Paralleltransport
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In der Differentialgeometrie bezeichnet Paralleltransport (englisch parallel transport bzw. parallel translation) oder Parallelverschiebung ein Verfahren, geometrische Objekte entlang glatter Kurven in einer Mannigfaltigkeit zu transportieren. Tullio Levi-Civita erweiterte 1917 die riemannsche Geometrie um diesen Begriff, der dann zur Definition des Zusammenhangs führte.
Wenn die Mannigfaltigkeit eine kovariante Ableitung (im Tangentialbündel) besitzt, dann kann man Vektoren in der Mannigfaltigkeit entlang von Kurven so transportieren, dass sie bezogen auf den zur kovarianten Ableitung gehörenden Zusammenhang parallel bleiben. Entsprechend kann man zu jedem Zusammenhang einen Paralleltransport konstruieren. Ein Cartan-Zusammenhang erlaubt sogar das Liften von Kurven aus der Mannigfaltigkeit in das zugehörige Prinzipalbündel. Eine solche Kurvenliftung erlaubt den Paralleltransport von Bezugssystemen, das heißt den Transport einer Basis von einem Punkt zum anderen. Der zu einem Zusammenhang gehörende Paralleltransport erlaubt also in gewisser Weise, die lokale Geometrie einer Mannigfaltigkeit entlang einer Kurve zu bewegen.
Genau wie sich aus einem Zusammenhang ein Paralleltransport konstruieren lässt, lässt sich umgekehrt aus einem Paralleltransport ein Zusammenhang konstruieren. Insofern ist ein Zusammenhang ein infinitesimales Analogon zu einem Paralleltransport beziehungsweise ein Paralleltransport die lokale Realisierung eines Zusammenhangs. Neben der lokalen Realisation eines Zusammenhangs liefert ein Paralleltransport auch eine lokale Realisation der Krümmung, die Holonomie. Das Ambrose-Singer-Theorem macht diese Beziehung zwischen Krümmung und Holonomie explizit.
Paralleles Vektorfeld
Sei
ein Intervall und
eine differenzierbare
Mannigfaltigkeit mit Zusammenhang
.
Ein Vektorfeld
entlang einer Kurve
heißt parallel entlang
,
falls
für alle
gilt.
Ein Vektorfeld heißt parallel, falls es parallel bezüglich jeder Kurve in der Mannigfaltigkeit ist.
Paralleltransport
Sei
eine differenzierbare Mannigfaltigkeit,
eine Kurve und
zwei reelle Zahlen. Dann existiert zu jedem
ein eindeutiges paralleles Vektorfeld
entlang
,
so dass
gilt. Mit Hilfe dieser Existenz- und Eindeutigkeitsaussage kann man die
Abbildung, welche man Paralleltransport nennt, definieren: Die Abbildung
welche einem Vektor
sein eindeutiges paralleles Vektorfeld
ausgewertet an der Stelle
zuordnet.
Die Existenz und Eindeutigkeit folgt aus der Eigenschaft von Anfangswertproblemen linearer gewöhnlicher Differentialgleichungssysteme, dessen eindeutige Lösung gemäß der globalen Version des Satzes von Picard-Lindelöf global für alle Zeiten existiert.
Für den Levi-Civita-Zusammenhang
Wichtigster Spezialfall für den Paralleltransport ist der Transport eines Tangentialvektors entlang einer Kurve auf einer riemannschen Mannigfaltigkeit, wobei der Zusammenhang der Levi-Civita-Zusammenhang ist.
Konkret: Ist
ein Tangentialvektor am Punkt
und
eine glatte Kurve mit
,
so heißt ein Vektorfeld
entlang
,
d.h. mit
,
genau dann Paralleltransport von
,
wenn gilt:
wenn also die kovariante Ableitung von
entlang
verschwindet.
Hierbei handelt es sich um ein lineares Anfangswertproblem 1. Ordnung, von dem man die Existenz und Eindeutigkeit einer Lösung zeigen kann (s.o.).
Der Betrag eines Vektors, der parallel verschoben wird, ist konstant:
Entlang einer Geodätischen
Im Falle, dass
eine Geodätische ist, hat der
Paralleltransport besondere Eigenschaften.
Beispielsweise ist der Tangentialvektor einer proportional zur Bogenlänge parametrisierten Geodätischen selbst parallel:
Denn dies war genau die Definition einer Geodätischen auf einer riemannschen Mannigfaltigkeit.
Der Winkel zwischen dem Tangentialvektor der Geodäte und dem Vektor ist konstant, da die Beträge beider Vektoren ebenfalls konstant sind (siehe oben).
In euklidischen Räumen
Im euklidischen
Raum
ist die kovariante Ableitung die normale Ableitung in eine bestimmte Richtung.
Sie verschwindet, wenn
,
abgesehen vom Basispunkt konstant ist, d.h., wenn alle Vektoren
parallel sind.
Der Paralleltransport ist also eine Verallgemeinerung der Parallelverschiebung eines Vektors entlang einer Kurve.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 18.08. 2021