Transponierte Matrix
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Die transponierte Matrix, gespiegelte Matrix oder gestürzte Matrix ist in der Mathematik diejenige Matrix, die durch Vertauschen der Rollen von Zeilen und Spalten einer gegebenen Matrix entsteht. Die erste Zeile der transponierten Matrix entspricht der ersten Spalte der Ausgangsmatrix, die zweite Zeile der zweiten Spalte und so weiter. Anschaulich entsteht die transponierte Matrix durch Spiegelung der Ausgangsmatrix an ihrer Hauptdiagonale. Die Umwandlung einer Matrix in ihre transponierte Matrix wird Transponierung, Transposition oder Stürzen der Matrix genannt.
Die Transpositionsabbildung, die einer Matrix ihre Transponierte zuordnet, ist stets bijektiv, linear und selbstinvers. Bezüglich der Matrizenaddition stellt sie einen Isomorphismus dar, bezüglich der Matrizenmultiplikation hingegen einen Antiisomorphismus, das heißt, die Reihenfolge bei der Multiplikation von Matrizen kehrt sich nach Transponierung um. Viele Kenngrößen von Matrizen, wie Spur, Rang, Determinante und Eigenwerte, bleiben unter Transponierung erhalten.
In der linearen Algebra wird die transponierte Matrix unter anderem zur Charakterisierung spezieller Klassen von Matrizen eingesetzt. Die transponierte Matrix ist auch die Abbildungsmatrix der dualen Abbildung einer linearen Abbildung zwischen zwei endlichdimensionalen Vektorräumen bezüglich der jeweiligen Dualbasen. Weiterhin ist sie auch die Abbildungsmatrix der adjungierten Abbildung zwischen zwei endlichdimensionalen reellen Skalarprodukträumen bezüglich der jeweiligen Orthonormalbasen. Das Konzept der Transponierung einer Matrix wurde im Jahr 1858 von dem britischen Mathematiker Arthur Cayley eingeführt.
Definition
Ist
ein Körper
(in der Praxis meist der Körper der reellen
oder komplexen Zahlen), dann
ist die zu einer gegebenen Matrix
transponierte Matrix definiert als
.
Die transponierte Matrix
ergibt sich also dadurch, dass die Rollen von Zeilen und
Spalten der Ausgangsmatrix
vertauscht werden. Anschaulich entsteht die transponierte Matrix durch Spiegelung der
Ausgangsmatrix an ihrer Hauptdiagonale
mit
.
Gelegentlich wird die transponierte Matrix auch durch
,
oder
notiert.
Beispiele
Durch Transponieren einer -Matrix
(eines Zeilenvektors)
entsteht eine
-Matrix
(ein Spaltenvektor)
und umgekehrt:
Eine quadratische Matrix behält durch Transponieren ihren Typ, jedoch werden alle Einträge an der Hauptdiagonale gespiegelt:
Durch Transponierung einer -Matrix
entsteht eine
-Matrix,
bei der die erste Zeile der ersten Spalte der Ausgangsmatrix und die zweite
Zeile der zweiten Spalte der Ausgangsmatrix entspricht:
Eigenschaften
Summe
Für die Transponierte der Summe
zweier Matrizen
gleichen Typs
gilt
.
Allgemein ergibt sich die Summe von
Matrizen
gleichen Typs zu
.
Die Transponierte einer Summe von Matrizen ist demnach gleich der Summe der Transponierten.
Skalarmultiplikation
Für die Transponierte des Produkts
einer Matrix
mit einem Skalar
gilt
.
Die Transponierte des Produkts einer Matrix mit einem Skalar ist also gleich dem Produkt des Skalars mit der transponierten Matrix.
Zweifache Transposition
Für die Transponierte der Transponierten einer Matrix
gilt
.
Durch zweifache Transposition ergibt sich demnach stets wieder die Ausgangsmatrix.
Produkt
Für die Transponierte des Produkts
einer Matrix
mit einer Matrix
gilt
mit den Transponierten
und
.
Allgemein ergibt sich für das Produkt von
Matrizen
passenden Typs
.
Die Transponierte eines Produkts von Matrizen ist demnach gleich dem Produkt der Transponierten, jedoch in umgekehrter Reihenfolge.
Inverse
Die Transponierte einer regulären
Matrix
ist ebenfalls regulär. Für die Transponierte der Inversen
einer regulären Matrix gilt dabei
,
denn mit der Einheitsmatrix
ergibt sich
und daher ist
die inverse Matrix zu
.
Die Transponierte der inversen Matrix ist demnach gleich der Inversen der
transponierten Matrix. Diese Matrix wird gelegentlich auch mit
bezeichnet.
