Krummlinige Koordinaten
![](bilder/curvilinear.png)
Krummlinige Koordinaten sind Koordinatensysteme
auf dem euklidischen
Raum ,
bei denen die Koordinatenlinien gekrümmt sein können und die diffeomorph zu kartesischen
Koordinaten sind.
Das heißt, die Transformation zwischen kartesischen Koordinaten und krummlinigen
Koordinaten muss lokal invertierbar
sein, wobei die Abbildung wie auch die Umkehrabbildung stetig
differenzierbar sein müssen.
Die am häufigsten verwendeten krummlinigen Koordinatensysteme, die beide zu den orthogonalen Koordinatensystemen zählen, sind:
- ebene Polarkoordinaten (2D) bzw. deren 3-dimensionale Entsprechung, die Zylinderkoordinaten
- Kugelkoordinaten, auch sphärische Koordinaten genannt (3D)
Je nach Problemstellung sind Berechnungen in krummlinigen Koordinatensystemen einfacher als in kartesischen durchzuführen. Zum Beispiel sind physikalische Systeme mit Radialsymmetrie oft einfacher in Kugelkoordinaten zu behandeln.
Folgende Ausführungen beziehen sich speziell auf den dreidimensionalen
euklidischen Raum, vieles davon lässt sich jedoch auf den -dimensionalen
Fall erweitern.
Transformation von kartesischen Koordinaten
Koordinaten eines Punktes im -dimensionalen
Raum sind ein Tupel aus
reellen Zahlen, die bezüglich eines speziellen Koordinatensystems bestimmt
werden. Im Folgenden werden für einen Punkt die Koordinaten in zwei
verschiedenen Koordinatensystemen betrachtet.
Die kartesischen
Koordinaten
lassen sich als stetig differenzierbare Funktionen neuer Koordinaten
schreiben (direkte Transformation):
,
, …
Dies stellt ein Gleichungssystem
dar, das invertierbar
(also nach den
auflösbar) ist (inverse Transformation)
,
, …
wenn die inverse Funktionaldeterminante ungleich null oder unendlich ist:
.
Die inverse Transformation muss ebenso wie die direkte Transformation stetig differenzierbar sein.
Für die Punkte, in denen die Transformation umkehrbar eindeutig ist, heißt
die Transformation regulär, sonst singulär. Dann gilt: Ist ein Punkt
mit den kartesischen Koordinaten
gegeben, so können mit Hilfe der inversen Transformation eindeutig die
Koordinaten
,
die krummlinigen Koordinaten von
,
berechnet werden. Jeder reguläre Punkt des Raums kann eindeutig sowohl durch die
als auch äquivalent durch die
beschrieben werden.
Ein Satz von Transformationsgleichungen mit den oben beschriebenen Eigenschaften zusammen mit einem kartesischen Koordinatensystem definiert ein krummliniges Koordinatensystem.
Koordinatenflächen, -linien und -achsen
![](bilder/general_curvilinear_coordinates_1.png)
Die Begriffe Koordinatenflächen, -linien und -achsen werden im Folgenden anhand des dreidimensionalen Raums anschaulich erläutert.
Koordinatenflächen erhält man, indem jeweils eine Koordinate festgehalten
()
und die beiden anderen variiert werden.
mit
Durch jeden nicht-singulären Punkt geht genau eine Fläche jeder Flächenschar
.
Koordinatenlinien
erhält man, indem jeweils zwei Koordinaten festgehalten (
mit
)
und die dritte variiert wird, d. h. als Schnittmenge zweier Koordinatenflächen
für unterschiedliche Koordinaten.
mit
Obige Bedingung für die Funktionaldeterminante bedeutet, dass in jedem Punkt des 3-dimensionalen Raumes sich nur 3 Koordinatenlinien schneiden dürfen, da sonst dieser Punkt keine eindeutigen Koordinaten besitzt (Funktionaldeterminante gleich null).
Als Beispiel für eine Uneindeutigkeit zählt die -Achse
bei Kugelkoordinaten, an der sich alle
Ebenen (
ist der Azimutwinkel) schneiden; somit sind die Koordinaten von Punkten auf der
-Achse
nicht eindeutig (
,
aber
beliebig). Solche Punkte heißen singuläre Punkte der Transformation.
Schneiden sich die Koordinatenlinien unter rechten Winkeln, so heißt das Koordinatensystem orthogonal.
Die Koordinatenachsen sind als Tangenten an die Koordinatenlinien definiert. Da die Koordinatenlinien im Allgemeinen gekrümmt sind, sind die Koordinatenachsen nicht räumlich fest, wie es für kartesische Koordinaten gilt. Dies führt auf das Konzept der lokalen Basisvektoren, deren Richtung vom betrachteten Raumpunkt abhängt – im Gegensatz zu globalen Basisvektoren der kartesischen oder affinen Koordinaten.
Verschiedene Basen
Um einen Vektor mittels Koordinaten
darstellen zu können, ist eine Basis
nötig. Im -dimensionalen
Raum besteht diese aus
linear
unabhängigen Vektoren, den Basisvektoren. Jeder beliebige Vektor kann als Linearkombination der
Basisvektoren dargestellt werden, wobei die Koeffizienten der Linearkombination
die Komponenten des Vektors genannt werden.
Für echt krummlinige (also nicht-geradlinige) Koordinaten variieren Basisvektoren und Komponenten von Punkt zu Punkt, weshalb die Basis als lokale Basis bezeichnet wird. Die Ortsabhängigkeit eines Vektorfeldes verteilt sich auf die Koordinaten sowie auf die Basisvektoren. Im Gegensatz dazu zeichnen sich globale Basen dadurch aus, dass die Basisvektoren in jedem Punkt identisch sind, was nur für lineare bzw. affine Koordinaten (die Koordinatenlinien sind geradlinig, aber im Allgemeinen schiefwinklig) möglich ist. Die Ortsabhängigkeit eines Vektorfeldes steckt bei geradlinigen Koordinatensystemen allein in den Koordinaten.
Um Basisvektoren mit einem Koordinatensystem zu verknüpfen gibt es zwei gebräuchliche Methoden:
- kovariante Basisvektoren: Tangential an die Koordinatenlinien, d. h. kollinear zu den Koordinatenachsen
- kontravariante Basisvektoren: Normal zu den Koordinatenflächen
Die beiden Klassen von Basisvektoren sind dual bzw. reziprok zueinander. Diese beiden Basen bezeichnet man als holonome Basen. Sie unterscheiden sich in ihrem Transformationsverhalten unter Koordinatenwechsel. Dabei sind die Transformationen invers zueinander.
