Fluorit

Fluorit
Fluorite-191782.jpg
violetter Fluorit aus Marokko
Andere Namen
Chemische Formel CaF2
Mineralklasse Halogenide
3.AB.25 (8. Auflage: III/A.08) nach Strunz
09.02.01.01 nach Dana
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol nach Hermann-Mauguin hexakisoktaedrisch 4/m 3 2/m
Farbe in reiner Form farblos, gelb, grün, rot, violett auch schwärzlich
Strichfarbe weiß
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) 3,2
Glanz Glasglanz
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Bruch muschelig bis splittrig
Spaltbarkeit vollkommen nach {111}
Habitus kubische Kristalle und ihre Kombinationen; körnige, massige Aggregate
Häufige Kristallflächen {001}, {111}
Zwillingsbildung Durchkreuzungszwillinge nach (111)
Kristalloptik
Brechungsindex n=1,433 bis 1,448
Doppelbrechung keine
Weitere Eigenschaften
Schmelzpunkt 1392 °C
Chemisches Verhalten wird durch Schwefelsäure gelöst
Radioaktivität manchmal durch eingewachsene Uranminerale
Besondere Kennzeichen blaue bis blaugrüne Fluoreszenz, Phosphoreszenz, Tribolumineszenz

Fluorit, auch unter der bergmännischen Bezeichnung Flussspat oder seiner chemischen Bezeichnung Calciumfluorid bekannt, ist das Calciumsalz der Flusssäure und ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der einfachen Halogenide. Fluorit kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CaF2 und entwickelt kubische Kristalle mit vorwiegend würfeliger oder seltener oktaedrischer Kristallform sowie Durchdringungszwillinge, aber auch körnige, massige Aggregate.

Reiner Fluorit ist farblos und transparent, durch Verunreinigungen auch grau. Er kann jedoch durch Fremdbeimengungen fast alle Farben, zumeist in schwacher Intensität, annehmen. Verbreitet sind grüne, violette bis schwarzviolette und gelbe Kristalle ("Honigspat"), aber auch blaue, rote und braune Fluorite werden gefunden. Ebenso kann häufig ein zonarer Farbwechsel beobachtet werden. Die Strichfarbe ist dagegen immer weiß.

Fluorit ist das Leitmineral (Skalamineral) der Mohsschen Härteskala für die Härte 4.

Besondere Eigenschaften

Fluorit mit starker, blauvioletter Fluoreszenz

Durch Einlagerung von Lanthanoiden, zum Beispiel Eu2+, kann Fluorit unter Anregung mit UV-Licht starke Fluoreszenz zeigen und durch Erwärmung auch Phosphoreszenz, sowie bei starker mechanischer Beanspruchung Tribolumineszenz.

Bei Kontakt mit starken Säuren wie z.B. Schwefelsäure setzt Fluorit hochgiftigen Fluorwasserstoff frei. Eine direkte Toxizität des Fluorits ist jedoch nicht bekannt.

Fluorit ist ein elektrischer Nichtleiter.

Farbe

Obwohl reines CaF2 farblos ist, gehört Fluorit zu den Mineralen mit den meisten Farbvariationen überhaupt. Die dunkle Färbung vieler Fluorite entsteht durch eingelagerte seltene Erden oder radioaktive Bestrahlung des Flussspats (Stinkspat), wobei auch eingewachsene Uranminerale die Färbung verstärken können.

Die Farbursachen sind vielfältig und nicht immer vollständig geklärt . Färbend wirken zumeist Spurengehalte von Seltenerdelementen, die oft erst durch radioaktive Bestrahlung zu färbenden Ionen ionisiert werden. Welche Seltenerdelemente hierbei ionisiert werden, kann von der Art der Bestrahlung abhängen. So können Fluorite bei gleichen Gehalten an Spurenelementen in der Umgebung von thoriumhaltigen Mineralen andere Farben entwickeln als in der Umgebung von uranhaltigen Mineralen. Weiterhin kann die Temperaturgeschichte die Farbe beeinflussen sowie der Einbau von Sauerstoffionen und OH oder weiterer färbender Ionen. Spurengehalte nicht färbender Ionen wie Na+ oder Fe3+ stabilisieren färbende Gitterdefekte und beeinflussen so ebenfalls die Farbe.

Stinkspat (Antozonit)

Als Stinkspat bezeichnet man eine dunkelviolette bis schwarze Varietät des Fluorits, die beim Zerkleinern einen stechenden Geruch entwickelt. Stinkspat kommt oft (aber nicht immer) zusammen mit Uranmineralien vor, die teilweise als feinste Partikel im Stinkspat eingeschlossen sein können. Die Typlokalität und bekannteste deutsche Fundstelle ist Wölsendorf in der Oberpfalz.

Durch Reiben oder Schlagen des Kristalls wird gasförmiges giftiges Fluor (F2) freigesetzt, welches den Geruch versursacht.

