Virialsatz
Der Virialsatz (lateinisch vis ‚Kraft‘) ist
eine Beziehung zwischen dem zeitlichen arithmetischen
Mittelwert der kinetischen
Energie
und dem zeitlichen Mittel der potentiellen
Energie
eines abgeschlossenen
physikalischen Systems.
Der Virialsatz wurde 1870 von Rudolf Clausius in dem Aufsatz Über einen auf die Wärme anwendbaren mechanischen Satz aufgestellt. Das Virial ist dabei nach Clausius der Ausdruck
Hierbei bezeichnet
die auf das
-te
Teilchen wirkende Kraft,
dessen Ortsvektor und der Querstrich einen unten näher erläuterten Mittelwert,
z.B. ein Zeit-
oder Scharmittel.
Der Virialsatz ist ursprünglich von Clausius als Satz der klassischen Mechanik
formuliert (als Gleichheit von Virial und mittlerer kinetischer Energie) und
ermöglicht allgemeine Abschätzungen der Anteile potentieller und kinetischer
Energie auch in komplexen Systemen, zum Beispiel in Mehrkörperproblemen in der
Astrophysik. Es gibt auch einen quantenmechanischen Virialsatz und einen
Virialsatz der statistischen Mechanik, aus dem unter anderem das ideale
Gasgesetz und Korrekturen für reale Gase abgeleitet wurden. Die Gültigkeit des
Virialsatzes ist an gewisse Voraussetzungen gebunden, etwa dass im Fall des
Virialsatzes der Mechanik mit zeitlicher Mittelwertbildung Orte und
Geschwindigkeiten der Teilchen beschränkt sind, oder dass ein thermisches
Gleichgewicht herrscht.
Virialsatz der Mechanik
Teilchen in einem konservativen Kraftfeld
Einen einfachen Fall stellen
untereinander nicht wechselwirkende Teilchen in einem äußeren Kraftfeld dar, das
konservativ,
also von einem Potential
abgeleitet ist (die dazugehörende Ladung sei mit
bezeichnet, sie ist für den Fall der Gravitation gerade die Masse). Der
Virialsatz gilt, wie unten dargelegt wird, falls die Bewegung im Endlichen
bleibt, also Ort und Impuls für alle Zeiten beschränkt sind, und lautet
wobei
die kinetische Energie des Teilchens ist und der Querstrich den zeitlichen
Mittelwert für Zeiten
bezeichnet. Nimmt man zusätzlich ein in der Ortsvariablen homogenes Potential
vom Grad
an, das heißt, es gilt
für
,
dann vereinfacht sich die obige Gleichung mit der Eulerschen
Gleichung für homogene Funktionen
zu
wobei
die gesamte potentielle Energie der Teilchen ist. Der Virialsatz ist daher eine
Beziehung zwischen mittlerer kinetischer und mittlerer potentieller Energie.
Untereinander wechselwirkende Teilchen
Für die Ableitung der Gasgesetze und die Anwendung in der Astrophysik ist der
Fall eines abgeschlossenen Systems von
miteinander wechselwirkenden Teilchen von besonderem Interesse. Wie oben ergibt
sich unter der Voraussetzung einer im Endlichen ablaufenden Bewegung der
Virialsatz:
Dabei ist
die Resultierende
der auf das
-te Teilchen
einwirkenden Kräfte, die von anderen
Teilchen des Systems ausgeübt werden. Da ein abgeschlossenes System betrachtet
wird, existieren diesmal keine äußeren Kräfte. Wegen
gilt, ist die Wahl des Ursprungs für die Ortsvektoren
im Virial beliebig. Auf den ersten Blick sieht der Ausdruck im Virial
kompliziert aus, lässt sich aber unter der Annahme, dass die paarweise zwischen
den Teilchen wirkenden Kräfte jeweils von homogenen Potentialen vom Grad
abgeleitet werden können, wie oben auf die Form
bringen.
Folgerungen und Beispiele
Mit der Gesamtenergie
folgt aus dem Virialsatz:
Für den bekannten Fall
(Gravitation, Coulombsche Kraft)
ergibt sich z.B.:
Insbesondere ergibt sich, dass die Gesamtenergie für die Anwendung des
Virialtheorems im Fall
negativ sein muss (da
positiv ist).
