Betragsquadrat
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Das Betragsquadrat oder Absolutquadrat ist eine Sammelbezeichnung für Funktionen, die vor allem in der Physik auf Zahlen, Vektoren und Funktionen angewendet werden. Man erhält das Betragsquadrat einer reellen oder komplexen Zahl, indem man ihren Betrag quadriert. Das Betragsquadrat eines reellen oder komplexen Vektors endlicher Dimension ist das Quadrat seiner Länge (bzw. euklidischen Norm). Das Betragsquadrat einer reell- oder komplexwertigen Funktion ist wieder eine Funktion, deren Funktionswerte gleich den Betragsquadraten der Funktionswerte der Ausgangsfunktion sind.
Das Betragsquadrat wird beispielsweise in der Signaltheorie verwendet, um die Gesamtenergie eines Signals zu ermitteln. In der Quantenmechanik wird das Betragsquadrat eingesetzt, um Wahrscheinlichkeiten von Zuständen, zum Beispiel die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten von Teilchen, zu berechnen. In der Relativitätstheorie wird für das Lorentz-invariante Quadrat von Vierervektoren in der Literatur auch der Begriff Betragsquadrat verwendet, obwohl dieses Quadrat auch negative Zahlen ergeben kann und sich somit von der allgemeinen Definition in euklidischen Räumen unterscheidet.
Definitionen
Zahlen
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Das Betragsquadrat
einer reellen Zahl
ist einfach ihr Quadrat:
.
Das Betragsquadrat
einer komplexen Zahl
mit Realteil
und Imaginärteil
ist jedoch (und zwar für
)
nicht ihr Quadrat
,
sondern:
.
Hierbei bezeichnet
das komplex
Konjugierte von
.
Das Betragsquadrat ist stets eine nichtnegative reelle Zahl.
Vektoren
Bei Vektoren im
ist mit dem Betrag bzw. der Länge die euklidische
Norm (2-Norm) des Vektors gemeint. Das Betragsquadrat eines Vektors
kann über das Standardskalarprodukt
des Vektors mit sich selbst berechnet werden:
.
Diese Beziehung ergibt sich direkt aus der Definition der euklidischen Norm.
Bei komplexen Vektoren
ist entsprechend mit dem konjugiert Komplexen zu rechnen:
.
In beiden Fällen ist das Ergebnis eine nichtnegative reelle Zahl.
Funktionen
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Für reell- oder komplexwertige Funktionen wird das Betragsquadrat punktweise
definiert, wodurch man wieder eine Funktion erhält. Das Betragsquadrat einer
reellwertigen Funktion
ist durch
gegeben und damit gleich dem Quadrat der Funktion, während das Betragsquadrat
einer komplexwertigen Funktion
durch
definiert wird. Das Betragsquadrat einer Funktion ist demnach eine
reellwertige Funktion mit dem gleichen Definitionsbereich ,
deren Funktionswerte gleich den Betragsquadraten der Funktionswerte der
Ausgangsfunktion sind. Sie wird im reellen Fall auch durch
und im komplexen Fall auch durch
notiert.
Eigenschaften
Im Folgenden werden grundlegende Eigenschaften des Betragsquadrats komplexer Zahlen aufgeführt. Durch punktweise Betrachtung lassen sich diese Eigenschaften auch auf Funktionen übertragen. Eigenschaften des Betragsquadrats von Vektoren finden sich im Artikel Euklidische Norm.
Kehrwert
Für den Kehrwert einer komplexen Zahl
gilt
.
Er kann also berechnet werden, indem die konjugiert komplexe Zahl durch das Betragsquadrat dividiert wird.
Betrag des Quadrats
Das Betragsquadrat einer komplexen Zahl ist gleich dem Betrag des Quadrats der Zahl, das heißt
.
Es gilt nämlich
.
Bei der Darstellung in Polarform
mit
erhält man entsprechend
.
Produkt und Quotient
Für das Betragsquadrat des Produkts zweier komplexer Zahlen
und
gilt:
.
Analog dazu gilt für das Betragsquadrat des Quotienten zweier komplexer
Zahlen für :
.
