Kompakter Operator

Kompakte Operatoren zwischen zwei Banachräumen sind in der Funktionalanalysis, einem der Teilgebiete der Mathematik, spezielle Operatoren, die ihren Ursprung in der Theorie der Integralgleichungen haben. Man spricht auch von kompakten Abbildungen anstatt von kompakten Operatoren und unterscheidet lineare von nichtlinearen Operatoren.

Theorie linearer kompakter Operatoren

Definition

Eine lineare Abbildung K\colon E\to F von einem Banachraum E in einen Banachraum F heißt kompakter Operator, wenn eine der folgenden äquivalenten Eigenschaften erfüllt ist:

Die Menge der linearen, kompakten Operatoren K \colon E \to F wird hier mit \mathcal{K}(E,F) bezeichnet.

Stetigkeit

Weil das Bild der Einheitskugel relativ kompakt und somit beschränkt ist, folgt, dass jeder lineare kompakte Operator automatisch ein beschränkter Operator und somit stetig ist.

Beispiele

Eigenschaften

Satz von Schauder

Der folgende Satz ist nach Juliusz Schauder benannt. Seien X und Y Banachräume. Dann ist ein linearer Operator K \colon X\to Y genau dann kompakt, wenn der adjungierte Operator K^* \colon Y^*\to X^* kompakt ist.

Approximationseigenschaft

Ist K \colon X \to Y ein linearer Operator zwischen den Banachräumen X und Y und existiert eine Folge stetiger linearer Operatoren mit endlichdimensionalem Bild, die gegen K konvergiert, so ist K kompakt. Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht, sondern nur dann, wenn Y die sogenannte Approximationseigenschaft besitzt. Viele der häufig benutzten Banachräume haben allerdings diese Approximationseigenschaft, so zum Beispiel c_{0}, \ell ^{p} oder L^p([0,1]) mit 1\leq p<\infty , sowie alle Hilberträume.

Spektraltheorie kompakter Operatoren auf Banachräumen

Sei X ein Banachraum und T\colon X\to X ein kompakter Operator. Mit \sigma (T) wird das Spektrum des Operators T bezeichnet. Ist der Raum X zusätzlich unendlichdimensional, so gilt 0 \in \sigma(T) und die eventuell leere Menge \sigma(T) \setminus \{0\} hat höchstens abzählbar viele Elemente. Insbesondere ist {\displaystyle 0} der einzig mögliche Häufungspunkt von \sigma (T).

Jedes \lambda \in \sigma(T) \setminus \{0\} ist ein Eigenwert von T und der zugehörige Eigenraum \operatorname{ker}(\lambda \operatorname{Id} - T) ist endlichdimensional. Außerdem existiert eine topologisch direkte Zerlegung X = N(\lambda) \oplus R(\lambda) mit T(N(\lambda)) \subset N(\lambda) und T(R(\lambda)) \subset R(\lambda), wobei N(\lambda) endlichdimensional ist und \operatorname{ker}(\lambda \operatorname{Id} - T) umfasst, sowie (\lambda \operatorname{Id} - T)|_{R(\lambda)} ein Isomorphismus von R(\lambda) auf R(\lambda) ist. Diese Zerlegung heißt Riesz-Zerlegung und ist nach dem Mathematiker Frigyes Riesz benannt, der große Teile der Spektraltheorie (kompakter) Operatoren erforscht hat.

Spektralzerlegung selbstadjungierter kompakter Operatoren auf Hilberträumen

Ist T\colon H\to H ein kompakter selbstadjungierter Operator auf einem Hilbertraum H, dann existiert für den Operator eine Spektralzerlegung. Das heißt, es existiert ein Orthonormalsystem e_{1},e_{2},\ldots sowie eine Nullfolge {\displaystyle (\lambda _{k})_{k\in \mathbb {N} }} in {\displaystyle \mathbb {K} \backslash \{0\}}, so dass

Tx=\sum _{{k=1}}^{\infty }\lambda _{k}\langle x,e_{k}\rangle e_{k}

für alle x \in H gilt. Die \lambda_k sind für alle k\in \mathbb {N} die Eigenwerte von T und e_k ist ein Eigenvektor zu \lambda_k.

Spektralzerlegung allgemeiner kompakter Operatoren auf Hilberträumen

Ist allgemeiner T\colon H_{1}\to H_{2} ein kompakter Operator auf den Hilberträumen H_{1} und H_{2} dann kann man das obige Resultat auf die beiden Operatoren |T| \colon H_1 \to H_1 und |T^*| \colon H_2 \to H_2 anwenden (dabei ist für einen Operator A der Betrag |A| ein positiver (und daher selbstadjungierter) Operator, für den |A|^2=A^*A ist; dieser Operator existiert stets und er ist eindeutig).

Man erhält dann Orthonormalsysteme e_{1},e_{2},\ldots von H_{1} und f_1 , f_2, \ldots von H_{2} sowie eine Nullfolge {\displaystyle (\lambda _{k})_{k\in \mathbb {N} }} in {\displaystyle \mathbb {K} \backslash \{0\}}, so dass

Tx = \sum_{k = 1}^\infty \lambda_k \langle x ,e_k\rangle f_k

x\in H_{1} und

T^*y = \sum_{k = 1}^\infty \lambda_k \langle y ,f_k\rangle e_k

für alle y\in H_{2} gilt.

