Plancksches Wirkungsquantum
Physikalische Konstante | |
---|---|
Name | Plancksches Wirkungsquantum |
Formelzeichen | h |
Größenart | Wirkung |
Wert | |
SI | 6,626 070 15 · 10−34 Js |
Unsicherheit (rel.) | (exakt) |
Gauß | 6,626 070 15 · 10−27 erg s |
Natürliche E. | 4,135 667 696 … · 10−15 eV·s |
Planck | 2π |
Quellen und Anmerkungen | |
Quelle SI-Wert: CODATA 2018 |

Das Plancksche Wirkungsquantum, oder die Planck-Konstante ,
ist das Verhältnis von Energie
(
)
und Frequenz (
)
eines Photons,
entsprechend der Formel
.
Die gleiche Beziehung gilt allgemein zwischen der Energie eines Teilchens oder physikalischen
Systems und der Frequenz seiner quantenmechanischen
Phase.
Die Entdeckung des Wirkungsquantums durch Max Planck in den Jahren 1899 und 1900 begründete die Quantenphysik. Das Wirkungsquantum verknüpft Eigenschaften, die vorher in der klassischen Physik entweder nur Teilchen oder nur Wellen zugeschrieben wurden. Damit ist es die Basis des Welle-Teilchen-Dualismus der modernen Physik.
Planck betrachtete seinerzeit das Wirkungsquantum neben der Gravitationskonstante und der Lichtgeschwindigkeit als die dritte der fundamentalen Naturkonstanten der Physik. Zusammen bilden diese Konstanten die Grundlage des natürlichen Einheitensystems der Planck-Einheiten. Er gab der von ihm entdeckten Konstanten den Namen „elementares Wirkungsquantum“, weil sie bei „elementaren Schwingungsvorgängen“ eine entscheidende Rolle spielt und sich gemäß der Definition (s.o.) als Quotient einer Energie und einer Frequenz ergibt, weshalb sie die gleiche Dimension wie die physikalische Größe Wirkung hat.
Definition
Das Plancksche Wirkungsquantum
ist für jedes physikalische System, das harmonisch
schwingen kann, das stets gleiche Verhältnis des kleinstmöglichen
Energieumsatzes zur Schwingungsfrequenz. Größere Energieumsätze sind nur
möglich, wenn sie ganzzahlige Vielfache dieses kleinsten Energiebetrages sind.
Darüber hinaus gilt in der Quantenmechanik für jedes physikalische System, dass
das Verhältnis seines gesamten Energieinhalts zur Frequenz seiner quantenmechanischen
Phase ist.
Das Plancksche Wirkungsquantum hat die Dimension von Energie mal Zeit, die Wirkung genannt wird. Es erhält seine universelle Bedeutung durch sein Auftreten in den Grundgleichungen der Quantenphysik (Schrödinger-Gleichung, Heisenbergsche Bewegungsgleichung, Dirac-Gleichung).
Einige allgemeingültige Folgen
- Jede harmonische
Schwingung (mit Frequenz
, Kreisfrequenz
) kann Energie nur in diskreten Beträgen aufnehmen oder abgeben, die ganzzahlige Vielfache des Schwingungsquants
sind.
- Jedes physikalische System kann seinen Drehimpuls
(genauer: die Projektion des Drehimpulsvektors
auf eine beliebige Gerade) nur um ganzzahlige Vielfache von
ändern.
- Jedem physikalischen System mit Impuls
ist eine Materiewelle mit der Wellenlänge
zugeordnet.
- Bei jedem physikalischen System erfüllen Energie
und Kreisfrequenz
seiner quantenmechanischen Phase die Gleichung
.
