
bzw. zur wahren Aussage
.
Manche Funktionsvorschriften lassen sich durch Termumformungen in eine Summe
aus konstanten Termen und einer bekannten, einfacheren Folge zerlegen, deren
Steigungsverhalten schon bekannt ist. Beispiel:
. Wenn man weiß, dass
streng monoton fällt, kann man schließen, dass
streng monoton steigt. Weil der Term 2 konstant ist, steigt auch
>
streng monoton.
Beschränktheit
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Begriff
Eine Folge reeller Zahlen heißt nach oben beschränkt, wenn
sie eine obere Schranke
besitzt, so dass für alle
aus
gilt:
.
Die kleinste obere Schranke einer Folge heißt auch ihr Supremum.
Die Begriffe nach unten beschränkt, untere Schranke und Infimum
sind analog definiert. Eine Folge, die zugleich nach oben und nach unten
beschränkt ist, heißt beschränkt.
Nachweis der Beschränktheit und Bestimmung einer Schranke
Ein Nachweis per Gegenbeispiel ist hier nicht möglich, denn mit auch noch so vielen Beispielen kann man nicht sicherstellen, dass es nicht irgendeine sehr große bzw. sehr kleine Zahl gibt, durch die die Folge beschränkt ist.
Es muss also angenommen werden, dass es eine Schranke gibt. Nun wird die
passende Ungleichung angesetzt, d.h. für eine obere Schranke also .
Auf der linken Seite der Ungleichung wird die Funktionsvorschrift angewandt und
dann nach
aufgelöst. Dadurch erhält man (mit etwas Glück) ein Ergebnis der Form
oder
,
wobei
für einen von
abhängigen Term steht. Im ersten Fall hat man herausgefunden, dass die Folge
nicht nach oben beschränkt ist (egal wie groß
ist, es ist immer möglich, ein noch größeres
zu finden, das die Ungleichung verletzt). Im zweiten Fall versucht man ein
zu finden, für das
ist. Für dieses
ist
immer erfüllt und somit ist der Nachweis gelungen, dass
eine obere Schranke ist.
Auch hier lässt sich der Nachweis einfacher gestalten wenn es gelingt, die Funktionsvorschrift in eine Summe aus einfacheren Termen zu zerlegen.
Sonstige
- Eine Folge, deren Werte abwechselnd positiv und negativ sind, heißt alternierend.
- Eine Folge, deren Glieder alle übereinstimmen, wird konstante Folge genannt.
- Eine Folge, deren Glieder alle ab einem bestimmten Glied übereinstimmen, wird stationäre Folge genannt
- Eine Folge, die gegen 0 konvergiert, heißt Nullfolge.
- Eine Folge, wird abbrechend genannt, falls sie ab einem bestimmten Glied 0 ist, d.h. eine stationäre Nullfolge.
- Eine Folge, die aus Wiederholungen einer endlichen Teilfolge besteht, heißt
periodisch. Es gibt eine Periodenlänge
, und für alle
aus
gilt:
. Teilfolge ist hier als Folge von
in die gewählte Menge zu verstehen.
Eine interessante Aufgabe aus der Analysis besteht darin, zu ermitteln, ob eine Folge konvergiert, und im Falle der Konvergenz, gegen welchen Grenzwert. Eine unendliche Folge, die nicht konvergiert, kann nichtsdestoweniger Häufungspunkte besitzen (Beispiel: die Folge −1/2, 3/4, −5/6, 7/8, … besitzt die Häufungspunkte −1 und 1). Insbesondere hat jede beschränkte Folge in der Menge der reellen Zahlen mindestens einen Häufungspunkt (Satz von Bolzano-Weierstraß).
Die vorgenannte Charakterisierung einer Folge über ihr Steigungsverhalten und ihren Bildbereich kann helfen, zu bestimmen, ob und falls gegen welchen Grenzwert sie konvergiert. Besonders nützlich ist hierbei das Monotoniekriterium, nach dem eine monoton steigende, nach oben beschränkte Folge in der Menge der reellen Zahlen stets konvergiert, wobei ihr Grenzwert mit ihrem Supremum übereinstimmt (Beispiel: die Folge 0, 1/2, 2/3, 3/4, … konvergiert gegen ihr Supremum 1). Entsprechend konvergiert eine monoton fallende, nach unten beschränkte Folge gegen ihr Infimum.
Die Charakterisierungskriterien Monotonie und Beschränktheit lassen sich
verallgemeinern für alle Folgen, deren Zielmenge
geordnet
ist. Konstante, stationäre und periodische Folgen lassen sich für beliebige
Zielbereiche, konvergente Folgen für einen beliebigen metrischen Raum als
Zielbereich definieren.
Wichtige Folgen
Die meisten bekannten Zahlenfolgen können in der On-Line Encyclopedia of Integer Sequences (OEIS) von Neil Sloane nachgeschlagen werden. Diese Datenbank enthielt im Februar 2009 über 155.000 Beschreibungen von Zahlenfolgen.