Ähnlich wie oben sind dann \lambda_k die Eigenwerte von |T| und |T^*|, e_k die Eigenvektoren von |T| und f_k die Eigenvektoren von |T^*|.

Anwendung

Sei G \subseteq \R kompakt mit echt positivem Lebesgue-Maß und k stetig auf G\times G. Dann ist der durch

 T x(t) = \int\limits_G k(t,s) x(s)\mathrm{d} s

definierte Fredholmsche Integraloperator ein linearer kompakter Operator. Diese Aussage lässt sich mit Hilfe des Satzes von Arzelà-Ascoli beweisen.

Viele Sätze zur Lösbarkeit von Integralgleichungen, wie die Fredholmsche Alternative, setzen einen kompakten Operator voraus.

Schmidt-Darstellung und die Schatten-Klasse

Hauptartikel: Schatten-Klasse

Seien H_{1} und H_{2} Hilberträume und T\colon H_{1}\to H_{2} ein kompakter Operator. Dann existieren abzählbare Orthonormalsysteme (e_i)_{i \in \N} von H_{1} und (f_i)_{i \in \N} von H_{2} sowie Zahlen s_1 \geq s_2 \geq \ldots \geq 0 mit s_k \to 0, so dass

Tx = \sum_{k=1}^\infty s_k\langle x , e_k\rangle f_k

für alle x\in H_{1} gilt. Diese Darstellung des kompakten Operators nennt man Schmidt-Darstellung und die Zahlen s_{i} sind im Gegensatz zu den Orthonormalsystemen eindeutig bestimmt und heißen singuläre Zahlen. Gilt (s_i)_{i \in \N} \in \ell^p für 1\leq p<\infty so sagt man, dass T in der p-ten Schatten-Klasse liegt. Ist p=1 so heißen die Operatoren nuklear und ist p=2, so handelt es sich um einen Hilbert-Schmidt-Operator. Auf der Menge der Hilbert-Schmidt-Operatoren kann im Gegensatz zu den anderen Schatten-Klassen auf natürliche Weise eine Hilbertraumstruktur definiert werden.

Vollstetige Operatoren

Seien E und F Banachräume, K\colon E\to F ein Operator. Dann heißt K vollstetig, falls für jede in E schwach konvergente Folge (x_{n}) die Bildfolge (K(x_n)) in F normkonvergent ist. Kompakte Operatoren sind vollstetig. Ist E reflexiv, so ist auch jeder vollstetige Operator kompakt.

Nichtlineare kompakte Operatoren

Definition

Seien E und F normierte Räume, K\colon \Omega \subset E\to F ein Operator. Dann heißt K kompakt, falls K stetig ist und das Bild jeder beschränkten Menge S in \Omega eine relativkompakte Teilmenge von F ist. Die Menge der kompakten Operatoren wird hier mit \mathcal{R}(E,F) bezeichnet.

Man beachte, dass hier die Stetigkeit nicht wie im linearen Fall automatisch folgt, sondern explizit gefordert werden muss.

Approximation durch Operatoren mit endlichdimensionalem Bild

Seien E und F normierte Räume und \Omega \subset E eine beschränkte abgeschlossene Teilmenge. Mit \mathcal{F}(\Omega,F) wird der Raum der kompakten Operatoren L, deren Bild L(\Omega) in einem endlichdimensionalen Untervektorraum von F enthalten ist, bezeichnet. Sei K \colon \Omega \to Y ein kompakter Operator, dann existiert zu jedem \epsilon >0 ein kompakter Operator K_\epsilon \in \mathcal{F}(\Omega,F), so dass

\sup_{x \in \Omega} \|K(x) - K_\epsilon(x)\|_F < \epsilon

gilt. Das heißt der Raum \mathcal{F}(\Omega,F) liegt bezüglich der Supremumsnorm \textstyle \sup_{x \in \Omega} \|\cdot\|_F dicht im Raum \mathcal{R}(\Omega,F) der kompakten Operatoren. Ist F ein Banachraum, so gilt auch die Umkehrung. Das heißt eine Folge von Operatoren aus \mathcal{F}(\Omega,F), die bezüglich der Supremumsnorm konvergiert, hat als Grenzwert einen kompakten Operator. Also ist insbesondere der Raum \mathcal{R}(\Omega,F) der kompakten Operatoren mit beschränktem \Omega vollständig.

Man beachte, dass eine Approximation dieser Art immer möglich ist und nicht wie im oben geschilderten linearen Fall voraussetzt, dass der beteiligte Banachraum die Approximationseigenschaft hat.

Fixpunkttheorie

Viele nichtlineare Differential- und Integralgleichungen kann man kurz als Gleichung F(x)=y schreiben, wobei F \colon \Omega \to X ein kompakter Operator ist. Für solche nichtlinearen Probleme existiert keine umfassende Lösungstheorie. Eine Möglichkeit, um die Gleichung auf Lösungen zu untersuchen, ist die Fixpunkttheorie. In diesem Zusammenhang sind zum Beispiel der Fixpunktsatz von Schauder oder die Leray-Schauder-Alternative zentrale Hilfsmittel, die die Existenz von Fixpunkten garantieren. Außerdem lässt sich zeigen, dass falls \Omega \subset X abgeschlossen und beschränkt ist, die Menge der Fixpunkte eines kompakten Operators kompakt ist.

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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 14.06. 2020