Drehimpuls (Quantenmechanik)
Der quantenmechanische Drehimpuls ist eine Observable in der Quantenmechanik. Sie ist vektorwertig, das heißt, es existieren drei Komponenten des Drehimpulses entsprechend der drei Raumrichtungen. Im Gegensatz zur klassischen Physik kann in der Quantenmechanik zwischen zwei Arten des Drehimpulses unterschieden werden: Bahndrehimpuls und Spin (Eigendrehimpuls). Während der Bahndrehimpuls das quantenmechanische Analogon zum klassischen Drehimpuls ist, besitzt der Spin keine Entsprechung in der klassischen Physik. Bahn- und Eigendrehimpuls entstammen von der physikalischen Sichtweise her unterschiedlichen Gegebenheiten und folgen leicht unterschiedlichen physikalischen Gesetzen, besitzen aber dieselbe mathematische Struktur.
In der Quantenmechanik ist der Drehimpuls immer quantisiert, das
heißt, ein physikalisches System kann nur diskrete Werte des Drehimpulses
annehmen. Dies gilt sowohl für den Betrag als auch für die Komponenten. Diese
Werte werden durch Quantenzahlen
beschrieben und sind ganz- oder halbzahlige Vielfache des reduzierten
Planckschen Wirkungsquantums
(die Wirkung
und der Drehimpuls haben dieselbe Dimension).
Eine Besonderheit des Drehimpulses ist, dass seine Komponenten inkommensurabel sind, also nicht gleichzeitig gemessen werden können. Es ist daher nicht möglich, dass gleichzeitig zwei Komponenten des Drehimpulses mit festen Quantenzahlen vorliegen. Hingegen sind der Betrag des Drehimpulses und eine beliebige Komponente gleichzeitig messbar.
In der Quantenmechanik korrespondieren zu Observablen immer hermitesche Operatoren. Im Fall des Drehimpulses heißt dieser Operator Drehimpulsoperator. Aus der Definition und den Eigenschaften des Drehimpulsoperators folgen die Eigenschaften des quantenmechanischen Drehimpulses.
Definitionen
Drehimpulsoperator
Ein Operator
heißt Drehimpulsoperator, wenn er der Drehimpulsalgebra
gehorcht. Das bedeutet, seine Komponenten erfüllen die Kommutatorrelationen
,
wobei
das Levi-Civita-Symbol
ist und die Einsteinsche
Summenkonvention verwendet wird, sodass über mehrfach auftretende Indizes
summiert wird. Das Levi-Civita-Symbol ist somit die Strukturkonstante der
Drehimpulsalgebra. Diese Bedingung wird erfüllt von den beiden isomorphen Algebren
und
,
also der Lie-Algebra
zur zweidimensionalen speziellen unitären Gruppe und der Lie-Algebra
zur dreidimensionalen speziellen orthogonalen Gruppe.
Da die verschiedenen Komponenten des Drehimpulses nicht kommutieren, sind sie inkommensurabel. Das Quadrat des Drehimpulsoperators
hingegen kommutiert mit allen Komponenten
und ist somit gleichzeitig mit einer beliebigen Komponente messbar. In der
Regel wählt man das Koordinatensystem so, dass
und
angegeben werden.
Die entsprechenden Eigenzustände
des Drehimpulsoperators heißen Drehimpulseigenzustände. Sie können durch die Eigenwerte
zu
und
charakterisiert werden. Man definiert einen Zustand mit den beiden Quantenzahlen
und
,
die die beiden folgenden Eigenwertgleichungen erfüllen:
heißt Magnetische
Quantenzahl.
Leiteroperatoren
Aus dem Drehimpulsoperator lassen sich die zueinander adjungierten
Leiteroperatoren
konstruieren, die durch
definiert sind. Ihre Kommutatorrelationen sind
und
.
Insbesondere sind die Zustände
weiterhin Eigenzustände von
und
.
Sie sind die Eigenzustände zu derselben Drehimpulsquantenzahl, aber zu
verschiedenen magnetischen Quantenzahlen, denn
.
Es folgt also
mit den Normierungskonstanten
bzw.
.
Die Leiteroperatoren erhöhen oder verringern daher die magnetische Quantenzahl
des Zustands um Eins. Aufgrund der Relation
folgt
.
