Lorentz-Transformation
Die Lorentz-Transformationen, nach Hendrik Antoon Lorentz, sind eine Klasse von Koordinatentransformationen, die in der Physik Beschreibungen von Phänomenen in verschiedenen Bezugssystemen ineinander überführen. Sie verbinden in einer vierdimensionalen Raumzeit die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen verschiedene Beobachter angeben, wann und wo Ereignisse stattfinden. Die Lorentz-Transformationen bilden daher die Grundlage der Speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein.
Das Äquivalent zu den Lorentz-Transformationen im dreidimensionalen euklidischen Raum sind die Galilei-Transformationen; genauso wie diese Abstände und Winkel erhalten, erhalten die Lorentz-Transformationen die Abstände in der nichteuklidischen Raumzeit (Minkowskiraum). Winkel werden im Minkowskiraum nicht erhalten, da der Minkowskiraum kein normierter Raum ist.
Die Lorentz-Transformationen bilden eine Gruppe im mathematischen Sinn, die Lorentz-Gruppe:
- Die Hintereinanderausführung von Lorentz-Transformationen kann als eine einzige Lorentz-Transformation beschrieben werden.
- Die triviale Transformation von einem Bezugssystem in dasselbe ist ebenfalls eine Lorentz-Transformation.
- Zu jeder Lorentz-Transformation existiert eine inverse Transformation, die wieder in das ursprüngliche Bezugssystem zurück transformiert.
Unterklassen der Lorentz-Transformationen sind die diskreten Transformationen der Raumspiegelung, also der Inversion aller räumlichen Koordinaten, sowie der Zeitumkehr, also die Umkehr des Zeitpfeils, und die kontinuierlichen Transformationen der endlichen Drehung sowie der speziellen Lorentz-Transformationen oder Lorentz-Boosts. Kontinuierliche Drehbewegungen der Koordinatensysteme gehören nicht zu den Lorentz-Transformationen. Teilweise werden auch nur die speziellen Lorentz-Transformationen verkürzend als Lorentz-Transformationen betitelt.
Definition
Bestandteile der Lorentz-Transformation
Die Lorentz-Transformation umfasst alle linearen
Transformationen der Koordinaten zwischen zwei Beobachtern. Sie sind daher
Transformationen zwischen zwei Inertialsystemen,
deren Koordinatenursprung, der Bezugspunkt des Koordinatensystems zum Zeitpunkt
,
übereinstimmt. Eine allgemeine Lorentz-Transformation umfasst daher
- Transformationen zwischen zwei Beobachtern, die eine unterschiedliche, konstante Geschwindigkeit besitzen, genannt Lorentz-Boost oder spezielle Lorentz-Transformation. Sie entsprechen einer Drehung im Raum-Zeit-Sektor des nichteuklidischen Minkowskiraums.
- Drehungen der räumlichen Koordinaten
- Zeit- und Raumspiegelungen
Jede allgemeine Lorentz-Transformation lässt sich als Hintereinanderausführung dieser Transformationen schreiben. Eine Lorentz-Transformation, bei der Spiegelungen ausgeschlossen sind und die Orientierung der Zeit erhalten ist, wird als eigentliche, orthochrone Lorentz-Transformation bezeichnet.
Spezielle Lorentz-Transformation für Orte und Zeiten
Ist der Beobachter A mit konstanter Geschwindigkeit
in
-Richtung
gegenüber einem anderen Beobachter B bewegt, so hängen die Koordinaten
,
die Beobachter A einem Ereignis zuschreibt, durch die spezielle
Lorentz-Transformation
mit den Koordinaten
des Beobachters B für dasselbe Ereignis zusammen, falls die beiden
Bezugssysteme denselben Ursprung haben, also zum Zeitpunkt
miteinander übereinstimmen. Darin ist
der Lorentzfaktor.