An jedem Punkt der betrachteten Mannigfaltigkeit existieren gleichzeitig
beide Basen. Somit kann ein beliebiger Vektor als Linearkombination entweder der
kovarianten Basisvektoren oder der kontravarianten Basisvektoren dargestellt
werden. Dabei werden stets kontravariante Koordinaten
mit kovarianten Basisvektoren
kombiniert und kovariante Koordinaten
mit kontravarianten Basisvektoren
.
Diese kreuzweise Paarung (kontra-ko bzw. ko-kontra) sorgt dafür, dass der
Vektor
unter Koordinatentransformation invariant ist, da die Transformationen von
Koordinaten und Basisvektoren invers zueinander sind und sich gegenseitig
aufheben. Diese Eigenschaft ist für den Begriff eines Vektors in der Physik
essentiell: In der Physik müssen Gesetzmäßigkeiten unabhängig vom speziellen
Koordinatensystem gelten. Aus physikalischer Sicht muss ein Vektor, der
z.B. die Geschwindigkeit eines Teilchens beschreibt, unabhängig vom
gewählten Koordinatensystem sein.
Man spricht von einem kontravarianten Vektor (besser: kontravarianter Koordinatenvektor), wenn die Koordinaten kontravariant und die Basisvektoren kovariant sind. Analog spricht man von einem kovarianten Vektor, wenn die Koordinaten kovariant und die Basisvektoren kontravariant sind.
Kovariante Basis
Die kovarianten Basisvektoren schmiegen sich in jedem Punkt tangential an die Koordinatenlinien an.
Normierte und natürliche Basisvektoren
Die Tangenteneinheitsvektoren an die Koordinatenlinien bilden eine Basis, bestehend aus kovarianten Basisvektoren:
Diese Einheitsvektoren haben im Allgemeinen eine vom Ort abhängige Richtung
.
Man definiert die Maßstabsfaktoren
durch
, somit
Die unnormierten Vektoren bilden die natürliche Basis, aus der man
durch Normierung die unitäre Basis erhält (Einheitsvektoren). Die
Vektoren der natürlichen Basis werden hier mit
bezeichnet, die Vektoren der normierten Basis durch
.
Kontravariante Komponenten: Vektoren als Linearkombination der kovarianten Basisvektoren
Mit der neuen Basis lassen sich nun alle Vektoren
durch die Basisvektoren der kovarianten Basis
(normiert) bzw.
(unnormiert = natürliche Basisvektoren) ausdrücken:
Dabei ist
bzw.
die (kontravariante) Vektorkomponente, die in Richtung der
-Koordinatenlinie
zeigt,
bezüglich der normierten Basis und
bezüglich der natürlichen Basis. In der Tensoranalysis wird
mit hochgestelltem Index
geschrieben.
Die Länge einer Vektorkomponente
entspricht im Fall der normierten Basis dem Betrag der Koordinate
,
im Fall der natürlichen Basis dem Produkt aus dem Betrag der Koordinate
und der Länge des Basisvektors
:
Beschreibt ein Vektor eine physikalische Größe, so steckt im unnormierten
Fall nicht nur die Länge, sondern auch die physikalische Dimension teils in den
Koordinaten und teils in den natürlichen Basisvektoren, was bei konkreten
Rechnungen umständlich sein kann. Bei normierter Basis hingegen ist die
physikalische Dimension rein auf die Koordinate beschränkt. Die Koordinaten
heißen deshalb physikalische Koordinaten und die normierten Basisvektoren
heißen auch physikalische Basisvektoren.
Zur Abgrenzung heißen die Koordinaten
deshalb holonome Koordinaten und die natürlichen Basisvektoren
heißen auch holonome Basisvektoren oder einfach kontravariante
Koordinaten und kovariante Basisvektoren.
Transformationsverhalten von Basisvektoren und Koordinaten, Jacobi-Matrix
Aus der Definition der natürlichen Basisvektoren folgt für die Transformation
von den Koordinaten
nach
die einfache Transformationsformel:
Die natürlichen Basisvektoren zeigen ein sehr einfaches
Transformationsverhalten. Für die normierten Basisvektoren enthält die
Transformationsformel zusätzliche Faktoren :
Ein beliebiger Vektor
muss sowohl in den alten, wie auch den neuen Koordinaten darstellbar sein:
Somit erhält man das Transformationsverhalten der Koordinaten:
Während die Transformation der (kovarianten) Basisvektoren mittels der
Jacobi-Matrix
durchzuführen ist, muss bei der Transformation der (kontravarianten) Koordinaten
die inverse Jacobi-Matrix
angewandt werden.
In der Tensoranalysis definiert man einen Vektor über obiges
Transformationsverhalten. Insofern ist der Ortsvektor
selbst kein Vektor, das Ortsvektordifferential
aber schon.
Die Jacobi-Matrix der Koordinatentransformation von kartesischen in krummlinige Koordinaten ist identisch mit der Matrix, die von den natürlichen Basisvektoren als Spalten gebildet wird:
Die Bedingung
für die inverse Funktionaldeterminante lässt sich anhand folgender Beziehung
erklären:
Dies entspricht einer inhomogenen linearen Gleichung
für den Vektor
.
D. h. die Unbekannten
sind die Basisvektoren der krummlinigen Koordinaten
.
Das Gleichungssystem ist nur dann eindeutig lösbar, wenn der Kern der Matrix
nulldimensional ist bzw. die Zeilen- oder Spaltenvektoren linear unabhängig
sind. Dies ist dazu äquivalent, dass die Determinante
ungleich Null ist. Dann sind die Unbekannten eindeutig bestimmt, d. h. an jedem
Punkt existiert genau eine definierte Basis
.
Analog entspricht die duale Basis
einer Matrix, die genau das Inverse der obigen Matrix ist.
Metrischer Tensor und Gramsche Determinante
Die Skalarprodukte
zwischen den natürlichen Basisvektoren definieren die Komponenten des metrischen Tensors
bzw. Fundamentaltensors :
Man beachte, dass der metrische Tensor wegen der Kommutativität des Skalarprodukts symmetrisch ist:
Wegen dieser Symmetrie hat der metrische Tensor
unabhängige Elemente (statt
),
im Dreidimensionalen also 6 Koeffizienten.
Der metrische Tensor lässt sich als Produkt der Jacobi-Matrix und ihrer Transponierten schreiben:
Die Größen
nennt man Metrik- bzw. Maßkoeffizienten, da diese benötigt werden, um die Länge
eines Vektors aus den kontravarianten Koordinaten
zu berechnen. Hierzu sind die Maßstabsfaktoren nötig.
