Matrizenraum
Der Matrizenraum oder Raum der Matrizen ist in der Mathematik der Vektorraum der Matrizen fester Größe über einem gegebenen Körper mit der Matrizenaddition und der Skalarmultiplikation als innerer und äußerer Verknüpfung. Die Standardbasis für den Matrizenraum besteht aus den Standardmatrizen, bei denen genau ein Eintrag eins ist und alle anderen Einträge null sind. Die Dimension des Matrizenraums ist gleich dem Produkt aus der Zeilen- und Spaltenanzahl der Matrizen.
Die Matrizenräume besitzen in der linearen Algebra eine fundamentale Bedeutung, da der Raum der linearen Abbildungen zwischen zwei endlichdimensionalen Vektorräumen isomorph (strukturell gleich) zu einem Matrizenraum ist. Demnach kann – nach Wahl einer Basis für den Urbild- und den Zielraum – jede lineare Abbildung durch eine Matrix dargestellt werden und umgekehrt entspricht jede Matrix einer linearen Abbildung.
Definition
Ist
ein Körper
sowie
und
natürliche
Zahlen, so ist
die Menge der Matrizen
der Größe
mit Einträgen aus
.
Für Matrizen
definiert man nun eine komponentenweise Addition durch
,
sowie eine komponentenweise Multiplikation mit einem Skalar
durch
.
Auf diese Weise erhält man einen Vektorraum
,
der Matrizenraum oder Raum der Matrizen der Größe
über dem Körper
genannt wird.
Beispiel
Betrachtet man den Raum
der Matrizen der Größe
,
dann entspricht die Matrizenaddition gerade
und die Skalarmultiplikation entsprechend
.
Als Ergebnis der Addition oder Skalarmultiplikation erhält man demnach wieder
eine -Matrix.
Eigenschaften
Neutrales und inverses Element
Das neutrale Element im Matrizenraum ist die Nullmatrix
,
deren Elemente alle gleich dem Nullelement
des Körpers
sind. Das zu einer Matrix
additiv inverse
Element ist dann die Matrix
,
wobei
für
und
jeweils das additiv inverse Element zu
in
ist.
Gesetze
Der Matrizenraum erfüllt die Axiome
eines Vektorraums. Neben der Existenz eines neutralen und inversen Elements
gelten für Matrizen
und Skalare
- das Assoziativgesetz
,
- das Kommutativgesetz
,
- das gemischte Assoziativgesetz
,
- die Distributivgesetze
und
sowie
- die Neutralität
der Eins
, wobei
das Einselement des Körpers
ist.
Diese Gesetze folgen direkt aus der Assoziativität, der Kommutativität und
der Distributivität der Addition und Multiplikation im Körper
durch Anwendung auf jedes Element einer Matrix.
Basis und Dimension
Die Standardbasis für den Matrizenraum besteht aus der Menge der Standardmatrizen
.
bei denen der Eintrag an der Stelle
eins ist und alle anderen Einträge null sind. Jede Matrix
lässt sich somit als Linearkombination
dieser Basismatrizen darstellen. Die Dimension des Matrizenraums beträgt demnach
,
sie ist also das Produkt aus der Zeilen- und der Spaltenanzahl der Matrizen des Raums.
Isomorphie
Der Vektorraum der Matrizen ist isomorph
zum Raum
der linearen
Abbildungen zwischen zwei endlichdimensionalen Vektorräumen
und
über dem gleichen Körper
,
das heißt
,
wobei
die Dimension von
und
die Dimension von
ist. Jede lineare Abbildung
kann nämlich nach Wahl einer Basis
für
und
für
durch
für
dargestellt werden. Somit kann jede solche lineare Abbildung eindeutig durch
eine Matrix
,
die sogenannte Abbildungsmatrix,
beschrieben werden. Umgekehrt entspricht jede Matrix auf diese Weise genau einer
linearen Abbildung aus
.
Erweiterungen
Der Matrizenraum kann beispielsweise um folgende mathematische Strukturen erweitert werden:
- Wird ein reeller oder komplexer Matrizenraum mit einem Skalarprodukt versehen, beispielsweise dem Frobenius-Skalarprodukt erhält man einen Skalarproduktraum. Da dieser Raum bezüglich der von dem Skalarprodukt induzierten Metrik vollständig ist, handelt es sich dabei sogar um einen Hilbertraum.
- Wird ein reeller oder komplexer Matrizenraum mit einer Matrixnorm versehen, beispielsweise einer natürlichen Matrixnorm oder der Frobeniusnorm, erhält man einen normierten Raum. Auch dieser Raum ist dann bezüglich der von der Norm induzierten Metrik vollständig, also ein Banachraum.
- Wird ein Matrizenraum mit einer Topologie versehen, erhält man einen topologischen Vektorraum, das heißt die Matrizenaddition und die Skalarmultiplikation sind dann stetige Operationen.
- Wird ein Raum quadratischer Matrizen neben der Matrizenaddition und der Skalarmultiplikation mit der Matrizenmultiplikation versehen, erhält man eine assoziative Algebra.
Siehe auch
- Koordinatenraum, der Vektorraum der Koordinatenvektoren über einem Körper
- Matrizenring, der Ring der quadratischen Matrizen über einem Ring
- Allgemeine lineare Gruppe, die Gruppe der regulären Matrizen über einem Ring
Literatur
- Gerd Fischer: Lineare Algebra: eine Einführung für Studienanfänger. Springer, 2008, ISBN 3-8348-9574-1.
- Michael Artin: Algebra. Springer, 1998, ISBN 3-7643-5938-2.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.08. 2022