Bahndrehimpuls
Eine Möglichkeit zur Realisierung der Drehimpulsalgebra ist der
Bahndrehimpuls. Der Bahndrehimpulsoperator
ist definiert durch
,
wobei
der Ortsoperator und
der Impulsoperator
sind. Der Bahndrehimpuls folgt damit dem Korrespondenzprinzip,
nach dem zu den klassischen Observablen die in der Quantenmechanik gültigen
Operatoren zu formulieren sind. Für den Operator des Bahndrehimpulses gilt, wie
für den klassischen Drehimpuls auch, dass er zum Ortsvektor und zum Impulsvektor
orthogonal steht:
Eigendrehimpuls
Der Eigendrehimpuls ergibt sich in der Quantenmechanik, da zusätzlich zum
Bahndrehimpuls weitere Operatoren in der Lage sind, die Drehimpulsalgebra zu
erfüllen. Der Betrag des Eigendrehimpulses ist eine fundamentale, d.h.
unveränderliche Eigenschaft eines Teilchens,
die aus seinem Verhalten unter Lorentz-Transformationen
hervorgeht. Da der Spin kein klassisches Analogon besitzt, kann er nicht aus dem
Korrespondenzprinzip hergeleitet werden, sondern es werden Spinoperatoren
eingeführt, die die Drehimpulsalgebra erfüllen. Die Form des Spinoperators wird
durch die Darstellung
der Lorentz-Gruppe beeinflusst, unter der sich das Teilchen bei
Lorentz-Transformationen transformiert und ist immer eine Darstellung der
Lie-Algebra IMG class="text"
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Im Gegensatz zum Bahndrehimpuls steht der Spin nicht notwendig orthogonal zum
Orts- und Impulsvektor.
Eigenschaften
Spektrum und Quantisierung
Das Eigenwertspektrum
des Drehimpulsoperators ist diskret, das bedeutet, der Drehimpuls ist
quantisiert. Die Quantenzahlen
und
müssen verschiedene Bedingungen erfüllen.
Da für jeden hermiteschen Operator
und jeden beliebigen Zustand
gilt, folgt
.
Das bedeutet, für gegebenes
ist
beschränkt. Es existieren also zwei Zustände mit minimaler und maximaler
magnetischer Quantenzahl. Die Leiteroperatoren angewandt auf diese Zustände
müssen daher den Nullvektor ergeben. Dies liefert aus den Normierungskonstanten
die Bedingungen:
und folglich
,
sodass
.
Da die Leiteroperatoren die magnetische Quantenzahl um genau Eins erhöhen
oder erniedrigen, muss nach einer -fachen
Anwendung von
auf
der Zustand
erreicht werden. Dies funktioniert nur für ganz- oder halbzahlige Wert von
.
Somit nehmen sowohl die magnetische als auch die Drehimpulsquantenzahl diskrete
ganz- oder halbzahlige Werte an.
Der Bahndrehimpuls nimmt immer ganzzahlige Werte an, was aus den
definierenden Kommutatorrelationen zusammen mit der Eigenschaft
zu folgern ist.
Der Spin kann sowohl ganz- oder halbzahlig sein. Teilchen mit ganzzahligem Spin
heißen Bosonen,
solche mit halbzahligem Fermionen.
Ausrichtung und Richtungsquantelung
Der Erwartungswert des Drehimpulsoperators ist der räumliche Vektor .
Für einen Eigenzustand
ist
und steht parallel oder antiparallel zur
-Achse.
Daher heißen diese Zustände ausgerichtet zur
-Achse.
Der Betrag dieses Vektors ist
und hängt nur von
ab statt von
.
Einen von
unabhängigen Ausdruck für die Länge erhält man über das Quadrat des
Drehimpulsoperators:
Auch bei maximaler (oder minimaler) Ausrichtung ()
erreicht der Erwartungswert nicht die Länge des Drehimpulsvektors. Dies kann
anschaulich begründet werden: Wenn der Drehimpulsvektor im Raum parallel zur
-Achse
ausgerichtet wäre, dann wären seine
-
und
-Komponenten
Null und somit ohne Unschärfe bestimmt. Das würde im Widerspruch zur
Inkommensurabilität stehen.
Für die Quadrate der Operatoren für die x- und y-Komponente und deren Erwartungswerte gilt
.
Anschaulich liegt der Drehimpulsvektor daher auf einem Kegel mit Höhe
und Radius
,
wobei die Spitze des Kegels im Ursprung liegt. Radius und Höhe sind vorgegeben,
aber man kann nicht sagen, dass sich der Drehimpulsvektor auf diesem Kegel an
einer Stelle befinde, geschweige denn, an welcher Stelle.