Inverse der Speziellen Lorentz-Transformation
Da B sich relativ zu A mit konstanter Geschwindigkeit
bewegt, wenn A dies relativ zu B mit Geschwindigkeit
tut, kann man gemäß dem Relativitätsprinzip
ihre Rollen vertauschen. In den Transformationsformeln ändert sich dabei nur das
Vorzeichen der Geschwindigkeit. Insbesondere gilt auch
Während für A die Zeit (Uhr) in B (mit )
anscheinend langsamer läuft als die in A, gilt dies auch andersherum,
d.h. für B läuft die Uhr von A (mit
)
langsamer.
Geschichtliche Entwicklung
Die Arbeiten von Woldemar Voigt (1887), Hendrik Antoon Lorentz (1895, 1899, 1904), Joseph Larmor (1897, 1900) und Henri Poincaré (1905), zeigten, dass die Lösungen der Gleichungen der Elektrodynamik durch Lorentz-Transformationen aufeinander abgebildet werden oder mit anderen Worten, dass die Lorentz-Transformationen Symmetrien der Maxwell-Gleichungen sind.
Man versuchte damals, die elektromagnetischen Phänomene durch einen hypothetischen Äther, ein Übertragungsmedium für elektromagnetische Wellen, zu erklären. Es stellte sich allerdings heraus, dass sich von ihm keine Spur nachweisen ließ. Voigt stellte 1887 Transformationsformeln vor, welche die Wellengleichung invariant lassen. Die Voigt-Transformation ist jedoch nicht reziprok, bildet also keine Gruppe. Voigt nahm an, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Wellen im Ruhesystem des Äthers und in einem Bezugssystem, das sich relativ zu diesem mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, gleich ist, ohne dafür eine Erklärung anzugeben. In seiner Äthertheorie konnte Lorentz dies dadurch erklären, dass die Längenmaßstäbe sich bei Bewegung in Bewegungsrichtung verkürzen und dass bewegte Uhren eine langsamer verlaufende Zeit anzeigen, die er Ortszeit nannte. Die von Lorentz angegebenen Transformationen der Längen und Zeiten bildeten eine Gruppe und waren damit mathematisch stimmig. Auch wenn in Lorentz’ Äthertheorie eine gleichförmige Bewegung gegenüber dem Äther nicht nachweisbar war, hielt Lorentz an der Vorstellung eines Äthers fest.
Einsteins spezielle
Relativitätstheorie löste Newtons
Mechanik und die Ätherhypothese ab. Er leitete seine Theorie aus dem Relativitätsprinzip
ab, dass sich im Vakuum unter Vernachlässigung von gravitativen Effekten Ruhe
nicht von gleichförmiger Bewegung unterscheiden lässt. Insbesondere hat Licht im
Vakuum für jeden Beobachter dieselbe Geschwindigkeit .
Die Zeit- und Ortskoordinaten, mit denen zwei gleichförmig bewegte Beobachter
Ereignisse bezeichnen, hängen dann durch eine Lorentz-Transformation miteinander
zusammen, statt wie in Newtons Mechanik durch eine Galilei-Transformation.
Eigenschaften
Geschwindigkeitsaddition
Zwei hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in dieselbe Richtung mit
Geschwindigkeit
und
ergeben wieder einen Lorentz-Boost mit der Gesamtgeschwindigkeit
Die Gleichung zeigt, dass sich die Lichtgeschwindigkeit bei
Lorentz-Transformationen nicht ändert. Ist etwa
die Lichtgeschwindigkeit, das heißt
,
so ist
ebenfalls die Lichtgeschwindigkeit.
Hintereinander ausgeführte Lorentz-Boosts in verschiedene Richtungen ergeben im Allgemeinen keine Lorentz-Boosts, sondern eine allgemeine Lorentz-Transformation: Die Menge der Lorentz-Boosts ist keine Untergruppe der Lorentz-Transformationen.
Lorentz-Invariante
Eine Größe, die sich bei
Lorentz-Transformationen nicht ändert, heißt Lorentz-Invariante oder
Lorentz-Skalar. Bei einem physikalischen System oder Vorgang beschreibt
eine Lorentz-Invariante eine Eigenschaft, die von allen Inertialsystemen aus mit
gleichem Wert beobachtet wird, wie z.B. die Lichtgeschwindigkeit ,
die Masse
,
die Teilchenzahl, die elektrische
Ladung etc.
