Bijektive Funktion
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Bijektivität (zum Adjektiv bijektiv, welches etwa ‚umkehrbar eindeutig auf‘ bedeutet – daher auch der Begriff eineindeutig bzw. substantivisch entsprechend Eineindeutigkeit) ist ein mathematischer Begriff aus dem Bereich der Mengenlehre. Er bezeichnet eine spezielle Eigenschaft von Abbildungen und Funktionen. Bijektive Abbildungen und Funktionen nennt man auch Bijektionen. Zu einer mathematischen Struktur auftretende Bijektionen haben oft eigene Namen wie Isomorphismus, Diffeomorphismus, Homöomorphismus, Spiegelung oder Ähnliches. Hier sind dann in der Regel noch zusätzliche Forderungen in Hinblick auf die Erhaltung der jeweils betrachteten Struktur zu erfüllen.
Zur Veranschaulichung kann man sagen, dass bei einer Bijektion eine vollständige Paarbildung zwischen den Elementen von Definitionsmenge und Zielmenge stattfindet. Bijektionen behandeln ihren Definitionsbereich und ihren Wertebereich also symmetrisch; deshalb hat eine bijektive Funktion immer eine Umkehrfunktion.
Bei einer Bijektion haben die Definitionsmenge und die Zielmenge stets dieselbe Mächtigkeit. Im Falle, dass eine Bijektion zwischen zwei endlichen Mengen vorliegt, ist diese gemeinsame Mächtigkeit eine natürliche Zahl, nämlich genau die Anzahl der Elemente jeder der beiden Mengen.
Die Bijektion einer Menge auf sich selbst heißt auch Permutation. Auch hier gibt es in mathematischen Strukturen vielfach eigene Namen. Hat die Bijektion darüber hinausgehend strukturerhaltende Eigenschaften, spricht man von einem Automorphismus.
Eine Bijektion zwischen zwei Mengen wird manchmal auch eine bijektive Korrespondenz genannt.
Definition
Seien
und
Mengen und sei
eine Funktion,
die von
nach
abbildet, also
.
Dann heißt
bijektiv, wenn für alle
genau ein
mit
existiert.
Das bedeutet:
ist bijektiv dann und nur dann, wenn
sowohl
- (1) injektiv ist:
als auch
- (2) surjektiv
ist:
- Jedes Element der Zielmenge
wird angenommen. Mit anderen Worten: Die Zielmenge
und die Bildmenge
stimmen überein, also
. Für jedes
aus
existiert daher (mindestens) ein
aus
mit
.
- Jedes Element der Zielmenge
Grafische Veranschaulichungen
-
Das Prinzip der Bijektivität: Jeder Punkt in der Zielmenge (Y) wird genau einmal getroffen.
-
Vier bijektive streng monoton steigende reelle stetige Funktionen.
-
Vier bijektive streng monoton fallende reelle stetige Funktionen.
Beispiele und Gegenbeispiele
Die Menge der reellen
Zahlen wird hier mit
bezeichnet, die Menge der nichtnegativen reellen Zahlen mit
.
- Die Funktion
ist bijektiv mit der Umkehrfunktion
.
- Ebenso ist für
die Funktion
bijektiv mit der Umkehrfunktion
.
- Beispiel: Ordnet man jedem (monogam) verheirateten Menschen seinen Ehepartner bzw. seine Ehepartnerin zu, ist dies eine Bijektion der Menge aller verheirateten Menschen auf sich selbst. Dies ist sogar ein Beispiel für eine selbstinverse Abbildung.
- Die folgenden vier Quadratfunktionen unterscheiden sich nur in ihren Definitions- bzw. Wertemengen:
-
- Mit diesen Definitionen ist
nicht injektiv, nicht surjektiv, nicht bijektiv
injektiv, nicht surjektiv, nicht bijektiv
nicht injektiv, surjektiv, nicht bijektiv
injektiv, surjektiv, bijektiv
Eigenschaften
- Sind
und
endliche Mengen mit gleich vielen Elementen und ist
eine Funktion, dann gilt:
- Ist
injektiv, dann ist
bereits bijektiv.
- Ist
surjektiv, dann ist
bereits bijektiv.
- Ist
- Insbesondere gilt also für Funktionen
von einer endlichen Menge
in sich selbst:
ist injektiv ⇔
ist surjektiv ⇔
ist bijektiv.
- Für unendliche Mengen ist das im Allgemeinen falsch. Diese können injektiv auf echte Teilmengen abgebildet werden, ebenso gibt es surjektive Abbildungen einer unendlichen Menge auf sich selbst, die keine Bijektionen sind
- Sind die Funktionen
und
bijektiv, dann gilt dies auch für die Verkettung
. Die Umkehrfunktion von
ist dann
.
- Ist
bijektiv, dann ist
injektiv und
surjektiv.
- Ist
eine Funktion und gibt es eine Funktion
, die die beiden Gleichungen
- erfüllt, dann ist
bijektiv, und
ist die Umkehrfunktion von
, also
.
- Die Menge der Permutationen
einer gegebenen Grundmenge
bildet zusammen mit der Komposition als Verknüpfung eine Gruppe, die sogenannte symmetrische Gruppe von
.
Geschichte des Begriffs
Nachdem man lange mit Formulierungen wie „eineindeutig“ ausgekommen war, kam schließlich Mitte des 20. Jahrhunderts im Zuge der durchgehend mengentheoretischen Darstellung aller mathematischen Teilgebiete das Bedürfnis nach einer prägnanteren Bezeichnung auf. Die Begriffe bijektiv, injektiv und surjektiv wurden in den 1950ern von der Autorengruppe Nicolas Bourbaki geprägt.
Literatur
- Heinz-Dieter Ebbinghaus: Einführung in die Mengenlehre. 4. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg [u.a.] 2003, ISBN 3-8274-1411-3.
- Gerd Fischer: Lineare Algebra. 17. Auflage. Vieweg+Teubner, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8348-0996-4.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.02. 2021