Schiefsymmetrische Matrix
Eine schiefsymmetrische Matrix (auch antisymmetrische Matrix) ist eine Matrix, die gleich dem Negativen ihrer Transponierten ist. In einem Körper mit Charakteristik ungleich zwei sind die schiefsymmetrischen Matrizen genau die alternierenden Matrizen und werden daher häufig mit ihnen gleichgesetzt. Schiefsymmetrische Matrizen werden in der linearen Algebra unter anderem zur Charakterisierung antisymmetrischer Bilinearformen verwendet.
Eng verwandt mit den Matrizen sind die Tensoren zweiter Stufe, die ein wichtiges mathematisches Hilfsmittel in den Natur- und Ingenieurwissenschaften sind, insbesondere in der Kontinuumsmechanik; siehe #Schiefsymmetrischer Tensor.
Definition
Eine quadratische Matrix
über einem Körper
heißt schiefsymmetrisch (oder antisymmetrisch), wenn
gilt. Anders ausgedrückt: Die Matrix
ist schiefsymmetrisch, wenn für ihre Einträge gilt:
für alle
mit
.
Beispiel
Die Matrix
ist schiefsymmetrisch, da
.
Eigenschaften
Reelle schiefsymmetrische Matrizen
Ist
schiefsymmetrisch mit reellen Einträgen, so sind alle Diagonaleinträge
notwendigerweise gleich 0. Des Weiteren ist jeder Eigenwert rein imaginär oder
gleich 0.
Körpercharakteristik ungleich 2
Eigenschaften für Körper
der Charakteristik
ungleich 2:
- Die Einträge auf der Hauptdiagonalen sind null.
- Die Determinante
schiefsymmetrischer Matrizen mit ungerader Dimension n ist wegen
und daher
-
- gleich null.
- Für Matrizen gerader Dimension gilt dies im Allgemeinen nicht, wie das
Gegenbeispiel
- zeigt. Die Matrix ist offensichtlich schiefsymmetrisch, jedoch gilt
Allgemein kann die Determinante in diesem Fall als Quadrat der Pfaffschen Determinante bestimmt werden.
- Über einem Körper mit Charakteristik ungleich zwei sind die schiefsymmetrischen Matrizen gerade die alternierenden Matrizen. Über einem Körper mit Charakteristik zwei gibt es jedoch schiefsymmetrische Matrizen, die nicht alternierend sind.
Vektorraum
Die schiefsymmetrischen ()-Matrizen
bilden einen Vektorraum
der Dimension
.
Ist der Körper
,
so bezeichnet man diesen Vektorraum mit
.
Die Bezeichnung rührt daher, dass dieser Vektorraum die Lie-Algebra der Lie-Gruppe
(Spezielle
orthogonale Gruppe) ist.
Die orthogonale Projektion vom Raum der Matrizen in den Raum der schiefsymmetrischen Matrizen ist bezüglich des Frobenius-Skalarprodukts gerade
Das orthogonale Komplement ist die symmetrische Matrix
Bilinearformen
Die Bilinearform
zu einer schiefsymmetrischen Matrix
ist antisymmetrisch,
das heißt,
für alle .
Falls die Hauptdiagonaleinträge einer schiefsymmetrischen Matrix
alle gleich null sind (wenn die Matrix also alternierend ist), dann ist die
zugehörige Bilinearform
alternierend,
das heißt,
für alle .
Umgekehrt ist in einem endlichdimensionalen Vektorraum
die Darstellungsmatrix
einer antisymmetrischen oder alternierenden Bilinearform
bezüglich einer beliebigen Basis
stets schiefsymmetrisch, also
,
wobei die Hauptdiagonaleinträge von
alle gleich null sind.
Exponentialabbildung
Die durch das Matrixexponential definierte Abbildung
ist surjektiv und beschreibt gerade die Exponentialabbildung
an der Einheitsmatrix
(siehe auch Spezielle
orthogonale Gruppe).
Kreuzprodukt
Für den Spezialfall
können schiefsymmetrische Matrizen benutzt werden, um das Kreuzprodukt als Matrixmultiplikation
auszudrücken. Das Kreuzprodukt
zweier Vektoren
und
kann als Matrixmultiplikation
der schiefsymmetrischen Kreuzproduktmatrix
mit dem Vektor
ausgedrückt werden:
Auf diese Weise kann eine Formel mit Kreuzprodukt differenziert werden:
Das Exponential der Matrix
kann mittels der Rodrigues-Formel
wie folgt dargestellt werden
Hierbei ist
die orthogonale Projektion von | |
das dazu senkrechte Lot von | |
der Vektor, der aus |
Insgesamt zeigt die Formel, dass durch das Exponential des Kreuzproduktes der
Vektor
um die durch
definierte Achse rotiert wird, mit der Norm von
als Winkelgeschwindigkeit.