- Je zwei Variablen eines physikalischen Systems, die zueinander kanonisch
konjugiert sind (z.B. Ort
und Impuls
eines Teilchens, oder verallgemeinerter Ort und verallgemeinerter Impuls, z.B. Drehwinkel und Drehimpuls), erfüllen eine Unschärferelation, der zufolge sie in keinem Zustand des Systems beide gleichzeitig wohldefinierte Werte besitzen können. Vielmehr gilt für die Streuungen
der Werte beider Variablen:
.
Wert und Zeichen
Das Plancksche Wirkungsquantum gehört zu den Naturkonstanten, die zur Definition der Basiseinheiten im Internationalen Einheitensystem verwendet werden und deshalb mit einem exakten Wert definiert wurden. Sein Wert beträgt 6,626 070 15 · 10−34 Js.
Bis zur Änderung der Definition der Basiseinheiten am 20. Mai 2019 musste h experimentell bestimmt werden und war demgemäß mit einer Messunsicherheit behaftet. Der Wert betrug 6,626 070 040(81) · 10−34 Js, wobei die eingeklammerte Zahl die geschätzte Unsicherheit (1 Standardunsicherheit) für den Mittelwert angab und sich auf die beiden letzten angegebenen Dezimalziffern bezog.
Reduziertes Plancksches Wirkungsquantum
Weil Frequenzen oft als Kreisfrequenz
an Stelle der Frequenz
angegeben werden, kommt in vielen Gleichungen an Stelle des Wirkungsquantums
das reduzierte Plancksche Wirkungsquantum
(gesprochen: „h quer“) zum Einsatz. Damit gilt:
.
Es wird auch nach Paul
Dirac als Diracsche Konstante [1]
bezeichnet und sein Wert beträgt:
1,054 571 817 · 10−34 Js.
Oft wird das Produkt
mit der Lichtgeschwindigkeit
benötigt, das wegen seiner Dimension Energie mal Länge einen universellen
Zusammenhang zwischen Energie- und Längenskala ausdrückt.
In den in der Kernphysik
üblichen Einheiten gilt:
Da auch c exakt definiert ist, ist auch das Produkt ħc exakt.
Historisches zur Entdeckung und Rezeption
Wärmestrahlung I (Planck 1899)
Max Planck war 1899 auf eine neue Naturkonstante gestoßen, als er eine thermodynamische Beschreibung der Wärmestrahlung schwarzer Körper, auch Hohlraumstrahlung genannt, entwickelte. Nach dem Kirchhoffschen Gesetz sollten das Spektrum der Wärmestrahlung und dessen Temperaturabhängigkeit, wie sie etwa an Holzkohle beim Übergang von Rotglut zu Weißglut sichtbar ist, für alle ideal schwarzen Körper exakt gleich sein, völlig unabhängig von ihrer sonstigen Beschaffenheit. Die Berechnung des Spektrums galt daher als ein herausragendes ungelöstes Problem der theoretischen Physik.
Die Messwerte zeigen im hochfrequenten (d.h. kurzwelligen) Bereich eine
charakteristische Abnahme zu höheren Frequenzen hin. Diese lässt sich gemäß dem
Wienschen
Strahlungsgesetz gut durch einen Exponentialfaktor
wiedergeben (
Frequenz,
Temperatur,
ein fester Parameter), diese Formel aber widerspricht jeder theoretischen
Herleitung aus der klassischen Physik. Planck konnte jedoch eine neuartige
theoretische Herleitung angeben.
Dazu analysierte er das thermische Gleichgewicht zwischen den Wänden eines
Hohlraums und den elektromagnetischen Wellen in seinem Innern. Die Wände
modellierte er als Ansammlung emittierender und absorbierender Oszillatoren und
wählte für deren Entropie
eine neuartige geeignete Formel mit zwei freien Parametern
und
.
Diesen Parametern kam aufgrund der allgemeingültigen Ableitung nun eine
universelle Bedeutung zu.
erwies sich als der oben im Wienschen Strahlungsgesetz genannte Parameter,
als Produkt von
mit der Boltzmann-Konstante
.