Die Maßstabsfaktoren
sind durch die Diagonalelemente
gegeben, da
gilt:
Die Determinante des metrischen Tensors wird Gramsche
Determinante
genannt:
Aus
folgt, dass der Betrag der Determinante der Jacobi-Matrix (also der Funktionaldeterminante)
gleich der Wurzel der Gramschen Determinante sein muss. Oder anders geschrieben,
dass
,
wobei das Vorzeichen von der Orientierung der Basis abhängt. Die Determinante aus den normierten Basisvektoren ergibt (aufgrund der Multilinearität von Determinanten):
Für die Inverse
des metrischen Tensors gilt nach der Cramerschen
Regel
wobei
die Adjunkte (die Transponierte
der Kofaktormatrix, deren Einträge die vorzeichenbehafteten Unterdeterminanten
sind) und
die Gramsche Determinante bezeichnet. Aus dem Laplace'schen
Entwicklungssatz folgt
folgt für den inversen metrischen Tensor:
Spezialfall: Orthogonale Koordinaten
Schneiden sich im -dimensionalen
Raum an jedem Raumpunkt die
Koordinatenlinien paarweise senkrecht, so spricht man von einem orthogonalen
Koordinatensystem. Die Einheitsvektoren
bilden also eine orthonormale
Basis des
:
,
(
Kronecker-Delta)
Für die natürlichen Basisvektoren gilt:
Somit ist für orthogonale Basisvektoren der metrische Tensor diagonal.
Der inverse metrische Tensor ist für orthogonale Koordinaten gleich:
Die Gramsche Determinante vereinfacht sich für orthogonale Koordinaten zu:
Für die Determinanten aus natürlichen bzw. normierten Basisvektoren gilt hier:
Spezialfall: Orthogonale Koordinaten in 3 Dimensionen
Bilden die orthonormalen Basisvektoren eine rechtshändige Basis (positive Orientierung), gelten folgende Beziehungen:
,
(
: Levi-Civita-Symbol)
Ausgeschrieben:
Spezialfall: Geradlinige Koordinatensysteme
Für allgemeine krummlinige Koordinaten sind die Koordinatenlinien gekrümmt und die Basisvektoren variieren von Punkt zu Punkt. Beim Spezialfall der geradlinigen, aber durchaus schiefwinkligen, Koordinatensystemen sind die Koordinatenlinien gerade und die Basisvektoren somit ortsunabhängig. Die Koordinatenflächen sind Ebenen, eine Schar von Koordinatenflächen bilden parallele Ebenen.
Die Transformationsgleichungen lassen sich in diesem Fall schreiben als:
wobei die
und
konstant sind. Die Jacobi-Matrix
entspricht dabei der Transformationsmatrix
.
Somit entsprechen die natürlichen Einheitsvektoren
der
-ten
Spalte der Matrix
.
Beispiel für geradlinige, schiefwinklige Koordinatensysteme
![](bilder/minkowski_diagram_-_asymmetric.png)
Als Beispiel eines geradlinigen, schiefwinkligen Koordinatensystems wird ein
Minkowski-Diagramm
mit zwei Bezugssystemen betrachtet, die sich gleichförmig zueinander mit der
Geschwindigkeit
bewegen. Über
hängen die Größen relative Geschwindigkeit
,
Rapidität
und Winkel
mit den Wertebereichen mit
und
sowie
zusammen. Die Lorentz-Transformation
transformiert die Bezugssysteme ineinander
:
Da die Koordinatentransformation linear ist, gilt: .
Die natürlichen Basisvektoren in
Richtung lauten in kartesischen Koordinaten:
Interpretiert man das Minkowski-Diagramm euklidisch (Verwendung des Standardskalarprodukts und nicht des Minkowski-Skalarprodukts) erhält man den metrischen Tensor
und die Gramsche Determinante
Da für
Nebendiagonalelemente auftreten, bilden die
Koordinatenlinien keinen rechten Winkel:
Da für
die Diagonalelemente ungleich Eins sind, sind die natürlichen Basisvektoren
keine Einheitsvektoren, d. h. der Maßstab auf den gekippten
Koordinatenlinien ist gestreckt:
.
Nebenbemerkung: Mit dem Skalarprodukt der speziellen Relativitätstheorie
,
wobei
die nichteuklidische Minkowski-Metrik
ist, erhält man die Invarianz des Skalarprodukts
unter Lorentz-Boosts.
Duale Basis: Kontravariante Basis
Die kontravarianten Basisvektoren stehen an jedem Punkt senkrecht auf den Koordinatenflächen. Sie sind dual zu den kovarianten Basisvektoren. Die kontravarianten Komponenten eines Vektors lassen sich durch Projektion auf kontravariante Basisvektoren erhalten.
Komponenten als Projektion auf Basisvektoren: Orthogonale Koordinaten
Die Vektorkomponente
(kontravariante Komponente) des Vektors
lässt sich für eine orthonormale Basis (
)
einfach durch folgende Projektion
bestimmen:
Bei nicht orthogonalen Koordinatensystemen (schiefwinklig) erhält man durch
die Projektion
eines Vektors auf einen kovarianten Basisvektor die kovariante Komponente
(kovariante Komponente – in der Tensoranalysis mit tiefgestelltem Index
geschrieben
)
und nicht die kontravariante Komponente
,
da hier die Relation
nicht gilt, bzw. der metrische Tensor nicht diagonal ist. Hierzu benötigt man
das Konzept des Dualraums und der dualen Basis.
Einführung Dualraum und duale Basis
Der Dualraum
zum Vektorraum
der Tangentialvektoren wird gebildet aus den linearen
Funktionalen (auch 1-Formen),
die Vektoren in den darunterliegenden Körper abbilden:
.
Eine Basis des Dualraums
sind die dualen Basisvektoren zu
.
Diese sind so definiert, dass
gilt.
Weiterhin definiert man folgende Bilinearform,
die sog. duale
Paarung: .
Damit lässt sich die Wirkung dualer Basisvektoren
auf Basisvektoren
schreiben als:
Für endlichdimensionale
ist
isomorph
zu
,
also
.
In euklidischen Räumen
(dem
mit dem Standardskalarprodukt) lässt sich die duale Paarung mit dem
Skalarprodukt
identifizieren und somit duale Vektoren ebenfalls als Vektoren darstellen
(hier gilt:
und
sowie
).
Duale Basis
Die duale Basis ist also so definiert, dass für das Skalarprodukt aus
Basisvektoren
(kovariante Basisvektoren) und dualen Basisvektoren
(kontravariante Basisvektoren) gilt (hier für die normierten Basisvektoren
):
.
Bzw. analog für die natürlichen Basisvektoren
und deren duale Basisvektoren
:
.