Schiefsymmetrischer Tensor
Tensoren sind ein wichtiges mathematisches Hilfsmittel in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, insbesondere in der Kontinuumsmechanik, da sie neben dem Zahlenwert und der Einheit auch noch Informationen über Orientierungen im Raum enthalten. Die Komponenten des Tensors verweisen auf Tupel von Basisvektoren, die durch das dyadische Produkt ⊗ verknüpft sind. Der Anschaulichkeit halber beschränkt sich die allgemeine Darstellung hier auf den reellen dreidimensionalen Vektorraum, nicht zuletzt auch wegen seiner besonderen Relevanz in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Hier sind alle schiefsymmetrischen Tensoren auch alternierend.
Alles, was oben über reelle schiefsymmetrische Matrizen als Ganzes geschrieben steht, lässt sich auf schiefsymmetrische Tensoren zweiter Stufe übertragen. Insbesondere haben auch sie in drei Dimensionen einen verschwindenden und zwei konjugierte imaginäre Eigenwerte. Schiefsymmetrischen Tensoren zweiter Stufe wird auch ein dualer axialer Vektor zugeordnet, der das Tensorprodukt durch das Kreuzprodukt darstellt. Deshalb ist dieser duale axiale Vektor der zum Eigenwert 0 gehörende Eigenvektor.
Koeffizientenmatrix von schiefsymmetrischen Tensoren 2. Stufe
Nicht ohne Weiteres lassen sich die Aussagen über die Einträge in den Matrizen auf Tensoren übertragen, denn bei letzteren hängen sie von den verwendeten Basen ab. Nur bezüglich der Standardbasis – oder allgemeiner einer Orthonormalbasis – können Tensoren zweiter Stufe mit einer Matrix identifiziert werden.
Jeder Tensor zweiter Stufe kann bezüglich zweier Vektorraumbasen
und
als Summe
geschrieben werden. Bei der Transposition werden im dyadischen Produkt die Vektoren vertauscht. Der transponierte Tensor ist somit
Eine mögliche Asymmetrie ist hier nicht einfach erkennbar; jedenfalls genügt
die Bedingung
nicht für den Nachweis. Die Diagonalelemente
müssen auch nicht notwendigerweise 0 sein. Die Bedingung gilt jedoch bezüglich
einer Orthonormalbasis ê1,2,3:
Hier kann die Asymmetrie
aus der Koeffizientenmatrix abgelesen werden:
Dies gilt auch bezüglich einer allgemeinen, nicht orthonormalen, kontravarianten[Anm. 1] Basis ĝ1,2,3:
Soll der zweite Tensor gleich dem ersten sein, dann folgt auch hier die
Asymmetrie der Koeffizientenmatrix .
In obiger Form wird der Tensor kovariant genannt. Beim kontravarianten Tensor
wird die duale Basis benutzt, sodass
.
Für ihn folgt die Asymmetrie der Koeffizientenmatrix und die 0 auf der
Diagonalen wie beim kovarianten Tensor. Beim gemischtvarianten Tensor werden
beide Basen benutzt:
Die gemischtvariante Koeffizientenmatrix ist beim gemischtvarianten Tensor im
Allgemeinen nicht schiefsymmetrisch. Besagtes gilt entsprechend auch für
schiefsymmetrische gemischtvariante Tensoren der Form .
Invarianz der Symmetrieeigenschaft
Die Asymmetrie eines Tensors ist von Basiswechseln unberührt. Das ist daran ersichtlich, dass die Vektorinvariante, die ausschließlich vom schiefsymmetrischen Anteil bestimmt wird, invariant gegenüber Basiswechseln ist.
Kofaktor
Jeder Tensor zweiter Stufe hat einen Kofaktor
,
wo
die ersten beiden Hauptinvarianten
sind und 1 der Einheitstensor
ist. Beim schiefsymmetrischen Tensor ist speziell
,
worin
sein dualer axialer Vektor ist.
Dualer axialer Vektor, Vektorinvariante und Kreuzprodukt
Zu einem schiefsymmetrischen Tensor T gibt es einen dualen axialen
Vektor ,
für den gilt:
für alle
.
Der duale axiale Vektor ist proportional zur Vektorinvariante:
,
und berechnet sich mit dem Kreuzprodukt von Tensoren:
In einem kartesischen Koordinatensystem hat man wie bei Matrizen
.
Invarianten
Hauptinvarianten
Die Hauptinvarianten eines schiefsymmetrischen Tensors lauten
,
worin
sein dualer axialer Vektor ist.
Betrag
Der Betrag eines Tensors, definiert mit der Frobeniusnorm
,
lässt sich bei schiefsymmetrischen Tensoren mit der zweiten Hauptinvariante
darstellen:
,
worin
sein dualer axialer Vektor ist.
Anmerkungen
- ↑ Für die Begriffe kovariant und kontravariant siehe Konvektive Koordinaten oder Krummlinige Koordinaten.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.08. 2022