Für
,
das später in
umbenannt wurde, gab Planck den Wert
an, nur 4 % über dem heutigen Wert für
.
Planck erkannte auch, dass diese neuen Konstanten zusammen mit der
Gravitationskonstante und der Lichtgeschwindigkeit ein System von
universellen Naturkonstanten bilden, aus denen sich auch für Länge,
Masse, Zeit und Temperatur universelle Einheiten bilden lassen, die Planck-Einheiten.
Wärmestrahlung II (Planck 1900)
Neue Messungen widersprachen dem Wienschen Strahlungsgesetz, damit auch der
von Planck gefundenen Deutung. Sie zeigten, dass im niederfrequenten (d.h.
langwelligen, infraroten) Teil der Wärmestrahlung die Intensität zu größeren
Frequenzen hin zunächst zunimmt, bevor sie dem Wienschen Strahlungsgesetz
gemäß wieder abnimmt. Diese Zunahme entsprach gut dem
Rayleigh-Jeans-Gesetz,
wie es ohne weitere Annahmen aus der klassischen Elektrodynamik und dem Gleichverteilungssatz
der Statistischen Mechanik abgeleitet worden war. Allerdings sagte dieses Gesetz
auch eine unbegrenzte Zunahme der Intensität bei weiter steigender Frequenz
voraus, was als Ultraviolettkatastrophe
bezeichnet wurde und den älteren Messungen im hochfrequenten Teil des Spektrums
(s.o.) widersprach. Planck fand (wörtlich) „eine glücklich erratene
interpolierende Formel“, die nun mit allen (auch erst danach neu angestellten)
Messungen hervorragend übereinstimmte. Theoretisch herleiten konnte er dieses
als Plancksches
Strahlungsgesetz bezeichnete Ergebnis nur, indem er versuchsweise den
Exponentialfaktor des Wienschen Gesetzes wie den aus der kinetischen Gastheorie
bekannten Boltzmann-Faktor
interpretierte und darin für
die je nach Frequenz
verschiedenen diskreten Energiestufen
ansetzte. Den Buchstaben
nahm er von Hilfsgröße. Der Vergleich mit der Wienschen Formel zeigte,
dass es sich bei
gerade um das erwähnte Produkt
handelt.
Damit schrieb Planck den Oszillatoren die neue Eigenschaft zu, dass sie ihre
Energie nur in endlichen Schritten der Größe
ändern könnten. Er führte damit erstmals eine Quantelung einer scheinbar
kontinuierlich variierbaren Größe ein, eine Vorstellung, die der Physik damals,
als auch die Atomhypothese noch heftig angefeindet wurde, völlig fremd
war. Doch alle Versuche, eine theoretische Herleitung ohne die Annahme diskreter
Energieumsätze zu finden, schlugen fehl. Planck hielt den nicht-kontinuierlichen
Charakter des Energieaustausches zunächst nicht für eine Eigenschaft der
vermeintlich gut verstandenen Lichtwellen, sondern schrieb ihn ausschließlich
den Emissions- und Absorptionsprozessen im Material der Hohlraumwände zu. Mit
großer Verspätung wurde ihm 1918 für die Entdeckung der Quantisierung der Nobelpreis
zuerkannt.
h und die Lichtquanten
Albert
Einstein analysierte 1905 den photoelektrischen
Effekt, der ebenfalls mit der klassischen Physik unvereinbar ist. Einstein
war einer der wenigen Physiker, die die fundamentale Bedeutung von Plancks
Arbeit früh erkannten und nutzten. Er konnte den Effekt mit Hilfe der Lichtquantenhypothese
erklären, der zufolge auch das Licht Quanteneigenschaften aufweist. Demnach
besteht, im Gegensatz zu Plancks damaliger Ansicht, die elektromagnetische
Strahlung selbst aus teilchenartigen Objekten, den Lichtquanten, deren
Energie je nach Frequenz
der Lichtwelle durch die Gleichung
gegeben ist.
