Kontraktion (Mathematik)
Eine Kontraktion ist in der Analysis
und verwandten Gebieten der Mathematik
eine Abbildung
einer Menge
in sich selbst, die die Abstände zwischen zwei beliebigen Punkten von
mindestens so stark verringert wie eine zentrische
Streckung mit einem festen Streckungsfaktor
,
also die Menge bei mehrfacher Anwendung „in sich zusammenzieht“
(kontrahiert). Anschaulich erscheint klar, dass durch fortgesetzte
Anwendung einer solchen Kontraktion die Ausgangsmenge nach und nach auf eine
„beliebig kleine“ Teilmenge abgebildet wird und sich schließlich (könnte man nur
unendlich oft abbilden) auf einen Punkt zusammenzieht. Dass diese intuitive
Vermutung in sehr allgemeinen Fällen in einem präzisierten Sinn zutrifft, lässt
sich mathematisch beweisen. Sätze, die Aussagen machen über die Existenz des
„Grenzpunktes“, auf den die Kontraktion zustrebt, seine Berechnung und den
Näherungsfehler nach endlich vielen Schritten (Iterationen)
dieser Annäherung, werden als Kontraktionssätze oder Fixpunktsätze
bezeichnet.
Definition
sei ein metrischer
Raum. Eine Abbildung
heißt Kontraktion, wenn es eine Zahl
gibt, mit der für alle
gilt:
.
Man nennt die Abbildung dann auch kontrahierend oder auch
kontraktiv auf .
Anders ausgedrückt: Die Abbildung
ist genau dann eine Kontraktion, wenn sie
- die Menge
in sich abbildet und
- eine Lipschitz-Bedingung
mit der Lipschitz-Konstanten
erfüllt.
Anwendung: Reeller Kontraktionssatz
Eine kontrahierende Selbstabbildung
eines Intervalles
besitzt genau einen Fixpunkt
.
Dieser kann durch die Iterationsfolge
mit einem beliebigen Startwert
berechnet werden. Für die Glieder der Iterationsfolge gilt die Fehlerabschätzung
.
Eine Verallgemeinerung dieses Satzes ist der Fixpunktsatz von Banach.
Beispiele
- Sei
und
eine reellwertige Funktion auf
, die auf
die Lipschitz-Bedingung mit
erfüllt. Wenn es zu dem Startpunkt
ein Intervall
gibt, auf dem
ist, dann ist die Funktion
eine kontrahierende Selbstabbildung von
. Ein Fixpunkt in
kann durch die Rekursionsfolge aus dem reellen Kontraktionssatz (s.o.) berechnet werden.
- Eine bekannte Anwendung des reellen Kontraktionssatzes ist das Heronverfahren zur
Bestimmung der Quadratwurzel aus einer ganzen Zahl
. Anstelle der zur Lösung vorgelegten Gleichung
löst man die Gleichung
, bestimmt also einen Fixpunkt der Funktion
. Diese Funktion ist auf dem Intervall
kontrahierend, wobei
gesetzt wird. Als Kontraktionskonstante kann
gewählt werden.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.01. 2018