Für die natürlichen Basisvektoren
und deren duale Basisvektoren
gilt in Matrixnotation:
Da die Matrix mit den kovarianten Basisvektoren als Spaltenvektoren der
Jacobi-Matrix entspricht ,
muss folglich die Matrix mit den kontravarianten Basisvektoren als
Zeilenvektoren der inversen Jacobi-Matrix entsprechen:
Um die dualen Basisvektoren zu erhalten, muss somit die Inverse der Jacobi-Matrix bestimmt werden.
Die Gramsche Determinante der kontravarianten Basisvektoren muss dem Inversen der Determinante der kovarianten Basisvektoren entsprechen:
Kovariante Komponenten: Vektoren als Linearkombination der kontravarianten Basisvektoren
Mit der neuen Basis lassen sich nun alle Vektoren
durch die Basisvektoren der kontravarianten Basis
(normiert) bzw.
(unnormiert = natürliche Basisvektoren) ausdrücken:
Dabei ist
bzw.
die (kovariante) Vektorkomponente, die in Richtung der Normale der
-Koordinatenfläche
zeigt. In der Tensoranalysis wird
mit tiefgestelltem Index geschrieben.
Komponenten als Projektion auf Basisvektoren: Allgemein krummlinige Koordinaten
Die kontravariante Komponente
eines Vektors
erhält man durch Projektion auf den dualen
Basisvektor
(kontravariante Basis – in der Tensoranalysis mit hochgestelltem Index
geschrieben
).
Bei orthonormalen Basisvektoren stimmen ko- und kontravariante Basisvektoren überein und ebenso ko- und kontravariante Komponenten eines Vektors.
Allgemein lässt sich ein beliebiger Vektor über kontra- oder kovariante Basisvektoren darstellen:
Somit werden kontravariante Komponenten mit kovarianten Basisvektoren oder kovariante Komponenten mit kontravarianten Basisvektoren kombiniert. Diese Eigenschaft führt auf die Invarianz der Vektoren unter einem Wechsel des Koordinatensystems.
Multiplikation auf beiden Seiten mit
liefert
Somit lassen sich mit Hilfe des metrischen Tensors
und seiner Inversen
kontravariante Komponenten
in kovariante
und umgekehrt überführen (in Tensorsprache: Heben und Senken von Indizes).
Duale Basis und Komponenten für orthogonale Koordinaten
Bei orthogonalen Koordinaten stimmen in der normierten Form Basisvektoren und
duale Basisvektoren überein. Für die natürliche Basis bedeutet dies, dass zwei
zueinander duale Basisvektoren kollinear sind, d. h. der eine ist ein Vielfaches
(Faktor )
des anderen:
Somit stimmen die Komponenten bzgl. der normierten Basis ebenfalls überein:
Duale Basis in 3 Dimensionen
Die dualen Basisvektoren lassen sich im dreidimensionalen über Kreuzprodukte der
Basisvektoren geteilt durch deren Spatprodukt
bzw.
ausdrücken:
In kompakter Notation für die normierten Basisvektoren
bzw. für die natürlichen Basisvektoren:
Während die (kovarianten) Basisvektoren tangential an die Koordinatenlinien
sind, stehen die dualen (kontravarianten) Basisvektoren senkrecht auf den
Koordinatenflächen. Beispiel: Während die Vektoren
und
in der
Koordinatenfläche liegen, steht
senkrecht auf dieser.
Umgekehrt lassen sich die kontravarianten Basisvektoren im dreidimensionalen
über Kreuzprodukte der kovarianten Basisvektoren geteilt durch deren Spatprodukt
bzw.
ausdrücken:
Bilden die kovarianten Basisvektoren ein Rechtssystem (Funktionaldeterminante positiv), dann bilden auch die kontravarianten Basisvektoren ein Rechtssystem (inverse Funktionaldeterminante positiv). Das Produkt aus den beiden Determinanten muss nämlich Eins ergeben.
Beispiel für geradlinige, schiefwinklige Koordinatensysteme
![](bilder/coordinate_rotation_in_1+1_Minskowski_space.png)
Als Beispiel eines geradlinigen, schiefwinkligen Koordinatensystems dient,
als Fortsetzung des obigen Beispiels, ein Minkowski-Diagramm. Die
Lorentz-Transformation war gegeben durch ,
somit lautet die inverse Transformation:
:
Da die Koordinatentransformation linear ist, gilt: .
Somit lauten die dualen Einheitsvektoren in kartesischen Koordinaten:
Diese erfüllen die Dualitätsbedingungen: Orthogonalität für
und
sowie Normierung für
und
.
Tensoren
Tensoren
-ter
Stufe lassen sich allgemein als
-faches
Tensorprodukt von
Vektoren darstellen:
Das tensorielle Produkt von Vektoren ist nicht kommutativ, sodass die Reihenfolge der (Basis-)Vektoren nicht vertauscht werden darf.
Dabei sind Skalare (Funktionen der Koordinaten
in den Grundkörper, also
,
die unter Koordinatentransformation ihren Funktionswert an jedem Punkt nicht
ändern
)
Tensoren nullter Stufe und Vektoren sind Tensoren erster Stufe.
Da sich Vektoren auf zwei verschiedene Arten, nämlich kovariant bzw.
kontravariant, darstellen lassen, gibt es für einen Tensor -ter
Stufe
Darstellungsmöglichkeiten. Durch die Darstellung mittels Vektoren werden die
Eigenschaften des Vektors auf Tensoren vererbt. So lassen sich z. B. mit Hilfe
des metrischen Tensors Indizes heben und senken, d. h. ko- in kontravariante
Komponenten bzw. umgekehrt überführen. Tensoren, die sich durch Heben und Senken
(also innere Produkte mit dem metrischen Tensor) ergeben, heißen assoziierte
Tensoren. Ebenso wird das Transformationsverhalten von Vektoren für Tensoren
übernommen, d. h. kovariante Anteile eines Tensors transformieren sich wie
kovariante Vektoren, also mittels der Jacobi-Matrix, und kontravariante Anteile
mit der inversen Jacobi-Matrix, wie bei kontravarianten Vektoren.
Tensoren zweiter Stufe
Ein Tensor zweiter Stufe kann auf vier verschiedenen Arten dargestellt werden:
Die vier Fälle sind: (rein) kontravariant, (rein) kovariant, gemischt kontra-kovariant, gemischt ko-kontravariant.
Der Einheitstensor, definiert durch ,
ist gegeben durch:
Skalarprodukt zweier Vektoren
Das Skalarprodukt zweier Vektoren in krummlinigen Koordinaten ist gegeben durch:
Dies entspricht der Kontraktion
des Tensors zweiter Stufe
zu einem Tensor nullter Stufe.