Bei einem Lorentz-Boost in Richtung
lässt sich zeigen, dass
gelten muss. Der Ausdruck
ist also eine Invariante der Lorentz-Transformation, d.h. in allen unter
Lorentz-Transformationen verbundenen Koordinatensystemen konstant.
In drei Raumdimensionen ist die Norm
die einzige Möglichkeit, eine Lorentz-Invariante zu bilden. Z.B. ist die
Norm des Energie-Impuls-Vektors die mit
multiplizierte Masse
,
und die Norm des Drehimpulsvektors ist der lorentzinvariante Betrag des
Eigendrehimpulses. Auch der Abstand zweier Ereignisse, also die Norm der
Differenz der Vierervektoren
der beiden Weltpunkte, ist lorentzinvariant. Bei zwei Vierervektoren ist auch
ihr Skalarprodukt lorentzinvariant. Ein Tensor 2. Stufe hat eine
lorentzinvariante Spur etc.
Lorentz-Kontraktion und Invarianz der transversalen Koordinaten
Für einen Lorentz-Boost mit beliebig gerichteter Geschwindigkeit ,
lässt sich der Koordinatenvektor
des Ereignisses in zwei Komponenten
zerlegen. Die Indizes
und
bezeichnen dabei die parallele bzw. eine rechtwinklige Richtung zur
Geschwindigkeit
.
Die transformierten Koordinaten sind dann durch
gegeben. Ein von den Beobachtern im gestrichenen System gemessener Abstand
ist nur in Bewegungsrichtung
verkürzt. Dieser Effekt wird Lorentz-Kontraktion genannt. Bei Maßstäben
senkrecht zur Bewegungsrichtung wirkt sich die Relativität
der Gleichzeitigkeit nicht aus. Zusammengefasst lauten diese Gleichungen in
der Matrixschreibweise mit Vierervektoren
(und der Einheitsmatrix
):
.
Auf gleiche Weise lassen sich elektromagnetische Felder gemäß
und
in Komponenten zerlegen.
Man erhält die (skalaren) Feldkoordinaten
In nichtrelativistischer Näherung, d.h. für Geschwindigkeiten ,
gilt
.
In diesem Fall braucht nicht zwischen Orten und Zeiten in verschiedenen
Bezugssystemen unterschieden zu werden und für die Feldgrößen gilt:
/DD>
Herleitung
Um die Formeln einfach zu halten, wird als Längeneinheit die
Strecke, die Licht in einer Sekunde zurücklegt gewählt. Dann haben Zeit und
Länge dieselbe
Maßeinheit und die dimensionslose Lichtgeschwindigkeit beträgt .
Die Geschwindigkeit
wird also in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit gemessen.
Die erste Herleitung beruhte auf der Invarianz der Wellengleichung im Rahmen
der elastischen Lichttheorie. Später wurde gezeigt, dass die
Lorentz-Transformationsformeln, die den Ausdruck
und somit die Form von Lichtkugelwellen invariant lassen, sich rigoros aus der
elektromagnetischen Wellengleichung (und somit aus den Maxwell-Gleichungen)
herleiten lassen, sofern die Forderung nach Linearität und Reziprozität
berücksichtigt wird.
Im Rahmen der Elektrodynamik kann die Herleitung der Lorentz-Transformation auch
unter Berücksichtigung des Potentials einer
bewegten Ladung (Liénard-Wiechert-Potential)
erfolgen.
Darüber hinaus gibt es eine größere Gruppe von Kugelwellentransformationen,
welche den Ausdruck
invariant lassen. Jedoch nur die Lorentz-Transformationen mit
bilden alle Naturgesetze einschließlich der Mechanik symmetrisch ab und gehen
für
in die Galilei-Transformation über.