Für den Fall harmonischer Schwingungen ()
gilt:
Sonderfälle der Mittelwertbildung
Gewöhnlich bezeichnet der Querstrich wie schon bei Clausius den zeitlichen
Mittelwert für Zeiten .
In bestimmten Sonderfällen kann das aber auch vereinfacht werden.
Geschlossene Bahnen
Liegen geschlossene Bahnen vor, kann das Zeitmittel durch die Mittelung über
eine Periode ersetzt werden. Der Virialsatz folgt hier unmittelbar aus der
Periodizität der Bewegung. In zwei Sonderfällen homogener Potentiale, nämlich
für das Potential des harmonischen
Oszillators ()
und für das Coulombpotential
(
),
erhält man für finite (d.h nicht ins Unendliche gehende) Bewegungen im
Ein- oder Zweikörperproblem immer geschlossene Bahnen.
Vielteilchensystem
Befindet sich ein Vielteilchensystem
im thermischen
Gleichgewicht, kann das System als ergodisch
betrachtet werden, d.h., das Zeitmittel ist gleich dem Scharmittel
für alle Beobachtungsgrößen. Da dies
insbesondere für die kinetische und die potentielle Energie gilt und das
Scharmittel der Energien aus der Summe der Einzelenergien, geteilt durch die
Anzahl
der Objekte, gebildet wird, lässt sich das Scharmittel durch die Gesamtenergien
ausdrücken. Wir erhalten daher für Gleichgewichtssysteme
ohne Mittelung über die Zeit, denn die Werte sind zeitlich konstant (siehe auch unten die Behandlung des Virialsatzes im Rahmen der statistischen Mechanik).
Für das gravitative -Teilchensystem
in der Astrophysik (zum Beispiel als Modell von Galaxien- und Sternhaufen) ist
zu bemerken, dass die oben angegebene Grundvoraussetzung in der Ableitung des
Virialsatzes, dass das System räumlich beschränkt bleibt, für große Zeiträume
nicht gegeben ist. All diese Haufen lösen sich irgendwann auf, da immer wieder
Teilchen durch die gegenseitige Wechselwirkung (Störung) mit den anderen genug
Energie aufsammeln, um zu entkommen. Allerdings sind die Zeiträume, in denen das
geschieht, sehr lang. In der Astrophysik definiert die Relaxationszeit
eines Sternhaufens oder einer Galaxie die Zeit, in der sich eine
Gleichgewichtsverteilung einstellt.
Sie beträgt bei der Milchstraße
Jahre
(bei einem Alter von
Jahren)
und für typische Kugelsternhaufen
Jahre.
Innerhalb des Zeitraums
erreichen 0,74 Prozent der Sterne nach der Maxwellschen
Geschwindigkeitsverteilung die Fluchtgeschwindigkeit und entweichen. Numerische
Rechnungen zeigten, dass der Anteil sogar noch etwas höher liegt, und
dass der Virialsatz in den Haufen aufgrund des sich einstellenden Gleichgewichts
(mit einer Anlaufzeit von zwei bis drei Relaxationszeiten) gut erfüllt ist. Nach
dem Ablauf von
sind 90 Prozent der Sterne abgewandert.
Ableitung des Virialsatzes der Mechanik
Hier wird der Darstellung im Lehrbuch von Landau
und Lifschitz gefolgt, wo
der Virialsatz in Zusammenhang mit dem Skalierungsverhalten mechanischer Größen
(mechanische
Ähnlichkeit) diskutiert wird. Dabei wird nur ausgenutzt, dass die
kinetische Energie
quadratisch in den Geschwindigkeiten
ist, und die Impulse werden formal über
eingeführt. Dann gilt nach dem Satz von Euler über homogene Funktionen
woraus
folgt, wobei
die Summe der Skalarprodukte
aus den Impulsen
und den Orten
aller Teilchen ist:
Nun bildet man den asymptotischen Grenzwert des zeitlichen Mittelwerts:
Insbesondere gilt für den zeitlichen Mittelwert der Zeitableitung von :
Hat man es mit einem System zu tun, in dem die Geschwindigkeiten und Orte der Teilchen beschränkt sind (z.B. bei periodischen Bahnen), so folgt
und mit
weiter der Virialsatz
wenn man annimmt, dass das Potential
eine homogene Funktion der Ortskoordinaten vom Grad
ist. In dieser Sicht drückt der Satz eine Gleichheit von Mittelwerten von
kinetischer und potentieller Energie aus mit Vorfaktoren, die sich aus dem
Skalierungsverhalten ergeben: 2 bei der kinetischen Energie, da die
Geschwindigkeiten oder Impulse quadratisch eingehen,
beim Potential, da die Ortsvariablen mit Potenz
eingehen.