Tensoren dritter Stufe
Ein Tensor dritter Stufe kann auf acht verschiedene Arten dargestellt werden:
Im Dreidimensionalen ist der total antisymmetrische Tensor gegeben durch:
Dabei ist die erste Relation die kartesische Schreibweise, die folgenden zwei aus acht Schreibweisen der krummlinigen Version des Tensors.
Ableitungen der Basisvektoren
Die Ableitungen von Vektoren, die in krummlinigen Koordinaten dargestellt werden, weisen gegenüber den kartesischen folgende Besonderheit auf. Da die Koordinatenlinien im Allgemeinen keine Geraden sind und daher die Basisvektoren eine vom Ort abhängige Richtung haben, müssen die Basisvektoren auch differenziert werden (Anwenden der Produktregel):
Bzw. bzgl. der natürlichen Basis
Christoffel-Symbole
Die Ableitung der Basisvektoren
nach einer Koordinate
lässt sich als Linearkombination aller Basisvektoren
schreiben.
Die Koeffizienten
heißen Christoffel-Symbole
zweiter Art.
Die Größen
heißen Christoffel-Symbole erster Art. Das vollständige Differential eines
natürlichen Basisvektors lautet:
Die Christoffel-Symbole werden nun für die Ableitung eines Vektors verwendet
(beim zweiten Gleichheitszeichen werden die Indizes
und
vertauscht, was möglich ist, da über beide summiert wird, und
ausgeklammert):
Kovariante Ableitung
Darauf basierend definiert man die kovariante Ableitung (ein ausgezeichneter Zusammenhang auf einem Tensorbündel, einem besonderen Vektorbündel) eines Vektors durch:
Der erste Term beschreibt die Änderung der Vektorkomponenten
des Feldes
entlang der Koordinatenachse
,
der zweite die Änderung des Feldes, die durch die Änderung des
Koordinatensystems zustande kommt. In geradlinigen Koordinatensystemen (hier ist
der metrische Tensor konstant) verschwinden die Christoffel-Symbole und die
kovariante Ableitung ist identisch mit der partiellen Ableitung.
Die kovariante Ableitung führt eine zusätzliche geometrische Struktur auf
einer Mannigfaltigkeit
ein, die es erlaubt Vektoren aus unterschiedlichen Vektorräumen und zwar aus
benachbarten Tangentialräumen zu vergleichen. Somit stellt die kovariante
Ableitung einen Zusammenhang
zwischen verschiedenen Vektorräumen her. Dieser ist z.B. nötig, um für
eine Kurve
die Krümmung berechnen zu können – dazu ist der Differentialquotient aus den
Vektoren
und
zu bilden, die in unterschiedlichen Vektorräumen leben.
Die kovariante Ableitung der Koordinaten eines Tensors -ter
Stufe ergibt die Koordinaten eines Tensors der Stufe
,
da ein kovarianter Index hinzukommt. Für Tensoren der Stufe
gilt: Die partielle Ableitung einer Tensorkoordinate nach krummlinigen
Koordinaten ist, im Gegensatz zur kovarianten Ableitung, keine Tensorkoordinate.
Die kovariante Ableitung der Koordinaten des metrischen Tensors verschwinden:
.
Mit der kovarianten Ableitung lässt sich die Richtungsableitung verallgemeinern:
Beispiel: Die Geodäte
auf einer riemannschen Mannigfaltigkeit, die kürzeste Verbindungskurve
zwischen zwei Punkten, lässt sich durch die geodätische Differentialgleichung
ausdrücken. Diese Gleichung bedeutet, dass das Geschwindigkeitsvektorfeld (bzw.
Tangentenvektorfeld) der Kurve
längs der Kurve
(also parallel zu
)
konstant ist. Dieser Definition liegt die Überlegung zu Grunde, dass die
Geodäten des
gerade Linien sind. Die Krümmung der Kurve muss also verschwinden und somit die
Richtungsableitung der Tangentenvektoren entlang der Kurve null sein. In lokalen
Koordinaten ausgedrückt lautet die geodätische Differentialgleichung:
Es existieren grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Christoffelsymbole, also
die Koeffizienten des affinen Zusammenhangs ,
festzulegen: Entweder man gibt die Koeffizienten vor, d. h. man gibt vor, wie
sich die Koordinatensysteme von Punkt zu Punkt auf der Mannigfaltigkeit ändern,
oder man hat mehr Informationen über den betrachten Raum als nur dass es sich um
eine differenzierbare Mannigfaltigkeit handelt (z.B. einen
Abstandsbegriff) und weiß dadurch, was man unter der kovarianten Ableitung zu
verstehen hat, wodurch die Christoffelsymbole ebenfalls festgelegt werden. Hier
ist letzterer Fall realisiert, da die hier betrachteten Mannigfaltigkeiten riemannsche
Mannigfaltigkeiten sind und somit für jeden Tangentialraum der
Mannigfaltigkeit ein Skalarprodukt und dadurch induziert eine Metrik, also ein
Abstandsbegriff, existiert.
Da die betrachteten Mannigfaltigkeiten (semi-)
riemannsche
Mannigfaltigkeit sind (hier verschwindet der Torsionstensor),
ist der Zusammenhang
ein sog. Levi-Civita-Zusammenhang,
d. h. er ist torsionsfrei
bzw. symmetrisch und außerdem ein metrischer
Zusammenhang. Da hier der Zusammenhang torsionsfrei ist, entspricht die
antisymmetrisierte Richtungsableitung
genau der Lie-Ableitung
.
Während die Richtungsableitung
linear im Richtungsfeld
ist (die Richtungsableitung hängt vom Richtungsfeld an nur einem Punkt ab), ist
die Lie-Ableitung
in keinem Argument linear (für die Lie-Ableitung müssen beide Vektorfelder in
einer offenen Umgebung
bekannt sein).
Eigenschaften der Christoffel-Symbole
Aus dem Satz
von Schwarz (bzw. aus der Torsionsfreiheit des Zusammenhangs )
folgt, dass die Christoffel-Symbole in den unteren beiden Indizes symmetrisch
sind:
Daher lassen sich die Christoffel-Symbole durch Ableiten der metrischen
Koeffizienten
bestimmen:
Dies folgt aus folgender Relation
und zwei Permutationen von ,
nämlich
und
.
Für die Ableitung der dualen Basisvektoren erhält man folgenden Zusammenhang mit dem negativen Christoffel-Symbol:
Damit folgt die kovariante Ableitung von kovarianten Komponenten:
Es ist wichtig anzumerken, dass die Christoffel-Symbole mit ihren drei Indizes keinen Tensor dritter Stufe beschreiben, da sie nicht das geforderte Transformationsverhalten für Tensoren zeigen.