Daher unterscheidet sich der quantenmechanische Drehimpuls von einem der
Anschaulichkeit zugänglichen Vektor im dreidimensionalen Raum: Er kann zu keiner
Achse parallel liegen in dem Sinn, dass seine Komponente längs dieser Achse
genau so groß ist wie sein Betrag oder Länge. Trotzdem wird in physikalischen
Texten die maximal mögliche Ausrichtung
vereinfacht oft als „Parallelstellung“ bezeichnet.
Der Öffnungswinkel des Kegels, also der Winkel zwischen -Achse
und Drehimpulsvektor, ist durch
gegeben. Die diskreten Eigenwerte
der z-Komponente kann man sich demnach so veranschaulichen, dass der
Drehimpulsvektor in diesen Zuständen nur bestimmte Winkel zur z-Achse einnehmen
kann. Dies wird als Richtungsquantelung
bezeichnet. Der kleinste mögliche Winkel ist gegeben durch
.
Für große Werte des Drehimpulses strebt
gegen Null. Dies ist mit dem klassischen Limes verträglich, in dem alle
Komponenten des Drehimpulses exakt messbar sind und der Drehimpuls entsprechend
keine Unschärfe in den
-Komponenten
hat. Für den kleinsten (nicht verschwindenden) quantenmechanischen Drehimpuls
ist jedoch
,
was der anschaulich eher „parallel“ zur x-y-Ebene entspricht als zur z-Achse.
Anschauliches Verhalten bei Drehungen und Spiegelung
Der Drehimpulsoperator
entspricht in einigen Aspekten dem anschaulichen Bild des klassischen
Drehimpulses. Insbesondere verhält er sich bei Drehung des Koordinatensystems
genau wie jeder andere Vektor, d.h. seine drei Komponenten
längs der neuen Koordinatenachsen sind Linearkombinationen der drei Operatoren
längs der alten Achsen. Auch gilt
,
so dass die Quantenzahl
erhalten bleibt. Die Gleichheit gilt auch (in einem beliebigen Zustand des
betrachteten Systems) für die drei Erwartungswerte
.
Daher bleibt die Länge des Erwartungswerts des Drehimpulsvektors
bei Drehungen des Koordinatensystems (oder des Zustands) gleich.
Bei Spiegelung des Koordinatensystems verhalten sich der Drehimpulsoperator und sein Erwartungswert ebenfalls genauso wie der mechanische Drehimpulsvektor. Sie bleiben als axiale Vektoren gleich. Axiale Vektoren heißen auch Pseudovektoren.
Zustände im Gegensatz zur Anschauung
Der Betrag des Erwartungswert-Vektors
bleibt zwar bei allen Drehungen und Spiegelungen des Systems gleich, es gibt
aber für Quantenzahlen
Zustände zur selben Quantenzahl, bei denen der Vektor eine andere Länge hat, und
die demnach nicht durch Drehung und Spiegelungen ineinander überführt werden
können. Z.B. ist in einem Zustand
der Erwartungswert
und sein Betrag
.
Das kann je nach Wert von
verschiedene Werte ergeben, außer in den Fällen
und
.
Für
ergibt sich die Länge
zu Null. Die Länge Null ergibt sich für den Erwartungswert des Drehimpulsvektors
auch bei Zuständen wie
,
sofern
und damit für die Erwartungswerte weiterhin
gilt. In solchen Zuständen zeigt das System ein sog. „alignment“, zu deutsch
„Ausrichtung“ (wobei das deutsche Wort aber oft ganz allgemein für den Fall
benutzt wird, dass das System anhand seiner Eigenzustände
in Bezug auf eine vorher gewählte z-Achse betrachtet werden soll).
Im Fall
gilt (s. Abschnitt
„Spin 1/2 und dreidimensionaler Vektor“ im Artikel Spin), dass in jedem
möglichen gegebenen Zustand der Erwartungswert des Drehimpulsoperators die Länge
hat und sich eine Richtung im Raum angeben lässt, relativ zu der diesem Zustand
die Quantenzahl
zuzuordnen ist.
Unterschied von Bahn- und Eigendrehimpuls
Bahndrehimpuls und Eigendrehimpuls wechselwirkeln unterschiedlich mit
externen Magnetfeldern.
Der Hamiltonoperator
eines Teilchens in einem externen Magnetfeld ist nach der Pauli-Gleichung
mit der elektrischen Ladung des Teilchens ,
seiner Masse
,
dem Vektorpotential
und der magnetischen
Flussdichte
.