Exponential und Logarithmus
Für das Matrixexponential
der Transponierten einer reellen oder komplexen quadratischen Matrix
gilt
.
Entsprechend gilt für den Matrixlogarithmus der Transponierten einer regulären reellen oder komplexen Matrix
.
Transpositionsabbildung
Die Abbildung
,
die einer Matrix ihre Transponierte zuordnet, wird Transpositionsabbildung genannt. Aufgrund der vorstehenden Gesetzmäßigkeiten besitzt die Transpositionsabbildung die folgenden Eigenschaften:
- Die Transpositionsabbildung ist stets bijektiv, linear und selbstinvers.
- Zwischen den Matrizenräumen
und
stellt die Transpositionsabbildung einen Isomorphismus dar.
- In der allgemeinen
linearen Gruppe
und im Matrizenring
stellt die Transpositionsabbildung (für
) einen Antiautomorphismus dar.
Blockmatrizen
Die Transponierte einer Blockmatrix
mit
Zeilen- und
Spaltenpartitionen ist durch
gegeben. Sie entsteht durch Spiegelung aller Blöcke an der Hauptdiagonale und nachfolgende Transposition jedes Blocks.
Kenngrößen
Rang
Für eine Matrix
ist der Rang
der transponierten Matrix gleich dem der Ausgangsmatrix:
Das Bild
der Abbildung
wird dabei von den Spaltenvektoren von
aufgespannt, während
das Bild der Abbildung
von den Zeilenvektoren von
aufgespannt wird. Die Dimensionen
dieser beiden Bilder stimmen dabei stets überein.
Spur
Für eine quadratische Matrix
ist die Spur
(die Summe der Hauptdiagonalelemente)
der transponierten Matrix gleich der Spur der Ausgangsmatrix:
Denn die Diagonalelemente der transponierten Matrix stimmen mit denen der Ausgangsmatrix überein.
Determinante
Für eine quadratische Matrix
ist die Determinante
der transponierten Matrix gleich der Determinante der Ausgangsmatrix:
Dies folgt aus der Leibniz-Formel für Determinanten über
,
wobei die Summe über alle Permutationen
der symmetrischen
Gruppe
läuft und
das Vorzeichen
der Permutation
bezeichnet.
Spektrum
Für eine quadratische Matrix
ist aufgrund der Invarianz der Determinante unter Transposition auch das charakteristische
Polynom der transponierten Matrix mit dem der Ausgangsmatrix identisch:
Daher stimmen auch die Eigenwerte der transponierten Matrix mit denen der Ausgangsmatrix überein, die beiden Spektren sind also gleich:
Die Eigenvektoren und Eigenräume müssen aber nicht übereinstimmen.
Ähnlichkeit
Jede quadratische Matrix
ist ähnlich
zu ihrer Transponierten, das heißt: Es gibt eine reguläre Matrix
,
sodass
gilt. Die Matrix
kann dabei sogar symmetrisch
gewählt werden.
Daraus folgt unter anderem, dass eine quadratische Matrix und ihre Transponierte
das gleiche Minimalpolynom
und, sofern ihr charakteristisches
Polynom vollständig in Linearfaktoren
zerfällt, auch die gleiche jordansche
Normalform haben.
Normen
Die euklidische
Norm eines reellen Vektors
ist durch
gegeben. Für die Frobeniusnorm
und die Spektralnorm
der Transponierten einer reellen oder komplexen Matrix
gilt
und
.
Die Zeilensummen- und die Spaltensummennorm der Transponierten und der Ausgangsmatrix stehen folgendermaßen in Beziehung:
und
Skalarprodukte
Das Standardskalarprodukt
zweier reeller Vektoren
ist durch
gegeben. Bezüglich des Standardskalarprodukts weisen eine reelle Matrix
und ihre Transponierte die
Verschiebungseigenschaft
für alle Vektoren
und
auf. Hierbei steht auf der linken Seite das Standardskalarprodukt im
und auf der rechten Seite das Standardskalarprodukt im
.
Für das Frobenius-Skalarprodukt
zweier Matrizen
gilt
,
da Matrizen unter der Spur zyklisch vertauschbar sind.