Das Auftreten des zweiten Summanden in der Transformationsformel zeigt, dass es sich nicht um einen Tensor handelt. Deswegen werden die Christoffel-Symbole in der Literatur manchmal mit Symbolen notiert, die nicht mit Tensoren verwechselt werden können:
Die Aussage zum Transformationsverhalten lässt sich verallgemeinern: Der
Index ()
einer partiellen Ableitung eines Tensors transformiert sich wie ein kovarianter
Index (
).
Dagegen transformieren sich die beiden Indizes (
)
einer zweiten partiellen Ableitung
nicht wie Tensorindizes. Als Ausweg steht die kovariante Ableitung zur
Verfügung: Die Indizes einer
-te
kovarianten Ableitung einer Tensorkoordinate sind wieder Tensorkoordinaten, sie
transformieren sich wie kovariante Indizes. Z.B. sind in
die Indizes
und
kovariante Indizes.
Weitere Eigenschaften krummliniger Koordinaten in 3 Dimensionen
Vektorprodukt und alternierender Tensor
In kartesischen Koordinaten lautet das Kreuz- oder Vektorprodukt mit dem Levi-Civita-Symbol
In krummlinigen Koordinaten
ist dies unter Verwendung des alternierenden Tensors
zu ersetzen durch:
Dies lässt sich mit
ableiten:
An folgender Rechnung sieht man, dass
das korrekte Transformationsverhalten eines Tensors hat (hier die kovariante
Version des Tensors):
Bezüglich der normierten Basis lautet das Vektorprodukt:
Koordinatenfläche: Innere Geometrie
Wir betrachten ohne
Beschränkung der Allgemeinheit die Fläche .
Ein (unnormierter) Normalenvektor der Fläche ist kollinear zum kontravarianten
Basisvektor
:
Man definiert für eine Fläche im
konventionsgemäß die folgenden Größen der „inneren Geometrie“, die sich durch
Längen- und Winkelmessungen innerhalb der Fläche ermitteln lassen (siehe Erste
Fundamentalform):
Für orthogonale Koordinaten
ist
.
Der Metrische Tensor der Fläche und deren Gramsche Determinante ist
Die Funktionaldeterminante der Fläche lautet, wobei
der normierte Normalenvektor der Fläche ist:
Der inverse metrische Tensor der Fläche lautet:
Koordinatenfläche: Äußere Geometrie
Griechische Indizes laufen im Folgenden über den Bereich 1,2 und kennzeichnen so Koordinaten und Basisvektoren in der Fläche.
Die partielle Ableitung des normierten Normalenvektors
nach der Koordinate
lässt sich als Linearkombination der Basisvektoren der Fläche
darstellen. Dies folgt aus der Normierungsbedingung
durch Ableiten
.
Somit ist
orthogonal zur Flächennormale
und muss folglich in der Fläche liegen. Man führt eine neue Größe
ein, der ein Tensor zweiter Stufe ist:
Der Tensor
wird in der Literatur teilweise Flächentensor zweiter Stufe, Krümmungstensor
oder Haupttensor genannt. Die kovarianten Koordinaten
lassen sich wie folgt berechnen, wobei
gilt:
Dies lässt sich auch umschreiben zu (siehe zweite Fundamentalform):
Die
lassen sich mit den Christoffel-Symbolen zweiter Art in Verbindung bringen. Es
gelte im Folgenden
:
Daraus folgen die Gauß-Weingarten-Gleichungen:
Die zweite Fundamentalform hängt von der Lage der Fläche im umgebenden Raum
ab und wird für Krümmungsberechnungen benötigt. Mit Hilfe des gemischt
kontravariant-kovarianten Tensors
werden die Hauptkrümmungen
(Eigenwerte von ),
die mittlere
Krümmung
und die Gaußsche
Krümmung
der Fläche definiert.
Der Riemannsche
Krümmungstensor lässt sich durch das Tensorprodukt
ausdrücken. Weitere Integrabilitätsbedingungen sind die Mainardi-Codazzi-Gleichungen
.
Integrationselemente in 3 Dimensionen
Kurvenelement
Ein vektorielles Wegelement
oder Kurvenelement
kann als totales
Differential des Ortsvektors dargestellt werden.
Die Differentiale
in Richtung der -Koordinatenlinien
können identifiziert werden:
Es ist zu beachten, dass der Index in
kein kovarianter Index ist.
Mit Hilfe des vektoriellen Wegelements können nun Bogen-, Flächen- und Volumenelement bestimmt werden.
Bogenelement
Das skalare Wegelement oder Längenelement bzw. Bogenelement ist definiert
über
Mit physikalischen (normierten) Basisvektoren gilt:
für orthogonale Koordinaten
gilt:
Spezialfall: Verläuft die Kurve in der Ebene ,
dann gilt die erste
Fundamentalform
Flächenelement
Das vektorielle Flächenelement einer Koordinatenfläche lautet
Das Vorzeichen
hängt von der Orientierung des Flächenelements ab. Die Größe
heißt skalares Flächenelement.
Wir betrachten ohne Beschränkung der Allgemeinheit die Fläche :
Mit physikalischen (normierten) Basisvektoren gilt:
Für orthogonale Koordinaten gilt:
Volumenelement
Das Volumenelement
lautet, wobei sich der Betrag der Funktionaldeterminante
identifizieren lässt:
Mit physikalischen (normierten) Basisvektoren gilt:
Für orthogonale Koordinaten gilt:
Differentialoperatoren in 3 Dimensionen
Spezialfall: Orthogonale Koordinatensysteme
Dieser Spezialfall ist aus verschiedenen Gründen besonders wichtig (z.B. für Physiker und Ingenieure), u.a. weil die gebräuchlichsten krummlinigen Koordinatensysteme (etwa sphärische und elliptische Koordinaten) dazugehören und weil erschwerende mathematische Begriffe, etwa kovariant und kontravariant bzw. der mit dem *-Symbol verbundene Begriff des Dualen bzw. die Γ-Koeffizienten hier entfallen. Ferner hat man es immer mit orthogonalen Basen (orthonormierte Einheitsvektoren) zu tun. (Die Basisvektoren sind nur orthogonal, aber nicht notwendig normiert. Erst das zugehörige Einheitsvektorsystem ist orthonormiert.) [1]
Es werden die Differentialoperatoren Gradient, Divergenz, Rotation und Laplace für orthogonale Koordinatensysteme angegeben [2]:
- Gradient
einer skalaren Funktion
(eigentlich einer Schachtelfunktion):
Beachte, dass nicht nur ,
sondern alle genannten Größen, auch die Basisvektoren und die h-Koeffizienten,
von u abhängen können.