Der Faktor
heißt gyromagnetischer
Faktor. In einem homogenen, schwachen Magnetfeld kann diese Formel als
geschrieben werden. Der Eigendrehimpuls koppelt somit mit einem Faktor
stärker an ein externes homogenes Magnetfeld als der Bahndrehimpuls. Für elementare Fermionen,
für die die Pauli-Gleichung gilt, kann die unterschiedliche Form der Kopplung
und der anomale Spin-g-Faktor
in erster Näherung aus der Dirac-Gleichung
hergeleitet werden.
Darstellungen
Ortsdarstellung des Bahndrehimpulses
In der Ortsdarstellung
hat der Ortsoperator die Form
und der Impulsoperator die Form
.
Daraus folgt für die Komponenten des Bahndrehimpulsoperators in kartesischen
Koordinaten
und in Kugelkoordinaten
.
Das Quadrat des Bahndrehimpulsoperators hat in Kugelkoordinaten die Form
und entspricht dem Winkelanteil des Laplace-Operators
(bis auf die Konstante ).
Die Kugelflächenfunktionen
sind damit die Eigenfunktionen des Winkelanteils und somit von
.
Es ergibt sich, dass die Kugelflächenfunktionen bereits Eigenfunktionen von
sind und keine zusätzliche Diagonalisierung
zu gemeinsamen Eigenfunktionen stattfinden muss. Die Indizes der
Kugelflächenfunktionen korrespondieren dabei zu den Quantenzahlen des
Bahndrehimpulsoperators
.
Die Drehimpulseigenzustände in Ortsdarstellung sind entsprechend die Kugelflächenfunktionen
,
multipliziert mit einer beliebigen Radialfunktion .
Da im Eigenwertproblem zum Laplace-Operator die Indizes
und
auf ganzzahlige Werte beschränkt sind, können die Quantenzahlen des
Bahndrehimpulses ebenfalls nur ganzzahlige Werte annehmen. Da diese Eigenschaft
unabhängig von der gewählten Darstellung gelten muss, ist dies eine generelle
Aussage.
Die Leiteroperatoren erhält man in Kugelkoordinaten durch das Einsetzen in die Definition und die Eulersche Formel zu
.
Matrixdarstellung
Für ein festes
existieren
Zustände
,
sodass eine
-dimensionale
Basis des Vektorraums existiert. Die Matrixelemente des Drehimpulsoperators sind
daher
,
wobei
das Kronecker-Delta
ist. In der Standardbasis
sind die Drehimpulsoperatoren zu festem
daher
-dimensionale
quadratische Diagonalmatrizen
.
Die beiden Leiteroperatoren sind
,
haben also nur Einträge auf der ersten Nebendiagonalen.
Aus diesen können dann die beiden anderen Drehimpulsoperatoren
und
abgeleitet werden.
Für freie Werte der Drehimpulsquantenzahl
existiert keine endlichdimensionale Darstellung, da diese nach oben nicht
beschränkt ist. Da die Drehimpulsoperatoren Zustände zu verschiedenen
Drehimpulsquantenzahlen jedoch nicht mischen, ist der zugehörige Vektorraum die
direkte Summe der
Vektorräume zu festen Drehimpulsquantenzahlen und die unendlichdimensionale
Darstellungsmatrix somit blockdiagonal. Ihre
Blöcke haben die Größe
und sind die Matrizen der Drehimpulsoperatoren für feste Drehimpulsquantenzahl.
Als Beispiel für die Matrixdarstellung kann der Spinoperator für ein Teilchen mit Spin ½ dienen. Dieser Spinoperator hat insbesondere keine Ortsdarstellung. Man findet
,
wobei
die Pauli-Matrizen
sind.
Drehimpulsoperatoren und die Drehgruppe
Da die Drehimpulsoperatoren Elemente einer Lie-Algebra sind, sind sie die Erzeuger
einer Lie-Gruppe. Die von den
Drehimpulsoperatoren erzeugten Lie-Gruppen sind die spezielle unitäre Gruppe in
zwei Dimensionen
beziehungsweise die dazu isomorphe spezielle orthogonale Gruppe in drei
Dimensionen
.
Diese beiden Gruppen heißen auch Drehgruppen,
da ihre Elemente die Drehmatrizen
sind.
Die Elemente der Lie-Gruppe erhält man durch Anwendung des Exponentials auf die Elemente der Lie-Algebra, in diesem Fall also
.
