Hyperboloid
![](/png/hyperboloid1.png)
![](/png/Hyperboloid2.png)
Ein Hyperboloid ist im einfachsten Fall eine Fläche, die durch Rotation einer Hyperbel um eine ihrer Achsen entsteht.
- Bei Rotation einer Hyperbel um ihre Nebenachse entsteht ein einschaliges Hyperboloid. Es besteht aus einem zusammenhängenden Flächenstück.
- Bei Rotation einer Hyperbel um ihre Hauptachse entsteht ein zweischaliges Hyperboloid. Es besteht aus zwei getrennten Flächenstücken.
Beide Flächen lassen sich durch eine quadratische Gleichung – analog zu den Gleichungen von Ellipse und Hyperbel – beschreiben. Sie sind deshalb Spezialfälle von Quadriken (z. B. Kugel, Kegel, Paraboloid) und werden typischerweise von Ebenen in Kegelschnitten geschnitten.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem einschaligen und einem zweischaligen Hyperboloid ist, dass das einschalige Hyperboloid Geraden enthält, es also eine Regelfläche ist, das zweischalige nicht.
Diese Eigenschaft macht das einschalige Hyperboloid für Architekten und Bauingenieure interessant, da sich einschalige Hyperboloide leicht aus Geraden modellieren lassen. Einige Kühltürme haben die Form eines einschaligen Hyperboloids. Auch im Maschinenbau finden einschalige Hyperboloide Verwendung bei Hyperboloidgetrieben, Einschalige Hyperboloide spielen auch in der synthetischen Geometrie eine Rolle: Eine Minkowski-Ebene ist die Geometrie der ebenen Schnitte eines einschaligen Hyperboloids. Während das einschalige Hyperboloid von Tangentialebenen in zwei sich schneidenden Geraden geschnitten wird (siehe unten), hat ein zweischaliges Hyperboloid mit Tangentialebenen immer nur einen Punkt gemeinsam und ist deshalb geometrisch mehr mit einer Kugel verwandt.
Eigenschaften
Einschaliges Einheitshyperboloid
![](/png/Hyperboloid-1s.png)
![](/png/Hyperbo-1s-cut-all.png)
Lässt man die Hyperbel
in der x-z-Ebene
um die z-Achse rotieren (siehe Abbildung), so erhält man das einschalige
Einheits-Hyperboloid mit der Gleichung
.
Bei der Rotation wird
durch
ersetzt.
Das einschalige Einheits-Hyperboloid ergibt sich durch Rotation des Graphen der Funktion
um die
-Achse.
Für die Ableitung
gilt
.
Das Volumen
und die Oberfläche für ein einschalige Einheits-Hyperboloid mit der Höhe
ergeben sich nach den Guldinschen
Regeln mithilfe von Integralen.
![](/png/paraboloid_of_Revolution.png)
Volumen
Oberfläche
Parameterdarstellung
Offensichtlich ist jeder Höhenschnitt mit einer Ebene
ein Kreis mit Radius
.
Der Schnitt der Ebene
liefert die beiden Schnittgeraden
.
Durch Rotation dieser Geraden erhält man Parameterdarstellungen
aller Geraden auf dem Hyperboloid:
Das einschalige Hyperboloid
lässt sich also auch durch Rotation
der Geraden
oder
(windschief zur Rotationsachse) erzeugen
(siehe Abbildung). Diese Aussage wird in der Literatur als Satz von Wren
bezeichnet.
Tangentialebenen
Die Gleichung der Tangentialebene einer
implizit durch
gegebenen Fläche
in einem Punkt
ist
.
Für H1 ergibt sich
Ebene Schnitte
- Ebenen mit einer Neigung kleiner 1 (1 ist die Neigung der Geraden auf dem Hyperboloid)
schneiden
in einer Ellipse,
- Ebenen mit einer Neigung gleich 1 durch den Koordinatenursprung
schneiden
in einem parallelen Geradenpaar,
- Ebenen mit einer Neigung gleich 1 nicht durch den Koordinatenursprung
schneiden
in einer Parabel,
- Tangentialebenen schneiden
in einem sich schneidenden Geradenpaar,
- Ebenen mit einer Neigung größer 1, die keine Tangentialebenen
sind, schneiden
in einer Hyperbel.
Eine Ebene,
die eine Hyperboloid-Gerade
enthält, ist entweder eine Tangentialebene
und enthält damit eine zweite
schneidende Hyperboloid-Gerade oder enthält eine zu
parallele Hyperboloid-Gerade und ist damit Tangentialebene in einem Fernpunkt.
Affine Bilder
Analog wie eine beliebige Ellipse
als affines Bild des Einheitskreises
aufgefasst werden kann, ist ein beliebiges einschaliges Hyperboloid das
affine
Bild des Einheitshyperboloids .
Die einfachsten affinen Bilder erhält man durch Skalierung der
Koordinatenachsen:
Im Fall
sind die Höhenschnitte Kreise.
Andern falls sind es Ellipsen.
Ein solches Hyperboloid nennt man einschaliges Rotationshyperboloid. Dass
ein beliebiges einschaliges Hyperboloid auch immer Kreise enthält, wird in Kreisschnittebene
gezeigt.
Da ein beliebiges einschaliges Hyperboloid Geraden
enthält, ist es eine Regelfläche.
Da jede Tangentialebene
eines einschaligen Hyperboloids in der Nähe seines Berührpunktes
die Fläche
schneidet, hat es eine negative Gaußsche
Krümmung und ist deswegen nicht abwickelbar, im Gegensatz zu den
Regelflächen Kegel
und Zylinder,
die die Gaußsche Krümmung 0 haben. Aus der üblichen Parameterdarstellung
einer Hyperbel
mit Hyperbelfunktionen
erhält man die folgende Parameterdarstellung des Hyperboloids
Homogene Koordinaten
Führt man homogene
Koordinaten so ein, dass die Fernebene
durch die Gleichung
beschrieben wird, muss man
setzen. Nach Beseitigung des Nenners erhält man die homogene Beschreibung von
durch die Gleichung:
.