Eine ähnliche Ableitung findet sich schon bei Clausius und in dem Lehrbuch der klassischen Mechanik von Herbert Goldstein. Goldstein weist auch darauf hin, dass der Virialsatz mit Potentialterm auch dann gilt, wenn zusätzlich zu den Potentialkräften Reibungskräfte vorhanden sind, die proportional zur Geschwindigkeit sind, da diese keinen Beitrag zum Virialsatz liefern. Das gilt aber nur, falls sich ein Fließgleichgewicht einstellt, also Energie zugeführt wird, sodass die Bewegung nicht vollständig zum Erliegen kommt, denn dann würden alle Zeitmittelwerte verschwinden.
Anwendungsbeispiel: Massenbestimmung astronomischer Haufen
Anwendung findet der Virialsatz beispielsweise in der Astrophysik und der Himmelsmechanik. Dort benutzt man das Newton’sche Gravitationspotential, das homogen vom Grad −1 ist. Dann gilt:
Der Virialsatz erlaubt es, recht gute Abschätzungen für die Gesamtmassen dynamisch gebundener Systeme wie Sternhaufen, Galaxien oder Galaxienhaufen zu finden. Die Gesamtmasse eines solchen Haufens kann dann vollständig durch Beobachtungsgrößen wie Radialgeschwindigkeiten, Winkelabstände und scheinbare Helligkeiten der Einzelobjekte ausgedrückt werden. Die einzige Voraussetzung für die Anwendung des Virialsatzes ist die Kenntnis des Abstandes des Haufens. Wir wollen das Vorgehen anhand der Massenbestimmung eines solchen Haufens hier skizzieren:
Die kinetische Gesamtenergie eines Stern- oder Galaxienhaufens ist durch
gegeben. Aber weder die Einzelmassen
noch die Geschwindigkeitsbeträge
sind Beobachtungsgrößen. Um diese einzuführen, müssen die Beiträge der einzelnen
Objekte durch die Gesamtmasse
und geeignete Mittelwerte ausgedrückt werden. Zum Beispiel kann man annehmen,
dass die Einzelmassen
proportional zu den Einzelleuchtkräften
sind und ein leuchtkraftgewichtetes Mittel bilden (durch den Index
angedeutet):
Nimmt man an, dass das System sphärisch symmetrisch ist und sich im Gleichgewicht befindet (man sagt dann auch, es ist virialisiert), dann sind die Geschwindigkeiten über die Raumrichtungen gleichverteilt und es gilt
wobei
bzw.
die Streuungen (Abweichungen vom Mittelwert) der Geschwindigkeiten sind, das
heißt die räumlichen bzw. Radialgeschwindigkeiten relativ zum Schwerpunkt des
Haufens.
Beispielsweise haben die Galaxien des Coma-Haufens eine
Gaußverteilung der Geschwindigkeiten mit einer Streuung
von 1000 km/s. Damit erhält man:
Andererseits gilt für die potentielle Gesamtenergie unter der Bedingung sphärischer Symmetrie
mit
- der Gravitationskonstanten
,
- dem Gesamtradius
des Systems und
- einem Faktor
, der von der Größenordnung 1 ist und von der radialen Verteilungsfunktion, also der Geometrie des Haufens, abhängt. Für eine (allerdings unrealistische) Gleichverteilung innerhalb des Radius
ist beispielsweise
. Im Allgemeinen ist der Faktor aus den beobachteten Winkelabständen der Einzelsysteme zum Haufenzentrum zu bestimmen.
Durch Anwendung des Virialsatzes für die Gravitation erhalten wir die Gesamtmasse des Haufens zu:
Die sich aus der Beobachtung ergebende Masse heißt Virialmasse. Da
von der Größenordnung 1 ist, sieht man außerdem, dass die mittlere
Geschwindigkeit
etwa der Fluchtgeschwindigkeit entspricht (mit genauer Übereinstimmung für
).