Später wurde diese Gleichung die Einsteinsche Gleichung für das
Lichtquant genannt. Damit erkannte er erstmals den Welle-Teilchen-Dualismus,
ein neues Problem für die Physik. Nicht zuletzt deshalb brauchte auch diese
Analyse Jahre, um sich durchzusetzen. 1921 brachte sie Einstein den Nobelpreis
ein.
h und die spezifische Wärme fester Körper
Die Quantisierung der Schwingungsenergie war für Albert Einstein 1907
auch der Schlüssel zur Erklärung eines weiteren unverstandenen Phänomens, der
Abnahme der spezifischen
Wärme fester Körper zu niedrigen Temperaturen hin. Bei höheren Temperaturen
hingegen stimmten die Messwerte meist gut mit dem von Dulong-Petit nach der
klassischen Physik vorhergesagten Wert überein. Einstein nahm an, dass die
Wärmeenergie im festen Körper in Form von Schwingungen der Atome um ihre
Ruhelage vorliegt, und dass auch diese rein mechanische Art von Schwingungen nur
in Energiestufen
angeregt werden kann. Da die im thermischen Gleichgewicht zwischen den einzelnen
Atomen fluktuierenden Energiemengen von der Größenordnung
sind, ergab sich die Möglichkeit, zwischen „hohen“ Temperaturen (
)
und „tiefen“ Temperaturen (
)
zu unterscheiden. Dann hat die Quantelung bei hohen Temperaturen keine
sichtbaren Auswirkungen, während sie bei tiefen Temperaturen die Aufnahme von
Wärmeenergie behindert. Die Formel, die Einstein aus dieser Vorstellung heraus
ableiten konnte, passte (nach geeigneter Festlegung von
für jeden Festkörper) ausgezeichnet zu den damaligen gemessenen Daten. Trotzdem
wurde lange weiter bezweifelt, dass die Plancksche Konstante nicht nur
für elektromagnetische Wellen, sondern auch im Bereich der Mechanik wichtig sein
könnte.
h und die Phasenraumzelle
Viele Gesetze der Thermodynamik, z.B. zur spezifischen Wärme von Gasen
und Festkörpern, aber auch zum irreversiblen Anwachsen der Entropie und zur Form
des dadurch erreichten Gleichgewichtszustands, hatten durch die Statistische
Mechanik (vor allem durch Ludwig
Boltzmann und Josiah
Willard Gibbs) eine mechanische Deutung erfahren. Die statistische Mechanik
gründet in der Annahme der ungeordneten Bewegung extrem vieler Atome oder
Moleküle und ermittelt mit statistischen Methoden die wahrscheinlichsten Werte
von makroskopisch messbaren Größen (wie Dichte, Druck usw.), um den
Gleichgewichtszustand zu charakterisieren. Dazu muss zunächst die Gesamtmenge
aller möglichen Zustände aller Teilchen mathematisch erfasst
werden in einem Zustands-
oder Phasenraum. Legt man
einen bestimmten makroskopischen Zustand fest, dann bilden alle
Teilchenzustände, in denen das System diesen makroskopischen Zustand zeigt, im
Phasenraum ein Teilvolumen. Aus der Größe jedes solchen Teilvolumens wird
ermittelt, mit welcher Wahrscheinlichkeit der betreffende makroskopische Zustand
vorkommen wird. Mathematisch ist also ein Volumenintegral zu bilden, und dazu
braucht man vorübergehend und als Hilfsgröße die Definition eines
Volumenelements, auch Phasenraumzelle genannt. Im Endergebnis aber soll
die Phasenraumzelle nicht mehr auftauchen. Wenn möglich, lässt man ihre Größe in
der erhaltenen Formel gegen Null schrumpfen (wie differentielle Größen generell
in der Infinitesimalrechnung),
wenn nicht, sieht man sie als unerwünschten Parameter an (der z.B. eine
unbekannte additive Konstante bestimmt) und versucht, nur solche
Schlussfolgerungen zu betrachten, die von der Phasenraumzelle unabhängig sind
(z.B. Differenzen, in denen sich die Konstante weghebt). Berechnet man auf
diese Weise die Entropie eines Gases, heißt die Konstante chemische
Konstante. Otto Sackur bemerkte 1913 zu seiner Überraschung, dass man der Phasenraumzelle
eine bestimmte Größe geben muss, damit die chemische Konstante mit den
Messwerten übereinstimmt. Die Phasenraumzelle (pro Teilchen und pro
Raumdimension seiner Bewegung) muss gerade die Größe
haben. Seiner Veröffentlichung
gab er den Titel Die universelle Bedeutung des sog. Planckschen
Wirkungsquantums und Max Planck nannte es von „fundamentaler Bedeutung“,
wenn sich die gewagte Hypothese bewahrheitete, dass dies Ergebnis unabhängig von
der Art des Gases gilt.