Weitere oft genannte Zahlenfolgen sind etwa die konstanten
Folgen mit der Funktionsvorschrift
mit einer für alle
festen Zahl
und die durch
(
)
definierte harmonische
Folge.
Arithmetische Folgen und Reihen
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Eine arithmetische Folge ist eine Folge mit konstanter Differenz zwischen aufeinanderfolgenden Gliedern. Beispiele sind die häufig verwendeten Folgen der geraden Zahlen 2, 4, 6, … mit der Funktionsvorschrift
und die der ungeraden Zahlen mit der Funktionsvorschrift
Allgemein lautet die Funktionsvorschrift
wobei
die konstante Differenz bezeichnet.
Folgen, die sich auf arithmetische Folgen zurückführen lassen, nennt man arithmetische Folgen höherer Ordnung. So ist die Folge der Dreieckszahlen eine arithmetische Folge 2. Ordnung.
Folge: | |||||||||||
1. Differenzfolge: | |||||||||||
2. Differenzfolge: |
Arithmetische Folgen -ter
Ordnung sind genau diejenigen Folgen, die sich durch ein Polynom
-ten
Grades beschreiben lassen. Dieses Polynom lässt sich durch Lagrange-Interpolation
aus
beliebigen Folgenglieder finden. Die Dreieckzahlen gehorchen z.B. dem
Bildungsgesetz
.
Folgen auf Basis der Potenzfunktion
Eine Potenzfolge ist eine Folge, für die die Potenzfunktion die Glieder liefert (Erzeugende Funktion)
Die Folge der Quadratzahlen:
0, 1, 4, 9, … hat die Funktionsvorschrift .
Die Folge der Quadratzahlen ist ebenfalls eine arithmetische Folge 2. Ordnung,
da sie sich als Reihe auffassen lässt, der die Folge der ungeraden Zahlen
zugrunde liegt.
Die Folge der Kubikzahlen 0, 1, 8, 27, … besitzt die Vorschrift
was man für -te
Potenzen
der natürlichen Zahlen zu
verallgemeinern kann, wobei
eine beliebige reelle Zahl sein darf. Mit
erhält man die Folge
der Quadratwurzeln der natürlichen Zahlen,
.
Bei negativen Exponenten
ist zu beachten, dass
nicht existiert. Beispielsweise ist es nicht möglich, mit
und der Funktionsvorschrift
das Folgenglied zum Index
zu berechnen. Man kann den Index 0 ausschließen, sich also auf die Indexmenge
beschränken. Oft ist es jedoch zweckmäßiger, die Indexmenge
unverändert zu lassen und stattdessen die Funktionsvorschrift in
abzuändern. Dann lauten die ersten Folgenglieder 1, 1/2, 1/3, 1/4, … In
gleicher Weise kann man eine Funktionsvorschrift für beliebige Exponenten
aufstellen:
Geometrische Folgen
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So wie in einer arithmetischen Folge aufeinanderfolgende Glieder eine konstante Differenz haben, so stehen in einer geometrischen Folge
aufeinanderfolgende Glieder in einem konstanten Verhältnis zueinander, .
Zum Beispiel ergibt sich mit
und
die Folge der Zweierpotenzen
also zum Beispiel für die ersten zehn Glieder die Folge 1, 2, 4, 8, 16, 32,
64, 128, 256, 512, 1024 (jedes Glied ist doppelt so groß wie das
vorangegangene). Wichtig ist diese Folge speziell für die Umwandlung von den in
der Informatik verwendeten Dualzahlen
in Dezimalzahlen
(und umgekehrt). Eine geometrische Folge mit
konvergiert gegen Null, wie beispielsweise die Folge 1; 0,1; 0,01; … zu
:
Wenn
erhält man die triviale Folge 1, 1, 1, …; wenn
,
erhält man aus
die fundamentale alternierende Folge 1, −1, 1, −1, …
Ein Beispiel für die Alltagsanwendung der geometrischen Folge ist die gleichstufige Stimmung der musikalischen Tonleiter – die aufeinanderfolgenden Glieder, hier Halbtonschritte, besitzen zueinander ein konstantes Frequenzverhältnis.
Verallgemeinerungen
In der Topologie ist ein Netz eine Verallgemeinerung einer Folge.
Ebenso wie bei Funktionen kann man neben den hier definierten Folgen mit Werten in Mengen auch Folgen mit Werten in einer echten Klasse definieren, also beispielsweise Folgen von Mengen oder Gruppen.
Folgenräume
Aus Folgen können die Folgenräume gebildet werden, die vor allem in der Funktionalanalysis zur Konstruktion von Beispielen herangezogen werden.
Literatur
- Harro Heuser: Lehrbuch der Analysis, Teil 1, Teubner Verlag, Stuttgart
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.01. 2023