Abbildungsmatrix
Eine Abbildungs- oder Darstellungsmatrix ist eine Matrix (also eine rechteckige Anordnung von Zahlen), die in der linearen Algebra verwendet wird, um eine lineare Abbildung zwischen zwei endlichdimensionalen Vektorräumen zu beschreiben.
Die aus diesen abgeleiteten affinen Abbildungen, Affinitäten und Projektivitäten können ebenfalls durch Abbildungsmatrizen dargestellt werden.
Begriff
Voraussetzungen
Um eine lineare Abbildung von Vektorräumen durch eine Matrix beschreiben zu können, muss zunächst sowohl im Urbildraum als auch im Zielraum eine Basis (mit Reihenfolge der Basisvektoren) fest gewählt worden sein. Bei einem Wechsel der Basen in einem der betroffenen Räume muss die Matrix transformiert werden, sonst beschreibt sie eine andere lineare Abbildung.
Wenn in der Definitionsmenge und der Zielmenge eine Basis gewählt worden ist, dann lässt sich eine lineare Abbildung eindeutig durch eine Abbildungsmatrix beschreiben. Allerdings muss dafür festgelegt werden, ob man die Koordinaten von Vektoren in Spalten- oder Zeilenschreibweise notiert. Die üblichere Schreibweise ist die in Spalten.
Dazu muss man den Vektor, der abgebildet werden soll, als Spaltenvektor (bzgl. der gewählten Basis) schreiben.
Aufbau bei Verwendung von Spaltenvektoren
Nach der Wahl einer Basis aus der Definitionsmenge und der Zielmenge stehen in den Spalten der Abbildungsmatrix die Koordinaten der Bilder der Basisvektoren des abgebildeten Vektorraums bezüglich der Basis des Zielraums: Jede Spalte der Matrix ist das Bild eines Vektors der Urbildbasis. Eine Abbildungsmatrix, die eine Abbildung aus einem 4-dimensionalen Vektorraum in einen 6-dimensionalen Vektorraum beschreibt, muss daher stets 6 Zeilen (für die sechs Bildkoordinaten der Basisvektoren) und 4 Spalten (für jeden Basisvektor des Urbildraums eine) haben.
Allgemeiner: Eine lineare Abbildungsmatrix
aus einem n-dimensionalen Vektorraum mit Basis
in einen m-dimensionalen Vektorraum mit Basis
hat m Zeilen und n Spalten. Das Bild eines Koordinatenvektors
unter der linearen Abbildung
kann man dann so berechnen:
Dabei ist
der Bildvektor,
der Vektor, der abgebildet wird, jeweils in den zur gewählten Basis ihres Raumes
gehörenden Koordinaten.
Siehe hierzu auch: Aufbau der Abbildungsmatrix.
Verwendung von Zeilenvektoren
Verwendet man anstelle von Spaltenvektoren Zeilenvektoren, dann muss die Abbildungsmatrix transponiert werden. Das bedeutet, dass nun die Koordinaten des Bildes des 1. Basisvektors im Urbildraum in der ersten Zeile stehen usw. Bei der Berechnung der Bildkoordinaten muss der (Zeilenkoordinaten-)Vektor nun von links an die Abbildungsmatrix multipliziert werden.
Berechnung
Abbildungen auf Koordinatentupel
Sei
eine lineare Abbildung und
eine geordnete Basis von .
Als Basis
für die Zielmenge
wird die Standardbasis
gewählt:
Die Abbildungsmatrix ergibt sich, indem man die Bilder der Basisvektoren von
als Spalten einer Matrix auffasst
Beispiel: Man betrachte die lineare Abbildung
Sowohl im Urbildraum
als auch im Zielraum
wird die Standardbasis gewählt:
Es gilt:
Damit ist die Abbildungsmatrix von
bezüglich der gewählten Basen
und
Abbildungen in allgemeine Vektorräume
Falls die Elemente des Zielraums keine Koordinatentupel sind, oder aus
anderen Gründen eine andere Basis
anstelle der Standardbasis gewählt wird, so müssen die Bilder
als Linearkombinationen
der Basisvektoren
dargestellt werden, um die Einträge
der Abbildungsmatrix zu ermitteln:
Die Abbildungsmatrix ergibt sich dann, indem man die Koeffizienten der Linearkombinationen spaltenweise in die Matrix einträgt:
Beispiel: Es werde wieder die lineare Abbildung
des obigen Beispiels betrachtet. Diesmal wird im Zielraum
jedoch die geordnete Basis
verwendet. Nun gilt:
Damit erhält man für Abbildungsmatrix von
bezüglich der Basen
und
:
Koordinatendarstellung von linearen Abbildungen
Mit Hilfe der Abbildungsmatrix kann man den Bildvektor
eines Vektors
unter der linearen Abbildung
berechnen.