Der Schnitt des Hyperboloids mit der Fernebene
ist ein Kreis.
Die Umformung zu
und anschließende Einführung neuer Koordinaten
liefert die Beschreibung des einschaligen Hyperboloids in homogenen
Koordinaten durch die Gleichung
In den neuen Koordinaten
schneidet die Ebene
das Hyperboloid in zwei Geraden.
Führt
man jetzt wieder affine
Koordinaten durch
ein, erhält man die Gleichung
eines hyperbolischen
Paraboloids:
Dies zeigt: Ein einschaliges Hyperboloid ist projektiv äquivalent zu einem hyperbolischen Paraboloid.
Zweischaliges Hyperboloid
Zweischaliges Einheitshyperboloid
![](/png/Hyperbo-2s-ca.png)
Lässt man die Hyperbel
in der x-z-Ebene
um die z-Achse rotieren (siehe Abbildung), so erhält man das zweischalige
Einheits-Hyperboloid mit der Gleichung
oder in üblicher Form
.
Der Schnitt der Ebene
mit
ist ein Kreis
(falls
)
oder ein Punkt
(falls
)
oder leer (falls
).
besteht aus zwei Teilen, entsprechend den zwei Teilen der Hyperbel.
Das zweischalige Einheits-Hyperboloid ergibt sich durch Rotation des Graphen der Funktion
um die
-Achse.
Für die Ableitung
gilt
.
Das Volumen
und die Oberfläche für ein zweischalige Einheits-Hyperboloid mit der Höhe
ergeben sich nach den Guldinschen
Regeln mithilfe von Integralen.
Volumen
Oberfläche
Tangentialebenen
Die Tangentialebene
von
in einem Punkt
hat die Gleichung (siehe oben)
Ebene Schnitte
- Ebenen mit einer Neigung kleiner 1 (Neigung der Asymptoten
der erzeugenden Hyperbel)
schneiden
entweder in einer Ellipse oder in einem Punkt oder nicht,
- Ebenen mit einer Neigung gleich 1 und durch den Koordinatenursprung
schneiden
nicht,
- Ebenen mit einer Neigung gleich 1 und nicht durch den Koordinatenursprung
schneiden
in einer Parabel,
- Ebenen mit einer Neigung größer 1 schneiden
in einer Hyperbel.
Affine Bilder
Ein beliebiges zweischaliges Hyperboloid ist das affine Bild des
Einheitshyperboloids .
Die einfachsten affinen Bilder erhält man durch Skalierung der
Koordinatenachsen:
Im Fall
sind die Höhenschnitte Kreise.
Andern falls sind es Ellipsen.
Ein solches Hyperboloid nennt man zweischaliges Rotationshyperboloid.
Dass ein beliebiges zweischaliges Hyperboloid auch immer Kreise enthält, wird in
Kreisschnittebene
gezeigt.
Für ein zweischaliges Hyperboloid
ergibt sich die folgende Parameterdarstellung:
Homogene Koordinaten
Führt man wie bei
homogene
Koordinaten ein, erhält man die homogene Beschreibung von
durch die Gleichung:
.
Vertauscht man die Koordinaten
und kehrt wieder zu affinen
Koordinaten zurück, ergibt sich die Gleichung
der Einheitskugel:
Dies zeigt: Ein zweischaliges Hyperboloid ist projektiv äquivalent zu einer Kugel.
Symmetrieeigenschaften
Wie Ellipsen und Hyperbeln haben
auch Hyperboloide Scheitel und Nebenscheitel und Symmetrien. Die
Hyperboloide sind
offensichtlich
- punktsymmetrisch zum Koordinatenursprung,
- symmetrisch zu den Koordinatenebenen sowie
- rotationssymmetrisch
zur z-Achse und symmetrisch zu jeder Ebene
durch die z-Achse, falls
ist.
Doppelkegel
Den Doppelkegel
kann man als Grenzfläche zwischen den Scharen von einschaligen bzw.
zweischaligen Hyperboloiden
bzw.
auffassen. Er entsteht durch Rotation
der gemeinsamen Asymptoten
der Erzeuger-Hyperbeln.
Gemeinsame Parameterdarstellung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Hyperboloide zu parametrisieren. Eine einfache Möglichkeit, das einschalige und zweischalige Hyperboloid und den Kegel zu parametrisieren, ist:
Für
ergibt sich ein einschaliges, für
ein zweischaliges Hyperboloid und für
ein Doppelkegel.
![](bilder/Les_Essarts-le-Roi_Chateau_d'eau.jpg)
![](bilder/220px-Kobe_port_tower11s3200.jpg)
Siehe auch
Literatur
- Albrecht Beutelspacher, Ute Rosenbaum: Projektive Geometrie. Von den Grundlagen bis zu den Anwendungen (= Vieweg Studium: Aufbaukurs Mathematik). 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2004, ISBN 3-528-17241-X.
- Hermann Schaal: Lineare Algebra und analytische Geometrie. Band III. Vieweg, 1980, ISBN 3-528-13057-1.
- Günter Scheja, Uwe Storch: Lehrbuch der Algebra. Unter Einschluß der linearen Algebra. 2., überarb. und erw. Auflage. Teubner, Stuttgart 1994, ISBN 3-519-12203-0.
- Uwe Storch, Hartmut Wiebe: Lehrbuch der Mathematik. 2., überarb. und erw. Auflage. BI-Wissenschafts-Verlag, 1999, ISBN 3-411-14101-8.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.10. 2022