C*-Algebra
C*-Algebren werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis untersucht. Sie sind in der mathematischen Physik entstanden. Es handelt sich um eine Abstraktion der beschränkten linearen Operatoren auf einem Hilbertraum, sie spielen daher in der mathematischen Beschreibung der Quantenmechanik eine Rolle. C*-Algebren sind spezielle Banachalgebren, bei denen ein enger Zusammenhang zwischen algebraischen und topologischen Eigenschaften besteht; die Kategorie der lokalkompakten Räume erweist sich als äquivalent zur Kategorie der kommutativen C*-Algebren, daher wird die Theorie der C*-Algebren auch als nichtkommutative Topologie angesehen. Sofern eine solche nichtkommutative Topologie von einer Metrik induziert wird, wird diese durch das relativ neue Forschungsfeld der nichtkommutativen Geometrie erfasst, welches in den 1990er Jahren von Alain Connes begründet wurde.
Definition und Eigenschaften
Eine C*-Algebra über dem Körper
oder
ist eine Banachalgebra
mit einer Involution
mit folgenden Eigenschaften
|
(involutiv) |
|
(anti-multiplikativ) |
|
(semilinear, anti-linear oder konjugiert linear) |
|
(C*-Eigenschaft) |
Aus der C*-Eigenschaft folgt, dass die Involution isometrisch ist, was sie zusammen mit den ersten drei Eigenschaften der C*-Algebra zu einer Banach-*-Algebra (= involutiven Banachalgebra) macht.
Man spricht von einer kommutativen C*-Algebra, wenn die Multiplikation
kommutativ ist. Die meisten Autoren verstehen unter einer C*-Algebra stets eine
-Banachalgebra
und schreiben genauer reelle C*-Algebra, wenn auch
-Banachalgebren
zugelassen sind.
Standardbeispiele; die Sätze von Gelfand-Neumark und von Gelfand-Neumark-Segal
Das bekannteste Beispiel einer C*-Algebra ist die Algebra
der beschränkten linearen Operatoren auf einem Hilbertraum
und allgemeiner jede in der Normtopologie
abgeschlossene selbstadjungierte Unteralgebra von
.
Umgekehrt besitzt nach dem Satz
von Gelfand-Neumark-Segal jede C*-Algebra diese Form, ist also zu einer
normabgeschlossenen selbstadjungierten Unteralgebra eines
isomorph.
Die komplexwertigen, stetigen und im
Unendlichen verschwindenden Funktionen auf einem lokalkompakten Hausdorffraum
bilden bezüglich der Supremumsnorm und der komplexen
Konjugation als Involution eine kommutative C*-Algebra
.
Der Satz
von Gelfand-Neumark besagt, dass jede kommutative C*-Algebra zu einer
solchen Algebra von Funktionen isomorph ist.
Weitere Eigenschaften von C*-Algebren
Homomorphismen zwischen C*-Algebren
Sind
und
C*-Algebren, dann heißt eine Abbildung
*-Homomorphismus, falls
sie linear, multiplikativ und mit der Involution verträglich ist.
Jeder *-Homomorphismus
ist kontrahierend,
das heißt, es gilt
für beliebiges
,
und daher insbesondere stetig.
Injektive
*-Homomorphismen
sind automatisch isometrisch,
das heißt, es gilt
für beliebiges
.
Endlichdimensionale C*-Algebren
Die Algebren der komplexen -Matrizen
,
die mit den linearen Operatoren auf
identifiziert werden können, bilden mit der Operatornorm
eine C*-Algebra. Man kann zeigen, dass jede endlichdimensionale C*-Algebra zu
einer direkten Summe solcher Matrixalgebren isomorph ist.
Konstruktion neuer C*-Algebren aus vorgegebenen
- Direkte Summen, direkte Produkte, induktive Limites von C*-Algebren sind mit einer geeigneten Normdefinition wieder C*-Algebren.
- Es gibt eine minimale und eine maximale Möglichkeit, Tensorprodukte von C*-Algebren zu C*-Algebren zu vervollständigen, siehe „Räumliches Tensorprodukt“ und „Maximales Tensorprodukt“.
- Ein abgeschlossenes zweiseitiges Ideal ist automatisch bzgl. der Involution abgeschlossen und die Quotientenalgebra ist mit der Quotientennorm wieder eine C*-Algebra.