Die dunkelviolette bis schwarze Farbe hat mehrere Ursachen. Eine große Rolle spielt kolloidales metallisches Calcium, das zu einer dunkelblauen bis schwarzen Färbung führt. Hinzu kommen freie Elektronen auf leeren Fluorpositionen (F-Zentren), die typisch für violetten Fluorit sind.

Alle diese Eigenschaften des Stinkspates haben ihre Ursache in radioaktiver Bestrahlung des Fluorits. Stinkspat tritt typischerweise zusammen mit uranhaltigen Mineralen auf. Das darin enthaltene Uran und Thorium zerfällt und gibt dabei Gammastrahlung ab. Diese Strahlung setzt Elektronen aus den F-Ionen frei und es bildet sich ein H-Zentrum, ein neutrales Fluoratom auf einer ansonsten leeren Gitterposition, das eine Atombindung zu einem benachbarten F-Ion ausbildet. Die freigesetzten Elektronen werden von Gitterfehlstellen, leeren Fluorpositionen, eingefangen und bilden dort F-Zentren, einzelne Elektronen auf einer F-Position, die von 4 Ca2+-Ionen umgeben sind. Diese F-Zentren sind nicht ortsstabil. Sie diffundieren durch das Kristallgitter und verbinden sich mit weiteren F-Zentren zu fluorfreien Ca-Nanopartikeln mit 5 bis 30 nm Durchmesser. Diese Cluster werden auch als "kolloidales Ca" bezeichnet und tragen zur blauschwarzen Farbe des Stinkspates bei.

Etymologie und Geschichte

Flussspat war schon im antiken Griechenland bekannt. Der deutsche Name geht auf die Verwendung als Flussmittel in der Metallverarbeitung zurück. 1824 entdeckte der deutsche Mineraloge Friedrich Mohs die im ultravioletten Licht sichtbar werdende Fluoreszenz. Der irische Mathematiker und Physiker George Gabriel Stokes benannte das Phänomen der Fluoreszenz nach dem Fluorit in Analogie zur Opaleszenz zum Opal.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fluorit zur allgemeinen Abteilung der "Einfachen Halogenide", wo er zusammen mit Coccinit, Frankdicksonit, Gagarinit-(Y), Laurelit, Tveitit-(Y) und Gagarinit-(Ce) (ehemals Zajacit-(Ce)) eine eigene Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Fluorit in die neue und präzisere Abteilung der "Einfachen Halogenide ohne H2O" ein. Diese Abteilung ist allerdings noch weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis zwischen Metall (M) und Halogenid (X), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung "M : X = 1 : 2" zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit dem hypothetischen Mineral Cerfluorit und dem Frankdicksonit die unbenannte Gruppe 3.AB.25 bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fluorit in die Klasse der "Halogenide (und Verwandte)" und dort in die Abteilung der "Halogenide" ein. Hier ist er namensgebendes Mineral der "Fluoritgruppe" mit der System-Nr. 09.02.01 und den weiteren Mitgliedern Frankdicksonit, Tveitit-(Y) und Strontiofluorit innerhalb der Unterabteilung der "Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX2".

Bildung und Fundorte

Fluorit kommt meist massiv, gelegentlich auch in kristalliner Form vor und entsteht primär in Gängen und ist oft mit Baryt, Quarz, Topas, Calcit, Bleiglanz und Zinkblende assoziiert. Er bildet gelegentlich auch Nebengemengteil in Graniten, Karbonatiten und anderen magmatischen Gesteinen wie Pegmatiten.

Der weltweit größte Flussspat-Bergbau findet sich in Mexiko, in der Lagerstätte Las Cuevas, die vulkanischen Ursprungs ist. Weitere reichhaltige Flussspat-Lagerstätten liegen in China, im indischen Amba Dongar, in Südafrika (Zwartkloof sowie Witkop im Transvaal), in Namibia (Okorusu), im kenianischen Kario Valley und in den US-amerikanischen Bundesstaaten Illinois und Kentucky. Eine bekannte Fundstätte des Flussspats in Europa sind die Berge und Höhlen um Castleton, im englischen Peak District, wo es unter dem Namen "Blue John" bekannt ist und für die Schmuckherstellung abgebaut wird. Der Name ist eine Verballhornung des Französischen "bleu et jaune", bedeutet also etwa "blau-gelb".

Deutsche Lagerstätten sind zum Beispiel die Grube Clara bei Oberwolfach im Schwarzwald und die Grube Käfersteige bei Pforzheim; daneben findet sich Fluorit auch in der Oberpfalz, zwischen Nabburg und Schwarzenfeld, im Schortetal bei Ilmenau im Thüringer Wald, im Erzgebirge bei Freiberg und Bärenstein, im Vogtland in Schönbrunn und im östlichen Harz bei Straßberg. In geringen Mengen fand er sich in vielen Minerallagerstätten Deutschlands.

