Gravitationskonstante
Physikalische Konstante | |
---|---|
Name | Gravitationskonstante |
Formelzeichen | |
Wert | |
SI |
6.67430(15) · 10 -11 |
Unsicherheit (rel.) | 2.2·10-5 |
Planck-Einheiten | 1. Gelegentlich wird aber auch |
Quellen und Anmerkungen | |
Quelle SI-Wert: CODATA 2018 |
Die Gravitationskonstante (Formelzeichen
oder
)
ist die fundamentale Naturkonstante,
die die Stärke der Gravitation
bestimmt. In dem Gravitationsgesetz
nach Isaac Newton ergibt sie
direkt die Stärke der Gravitationskraft zwischen zwei Körpern in Abhängigkeit
von ihrem Abstand und ihren Massen,
in der allgemeinen
Relativitätstheorie nach Albert
Einstein bestimmt sie die Krümmung der vierdimensionalen Raumzeit und damit den Ablauf
aller mit der Gravitation zusammenhängenden Erscheinungen. Für die Beschreibung
astronomischer Größen und Vorgänge besitzt sie fundamentale Bedeutung. Der Wert
der Gravitationskonstanten beträgt
wobei bereits die vierte Dezimalstelle unsicher ist.
Definition
Nach dem newtonschen
Gravitationsgesetz ziehen sich zwei kugelsymmetrische Körper mit den Massen
und
,
deren Mittelpunkte einen Abstand
haben, gegenseitig mit der Kraft
an. Die in der Gleichung auftretende Proportionalitätskonstante
ist die Gravitationskonstante.
Diese Form des Gesetzes wurde 1873, 200 Jahre nach Newton, durch Alfred Cornu und Jean-Baptistin
Baille eingeführt.
Newton schrieb sein Gesetz ohne Nennung der Konstante in Form der
Proportionalitäten ,
wie es damals in der wissenschaftlichen Literatur üblich war.
Wert und Einheiten
Im Internationalen Einheitensystem (SI) beträgt der Wert nach der aktuellen Empfehlung CODATA 2018:
(also mit einer geschätzten Standardunsicherheit
von ).
Im CGS-Einheitensystem
hat
den Wert
Die Gravitationskonstante kann auch mit anderen Naturkonstanten ausgedrückt
werden, zum Beispiel mit Hilfe des reduzierten
Planckschen Wirkungsquantums
und der Lichtgeschwindigkeit
(„natürliche
Einheiten“). Nach CODATA 2018 ergibt sich als Wert:
Verglichen mit anderen Grundkräften der Physik ist die Gravitation eine sehr schwache Wechselwirkung, was sich in dem kleinen Wert der Gravitationskonstanten ausdrückt. Berechnet man beispielsweise den Betrag des Verhältnisses zwischen der Gravitationskraft und der elektrostatischen Kraft zwischen zwei Protonen, so erhält man unabhängig vom Abstand:
Messungen
Die Gravitationskraft zwischen der Erde und einem anderen Objekt, d.h.,
sein Gewicht, lässt sich zwar
sehr genau messen, allerdings müsste man, um daraus die Gravitationskonstante
mit gleicher Genauigkeit zu bestimmen, die Erdmasse oder besser die ganze
Massenverteilung in der Erde zuverlässig kennen. Das ist aber nicht gegeben,
sodass zur Messung von
die überaus geringe Anziehungskraft zwischen Körpern bekannter Masse im Labor
bestimmt werden muss. Beispielsweise beträgt die Anziehungskraft zwischen zwei
Körpern von je 100 kg Masse in 1 m Abstand weniger als 10−9
(ein Milliardstel) ihrer Gewichtskraft, und alle andere Materie im Labor oder
außerhalb davon übt auf die Testkörper ebenfalls Gravitation aus. Diese
Messungen gestalten sich daher schwierig. Schon kleinste Temperaturunterschiede,
Luftströmungen, Ungleichmäßigkeiten im Material oder Kriechen des
Materials, sogar die Anzahl der Fahrzeuge auf dem Parkplatz vor dem
Institutsgebäude, verfälschen die Ergebnisse.
Aktueller Stand
Ein Wert für
mit achtstelliger Genauigkeit, wie für andere Naturkonstanten längst erreicht,
würde hier also eine Reduzierung solcher möglichen Störeinflüsse auf
10−17 (ein Hundertbilliardstel) der Gewichtskraft der beteiligten
Körper erfordern. Das ist bisher nicht gelungen. Fünfstellige Genauigkeit ist
somit die höchste, sie wurde für eine Messung von
aus dem Jahr 2000 angegeben. Allerdings gibt es allein aus den letzten drei
Jahrzehnten insgesamt 13 weitere Messergebnisse aus Labors rund um die Welt mit
verschiedenen Apparaturen, die z.T. ähnlich hohe Genauigkeit angeben, sich
aber dennoch bis fast zum Zehnfachen der jeweils angegebenen
Unsicherheitsbereiche unterscheiden. Es wird vermutet, dass die einzelnen
Apparaturen noch unerkannte Schwachstellen haben.