Dies war der Fall.
Fundamental an diesem Ergebnis ist insbesondere, dass sich hier ein tiefer
Grund für das Phänomen der Quantisierung zu zeigen beginnt, der in vollem Umfang
allerdings erst Jahre später mit der Quantenstatistik der Strahlung klar wurde.
Eine Phasenraumzelle kann man nämlich auch für Schwingungen definieren, und dann
ergibt sich aus der Einsteinschen Formel ,
dass die Phasenraumzelle für das Lichtquant ebenfalls die Größe
hat: Die für die Größe der Phasenraumzelle maßgebliche physikalische Größe ist
hier die Wirkung,
bei einer Schwingung ist die Wirkung das Produkt aus Energie
und Periode
:
.
h und die Größe der Atome
Die klassische Physik muss bei der Erklärung der stabilen Größe der Atome
versagen. Denn wenn sie eine bestimmte Größe erklären könnte, wäre ein
z.B. halb so großes Atom dann nach denselben Gesetzen genau so gut
möglich. Anders ausgedrückt: Die Grundformeln der klassischen Physik enthalten
nicht genügend Naturkonstanten, als dass man aus ihnen eine Formel für eine
Größe mit der Dimension einer Länge gewinnen könnte. Das Wirkungsquantum kann
diese Lücke schließen, wie schon Planck selber 1899 bemerkte, als er erstmals
die Planckschen Einheiten vorstellte (s.o.). Doch weil das Wirkungsquantum
nach überwiegender Meinung nicht in die Mechanik eingeführt werden sollte, kam
der erste Versuch, es zur Erklärung des Atomradius zu nutzen, erst 1910 durch Arthur Erich Haas
zustande und wurde dann sogar z.T. lächerlich gemacht.
Dabei nahm Haas an, ein Elektron kreise im Feld einer positiven Ladung ,
und setzte die Umlauffrequenz
und die Bindungsenergie
dieses Systems ins Verhältnis
.
Daraus ergibt sich ein Radius im Bereich der aus der Chemie und der kinetischen
Gastheorie bekannten Atomradien.
Mehr Erfolg hatte 1913 Niels Bohr, der in seinem Atommodell vom
gleichen Bild ausging, aber auch Kreisbahnen verschiedener Energie und, vor
allem, die Emission von Lichtquanten beim Quantensprung
von einer zur anderen Bahn einführte. Die Übereinstimmung mit den gemessenen
Wellenlängen, die er allerdings nur durch eine kaum zu begründende
Quantenbedingung (
mit der neuen Hauptquantenzahl
)
erhielt, machte das Modell schnell berühmt. Die tragende Rolle des
Wirkungsquantums beim inneren Aufbau der Atome war bewiesen. Die
Quantenbedingung wurde schnell als Drehimpulsquantelung erkannt, denn die
Kreisbahn zur Hauptquantenzahl
kann durch die Bedingung definiert werden, dass der Drehimpuls des Elektrons den
Wert
hat.
