Quaternionengruppe
In der Gruppentheorie
ist die Quaternionengruppe eine nicht-abelsche Gruppe der Ordnung
.
Sie wird häufig mit dem Symbol
bezeichnet. Ihren Namen erhält sie daher, dass sie aus den acht Elementen
im Schiefkörper
der Hamiltonschen Quaternionen
besteht.
Definition
Die Quaternionengruppe ist die achtelementige Menge
mit der Verknüpfung
,
die neben den üblichen Vorzeichenregeln die folgenden Relationen erfüllt:
.
Diese Regeln wurden von William Rowan Hamilton gefunden. Daraus ergibt sich folgende Verknüpfungstafel:
1 | −1 | i | −i | j | −j | k | −k | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1 | −1 | i | −i | j | −j | k | −k |
−1 | −1 | 1 | −i | i | −j | j | −k | k |
i | i | −i | −1 | 1 | k | −k | −j | j |
−i | −i | i | 1 | −1 | −k | k | j | −j |
j | j | −j | −k | k | −1 | 1 | i | −i |
−j | −j | j | k | −k | 1 | −1 | −i | i |
k | k | −k | j | −j | −i | i | −1 | 1 |
−k | −k | k | −j | j | i | −i | 1 | −1 |
Eigenschaften
Die Quaternionengruppe
ist nicht abelsch,
da beispielsweise
gilt. Sie und die Diedergruppe
sind bis auf Isomorphie die beiden einzigen nicht-abelschen Gruppen mit acht
Elementen.
Die Gruppe
ist zudem eine hamiltonsche
Gruppe: sie ist zwar nicht-abelsch, aber dennoch ist jede Untergruppe ein Normalteiler. Jede
hamiltonsche Gruppe hat eine zu
isomorphe Untergruppe.
Der Schiefkörper
der Hamiltonschen Quaternionen
besteht aus dem reellen Vektorraum
mit Basis
und der Multiplikation, die die obige Multiplikationstabelle bilinear
fortsetzt.
Umgekehrt kann man ausgehend vom Schiefkörper
die Quaternionengruppe als die von den Elementen
gebildete Untergruppe definieren.
Man kann
auch als Untergruppe der allgemeinen
linearen Gruppe
darstellen durch die Matrizen
und
und
.
Eine Anwendung der Quaternionengruppe ergibt sich in der synthetischen
Geometrie. Dort dienen Quasikörper als Koordinatenbereiche einer
affinen oder projektiven Ebene und es zeigt sich, dass einer der kleinsten
Quasikörper, der kein Schiefkörper ist und über dem sich daher nichtdesarguesche
Ebenen ergeben, eine zu
isomorphe multiplikative Gruppe hat. → siehe Ternärkörper.
Automorphismen
Als Automorphismus
(hier von )
gilt eine bijektive
Abbildung
,
bei der die Multiplikation homomorph
behandelt wird, d.h.
.
Da die Ordnung
von Gruppenelementen hierbei erhalten bleibt, müssen
als einzige Elemente mit Ordnung 1 bzw. 2 festbleiben. Dagegen können die 3
imaginären Einheiten
jeweils in eine andere überführt werden. Genauer: die erste, sagen wir
,
hat alle 6 Ecken
dieses Oktaeders zur Auswahl, das
Negative dieses Werts muss dann dem „Antipoden“
zugeteilt werden. Bleiben für die zweite, sagen wir
,
noch 4 Ecken. Danach sind die restlichen Zuordnungen festgelegt: Antipode
wie auch
wegen
(diese Orientierung verbietet die Spiegelungen s.u.) und dessen Antipode
.
Es gibt also 6·4 = 24 Automorphismen, die in eineindeutiger
Korrespondenz zu den Drehungen des besagten Oktaeders stehen. Somit ist die Automorphismengruppe
isomorph zur Drehgruppe des
Oktaeders, die wiederum zur symmetrischen
Gruppe S4 isomorph
ist.
Eine elegante Realisierung von
im Kontext der Quaternionen findet sich in Hurwitzquaternionen.
Die inneren
Automorphismen von
werden durch die
modulo
dem Zentrum
vermöge
vermittelt. Sie bilden die Gruppe
isomorph
zu
,
die zur kleinschen
Vierergruppe V
isomorph ist.
Die Konjugation als Spiegelung an der reellen Achse, die hier gleichzeitig die Inversionsabbildung darstellt, ist antihomomorph, das heißt
und auch
,
und wird deshalb als involutiver Antiautomorphismus bezeichnet.
Charaktertafel
Die Quaternionengruppe hat folgende Charaktertafel:
Die Diedergruppe D4 hat dieselbe Charaktertafel ohne zur Quaternionengruppe isomorph zu sein. Damit ist die Quaternionengruppe ein Beispiel dafür, dass sich eine Gruppe nicht aus ihrer Charaktertafel rekonstruieren lässt.
Dizyklische Gruppen und verallgemeinerte Quaternionengruppen
Die Quaternionengruppe
lässt sich wie folgt durch Erzeuger und Relationen präsentieren:
.
In obiger Schreibweise gilt
und
.
Die Quaternionengruppe ist daher eine sogenannte dizyklische Gruppe.
Die dizyklische Gruppe der Ordnung
für
erhält man durch folgende Präsentation über Erzeuger und Relationen:
.
Die dizyklischen Gruppen, deren Ordnung eine Zweierpotenz ist, heißen verallgemeinerte Quaternionengruppen.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.02. 2020