Im Ergebnis kann die relative Unsicherheit im Wert von
derzeit nicht unter 2,2 · 10−5 gedrückt werden. Damit ist
unter den grundlegenden Naturkonstanten zurzeit diejenige mit der geringsten
Messgenauigkeit. Zum Vergleich: Die Rydberg-Konstante
ist in SI-Einheiten mit einer relativen Unsicherheit von
1,9 · 10−12 bekannt, das ist mehr als millionenfach
genauer.
Die – im Vergleich – geringe Genauigkeit von
und die zu große Streubreite der Einzelergebnisse gelten als Mängel. Die
Streubreite könnte außer auf unerkannte Schwachstellen der Messapparaturen auch
auf einen noch unverstandenen Aspekt der Gravitation hinweisen. Die
Ungenauigkeit begrenzt die Möglichkeit, aus der Gravitation eines Himmelskörpers
seine Masse bestimmen zu können. Dazu muss der Himmelskörper von einem Begleiter
umrundet werden, dessen Bahnradius
und Umlaufkreisfrequenz
bekannt sind, sodass der Gravitationsparameter
bestimmt werden kann. Das ist oft mit hoher Genauigkeit möglich, für die Erde
z.B. mit bis zu 10-stelliger Genauigkeit (siehe WGS 84). Dann ergibt sich
die Masse des Himmelskörpers aus
(siehe Keplersche
Gesetze). Das ist trotz der Unsicherheit in
wesentlich genauer, als wenn man die Masse aus dem Durchmesser und dem
Dichteverlauf im Innern des Himmelskörpers schätzte.
In neuesten Experimenten wird die Gravitationskonstante mit zwei unterschiedlichen Verfahren durch die Variation des Versuchsaufbaus der Pendelwaage gemessen:
- Schwingungszeit-Methode: Ein vergoldeter Quarzblock an einer Glasfaser und
zwei jeweils 778 Gramm schwere Stahlkugeln ändern die Torsionsschwingungen,
mit dem Ergebnis der Gravitationskonstanten von
±11,64 ppm.
- Methode zur Messung der Winkelbeschleunigung: Im zweiten Versuchsaufbau
können sich beide Massen (Quarzblock und Stahlkugeln) unabhängig drehen und
der Drehtisch wird so nachgeführt, dass die Torsion kompensiert wird, wodurch
kein Drehwinkel, sondern die Winkelbeschleunigung
(„angular-acceleration-feedback method“) zur Kompensation des
Drehwinkels gemessen wird, woraus ein Wert von
±11,61 ppm abgeleitet wurde.
In früheren Experimenten betrug die Standardabweichung ±47 ppm, sie wurde also um ±36 ppm verbessert.>
Das Cavendish-Experiment
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Die erste Messung der Gravitationskraft zwischen zwei Massen bekannter Größe
gelang Henry
Cavendish im Jahr 1798 mithilfe der eigens dafür erfundenen Gravitationswaage.
Die Waage bestand aus zwei kugelförmigen Testmassen mit zusammen (in heutigen
Einheiten) = 1,46 kg,
die zu einer Hantel verbunden und an einem Torsionsdraht aufgehängt waren,
sodass sie freie horizontale Drehschwingungen ausführen konnten. Zwei große
Kugeln mit einer Gesamtmasse
,
in gleichem Abstand
dicht neben je einer der Testmassen, erzeugten die Anziehungskraft, die die
Testmassen ca. 1° aus der Ruhelage auslenkten. Aus dem Auslenkwinkel wurde die
Torsionskraft
ermittelt, die der Anziehungskraft der großen und kleinen Kugeln bei diesem
Abstand die Waage hält. Die dazu nötige Kenntnis der Torsionssteifigkeit des
Drahtes wurde aus der Periodendauer der Torsionsschwingung gewonnen.
Aus Cavendishs Messwerten ergibt sich durch die Formel
ein Wert für die Konstante
Dies verfehlt den heutigen Wert nur um 1,2 Prozent.
Allerdings war der Begriff einer Gravitationskonstante zu Cavendishs Zeiten
noch gar nicht üblich, vielmehr wurde das Newtonsche Gravitationsgesetz
ausschließlich in Form von Proportionalitäten gebraucht. Dementsprechend
betrachtete er das Verhältnis der beiden Kräfte
und
,
mit denen die kleinen Kugeln von den großen bzw. von der Erde angezogen werden.
Nach Newton gilt:
ist nichts anderes als das (Gesamt-)Gewicht der kleinen Kugeln, sodass die
Erdmasse
hierin die einzige Unbekannte ist. Cavendish konnte aus seinen Messdaten die
Masse der Erde bestimmen. Populär wurde die physikalisch nicht korrekte und
genau genommen sinnlose Formulierung, Cavendish habe „die Erde gewogen“.
Nachdem die Erdmasse, implizit also der Wert der Gravitationskonstante bekannt war, konnten auch die Massen weiterer Himmelskörper des Sonnensystems bestimmt werden.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.12. 2021