Das Betragsquadrat des Produkts bzw. des Quotienten zweier komplexer Zahlen ist also das Produkt bzw. der Quotient ihrer Betragsquadrate. Diese Eigenschaften weist auch bereits der Betrag selbst auf.
Summe und Differenz
Für das Betragsquadrat der Summe bzw. der Differenz zweier komplexer Zahlen gilt entsprechend:
.
Stellt man sich die komplexen Zahlen
und
sowie ihre Summe bzw. Differenz
als Punkte in der komplexen Ebene vor, dann entspricht diese Beziehung gerade
dem Kosinussatz für das
entstehende Dreieck. Speziell erhält man für das Betragsquadrat der Summe zweier
komplexer Zahlen mit Betrag eins:
.
Anwendungen
Signaltheorie
In der Signaltheorie
ist die Gesamtenergie bzw. die Gesamtleistung eines kontinuierlichen
komplexwertigen Signals
definiert als das Integral über sein Betragsquadrat, das heißt
.
Die Gesamtenergie entspricht damit dem Quadrat der -Norm
des Signals. Ein zentrales Resultat ist hier der Satz von
Plancherel, nach dem die Energie eines Signals im Zeitbereich gleich seiner
Energie im Frequenzbereich ist. Ist demnach
die (normierte) Fourier-Transformierte
von
,
so gilt
.
Die Fourier-Transformation erhält also die Gesamtenergie eines Signals und stellt damit eine unitäre Abbildung dar.
Relativitätstheorie
In der Relativitätstheorie
werden die Zeit- und Ortskoordinaten eines Ereignisses in der Raumzeit in einem Orts-Vierervektor
zusammengefasst. Die Zeitkoordinate
wird dabei mit der Lichtgeschwindigkeit
multipliziert, damit sie wie die Raumkoordinaten
die Dimension einer Länge hat. Im Minkowski-Raum
der flachen Raumzeit wird nun – abweichend von der oben angebenden Definition
für Vektoren im
– das Quadrat des Vierervektors
durch
definiert, was auch eine negative reelle Zahl ergeben kann. Für dieses
Vierervektorquadrat wird in der Literatur auch der Begriff Betragsquadrat
verwendet,
obwohl die auf dem Minkowski-Raum definierte Bilinearform,
die dieses Betragsquadrat induziert, kein Skalarprodukt ist, von dem sich ein
Betragsquadrat mit nichtnegativen Werten im obigen Sinne ableiten ließe. Die Lorentz-Transformationen
lassen sich nun als diejenigen
Koordinatentransformationen
charakterisieren, die besagte Bilinearform und damit das Betragsquadrat
erhalten. Beispielsweise ist die Koordinatentransformation in das Ruhesystem
eines Objekts, das sich mit Relativgeschwindigkeit
in
-Richtung
bewegt,
,
wobei
der Lorentz-Faktor
ist, längenerhaltend, das heißt für den transformierten Vierervektor
gilt
.
Analog dazu wird auch das Betragsquadrat jedes anderen Vierervektors (beispielsweise des Impuls-Vierervektors) definiert, welches dann ebenfalls invariant bezüglich einer Lorentz-Transformation ist.
Quantenmechanik
Das Betragsquadrat wird auch in der Quantenmechanik häufig verwendet.
In der Bra-Ket-Notation
wird das Skalarprodukt zweier Vektoren
und
des zugrundeliegenden Hilbertraums
als
geschrieben. Ist eine Observable
als Operator
mit einem nicht-entarteten Eigenwert
zu einem normierten Eigenvektor
gegeben, das heißt
,
so berechnet sich die Wahrscheinlichkeit, in einem Zustand
den Wert
für die Observable
zu messen, über das Betragsquadrat der entsprechenden
Wahrscheinlichkeitsamplitude:
.
Das Betragsquadrat im punktweisen Sinne der normierten Wellenfunktion aus der Schrödingergleichung ist gleich der Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte des Teilchens:
.
Algebra
In der Körpertheorie
ist das Betragsquadrat komplexer Zahlen die
Norm der
Körpererweiterung
.
Es stellt auch die Norm im quadratischen
Zahlkörper
dar und spielt daher beim Rechnen mit gaußschen
Zahlen eine wichtige Rolle.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.10. 2022