Dieser große Fortschritt machte das Bohrsche Atommodell zum maßgeblichen Ausgangspunkt der weiteren Entwicklungen, obwohl weitere ähnlich große Fortschritte dann jahrelang ausblieben. Insbesondere schlugen die Versuche fehl, Atome mit mehreren Elektronen zu verstehen.
h und die Materiewellen
Der Erfolg des Bohrschen
Atommodells seit 1913 verdankte sich zum guten Teil der Bohrschen
Quantenbedingung, die von außen hart in die Mechanik eingreift, indem sie dem
Elektron nur wenige der mechanisch möglichen Bahnen erlaubt. Aufgrund der
anhaltenden Schwierigkeiten mit der weiteren Entwicklung der Atomtheorie wurde
nach Möglichkeiten gesucht, die Mechanik selbst so umzugestalten, dass sie die
Quantenbedingung von vornherein berücksichtigt. Es sollte die bisherige Quantentheorie
von einer regelrechten Quantenmechanik
abgelöst werden. Den größten Schritt vor dem wirklichen Beginn der
Quantenmechanik leistete Louis de Broglie 1924, indem er materiellen Teilchen, z.B. Elektronen,
Welleneigenschaften
zuschrieb. Er übertrug die für Photonen gefundene Beziehung
zwischen Impuls
und Wellenlänge
auf die von ihm gedachte Materiewelle
des Elektrons. Damit dehnte er den Welle-Teilchen-Dualismus auf Teilchen aus.
Als unmittelbarer Erfolg zeigt sich, dass die Bohrsche Kreisbahn zur
Hauptquantenzahl
gerade den Umfang
hat, mithin die Materiewelle des Elektrons eine stehende Welle darauf ausbilden
kann. Ohne über diese Materiewelle viel sagen zu können, fand Erwin
Schrödinger Anfang 1926 eine Formel für die Ausbreitung dieser Welle in
einem Kraftfeld, mit der er die Wellenmechanik
begründete.
Für die stationären Zustände des Wasserstoffatoms konnte er mit dieser Schrödingergleichung
ohne zusätzliche Quantenbedingung genau die bekannten Ergebnisse berechnen.
Zusätzlich wurden bekannte Fehler des Bohrschen Modells behoben, z.B. dass
das Atom flach sei oder dass der Drehimpuls nicht
sein könne. Als einzige Naturkonstante tritt in der Schrödingergleichung das
Wirkungsquantum
auf. Gleiches gilt für die Gleichung, die Werner
Heisenberg einige Monate zuvor aus einer „quantentheoretischen Umdeutung
kinematischer und mechanischer Beziehungen“ gewann,
womit er die Matrizenmechanik
begründete. Beide Ansätze sind mathematisch äquivalent und werden als
Grundgleichungen der eigentlichen Quantenmechanik angesehen. Weiterhin geblieben
sind allerdings die Schwierigkeiten, sich ein mit dem Welle-Teilchen-Dualismus
verträgliches Bild von den quantenmechanischen Begriffen und Vorgängen zu
machen.
Drehimpuls
Die Bezeichnung „Wirkungsquantum“ war für Planck zunächst alleine durch die
physikalische Dimension
Energie mal Zeit der Konstante
motiviert, die als Wirkung bezeichnet wird. Indes hat der klassische
mechanische Bahndrehimpuls
die gleiche Dimension, und
erwies sich ganz allgemein auch als die für den Drehimpuls maßgebliche
Naturkonstante.
In dem 1913 von Niels
Bohr aufgestellten Atommodell
tritt, nachdem es 1917 zum Bohr-Sommerfeldschen
Atommodell erweitert wurde, der Bahndrehimpulsvektor
des Elektrons als zweifach gequantelte Größe in Erscheinung. Dem Betrag nach
kann er wie im Bohrschen Modell nur ganzzahlige Vielfache von
annehmen:
mit der Drehimpulsquantenzahl
.