Diese Gleichung ist unabhängig von der gewählten Darstellung der Lie-Algebra
oder der Lie-Gruppe. Im Fall der adjungierten
Darstellung der
wird der Zusammenhang zwischen Drehimpulsoperator und der Drehung im
dreidimensionalen Raum leicht ersichtlich. In der adjungierten Darstellung sind
die Darstellungsmatrizen die Strukturkonstanten, das heißt,
.
Der Drehimpulsoperator
hat dort also die Darstellungsmatrix
.
Das entsprechende Element der Lie-Gruppe ist
,
was der Drehung eines Vektors im dreidimensionalen Raum um die -Achse
entspricht. Die Rechnung ist für die beiden anderen Drehimpulsoperatoren analog.
Eine allgemeine Drehung kann zum Beispiel mittels der drei Eulerwinkel parametrisiert werden,
,
und mithilfe der Baker-Campbell-Hausdorff-Formel
in ein einziges Exponential über eine Summe von Drehimpulsoperatoren mit den
entsprechenden Koeffizienten umgeschrieben werden. Stellt man die allgemeine
Drehung durch die Richtung der Achse und den Betrag des Drehwinkels dar –
zusammengefasst in einem Vektor
–, entspricht das Ergebnis dem einfachen Operator einer Drehung um eine Achse
.
Addition von Drehimpulsen
Man geht von zwei Drehimpulsen mit den Operatoren
und
aus, zu denen jeweils die Quantenzahlen
und
bzw.
und
gehören. Jeder dieser Drehimpulse hat seinen eigenen Eigenraum, der durch die
Eigenvektoren
zu
bzw.
zu
aufgespannt wird. Die Drehimpulse vertauschen untereinander
.
Nun koppeln die beiden Drehimpulse zu einem Gesamtdrehimpuls:
Somit gilt automatisch .
Die Zustände des Gesamtsystems bilden den Produktraum (tensorielles Produkt) der
Zustände der Einzelsysteme. Darin bilden die Produkte der Basiszustände
der Einzelsysteme eine Basis:
Allerdings sind dies (meistens) keine Eigenvektoren des Gesamtdrehimpulses
,
so dass er in dieser Basis keine Diagonalgestalt besitzt. Daher geht man über
vom vollständigen
Satz kommutierender Operatoren
mit den Eigenzuständen
zum vollständigen Satz kommutierender Operatoren
mit den Eigenzuständen
.
In der neuen Basis hat der Gesamtdrehimpuls wieder eine einfache
Diagonalgestalt:
Die Quantenzahlen zum Gesamtdrehimpuls
und
können folgende Werte annehmen:
.
Den Übergang von der Produktbasis
in die Eigenbasis
geschieht über folgende Entwicklung (Ausnutzen der Vollständigkeit
der Produktbasis):
Dabei sind
die Clebsch-Gordan-Koeffizienten.
Spin-Bahn-Kopplung
- →Hauptartikel: Spin-Bahn-Kopplung
Es wird ein 1/2-Spin mit einem Bahndrehimpuls gekoppelt.
Die Spinquantenzahlen sind auf
und
beschränkt, die Bahndrehimpulsquantenzahlen sind
und
.
Somit kann die Gesamtdrehimpulsquantenzahl
nur die folgenden Werte annehmen:
- für
:
- für
:
.
Jeder Zustand der Gesamtdrehimpulsbasis
setzt sich aus genau zwei Produktbasiszuständen zusammen. Zu gegebenen
kann nur
sein.
für
für
Aus der Forderung der Orthonormiertheit der Zustände sind die Koeffizienten festgelegt:
für
(Die Vorzeichen sind Konvention.)
Als Beispiel soll der Bahndrehimpuls
mit einem Spin
gekoppelt werden. Im Folgenden wird abkürzend
und für die Produktbasis
geschrieben.
Für
gibt es ein Quartett:
Für
gibt es ein Dublett:
Spin-Spin-Kopplung
Im Folgenden werden zwei 1/2-Spins gekoppelt.
Die Spinquantenzahlen sind auf
und
beschränkt. Somit können die Gesamtspinquantenzahlen
und
nur die folgenden Werte annehmen:
, dann
, dann
Im Folgenden schreibe abkürzend
und für die Produktbasis
Für
gibt es ein Triplett:
Für
gibt es ein Singulett:
Literatur
- Wolfgang Nolting: Grundkurs Theoretische Physik 5/2. Quantenmechanik – Methoden und Anwendungen. Springer, ISBN 3-540-26035-8.
- Torsten Fließbach: Quantenmechanik. 4. Auflage. Spektrum, 2005, ISBN 3-8274-1589-6.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.06. 2021