Quadrik
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Eine Quadrik (von lateinisch quadra Quadrat) ist in der Mathematik die Lösungsmenge einer quadratischen Gleichung mehrerer Unbekannter. In zwei Dimensionen bildet eine Quadrik im Regelfall eine Kurve in der Ebene, wobei es sich dann um einen Kegelschnitt handelt. In drei Dimensionen beschreibt eine Quadrik im Regelfall eine Fläche im Raum, die auch Fläche zweiter Ordnung oder quadratische Fläche genannt wird. Allgemein handelt es sich bei einer Quadrik um eine algebraische Varietät, also um eine spezielle Hyperfläche, in einem endlichdimensionalen reellen Koordinatenraum. Durch eine Hauptachsentransformation lässt sich jede Quadrik auf eine von drei möglichen Normalformen transformieren. Auf diese Weise können Quadriken in verschiedene grundlegende Typen klassifiziert werden.
Quadriken werden insbesondere in der analytischen und der projektiven Geometrie untersucht. Anwendungen für Quadriken in Technik und Naturwissenschaften finden sich unter anderem in der Geodäsie (Referenzellipsoid), der Architektur (Tragwerkskonstruktion) oder der Optik (Parabolspiegel).
Definition
Eine Quadrik ist eine Punktmenge
im -dimensionalen
reellen Koordinatenraum
der Form
,
wobei
ein quadratisches
Polynom in den Variablen
ist. Mindestens einer der Polynomkoeffizienten
muss dabei ungleich null sein. Zudem kann ohne
Einschränkung vorausgesetzt werden, dass
für alle
gilt. Eine Quadrik ist damit die Nullstellenmenge
eines quadratischen Polynoms mehrerer Variablen beziehungsweise die
Lösungsmenge einer quadratischen
Gleichung mit mehreren Unbekannten.
Beispiele
Zum Beispiel beschreibt die Menge der Punkte
eine Ellipse in der Ebene. Die Menge der Punkte
beschreibt ein einschaliges Hyperboloid im dreidimensionalen Raum.
Eigenschaften
Matrixdarstellung
In kompakter Matrixnotation kann eine Quadrik als eine Menge von Vektoren
beschrieben werden, wobei
eine symmetrische
Matrix und
sowie
Spaltenvektoren
entsprechender Länge sind. Mit Hilfe der erweiterten Darstellungsmatrix
und dementsprechend erweiterten Vektor
kann eine Quadrik auch kompakt durch die Menge
in homogenen Koordinaten dargestellt werden.
Typen
Bei Quadriken werden drei grundlegende Typen unterschieden. Die Entscheidung,
um welchen Typ es sich bei einer gegebenen Quadrik handelt, kann anhand der Ränge der Matrizen
,
und
getroffen werden:
- Kegeliger Typ:
- Mittelpunktsquadrik:
- Parabolischer Typ:
Eine Quadrik heißt dabei ausgeartet, falls
gilt. Während nichtausgeartete Quadriken in allen Richtungen gekrümmte Hyperflächen bilden, weisen ausgeartete Quadriken in manchen Richtungen geradlinige Strukturen auf oder sind anderweitig degeneriert.
Transformationen
Quadriken lassen sich durch Ähnlichkeitsabbildungen
transformieren, ohne dass sich ihr Typ dadurch verändert. Ist
eine reguläre
Matrix, dann erhält man durch die lineare
Transformation
eine neue Quadrik in den Koordinaten
,
die der Gleichung
genügt. Ebenso erhält man durch eine Parallelverschiebung
um einen Vektor
eine neue Quadrik, die die Gleichung
mit der Einheitsmatrix
erfüllt. Insbesondere ändert sich der Rang der Matrizen
und
durch solche Affinitäten
nicht.
Ist ,
so lassen sich beide Methoden mittels
und
zu
kombinieren:
Da die Matrix
symmetrisch ist, ist sie orthogonal diagonalisierbar, das heißt, es gibt eine
orthogonale Matrix
,
so dass
eine Diagonalmatrix ist. Damit kann die Quadrik durch die Bedingung
ausgedrückt werden. Es kommen also keine gemischt-quadratischen und keine
linearen Terme mehr vor. Der Mittelpunkt der Quadrik liegt somit bei .
Normalformen
Durch eine Hauptachsentransformation
lässt sich jede Quadrik auf eine der folgenden Normalformen
transformieren. Hierzu wird zunächst eine orthogonale
Matrix ,
beispielsweise eine Dreh-
oder Spiegelungsmatrix,
derart gewählt, dass
eine Diagonalmatrix
ergibt, die die Eigenwerte
von
in absteigender Reihenfolge enthält. Im zweiten Schritt wird die transformierte
Quadrik derart um einen Vektor
verschoben, dass auch die linearen Terme und der konstante Term weitestgehend
verschwinden. Schließlich wird die Quadrik noch so normiert, dass der konstante
Term, sofern er nicht null ist, zu eins wird. Dadurch ergeben sich die folgenden
drei Normalformen:
- Kegeliger Typ:
mit
- Mittelpunktsquadrik:
mit
- Parabolischer Typ:
mit
Hinzu kommt als Spezialfall die
- Leere Menge:
mit
In allen Fällen sind die Koeffizienten .
Die Kennzahlen
und
ergeben sich dabei aus der Signatur der
Matrix
.
Klassifikation
Quadriken in einer Dimension
In einer Dimension ist eine Quadrik die Lösungsmenge einer quadratischen Gleichung mit einer Unbekannten, also eine Punktmenge der Form
.