Obwohl diese Methode der Massenbestimmung mit Unsicherheiten behaftet ist, merkte mit ihr bei der Messung von stark abweichenden Fluchtgeschwindigkeiten von Galaxienhaufen und der Deutung der Rotverschiebung Fritz Zwicky schon 1933 an, dass ein Großteil der Masse sehr dicht in Form Dunkler Materie vorliegen könne: Die Summe der Massen der sichtbaren Galaxien des Haufens lag eine Größenordnung niedriger. Denn zur Erklärung der Rotverschiebung sei eine 400-mal größere Massendichte erforderlich, als die aus den Massen der leuchtenden Materie abgeleitete Dichte. „Falls sich dies bewahrheiten sollte, würde sich also das überraschende Resultat ergeben, dass dunkle Materie in sehr viel größerer Dichte vorhanden ist als leuchtende Materie.“ Auch bei elliptischen Galaxien ergab sich, dass die Virialmasse um Faktoren 10 bis 100 größer als die leuchtende Masse ist. Im Gegensatz zu Spiralgalaxien, wo man die Masse aus der Rotationskurve bestimmen kann, ist die Virialmethode bei elliptischen Galaxien häufig die einzige Methode der Massenbestimmung.
Eine weitere astrophysikalische Anwendung ist die Abschätzung der Jeans-Masse und der Satz
findet auch Anwendung in Untersuchungen zur Stabilität von Gaskugelmodellen für
Sterne.
Für ein durch Gravitation zusammengehaltenes ideales Gas als Sternmodell lässt
sich mit dem Virialsatz zeigen, dass der Stern in der Endphase (wenn alle
Fusionsprozesse zum Erliegen gekommen sind) nicht abkühlen kann. Erhöht sich der
Betrag der gravitativen Bindungsenergie
durch die Kontraktion des Sterns, geht die Hälfte des Zuwachses in die
kinetische Energie der als ideales Gas aufgefassten Sternmaterie und erhöht
somit die Temperatur, der Rest wird abgestrahlt. Wird
der Druck im Innern zu hoch, bricht die Beschreibung als klassisches ideales Gas
allerdings zusammen, da sich ein entartetes Fermigas bildet (Weißer Zwerg).
Tensor-Form und Varianten in der Astrophysik
Im Rahmen der Kontinuumsmechanik wird der tensorielle Virialsatz aus der stoßfreien Boltzmann-Gleichung bewiesen und in der Astrophysik verwendet. Wenn als Wechselwirkung wiederum die Gravitation angenommen wird, hat der Satz die Form
mit
- dem Trägheitstensor
- dem Tensor
der kinetischen Energie,
- dem Spannungstensor
und
- dem Tensor
der potentiellen Energie.
Im statischen Fall fällt die Zeitableitung auf der linken Seite der Gleichung weg, und da der Spannungstensor spurfrei ist, ergibt die Spur der Gleichung wieder den skalaren Virialsatz.
Das Auftreten der zweiten Zeitableitung des Trägheitstensors kann aus
folgender Umformulierung von
im skalaren Fall motiviert werden:
mit dem skalaren Trägheitsmoment
Die Form des Virialsatzes
wurde für Anwendung in der Astrophysik zuerst von Henri Poincaré
und Arthur Eddington
abgeleitet,
wobei für stationäre Systeme die linke Seite verschwindet und in der
betrachteten Anwendung
die potentielle gravitative Energie der Teilchen einer Gaswolke oder Sterne in
Galaxien war:
In der Himmelsmechanik war diese Form des Virialsatzes schon Joseph-Louis Lagrange (1772, in einer Abhandlung zum Dreikörperproblem) bekannt und von Carl Gustav Jacobi (Vorlesungen über Dynamik) verallgemeinert worden.
Durch Trennung von kinetischer Energie
hydrodynamischer Flüsse von einem Anteil zufälliger Wärmebewegung
und zusätzlich magnetischer Energie
zur gravitativen Energie
lässt sich ein Virialsatz folgender Form ableiten:
Eine Tensorform des Virialsatzes für astrophysikalische Anwendungen in Anwesenheit magnetischer Felder wurde 1954 von Eugene Parker und 1953 von Subramanyan Chandrasekhar und Enrico Fermi gegeben. Chandrasekhar entwickelte auch spezialisierte Virialsätze für seine Diskussion der Gleichgewichtsfiguren rotierender Flüssigkeiten.