Zusätzlich gilt die Bedingung, dass die Projektion des Drehimpulsvektors der
Länge
auf eine Koordinatenachse nur die Werte
annehmen kann, wobei die magnetische
Quantenzahl
ganzzahlig ist (s. Richtungsquantelung)
und auf den Bereich von
bis
beschränkt ist. Für die Bahnen zur Hauptquantenzahl
kann
alle Werte
haben.
In der 1925 von Werner
Heisenberg und Erwin
Schrödinger begründeten Quantenmechanik
ergibt sich die gleiche Quantelung des Bahndrehimpulses, indem dieser durch den
Operator
dargestellt wird. Allerdings hat der Betrag des Drehimpulsvektors nun die Länge
.
Außerdem gehören im Wasserstoffatom zu den Elektronenzuständen mit
Hauptquantenzahl
nach quantenmechanischer Berechnung die Bahndrehimpulsquantenzahlen
,
diese sind also um 1 kleiner als im Bohr-Sommerfeldschen Modell. Dies stimmt mit
allen Beobachtungen überein.
Außer dem Bahndrehimpuls können die Teilchen (ebenso Teilchensysteme) auch Spin besitzen, das
ist ein Eigendrehimpuls um ihren eigenen Schwerpunkt, oft mit
bezeichnet. Auch der Spin wird in Einheiten von
ausgedrückt. Es gibt Teilchen, deren Spin ein ganzzahliges Vielfaches von
ist (Bosonen),
aber auch Teilchen mit halbzahligem Vielfachen von
(Fermionen).
Die Unterscheidung der zwei Teilchenarten Bosonen und Fermionen ist in der
Physik grundlegend. Die Erweiterung von nur ganzzahligen zu halbzahligen
Quantenzahlen des Drehimpulses ergibt sich aus den Eigenschaften des
quantenmechanischen Spinoperators
.
Seine drei Komponenten erfüllen miteinander dieselben Vertauschungsrelationen
wie die Komponenten des Bahndrehimpulsoperators
.
Für den Bahndrehimpuls gilt darüber hinaus
,
dies gilt jedoch nicht für den Spin.
Unschärferelation
In der Heisenbergschen Vertauschungsrelation tritt das (reduzierte) Plancksche Wirkungsquantum als Wert des Kommutators zwischen Orts- und Impulsoperator auf:
Als Folge gilt für das Produkt aus Orts- und Impulsunschärfe die Heisenbergsche Unschärferelation
Von-Klitzing-Konstante
Die Von-Klitzing-Konstante
(mit
als Elementarladung)
tritt beim Quanten-Hall-Effekt
auf. Ihr Wert war bis zum 19. Mai 2019
.
Diese Konstante konnte extrem genau gemessen werden. Daher konnte sie analog zur
modernen Festlegung der Lichtgeschwindigkeit
dazu dienen, die Bestimmung der Planckschen Konstanten
auf sehr genaue Widerstandsmessungen zurückzuführen.
Seit der Änderung am Internationalen Einheitensystem am 20. Mai 2019 (s.o.) hat auch diese Konstante einen exakten Wert von:
Anmerkungen
- ↑ Die Ein-Zeichen-Notation für das reduzierte Plancksche Wirkungsquantum wurde im Jahr 1926 von P. A. M. Dirac eingeführt. Ein kurzer Abschnitt zur Historie findet sich z.B. in M. Jammer: The Conceptual Development of Quantum Mechanics. McGraw-Hill, New York 1966, S. 294. Diracs Originalarbeit: P. A. M. Dirac: Quantum mechanics and a preliminary investigation of the hydrogen atom. Proc. Roy. Soc. A, 110 (1926), S. 561–579.



© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.04. 2022