Quadratisches Reziprozitätsgesetz
Das quadratische Reziprozitätsgesetz gibt, zusammen mit den beiden
unten genannten Ergänzungssätzen, ein Verfahren
an, um das Legendre-Symbol
zu berechnen und damit zu entscheiden, ob eine Zahl quadratischer Rest oder
Nichtrest einer (anderen) Zahl ist. Die Entdeckung des quadratischen
Reziprozitätsgesetzes durch Euler
und der Beweis durch Gauß
(Disquisitiones
Arithmeticae 1801, er hatte aber bereits 1796 einen Beweis) waren die
Ausgangspunkte der Entwicklung der modernen Zahlentheorie.
Obwohl es elementare Beweise des Reziprozitätsgesetzes gibt, liegt dessen Wesen
relativ tief, nämlich in der Primfaktorzerlegung
in den Kreisteilungskörpern
mit einer primitiven Einheitswurzel
.
Gauß selbst hat mehrere methodisch verschiedene Beweise vorgelegt.
Das quadratische Reziprozitätsgesetz macht Aussagen über die Lösbarkeit quadratischer Gleichungen in der modularen Arithmetik, die Frage nach der Lösbarkeit von Gleichungen höheren Grades führt auf die höheren Reziprozitätsgesetze, was eine der treibenden Kräfte der algebraischen Zahlentheorie seit Gauß war. Den Fall dritten Grades (kubisches Reziprozitätsgesetz) behandelte Gotthold Eisenstein, den Fall vierten Grades (biquadratisches Reziprozitätsgesetz) Gauß.
Aussage
Im Folgenden bezeichnet
mit einer ganzen Zahl
und einer Primzahl
das Legendre-Symbol.
Das quadratische Reziprozitätsgesetz besagt, dass für zwei verschiedene
ungerade Primzahlen
und
gilt:
1. Ergänzungssatz: Für jede ungerade Primzahl
gilt:
2. Ergänzungssatz: Für jede ungerade Primzahl
gilt:
Rechenregel
Sind
und
zwei verschiedene ungerade Primzahlen, so gilt:
Aus
folgt nämlich
.
Beispiele
- Es ist zu prüfen, ob die Kongruenz
lösbar ist. Dazu berechnet man
(das Legendre-Symbol ist multiplikativ im oberen Argument).
Der erste Faktor
lässt sich mit Hilfe des zweiten Ergänzungssatzes zu
bestimmen. Um den zweiten Faktor zu berechnen, wendet man das
Reziprozitätsgesetz an:
Hier wurde beim zweiten Gleichheitszeichen
verwendet, analog dazu
beim vorletzten.
Setzt man nun beide Faktoren zusammen, so ergibt sich
und damit weiß man, dass die obige Kongruenz eine Lösung besitzt. Die Lösung
ist .
- Es ist zu prüfen, ob die Kongruenz
lösbar ist. Dazu berechnet man wieder
und kann wie oben die beiden Faktoren mit dem Reziprozitätsgesetz weiter vereinfachen:
(im letzten Schritt wurde
mit
verwendet)
und
Setzt man alles zusammen, so ergibt sich
und damit die Erkenntnis, dass die obige Kongruenz keine Lösung besitzt.
Effiziente Berechnung des Legendre-Symbols
Der hier aufgezeigte Berechnungsweg besitzt den Nachteil, die Primfaktorzerlegung des Zählers des Legendre-Symbols bestimmen zu müssen. Es gibt ein effizienteres Verfahren, das ähnlich wie der Euklidische Algorithmus abläuft und ohne diese Faktorisierung auskommt. Dabei wird das Jacobi-Symbol, eine Verallgemeinerung des Legendre-Symbols, benutzt, für das das quadratische Reziprozitätsgesetz immer noch gültig ist.
Siehe auch
- Lemma von Zolotareff, eine Beweisvariante für das quadratische Reziprozitätsgesetz mit Hilfe von Permutationen
Literatur
- K. Chandrasekharan: Introduction to Analytic Number Theory. Springer Verlag, Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 148, ISBN 3540041419



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 27.01. 2021