In der Plasmaphysik lässt sich als Anwendung des Virialsatzes zeigen, dass es keine stationären endlichen, durch die eigenen Magnetfelder eingeschlossenen Plasmakonfigurationen gibt (Plasmoide). Für den Einschluss des Plasmas sind zum Beispiel äußere Wände oder äußere Magnetfelder erforderlich.
Quantenmechanik
Für die Quantenmechanik behält der Virialsatz seine Gültigkeit, wie von Wladimir Alexandrowitsch Fock gezeigt wurde.
Der Hamiltonoperator des Systems aus Punktteilchen sei
Man bilde den Kommutator von
mit
,
gebildet aus dem Ortsoperator
und dem Impulsoperator
des
-ten
Teilchens:
Bildet man durch Summierung über die Teilchen ,
so folgt
mit der kinetischen Energie .
Nach den Heisenbergschen
Bewegungsgleichungen ist die linke Seite gleich
.
Der Erwartungswert
verschwindet in einem stationären
Zustand, sodass mit
die Quantenversion des Virialsatzes folgt, wobei die spitzen Klammern für quantenmechanische Erwartungswerte der jeweiligen Operatoren für einen stationären Zustand stehen.
Der Virialsatz der statistischen Mechanik
Wie der Gleichverteilungssatz gehört auch eine Version des Virialsatzes zu den allgemeinen Aussagen der klassischen statistischen Mechanik. Als Mittelbildung mit Hilfe des kanonischen Ensembles erhält man (siehe den Artikel Äquipartitionstheorem)
mit .
Die untere Gleichung liefert
,
also einen Beitrag
pro Freiheitsgrad für die mittlere kinetische Energie (Gleichverteilungssatz).
Die untere und obere Gleichung zusammen liefern den Virialsatz der
statistischen Mechanik
der auch in der Quantenstatistik gilt. Es ist nach Clausius üblich, den
Beitrag des Potentials in einen Beitrag des Potentials der inneren Kräfte
(Wechselwirkung der Teilchen untereinander)
(inneres Virial) und des Wandpotentials
aufzuteilen. Das Virial der Kräfte auf die Wand (äußeres Virial) liefert
mit dem Druck
und dem Volumen
.
Dabei wurde über die Oberfläche (Wand) integriert und der Gaußsche
Integralsatz angewandt. Damit erhält man die Virialform
der thermischen Zustandsgleichung, also für
Teilchen mit dem Gleichverteilungssatz:
Das ist die ideale
Gasgleichung mit dem Virial der inneren Kräfte als Zusatzterm. Das Virial
kann nach Potenzen der Teilchendichte
entwickelt werden (siehe: Virialentwicklung)
für die Entwicklung von Zustandsgleichungen für reale Gase.
Die Ableitung der Gasgleichung war auch das Hauptziel der ursprünglichen Arbeit von Clausius, wobei er den Virialsatz der Mechanik als Grundlage benutzte.
Relativistische Version
Es gibt auch einen relativistischen Virialsatz. Für Teilchen in Wechselwirkung mit elektromagnetischen Feldern findet er sich im Lehrbuch der theoretischen Physik von Landau und Lifschitz, er lässt sich aber auch für andere Wechselwirkungen formulieren. Aus der Tatsache, dass die Spur des Energie-Impuls-Tensors des elektromagnetischen Feldes verschwindet, kann man unter Verwendung des vierdimensionalen Energieerhaltungsatzes für Systeme mit beschränkter Bewegung (Impulse, Koordinaten u.a. variieren zwischen endlichen Schranken, die elektromagnetischen Felder verschwinden im Unendlichen) ähnlich wie beim klassischen Virialsatz durch Mittelung über die Zeit zeigen:
mit der Gesamtenergie des Systems
(und dem Energie-Impuls-Tensor
des Gesamtsystems aus Teilchen und Feldern, dem vierdimensionalen
Index
und der Spur
,
wobei die Einsteinsche
Summationskonvention verwendet wird). Das ist die relativistische Form des
Virialsatzes. Für kleine Geschwindigkeiten ergibt sich mit
die klassische Form des Virialsatzes für das Coulombpotential (wobei die Ruheenergien der Teilchen von der Gesamtenergie abgezogen wurden).
Relativistische Versionen des Virialsatzes wurden auch schon von Chandrasekhar angewandt auf Weiße Zwerge. Er untersuchte auch Versionen in der allgemeinen Relativitätstheorie im Rahmen der Post-Newton-Näherung.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 26.11. 2020