Hat der Vektor
bezüglich der Basis
den Koordinatenvektor
,
das heißt
,
und hat der Bildvektor
bezüglich der Basis
von
die Koordinaten
,
das heißt
,
so gilt
,
bzw. mit Hilfe der Abbildungsmatrix
ausgedrückt:
,
kurz
bzw.
>.
Hintereinanderausführung von linearen Abbildungen
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Der Hintereinanderausführung von linearen Abbildungen entspricht das Matrizenprodukt der zugehörigen Abbildungsmatrizen:
Es seien ,
und
Vektorräume über dem Körper
und
und
lineare Abbildungen. In
sei die geordnete Basis
gegeben, in
die Basis
und die Basis
in
.
Dann erhält man die Abbildungsmatrix der verketteten linearen Abbildung
indem man die Abbildungsmatrix von
und die Abbildungsmatrix von
(jeweils bezüglich der entsprechenden Basen) multipliziert:
Man beachte, dass in
für beide Abbildungsmatrizen dieselbe Basis gewählt werden muss.
Begründung: Es sei ,
und
.
Die
-te
Spalte von
enthält die Koordinaten des Bilds
des
-ten
Basisvektors aus
bezüglich der Basis
:
Berechnet man die rechte Seite mit Hilfe der Abbildungsmatrizen von
und
,
so erhält man:
Durch Koeffizientenvergleich folgt
für alle
und
,
also
,
das heißt:
Verwendung
Basiswechsel
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Ist die Abbildungsmatrix einer Abbildung für bestimmte Basen bekannt, so
lässt sich die Abbildungsmatrix für dieselbe Abbildung, jedoch mit anderen
Basen, leicht berechnen. Dieser Vorgang wird als Basiswechsel bezeichnet.
Es kann etwa sein, dass die vorliegenden Basen schlecht geeignet sind, um ein
bestimmtes Problem mit der Matrix zu lösen. Nach einem Basiswechsel liegt die
Matrix dann in einer einfacheren Form vor, repräsentiert aber immer noch
dieselbe lineare Abbildung.
Die Abbildungsmatrix
berechnet sich aus der Abbildungsmatrix
und den Basiswechselmatrizen
und
wie folgt:
Beschreibung von Endomorphismen
Bei einer linearen Selbstabbildung (einem Endomorphismus) eines Vektorraums legt man gewöhnlich eine feste Basis des Vektorraumes als Definitionsmenge und Zielmenge zugrunde. Dann beschreibt die Abbildungsmatrix die Veränderung, die die Koordinaten eines beliebigen Vektors bezüglich dieser Basis bei der Abbildung erfahren. Die Abbildungsmatrix ist bei Endomorphismen stets quadratisch, d.h. die Zahl der Zeilen stimmt mit der Zahl der Spalten überein.
Beschreibung von affinen Abbildungen und Affinitäten
Nach der Wahl einer affinen Punktbasis in beiden affinen Räumen, die durch eine affine Abbildung aufeinander abgebildet werden, kann diese Abbildung durch eine Abbildungsmatrix und eine zusätzliche Verschiebung oder – in homogenen Koordinaten durch eine erweiterte (auch: "homogene") Abbildungsmatrix allein beschrieben werden.
Beispiele
Orthogonalprojektion
Im dreidimensionalen Raum (mit der kanonischen Basis) kann man die Orthogonalprojektion eines Vektors auf eine Ursprungsgerade durch folgende Abbildungsmatrix beschreiben:
Dabei sind
die Koordinaten des normierten Richtungsvektors der Geraden. Wird anstatt auf
eine Gerade auf eine Ebene mit den beiden zueinander senkrechten, normierten
Richtungsvektoren
und
projiziert, so kann man dies in zwei Projektionen entlang der beiden
Richtungsvektoren auffassen, und demnach die Projektionsmatrix für die
Orthogonalprojektion auf eine Ursprungsebene
folgendermaßen aufstellen:
Die Projektionsmatrix um auf eine Ebene zu projizieren, ist also die Summe der Projektionsmatrizen auf ihre Richtungsvektoren.
Spiegelung
Wird anstatt einer Projektion eine Spiegelung
durchgeführt, so kann dies ebenfalls mit Hilfe der obigen Projektionsmatrix
dargestellt werden. Für die Spiegelungsmatrix
an einer Ursprungsgeraden mit normiertem Richtungsvektor
gilt:
,
wobei
die Einheitsmatrix
darstellt. Gleiches gilt für die Spiegelung an der Ebene:
.
Für die Spiegelung an einer Ebene (die durch den Ursprung geht) mit dem
normierten Normalenvektor
gilt:
.
Drehung
Wenn man im dreidimensionalen Raum um eine Ursprungsgerade mit normiertem
Richtungsvektor
dreht, lässt sich die hierfür nötige Drehmatrix
folgendermaßen darstellen:
,
wobei
wieder die Einheitsmatrix und
den Drehwinkel bezeichnet.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 20.08. 2022