Herleitungen in modernen Lehrbüchern beruhen überwiegend auf der Interpretation der Transformationen im Sinne der Speziellen Relativitätstheorie, wonach diese Raum und Zeit selbst betreffen, und sind unabhängig von Annahmen zur Elektrodynamik. Einstein (1905) benutzte dabei zwei Postulate: Das Relativitätsprinzip und das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Allgemeinere Herleitungen, welche auf Wladimir Ignatowski (1910) zurückgehen, beruhen auf gruppentheoretischen Erwägungen.
Herleitung aus Linearität und Relativitätsprinzip
Die folgenden Überlegungen klären, wie Koordinaten zusammenhängen, die
inertiale Beobachter (Beobachter die fest mit einem Inertialsystem verbunden
sind) zur Benennung der Zeit und des Ortes von Ereignissen verwenden. Die
Beobachter sollen hier beispielhaft Anna und Bert sein. Annas Koordinatensystem
ist durch
gegeben und Berts durch die gestrichenen Variablen
.
Es handele sich um rechtwinklige Koordinaten.
Linearität
Für alle gleichförmig bewegten Beobachter durchlaufen freie Teilchen gerade Weltlinien. Daher muss die Transformation Geraden auf Geraden abbilden. Mathematisch besagt dies, dass die Transformation linear ist.
Stimmen beide Beobachter in der Wahl des Zeitnullpunkts und des räumlichen Ursprungs überein, dann ist die gesuchte Transformation linear und homogen.
Bert bewege sich relativ zu Anna mit der Geschwindigkeit .
Die Koordinatensysteme werden so orientiert, dass
und
auf einer Gerade in einer Richtung liegen. Dann kann man sich auf die
Koordinaten
beschränken.
Die gesuchte Lorentz-Transformation lautet dann
Die Unbekannten
sind nun zu bestimmen.
Lichtkegel
Ein Lichtimpuls, den Anna zur Zeit
am Ort
losschickt, wird durch
beschrieben. Da die Lichtgeschwindigkeit absolut ist, muss für Bert
gelten. Die Gleichungen mit dem Pluszeichen erfordern
und die Gleichungen mit dem Minuszeichen
.
Daraus folgt
und
bzw.
Dies gilt für alle Lorentz-Transformationen, unabhängig von der Relativgeschwindigkeit der Beobachter.
Relativgeschwindigkeit
Anna beschreibt Berts Bewegung durch ,
Bert seine eigene durch
.
Die Lorentz-Transformation von Annas zu Berts Koordinatensystem muss diese
beiden Ausdrücke ineinander überführen. Aus
folgt dann
,
also
Es bleibt noch der Vorfaktor
zu bestimmen. Von den Koordinaten kann er nicht abhängen, sonst wäre die
Lorentz-Transformation nichtlinear. Bleibt also eine Abhängigkeit von der
Relativgeschwindigkeit. Man schreibt
.
Da die Lorentz-Transformation nicht von der Richtung von
abhängen soll, gilt
.
Vorfaktor
Um den Vorfaktor zu bestimmen, führt man eine weitere inertiale Beobachterin
Clara mit den Koordinaten
und der Relativgeschwindigkeit
in Bezug auf Bert ein. Die Lorentz-Transformation von Berts zu Claras
Koordinaten muss wegen des Relativitätsprinzips dieselbe Form wie die obige
haben, also
dabei wurde
abgekürzt.
Man kombiniert nun die beiden Transformationen, rechnet also die Koordinaten von Anna in die von Clara um. Es reicht dazu, eine der beiden Koordinaten zu berechnen:
Sitzt Clara neben Anna, ist
und die doppelt gestrichenen Koordinaten sind gleich den ungestrichenen. Der
Faktor
verschwindet und der Vorfaktor
muss gleich 1 sein. Wegen
und
muss dann
gelten. Mit der Abkürzung
ist
Die Lorentz-Transformationen lauten daher
Herleitung aus der Zeitdilatation
Mit einem Argument von Macdonald
kann man die Transformationsformeln aus der Zeitdilatation
gewinnen. An einer Lichtfront, die sich in positiver x-Richtung bewegt, hat die
Differenzkoordinate
überall denselben Wert, ebenso
.