Morphologie

Fluorit bildet häufig gut ausgebildete, würfelförmige und oktaederförmige Kristalle. In Kombination mit diesen Hauptformen zeigen Fluoritkristalle oft Flächen weiterer Formen. Verbreitet sind Flächen des Rhombendodekaeders {110}, Tetrakishexaeders {210} (zusätzliche Flächen parallel zu den Würfelkanten), ferner des Ikositetraeders {211} oder {311} und Hexakisoktaeders {421}.

Die Kristalltracht der Fluoritkristalle ist temperaturabhängig. So entstehen bei hohen Bildungstemperaturen vorwiegend Oktaeder {111}, bei mittleren Temperaturen eher Rhombendodekaeder {110} und bei niedrigen Temperaturen Würfel {100} als trachtbeherrschende Formen.

Die Würfelflächen sind meist glatt und glänzend. Oktaeder- und Rhombendodekaederflächen erscheinen dagegen oft rau und matt und sind dann meist aus winzigen Würfelflächen zusammengesetzt. Bei den im Handel verbreiteten losen, oktaederförmigen Fluoritkristallen mit glatten glänzenden Flächen handelt es sich fast nie um in dieser Form gewachsene Kristalle, sondern um Spaltoktaeder.

Weiterhin bildet Fluorit kugelförmige und traubenförmige Aggregate, Krusten oder auch Stalaktiten.

Kristallstruktur

Elementarzelle Fluorit. Weiß dargestellt die Calcium-Kationen, grün die Fluor-Anionen.

Fluorit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der höchstsymmetrischen Kristallklasse m3m (kubisch-hexakisoktaedrisch) beziehungsweise der Raumgruppe Fm3m. In der Kristallstruktur bilden die Ca2+-Ionen eine kubisch dichtestete Kugelpackung, die einem kubisch flächenzentrierten Gitter (fcc, face centered cubic) entspricht. Die Flächenzentrierung der Elementarzelle (siehe Bild links) kann auch aus dem Raumgruppensymbol abgelesen werden ("F"). Die Fluoridionen(F) besetzen alle Tetraederlücken der dichtesten Kugelpackung aus Calciumionen. Da in einer dichtesten Kugelpackung immer doppelt so viele Tetraederlücken wie Packungsteilchen enthalten sind, ergibt sich in der Struktur ein Calcium-Fluor-Verhältnis von 1:2, was sich auch in der chemischen Formel des Fluorits, CaF2, widerspiegelt. Als Koordinationspolyeder ergibt sich für die Fluoridionen dadurch ein Tetraeder aus vier Calciumionen, die Calciumionen ihrerseits werden von acht Fluoratomen in Form eines Würfels umgeben. Die Kationen- und Anionen-Teilgitter sind nicht kommutativ, d. h. gegeneinander austauschbar. Die so genannte Fluorit-Struktur findet sich bei einer Reihe weiterer Salze, wie bei den Fluoriden SrF2, BaF2, CdF2, HgF2 und PbF2. Auch kommt die Fluorit-Struktur beispielsweise bei Li2O, Li2S, Na2O, Na2S, K2O, K2S, Rb2O und Rb2S vor. Seine Kristallstruktur ist isotyp mit Uraninit.

Verwendung

als Rohstoff

Industriell wird Fluorit hauptsächlich verwendet

als Schmuckstein

Blauer Fluorit: Rohstein und geschliffen (Achteck, Smaragdschliff)

Aufgrund seiner eher geringen Härte ist Fluorit als Schmuckstein für die gewerbliche Schmuckindustrie eher uninteressant. Gelegentlich wird er von Glyptikern und Hobbyschleifern zu kleinen, kunstgewerblichen Gegenständen oder facettierten Schmucksteinen verarbeitet.

Da er aber durch seine Farbenvielfalt mit vielen Edelstein-Mineralen verwechselt werden kann, dient er oft als Grundlage für Imitationen. Um die Farben zu verändern, wird Fluorit entweder gebrannt oder bestrahlt. Zum Schutz vor Beschädigung oder um Schäden durch Spaltrisse zu überdecken werden Schmucksteer eher geringen Härte ist Fluorit als Schmuckstein für die gewerbliche Schmuckindustrie eher uninteressant. Gelegentlich wird er von Glyptikern und Hobbyschleifern zu kleinen, kunstgewerblichen Gegenständen oder facettierten Schmucksteinen verarbeitet.

Da er aber durch seine Farbenvielfalt mit vielen Edelstein-Mineralen verwechselt werden kann, dient er oft als Grundlage für Imitationen. Um die Farben zu verändern, wird Fluorit entweder gebrannt oder bestrahlt. Zum Schutz vor Beschädigung oder um Schäden durch Spaltrisse zu überdecken werden Schmucksteine aus Fluorit oft mit Kunstharz stabilisiert.

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Basierend auf einem Artikel in Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.09. 2021