Man sollte hier also nicht einfach
setzen, sondern die Definition
benutzen. Die oben wiedergegebenen Ergebnisse erhält man in der Tat leichter auf
anschaulichem Wege als aus der meist ziemlich umständlichen Rechnung, wenn man
von den vorhandenen koordinatenunabhängigen Definitionen der benutzten Größen
und
ausgeht.
Konforme Abbildung
Nützliche orthogonale krummlinige Koordinaten in zwei Dimensionen werden
unter anderem durch konforme
Abbildungen erzeugt. Solche krummlinigen Koordinaten sind nicht nur
orthogonal, sondern winkeltreu
für beliebige Winkel. Das bedeutet u. a., dass die Längenverhältnisse zweier
Basisvektoren, z.B.
unabhängig von k den Wert 1 ergeben, sodass nicht etwa aus einer Sphäre
ein Ellipsoid entsteht.
Allgemeine krummlinige Koordinatensysteme
Schließlich werden in allgemeinen krummlinigen Koordinatensystem die Differentialoperatoren angegeben.
Im Folgenden wird die natürliche Basis benutzt und die korrekte
Notation der Tensoranalysis (kontravariant = hochgestellter Index, kovariant =
tiefgestellter Index) verwendet.
sei ein skalares Feld und
ein Vektorfeld.
Es wird die Schreibweise
verwendet. Weiterhin werden die Christoffel-Symbole
,
die durch
definiert sind, sowie die kovariante Ableitung
benutzt. Die kovariante Ableitung eines Skalars ist
und die kovariante Ableitung eines Vektors ist
bzw.
.
- Gradient eines skalaren Feldes
- Gradient eines Tensorfeldes
- Für Tensoren
der Stufe
gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten den Gradient zu definieren: Der Rechtsgradient als
- und der Linksgradient als
.
- Hier wird im Folgenden die Rechtsversion verwendet.
- Gradient eines Vektorfeldes
- Gradient eines Tensors zweiter Stufe
- Divergenz eines Vektorfeldes
- Divergenz eines Tensorfeldes
- Für Tensoren
der Stufe
gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Divergenz zu definieren: Die Rechtsdivergenz als
und die Linksdivergenz als
. Hier wird im Folgenden die Rechtsversion verwendet.
- Divergenz eines Tensors zweiter Stufe
- Rotation eines Tensorfeldes
- Für Tensoren
der Stufe
gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Rotation zu definieren: Die Rechtsrotation als
und die Linksrotation als
. Hier wird im Folgenden die Rechtsversion verwendet:
- Rotation eines Vektorfeldes
- Laplace eines skalaren Feldes
Gradient und totales Differential
Im Folgenden soll der Gradient in krummlinigen Koordinaten hergeleitet werden. Das totale Differential des Ortsvektors lässt sich darstellen als:
Betrachte nun ein beliebiges Skalarfeld .
Sein totales Differential lautet (wobei obige Darstellung von
verwendet wird):
Der Gradient
ist definiert über
und lässt sich also identifizieren als:
Für orthogonale Koordinaten ist ein kovarianter Basisvektor gleich
und der dazu duale kontravariante Basisvektor
.
Somit der Gradient für orthogonale Koordinaten:
Für
erhält man als Gradient den kontravarianten Basisvektor
,
also den Normalenvektor zur Koordinatenfläche
.
Spezielle Christoffel-Symbole
Bei der Berechnung der Divergenz wird das Christoffel-Symbol
benötigt. Dieses lässt sich durch die Determinante
des metrischen Tensors ausdrücken:
was aus
und folgender Beziehung folgt:
Somit erhält man für Divergenz und Laplace:
Divergenz in koordinatenfreier Darstellung
Die koordinatenfreie Definition der Divergenz führt diese als „Quellendichte“ ein:
Dabei ist
ein beliebiges Volumen, wobei der Fluss
über den Rand
dieses Volumenelements integriert wird. Im Folgenden sei dieses Volumen ein
(infinitesimal) kleines Parallelepiped am Raumpunkt
,
das von den Vektoren
in Richtung der
-Koordinatenlinien
aufgespannt wird, d. h. jede Koordinate läuft im Intervall
.
Die Kantenlänge ist
,
wobei die Kanten
nicht notwendigerweise orthogonal zueinander sind. Das Volumen berechnet sich
im Allgemeinen zu:
Das Parallelepiped ist für jede Koordinate von den Flächen
und
begrenzt. Das Flächenelement für eine Koordinatenfläche
lautet in drei Dimensionen
und der lokale Fluss durch dieses Flächenelement für das Vektorfeld
ist:
Somit ist der Fluss durch die Fläche
(nach außen zeigendes vektorielles Flächenelement, deswegen
)
und der Fluss durch die Fläche
Dabei wurde der Integrand an der Stelle
in erster Ordnung in
entwickelt. Als Bilanz aus beiden erhält man
Analog für die beiden anderen Koordinaten
Somit lautet die Divergenz in natürlichen
bzw. physikalischen Koordinaten
:
Für orthogonale Koordinaten gilt:
Rotation in koordinatenfreier Darstellung
Die koordinatenfreie Definition der Rotation ist gegeben durch
Dabei ist
eine beliebige Fläche mit Normaleneinheitsvektor
,
wobei das Linienintegral
über den Rand
dieser Fläche läuft.
Zunächst wird hier eine Fläche mit
betrachtet. Die linke Seite wird dann zu:
Im Folgenden sei die Fläche
ein (infinitesimal) kleines Parallelogramm am Raumpunkt
,
das von den Vektoren
und
aufgespannt wird. Der Flächeninhalt ist
.
Als (geschlossener) Integrationsweg dienen die Kanten des Parallelogramms:
Mit
gilt
für
sowie für
und
für
sowie für
.
Die Integrale über Weg 1 und 3 lassen sich zusammenfassen:
Entwickelt man den Integranden an der Stelle
in erster Ordnung in
,
hängt der genäherte Integrand nur noch von
ab, ist also unabhängig von
und man kann das Integral einfach auswerten:
Eine analoge Vorgehensweise für die Integrale über Weg 2 und 4 ergibt:
Insgesamt erhält man die Zirkulation in der Fläche
um das Parallelogramm
.
Für
werden aus den Näherungen exakte Relationen. Eingesetzt in obige
Definitionsgleichung für die Rotation (alle Größen am Punkt
ausgewertet)
Analog für die beiden anderen Koordinaten unter zyklischer Vertauschung.