Durch Verschiebung (quadratische Ergänzung) und Normierung lassen sich die folgenden zwei Fälle unterscheiden:
Nicht ausgeartete Quadriken | Ausgeartete Quadriken | ||
---|---|---|---|
Zwei Lösungen |
![]() |
Eine Lösung |
![]() |
In dem verbleibenden Fall
ergibt sich als Lösungsmenge die leere Menge. In allen Fällen ist
.
Quadriken in der Ebene
In der Ebene ist eine Quadrik die Lösungsmenge einer quadratischen Gleichung mit zwei Unbekannten, also eine Punktmenge der Form
.
Hierbei handelt es sich bis auf degenerierte Fälle um Kegelschnitte, wobei ausgeartete Kegelschnitte, bei denen die Kegelspitze in der Schnittebene enthalten ist, von nicht ausgearteten Kegelschnitten unterschieden werden. Durch Hauptachsentransformation lässt sich die allgemeine Gleichung einer Quadrik auf eine der folgenden Normalformen transformieren:
Nicht ausgeartete Quadriken | Ausgeartete Quadriken | ||
---|---|---|---|
Ellipse |
![]() |
Zwei schneidende Geraden |
![]() |
Hyperbel |
![]() |
Zwei parallele Geraden |
![]() |
Parabel |
![]() |
Eine Gerade |
![]() |
Ein Punkt |
![]() |
In den beiden verbleibenden Fällen
und
ergibt sich als Lösungsmenge jeweils die leere Menge. In allen Fällen sind
.
Quadriken im Raum
Im dreidimensionalen Raum ist eine Quadrik die Lösungsmenge einer quadratischen Gleichung mit drei Unbekannten, also eine Punktmenge der Form
.
Im Raum ist die Vielfalt der Quadriken deutlich größer als in der Ebene. Hier gibt es ebenfalls ausgeartete und nicht ausgeartete Quadriken. Unter den ausgearteten Quadriken finden sich dabei auch einfach gekrümmte Flächen, wie Zylinder und Kegel. Ähnlich wie in zwei Dimensionen lässt sich die allgemeine Gleichung einer Quadrik auf eine der folgenden Normalformen transformieren:
Nicht ausgeartete Quadriken | Ausgeartete Quadriken (gekrümmte Flächen) | Ausgeartete Quadriken (Ebenen u.a.) | |||
---|---|---|---|---|---|
Ellipsoid |
![]() |
Elliptischer
Kegel |
![]() |
Zwei schneidende Ebenen |
![]() |
Einschaliges
Hyperboloid |
![]() |
Elliptischer
Zylinder |
![]() |
Zwei parallele Ebenen |
![]() |
Zweischaliges
Hyperboloid |
![]() |
Hyperbolischer
Zylinder |
![]() |
Eine Ebene |
![]() |
Elliptisches
Paraboloid |
![]() |
Parabolischer
Zylinder |
![]() |
Eine Gerade |
![]() |
Hyperbolisches
Paraboloid |
![]() |
Ein Punkt |
![]() |
In den drei verbleibenden Fällen ,
und
ergibt sich als Lösungsmenge wiederum jeweils die leere Menge. In allen Fällen
sind
.
Für
(bzw.
im Fall des zweischaligen Hyperboloids) erhält man in folgenden Fällen Rotationsflächen,
die auch als Drehquadriken
bezeichnet werden: Rotationsellipsoid,
ein- und zweischaliges Rotationshyperboloid,
Rotationsparaboloid,
Kreiskegel
und Kreiszylinder.
Regelflächen, also
Flächen, die von einer einparametrigen Geradenschar erzeugt
werden, sind Kegel, elliptischer und parabolischer Zylinder, Ebene, einschaliges
Hyperboloid und hyperbolisches Paraboloid. Die letzteren drei Flächen werden
sogar von zwei Geradenscharen erzeugt und sind die einzig möglichen doppelt
gekrümmten Regelflächen im Raum.
Projektive Quadriken
Die Vielfalt der Quadriken verringert sich erheblich, wenn man sowohl den affinen Raum, in dem eine Quadrik definiert ist, als auch die Quadrik selbst projektiv abschließt. Die projektiven Erweiterungen von Ellipsen, Hyperbeln und Parabeln sind projektiv alle zueinander äquivalent, das heißt, es gibt eine projektive Kollineation, die die eine Kurve auf die andere abbildet (siehe projektiver Kegelschnitt).
Im dreidimensionalen Raum sind folgende Quadriken äquivalent:
- Ellipsoid, zweischaliges Hyperboloid und elliptisches Paraboloid,
- einschaliges Hyperboloid und hyperbolisches Paraboloid,
- elliptischer, hyperbolischer, parabolischer Zylinder und Kegel.
Verallgemeinerungen
Allgemeiner können Quadriken auch in Vektorräumen über einem beliebigen Körper, also auch über dem Körper der komplexen Zahlen oder auch über endlichen Körpern betrachtet werden.
Literatur
- Ilja Nikolajewitsch Bronstein, Konstantin A. Semendjajew: Taschenbuch der Mathematik. Teubner-Verlag, Leipzig 1983, ISBN 3-87144-492-8, S. 283.
- Klemens Burg, Herbert Haf, Friedrich Wille: Höhere Mathematik für Ingenieure. Band II, Teubner-Verlag, Stuttgart, ISBN 3-519-22956-0, S. 341.
- dtv-Atlas zur Mathematik. Band 1, Deutscher Taschenbuch-Verlag, ISBN 3-423-03007-0, S. 200–203.
- Kurt Meyberg, Peter Vachenauer: Höhere Mathematik 1. Springer-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-540-59188-5, S. 343.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.01. 2022