Duale Basis
Die duale Basis ist ein Begriff aus der linearen Algebra, der in zwei unterschiedlichen Bedeutungen auftritt:
- Zu einer gegebenen Basis
eines endlichdimensionalen Vektorraums
wird eine zugehörige duale Basis des Dualraums
konstruiert.
- Zu einer gegebenen Basis eines euklidischen
Vektorraums
wird eine weitere, zur ersten duale Basis von
konstruiert.
Duale Basis im Dualraum V*
Definition
Es sei
ein
-dimensionaler
Vektorraum über einem Körper
.
(In Anwendungen ist der Körper oft
oder
.)
Weiter sei
eine Basis
von
.
Dann gibt es zu jedem
genau eine lineare
Abbildung
mit
und
für
,
denn eine lineare Abbildung ist durch die Bilder
auf einer Basis eindeutig bestimmt. Die so definierten
bilden eine Basis des Dualraums
,
die zur Basis
von
duale Basis. Mit der Kronecker-Delta-Schreibweise,
ist also die definierende Eigenschaft der dualen Basis
.
Verhalten bei Basiswechsel
Sei
eine Basis von
und
die zugehörige duale Basis. Weiter sei
eine zweite Basis von
mit
.
Als Matrix
eines Basiswechsels ist
invertierbar.
Die Komponenten der Inversen
seien mit
bezeichnet. Ein Vergleich von
mit der definierenden Eigenschaft
ergibt sofort das Transformationsverhalten der dualen Basis:
.
Berechnung bezüglich einer festen Basis
Ein endlichdimensionaler Vektorraum der Dimension
über dem Körper
ist stets isomorph
zum Koordinatenraum
der Spalten-Vektoren mit Einträgen aus
.
Wählt man als Isomorphismus
,
usw.,
wird
gemäß obigem abgebildet auf die i-te Zeile von
.
Tensor-Schreibweise
Im Tensor-Formalismus der Relativitätstheorie
schreibt man die Basis eines Vektorraumes (wie etwa eines Tangentialraums) mit
oberen Indizes, ,
nennt diese Vektoren kontravariant
und versteht diese als Spalten-Vektoren. Die zugehörige kovariante Basis ist
dann genau die oben vorgestellte duale Basis in Form von Zeilen-Vektoren. Diese
schreibt man dann mit unteren Indizes,
.
Die definierende Bedingung lautet dann
.
Der Grund für diese Schreibweise ist das unterschiedliche
Transformationsverhalten der Vektoren bei Basiswechsel.
Ist
die lineare Transformation, die eine Basis
auf eine andere
abbildet, so gilt:
und man liest ab, dass sich die duale Basis mittels
transformiert. Betrachtet man Koordinaten bezüglich der Basen, so findet man
ähnliche Verhältnisse. Ist etwa
und ist
,
so gilt bei Beachtung der Einsteinschen
Summenkonvention für einen Vektor
:
.
Der Koeffizient von
zum Basisvektor
ist also
,
das heißt die Koeffizienten transformieren sich ebenfalls mittels der inversen
Transformationsmatrix. Generell schreibt man alle (kontravarianten) Größen, die
sich mittels
transformieren, mit oberen Indizes und alle (kovarianten) Größen, die sich
gegenläufig, also mittels
transformieren, mit unteren Indizes.
Duale Basis im euklidischen Vektorraum V
Definition und Berechnung
Sei
eine beliebige Basis eines euklidischen
Vektorraums
.
Die dazu duale Basis
in
ist definiert durch die Eigenschaft
,
Hierbei bezeichnet
das Skalarprodukt.
Weiter sei
eine Orthonormalbasis
in
,
beschreibe den Basiswechsel mit der invertierbaren Matrix
.
Durch Vergleichen von
mit
ergibt sich
.
Mit dem dyadischen
Produkt
schreibt sich das:
Die Vektoren
bilden hier die Spalten der Matrix (oder des Tensors zweiter Stufe)
und die duale Basis findet sich in den Zeilen der Inversen
Spezialfall R3
Im Vektorraum
mit Standardskalarprodukt
und Kreuzprodukt
findet sich mit obiger Gleichung und der Formel für Matrizeninversion:
Im Nenner der Brüche steht das mit den Basisvektoren gebildete Spatprodukt, das invariant gegenüber einer zyklischen Vertauschung seiner Argumente ist, und das gleich der Determinante der Matrix ist, die aus den Basisvektoren gebildet wird. Die definierende Eigenschaft ist hier sofort ersichtlich.
Anwendung aus der Kristallographie
Die Bestimmung dieser dualen Basis im
ist bei der Beschreibung von Kristallgittern
wichtig. Dort bilden die primitiven Gittervektoren
eine (i. A. nicht orthonormale) Basis des
.
Das Skalarprodukt zwischen Basisvektoren der reziproken Basis
und primitiven Gittervektoren
ist in der kristallographischen Konvention:
,
ist also die zu
duale Basis im
.
Beispiel: Die primitiven Gittervektoren des kubisch-flächenzentrierten (fcc) Gitters lauten:
Obige Gleichungen für den
ergeben:
Diese bilden ein kubisch-raumzentriertes (bcc) Gitter.
Verallgemeinerung auf pseudo-riemannsche Metrik
Im endlichdimensionalen Vektorraum
mit pseudo-riemannscher
Metrik
und einer Basis
betrachte den Dualvektor
definiert durch
.
Dann gilt
mit
.
Dabei ist
der duale Vektor im Dualraum aus der ersten Bedeutung,
das äußere
Produkt und
der durch die pseudo-riemannsche Metrik induzierte
Isomorphismus zwischen
und
.
Siehe_auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.08. 2020