Man betrachtet eine Front, die durch das Ereignis E geht und irgendwann (vorher
oder nachher) auf den bewegten Koordinatenursprung O' trifft, der langsamer als
Licht sein muss. Wegen der gleichbleibenden Werte stehen die
Differenzkoordinaten bei E in derselben Beziehung zueinander wie am Punkt O'. An
diesem gilt
,
sowie nach der Dilatationsformel
wobei
ist. Für die Differenzkoordinaten gilt daher
Analog hat an einer Lichtfront, die sich in negativer x-Richtung bewegt, die
Summenkoordinate
überall denselben Wert, ebenso
.
Auch eine solche Front geht durch E (mit gleichen Koordinaten wie oben) und
durch O' (zu einem anderen Zeitpunkt als oben). In der Gleichung analog zur
vorhergehenden werden nun Summen statt Differenzen gebildet, daher lautet sie
Addition und Subtraktion der beiden Gleichungen ergibt
als Funktion von
.
Empirische Herleitung
Howard
P. Robertson und andere zeigten, dass die Lorentz-Transformation auch
empirisch hergeleitet werden kann. Dazu ist es nötig, allgemeine
Transformationsformeln zwischen verschiedenen Inertialsystemen mit experimentell
bestimmbaren Parametern zu versehen. Es wird angenommen, dass ein einziges
„bevorzugtes“ Inertialsystem
existiert, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant, isotrop und unabhängig von
der Geschwindigkeit der Quelle ist. Ebenso sollen Einstein-Synchronisation
und Synchronisation durch langsamen Uhrentransport in diesem System äquivalent
sein. Es sei ein weiteres, zu diesem System kollineares System
gegeben, dessen räumlicher Ursprung zum Zeitpunkt
mit dem Ursprung des ersten Systems übereinstimmt und in dem die Uhren und
Maßstäbe dieselbe interne Konstitution haben wie im ersten System. Dieses zweite
System bewegt sich relativ zum ersten System mit konstanter Geschwindigkeit
entlang der gemeinsamen
-Achse.
Folgende Größen bleiben dabei zunächst unbestimmt:
Unterschiede in der Zeitmessung,
Unterschiede in der Messung longitudinaler Längen,
Unterschiede in der Messung transversaler Längen,
folgt aus der Konvention zur Uhrensynchronisation.
Daraus ergeben sich folgende Transformationsformeln:
wird nicht direkt gemessen, sondern folgt aus der
Uhrensynchronisationskonvention. Hier ist die Einstein-Synchronisation die
einfachste Möglichkeit, woraus sich
ergibt. Das Verhältnis zwischen
und
wird aus dem Michelson-Morley-Experiment,
das Verhältnis zwischen
und
aus dem Kennedy-Thorndike-Experiment
und schließlich
allein aus dem Ives-Stilwell-Experiment
bestimmt. Die Experimente ergaben
und
,
was obige Transformation in die Lorentz-Transformation überführt. Hingegen wurde
die Galilei-Transformation
damit ausgeschlossen.
Poincaré- und Lorentz-Gruppe
Die Poincaré-Gruppe ist die Menge der linear inhomogenen Transformationen
die den Abstand zweier Vierervektoren invariant lassen. Die Untergruppe der
homogenen Transformationen
bildet die Lorentz-Gruppe,
,
das ist die Gruppe der linearen Transformationen von
auf
,
die das Längenquadrat
jedes Vektors
aus
invariant lassen. Schreiben wir das Längenquadrat als Matrixprodukt
des Spaltenvektors
mit der Matrix
und der transponierten Spalte, der Zeile ,
so muss für jeden Lorentz-transformierten Vektor
gelten
Dies ist genau dann der Fall, wenn die Lorentz-Transformation die Gleichung
erfüllt.
Alle Lösungen dieser Gleichung, die die Zeitrichtung und räumliche Orientierung nicht umdrehen, sind von der Form
Dabei sind
und
Drehungen
Diese Drehungen bilden die Untergruppe SO(3) der Lorentz-Gruppe. Die Matrix
bewirkt die oben angegebene Lorentz-Transformation mit einer Geschwindigkeit
.