- Aus einem C*-dynamischen
System
lassen sich weitere C*-Algebren konstruieren, das Kreuzprodukt
und das reduzierte Kreuzprodukt
.
Einselemente
C*-Algebren müssen kein Einselement haben. Man kann aber stets ein Einselement adjungieren oder als Ersatz für ein fehlendes Einselement eine beschränkte Approximation der Eins verwenden, die es in jeder C*-Algebra gibt.
Hilbertraum-Darstellungen
Ist
ein Hilbertraum, so nennt man einen *-Homomorphismus
eine Hilbertraum-Darstellung oder einfach Darstellung von
.
Die Theorie der Hilbertraum-Darstellungen ist ein wichtiges Instrument zur
weitergehenden Untersuchung von C*-Algebren.
Beispiele und Spezialfälle von C*-Algebren
- Die kompakten
Operatoren
auf einem Hilbertraum
bilden eine C*-Unteralgebra von
.
ist ein abgeschlossenes zweiseitiges Ideal in
. Die Quotienten-Algebra
heißt Calkin-Algebra.
- Von-Neumann-Algebren
sind stark
abgeschlossene *-Unteralgebren von
. Da die starke Operatortopologie gröber als die Normtopologie ist, sind die Von-Neumann-Algebren auch in der Normtopologie abgeschlossen und daher insbesondere C*-Algebren.
- Gruppen-C*-Algebren
(= einhüllende
C*-Algebra der Gruppenalgebra
)
- Duale C*-Algebren (= C*-Algebren kompakter Operatoren)
- Liminale C*-Algebren (= CCR-Algebren)
- Postliminale C*-Algebren (= GCR-Algebren oder Typ-I-C*-Algebren), zum Beispiel die Toeplitz-Algebra
- UHF-Algebren, zum Beispiel die CAR-Algebra
- AF-C*-Algebren,
- Bunce-Deddens-Algebren
- Nukleare C*-Algebren,
- Irrationale Rotationsalgebra,
- Cuntz-Algebra,
- Cuntz-Krieger-Algebra,
Historische Bemerkungen
Eine B*-Algebra ist nach Israel Moissejewitsch Gelfand
und Mark Neumark (1943) eine
involutive Banachalgebra
(mit Einselement 1) mit den zwei Eigenschaften
für alle
,
ist für jedes
invertierbar.
Eine C*-Algebra wurde als eine normabgeschlossene und bezüglich der Involution abgeschlossene Unteralgebra der Algebra der Operatoren auf einem Hilbertraum definiert. Gelfand und Neumark konnten dann zeigen, dass jede B*-Algebra eine C*-Algebra ist. Die bereits von ihnen vermutete Redundanz der zweiten Bedingung konnte erst in den 1950er Jahren von Masanori Fukamiya und Irving Kaplansky gezeigt werden. Der Begriff B*-Algebra als eine abstrakt definierte (d.h. nicht auf einem Hilbertraum dargestellte) Algebra ist durch den Satz von Gelfand-Neumark entbehrlich geworden, weshalb man den Begriff B*-Algebra nur noch in älterer Literatur finden kann.
Der Name C*-Algebra wurde durch die Veröffentlichung Irreducible
representations of operator algebras (1947) des Mathematikers Irving Segal geprägt.
Möglicherweise deutet das C in C*-Algebra darauf hin, dass C*-Algebren ein
nichtkommutatives Analogon des Raums der stetigen Funktionen
sind und das Zeichen * betont die Bedeutung der Involution.
Die C*-Bedingung
für alle
konnte in den 1960er Jahren weiter zu
für alle
abgeschwächt werden, was sich aus dem Satz
von Vidav-Palmer, der seinerseits die C*-Algebren unter allen Banachalgebren
charakterisiert, herleiten lässt. Diese Abschwächung der C*-Bedingung spielt in
der Theorie der C*-Algebren allerdings keine besondere Rolle.
Verallgemeinerungen
In der Mathematischen Physik verallgemeinert man den Begriff zum Zwecke der Behandlung allgemeiner physikalischer Observablen in der Quantenfeldtheorie, indem man nicht Hilbert- oder Banachräume, sondern allgemeinere Gelfandsche Raumtripel voraussetzt (also auch distributionswertige Funktionale u.dgl. zulässt).
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.03. 2023