Somit lautet die Rotation mit :
Die (natürliche) kovariante Koordinate
berechnet sich aus der (natürlichen) kontravarianten
mittels
.
Des Weiteren gilt für physikalischen Koordinaten
sowie
.
Sind die Koordinaten orthogonal, gilt wegen
die Beziehung
sowie
.
Für orthogonale physikalische Koordinaten
gilt also
und die Rotation lautet für diesen Spezialfall:
Rotation als antisymmetrischer Tensor
Bei der Rotation treten Terme der Form ,
was sich zu partiellen Ableitungen vereinfachen lässt, da die Christoffelsymbole
in den unteren Indizes symmetrisch sind:
Diese Größe stellt einen antisymmetrischen Tensor zweiter Stufe dar, den
Rotor des Vektors .
Beispiele krummliniger Koordinatensysteme
Orthogonale Koordinatensysteme
- Zylinderkoordinaten:
- Kugelkoordinaten:
- Paraboloid-Koordinaten:
- Elliptische Zylinderkoordinaten:
- Gestreckte Sphäroid-Koordinaten:
- Abgeplattete Sphäroid-Koordinaten:
- Bipolar-Koordinaten:
Nicht orthogonale Koordinatensysteme
- Alternative elliptische Zylinderkoordinaten:
Differentialgeometrie
Krummlinige Koordinaten lassen sich als Anwendung der Differentialgeometrie ansehen, speziell als Karte auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit. Im Folgenden werden Zusammenhänge zum Kalkül der Differentialformen hergestellt, da mit diesen Berechnungen koordinatenunabhängig dargestellt werden können.
Differentialformen – allgemein
Sei
eine
-dimensionale
differenzierbare
Mannigfaltigkeit. Eine
-Form
ordnet jedem Punkt
eine glatte alternierende
-Multilinearform
auf dem Tangentialraum
zu. Dieses
ist ein reellwertiges lineares Funktional,
das
-Tupeln
von Vektorfeldern reelle Zahlen zuordnet:
Dabei ist
selbst ein Element der äußeren
Potenz des Tangentialraums, also von
(es gilt dabei
und
).
Die Menge aller
-Formen
auf
,
also das Bündel
beziehungsweise die disjunkte Vereinigung
,
bildet den Vektorraum
.
Diese Formen haben den großen Vorteil, dass man mit ihrer Hilfe kartenunabhängig
auf einer Mannigfaltigkeit integrieren kann.
In der Tensoranalysis
ist
ein antisymmetrischer (wg. alternierend) kovarianter Tensor
-ter
Stufe (wg.
-Multilinearform).
Differentialformen – Koordinatendarstellung
Sei
ein offener Teil von
und
ein lokales Koordinatensystem (Karte)
mit den lokalen Koordinaten
.
Dann bilden am Ort
die lokale Basis des Tangentialraums
und
die dazu duale Basis (die Dualität drückt sich durch
aus), also die Basis des Kotangentialraums
,
dies sind 1-Formen
auf dem Vektorraum
.
Das -fache
äußere
Produkt
dieser 1-Formen
(dabei ist
assoziativ, bilinear und antikommutativ) ist eine
-Form,
wobei
eine Basis der äußeren Algebra
über dem Kotangentialraum
ist. Jede Differentialform
hat auf allen Karten
eine eindeutige Darstellung:
Eine 2-Form ist z. B.
was einem antisymmetrischen kovarianten Tensorfeld zweiter Stufe entspricht.
Für
erhält man also:
Verbindung zwischen Skalar- bzw. Vektorfeldern mit Differentialformen
Für differenzierbare Skalarfelder
gilt die Identität: Glatte
Funktionen
sind identisch mit 0-Formen:
Durch folgende Isomorphie
lässt sich einem differenzierbaren Vektorfeld
eindeutig eine 1-Form zuordnen (dabei bezeichne
das Skalarprodukt) (es wird die Einsteinsche
Summenkonvention verwendet):
Mit Hilfe des Hodge-Stern-Operators (siehe unten) lassen sich einem
Skalarfeld auch eine -Form
zuordnen und einem Vektorfeld eine
-Form.
Verknüpfung Tangential-/Kotangentialvektoren
Die musikalischen Operatoren (flat
und sharp
)
beschreiben Isomorphien, die durch die Riemannsche Metrik
induziert werden, und Tangentialvektoren auf Kotangentialvektoren bzw. umgekehrt
abbilden:
In Tensornotation entspricht dies dem Heben und Senken von Indizes.
Hodge-Stern-Operator
Für -dimensionale
Vektorräume, die orientiert
und euklidisch
sind (somit muss
einer orientierten Riemannschen
Mannigfaltigkeit entsprechen), existiert ein kanonischer Isomorphismus, der
alternierende Multilinearformen komplementären Grades (also
und
)
aufeinander abbildet. Dies ist der sog. Hodge-Stern-Operator:
Beide Vektorräume haben die Dimension .
Im dreidimensionalen Raum
lässt sich somit einer 0-Form eine 3-Form zuordnen
und einer 1-Form eine 2-Form
Somit lässt sich einem differenzierbaren Vektorfeld
nicht nur eine 1-Form
sondern auch eine 2-Form
zuordnen. Und eine differenzierbare skalare Funktion
kann sowohl einer 0-Form
wie auch einer 3-Form
zugeordnet werden.
Durch die äußere
Ableitung einer -Form
entsteht eine
-Form.
Mit den musikalischen Operatoren und dem Hodge-Stern-Operator wird der De-Rham-Komplex
gebildet. Die Verkettung zweier äußerer Ableitungen ist identisch Null. Hieraus
lassen sich die Integralsätze der Vektoranalysis (Stokes, Gauß und Green) herleiten.
Anmerkungen
- ↑
Normierte Vektoren werden nicht durch den
Vektorpfeil, sondern durch den
-Operator gekennzeichnet.
- ↑
Der Gradient einer Funktion
gibt den Vektor des steilsten Anstiegs dieser Funktion an, der Skalar
bzw. das Vektorfeld
geben Quellen- bzw. Wirbeldichte des Vektorfeldes
an. Ihre Bedeutung ist unabhängig von den benutzten Koordinaten.
Literatur
- Günter Bärwolff: Höhere Mathematik für Naturwissenschaftler und Ingenieure. 2. Auflage, 1. korrigierte Nachdruck. Spektrum Akademischer Verlag, München u. a. 2009, ISBN 978-3-8274-1688-9.
- Siegfried Kästner: Vektoren, Tensoren, Spinoren. Eine Einführung in den Tensorkalkül unter Berücksichtigung der physikalischen Anwendung. 2. verbesserte Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1964.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.01. 2022