Die Transformationen
heißen Lorentz-Boost. Sie transformieren auf die Koordinaten des
bewegten Beobachters, der sich mit Geschwindigkeit
in die Richtung bewegt, die sich durch die Drehung
aus der
-Richtung
ergibt.
Lorentz-Transformationen, die das Vorzeichen der Zeitkoordinate, die Richtung der Zeit, nicht ändern,
bilden die Untergruppe der orthochronen Lorentz-Transformationen. Die Lorentz-Transformationen mit
bilden die Untergruppe der eigentlichen Lorentz-Transformationen. Für die orientierungstreuen Lorentz-Transformationen gilt
Die zeit- und orientierungstreuen Lorentz-Transformationen
bilden die eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe. Sie ist zusammenhängend: Jede eigentliche orthochrone Lorentz-Transformation kann durch stetige Veränderung der sechs Parameter, drei für die Drehachse und den Drehwinkel und drei für die Relativgeschwindigkeit der beiden Bezugssysteme, in die identische Abbildung übergeführt werden.
Zeit- und Raumspiegelung
Die nicht mit der
zusammenhängenden Lorentz-Transformationen erhält man, indem man die
Zeitspiegelung oder die Raumspiegelung
oder beide mit den Lorentz-Transformationen multipliziert, die mit der
zusammenhängen. Die Lorentz-Gruppe
hat vier Zusammenhangskomponenten.
Überlagerungsgruppe
Die folgenden Überlegungen zeigen, dass die Gruppe der linearen
Transformationen des zweidimensionalen, komplexen Vektorraumes ,
deren Determinante den speziellen Wert
hat, die sogenannte spezielle
lineare Gruppe
,
die einfach
zusammenhängende Überlagerung
der eigentlichen orthochronen Lorentz-Transformationen ist. Dabei überlagert die
Untergruppe der speziellen unitären zweidimensionalen Transformationen, SU(2) die Gruppe
der Drehungen,
.
Jede hermitesche
– Matrix ist von der Form:
Da sie umkehrbar eindeutig durch die vier reellen Parameter
bezeichnet wird und da Summen und reelle Vielfache hermitescher Matrizen wieder
hermitesch sind und zu den Summen und Vielfachen der Vierervektoren
gehören, ist sie Element eines vierdimensionalen Vektorraums.
Die Determinante
ist das Längenquadrat des Vierervektors .
Multipliziert man
von links mit einer beliebigen, komplexen
– Matrix und von rechts mit deren adjungierten, so ist das Ergebnis
wieder hermitesch und lässt sich als
schreiben, wobei
linear von
abhängt. Ist
aus der speziellen linearen Gruppe der komplexen
-Matrizen,
,
deren Determinanten den speziellen Wert
haben, so stimmt das Längenquadrat von
und
überein,
ist also eine Lorentz-Transformation. Zu jedem
aus
gehört so vermöge
eine Lorentz-Transformation
aus
.
Genauer gehört zu jedem Paar
von komplexen
-Matrizen
aus
genau eine Lorentz-Transformation
aus dem Teil von
,
welcher mit der
stetig zusammenhängt. Dieser Teil der Lorentz-Gruppe ist eine Darstellung der
Gruppe
.
Die Gruppe
ist die Produktmannigfaltigkeit
und einfach zusammenhängend. Die Gruppe der eigentlichen orthochronen
Lorentz-Transformationen ist hingegen nicht einfach zusammenhängend: Drehungen
um eine feste Achse mit Winkeln, die von
bis
anwachsen, bilden in der Drehgruppe einen geschlossenen Kreis. Man kann diese
Transformationen nicht stetig in andere Drehungen abändern, so dass dieser Kreis
auf einen Punkt zusammenschrumpft.
Literatur
- Charles Kittel, Walter D. Knight, Malvin A. Ruderman: Mechanik (= Berkeley Physik Kurs. Bd. 1). Vieweg, Braunschweig 1973, ISBN 3-528-08351-4, S. 232: Kap. 11.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.03. 2022