Verwendung
Spezielle Matrizen
Die transponierte Matrix wird in der linearen Algebra in einer Reihe von Definitionen verwendet:
- Eine symmetrische
Matrix ist eine quadratische Matrix, die gleich ihrer Transponierten ist:
- Eine schiefsymmetrische
Matrix ist eine quadratische Matrix, die gleich dem Negativen ihrer
Transponierten ist:
- Eine hermitesche
Matrix ist eine komplexe quadratische Matrix, deren Transponierte gleich
ihrer Konjugierten
ist:
- Eine schiefhermitesche
Matrix ist eine komplexe quadratische Matrix, deren Transponierte gleich
dem Negativen ihrer Konjugierten ist:
- Eine orthogonale
Matrix ist eine quadratische Matrix, deren Transponierte gleich ihrer
Inversen ist:
- Eine (reelle) normale
Matrix ist eine reelle quadratische Matrix, die mit ihrer Transponierten
kommutiert:
- Für eine beliebige reelle Matrix sind die beiden Gram-Matrizen
und
stets symmetrisch und positiv semidefinit.
- Das dyadische
Produkt zweier Vektoren
und
ergibt die Matrix
.
Bilinearformen
Sind
und
endlichdimensionale Vektorräume
über dem Körper
,
dann lässt sich jede Bilinearform
nach Wahl einer Basis
für
und einer Basis
für
durch die Darstellungsmatrix
beschreiben. Mit den Koordinatenvektoren
und
zweier Vektoren
und
gilt für den Wert der Bilinearform:
Sind nun
und
weitere Basen von
bzw.
,
dann gilt für die entsprechende Darstellungsmatrix
,
wobei
die Basiswechselmatrix
in
und
die Basiswechselmatrix in
sind. Zwei quadratische Matrizen
sind daher genau dann zueinander kongruent,
es gilt also
mit einer regulären Matrix
genau dann, wenn
und
die gleiche Bilinearform
bezüglich gegebenenfalls unterschiedlicher Basen darstellen.
Duale Abbildungen
Sind wieder
und
endlichdimensionale Vektorräume über dem Körper
mit zugehörigen Dualräumen
und
,
dann wird die zu einer gegebenen linearen
Abbildung
zugehörige duale
Abbildung
durch
für alle
charakterisiert. Ist nun
eine Basis für
und
eine Basis für
mit zugehörigen dualen
Basen
und
,
dann gilt für die Abbildungsmatrizen
von
und
von
die Beziehung
.
Die Abbildungsmatrix der dualen Abbildung bezüglich der dualen Basen ist demnach gerade die Transponierte der Abbildungsmatrix der primalen Abbildung bezüglich der primalen Basen. In der Physik kommt dieses Konzept bei kovarianten und kontravarianten vektoriellen Größen zum Einsatz.
Adjungierte Abbildungen
Sind nun
und
endlichdimensionale reelle Skalarprodukträume,
dann wird die zu einer gegebenen linearen Abbildung
zugehörige adjungierte
Abbildung
durch die Beziehung
für alle
und
charakterisiert. Ist weiter
eine Orthonormalbasis
von
,
eine Orthonormalbasis von
und
die Abbildungsmatrix von
bezüglich dieser Basen, dann ist die Abbildungsmatrix
von
bezüglich dieser Basen gerade
.
Bei reellen Matrizen ist demnach die zu einer gegebenen Matrix adjungierte Matrix
gerade die transponierte Matrix, also .
In der Funktionalanalysis
wird dieses Konzept auf adjungierte
Operatoren zwischen unendlichdimensionalen Hilberträumen
verallgemeinert.
Permutationen
Durch die transponierte Matrix werden auch spezielle Permutationen definiert.
Werden in eine -Matrix
zeilenweise der Reihe nach die Zahlen von
bis
geschrieben und dann spaltenweise wieder abgelesen (was genau dem Transponieren
der Matrix entspricht), ergibt sich eine Permutation
dieser Zahlen, die durch
für
und
angegeben werden kann. Die Anzahl der Fehlstände
und damit auch das Vorzeichen
von
lassen sich explizit durch
bestimmen. In der Zahlentheorie werden diese Permutationen beispielsweise im Lemma von Zolotareff zum Beweis des quadratischen Reziprozitätsgesetzes verwendet.
Verallgemeinerungen
Allgemeiner können auch Matrizen mit Einträgen aus einem Ring (gegebenenfalls mit Eins) betrachtet werden, wobei ein Großteil der Eigenschaften transponierter Matrizen erhalten bleibt. In beliebigen Ringen muss jedoch der Spaltenrang einer Matrix nicht mit ihrem Zeilenrang übereinstimmen. Die Produktformel und die Determinantendarstellung gelten nur in kommutativen Ringen.
Siehe auch
- Vertauschung, eine Permutation, bei der zwei Elemente die Plätze tauschen
Literatur
- Siegfried Bosch: Lineare Algebra. Springer, 2006, ISBN 3-540-29884-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.08. 2022