Zirkon
Zirkon | |
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roter Zirkon (Größe: 1,0 cm) aus Gilgit, Pakistan | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | ZrSiO4 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silicate, Germanate – Inselsilicate (Nesosilicate) |
System-Nr.
nach Strunz und nach Dana |
9.AD.30 (8. Auflage: VIII/A.09) 51.05.02.01 |
Ähnliche Minerale | Chrysoberyll, Demantoid, Rutil, Monazit, Kassiterit, Xenotim, Titanit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | ditetragonal-dipyramidal 4/m 2/m 2/m |
Raumgruppe (Nr.) | I41/amd (Nr. 141) |
Gitterparameter | a = 6,61 Å; c = 5,98 Å |
Formeleinheiten | Z = 4 |
Häufige Kristallflächen | Kombination von [100] und/oder [110] (Prisma) mit [101] (Pyramidenspitzen), auch flächenreichere Kristalle |
Zwillingsbildung | nach {131} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6,5 bis 7,5 |
Dichte (g/cm3) | 4,6 bis 4,7 |
Spaltbarkeit | unvollkommen |
Bruch; Tenazität | spröde bis muschlig |
Farbe | farblos, gelblich, rosa, rot, braun, auch grün, blau, schwarz |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Glanz | Diamant- oder Fettglanz |
Radioaktivität | eine der Hauptquellen der natürlichen Radioaktivität |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,925 bis
1,961 nε = 1,980 bis 2,015 |
Doppelbrechung | δ = 0,055 |
Optischer Charakter | einachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 10° |
Pleochroismus | sehr schwach bis deutlich |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | in heißer, konzentrierter Fluorwasserstoffsäure schwach löslich |
Besondere Merkmale | in Biotit pleochroitische Höfe |
Zirkon ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Er kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung ZrSiO4. Zirkon hat eine vergleichsweise hohe Mohshärte von 6,5 bis 7,5.
Die natürliche Farbe von Zirkon variiert zwischen Farblos, Goldgelb und Rot bis Braun, kann aber auch Grün, Blau oder Schwarz sein. Die Strichfarbe ist Weiß. Exemplare, die aufgrund ihrer Größe und Reinheit Edelsteinqualität zeigen, sind ein beliebter Ersatz für Diamanten, mit denen sie zuweilen verwechselt werden. Zirkon ist nicht zu verwechseln mit dem synthetisch hergestellten Zirkonia (Formel: ZrO2, Zirconiumdioxid), der ebenfalls als Schmuckstein und Diamantimitation dient.
Besondere Eigenschaften
Zirkon enthält häufig Verunreinigungen und Einschlüsse verschiedener Elemente und Minerale. Die theoretische Oxidzusammensetzung von Zirkon ist 67,1 % ZrO2 und 32,9 % SiO2. Nach Rösler (1991) kann er in Extremfällen bis zu 30 % Hafniumoxid (HfO2), 12 % Thoriumoxid (ThO2) oder 1,5 % Uranoxid (U3O8) enthalten. Dementsprechend schwankt die Dichte zwischen 4,3 bis 4,8 g/cm3. Insbesondere die Verunreinigungen durch Hafnium spielen zur Herstellung von reinem Zirkonium aus Zirkon zur Verwendung in der Reaktortechnologie eine Rolle, weil eine Trennung wegen der ähnlichen Eigenschaften beider Elemente aufwendig ist.
Etymologie und Geschichte
Der Name stammt entweder vom arabischen zarqun (ئشقنعى ), Zinnober, oder vom persischen zargun (زرگون), goldfarben. Verändert finden sich diese Worte in Jargon wieder, damit bezeichnet man helle Zirkone.
Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Zirkon 1783 durch Abraham Gottlob Werner. Der Name wurde 1789 erstmals von Martin Heinrich Klaproth für die von ihm entdeckte „Zirkonerde“ verwendet und auf den Edelstein übertragen.
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Zirkon zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“.
Die überarbeitete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik unterteilt diese Abteilung allerdings präziser nach An- oder Abwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen. Der Zirkon steht somit entsprechend in der Unterabteilung der „Inselsilikate ohne weitere Anionen mit Kationen in oktahedraler [6] und gewöhnlich größerer Koordination“, wo er zusammen mit Coffinit, Hafnon, Thorit und Thorogummit die unbenannte Gruppe 9.AD.30 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zirkon ähnlich wie die neue Strunz'sche Mineralsystematik in die Abteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen nur mit Kationen in >[6]-Koordination“, wo das Mineral ebenfalls zusammen mit Coffinit, Hafnon, Thorit und Thorogummit eine eigenständige Gruppe bildet, die Zirkongruppe.
Modifikationen und Varietäten
- Als Hyazinth (Jacinth) bezeichnet man gelbrote bis braune Zirkonvarietäten.
- Malakon ist die Bezeichnung für einen undurchsichtigen, isotropisierten Zirkon
Bildung und Fundorte
Zirkon ist mit einer Entstehung vor bis zu 4,4 Milliarden Jahren das älteste bekannte Mineral der Erde und des Mondes (siehe Altersbestimmung) und eines der am häufigsten vorkommenden Mineralien in der Erdkruste. Es entsteht als frühes Kristallisationsprodukt primär in magmatischen Gesteinen wie Granit und alkalireichen Gesteinen wie Pegmatiten oder Syenit.
In metamorphen Gesteinen wird Zirkon in Form von neu- oder umkristallisierten Körnern gebildet. In Sedimentgesteinen findet man detritische Zirkone, das sind durch Erosion transportierte und abgelagerte Körner. Die durchschnittliche Größe von Zirkonen liegt zwischen 100 und 300 µm, z.B. in granitoiden Gesteinen. Gelegentlich erreichen sie aber auch Größen von mehreren Zentimetern, vor allem in Pegmatiten oder Schwermineralseifen.
Durch Analyse von Form und Kristallflächenausbildung von Zirkonen können Rückschlüsse auf die Bildungsbedingungen und die weitere Entwicklung des Zirkons gezogen werden.
Weltweit konnte Zirkon bisher (Stand: 2010) an rund 3080 Fundorten nachgewiesen werden, bspw. in der Vulkaneifel am Laacher See.
Auch in einigen Mineralproben vom Meeresboden des Mittelatlantischen Rückens und des Südwestindischen Rückens sowie aus Tiefenbohrungen der Kontinentalplatte vor der Küste von New Jersey wurde Zirkon gefunden. Ebenso in einigen Gesteinsproben des Mondes.
Kristallstruktur
Zirkon kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/amd (Raumgruppen-Nr. 141) mit den Gitterparametern a = 6,61 Å und c = 5,98 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.
In manchen Zirkonen ist der Gitterbau durch die Wirkung hochenergetischer radiogener Teilchen (Uran, Thorium) teilweise zerstört – metamiktisiert – solche Kristalle zeigen meist dunklere, braune Farben. Durch die Metamiktisierung kann Wasser ins Kristallgitter eingelagert werden. Die Folge ist eine merkliche Verringerung von Brechungsindex, Dichte und Härte (siehe Tabelle). Eine Doppelbrechung ist überhaupt nicht mehr vorhanden. Insofern unterscheidet man Zirkone von ihren Stadien her in
- Hochzirkone (normale, kristalline Zirkone),
- Tiefzirkone (metamikte Zirkone),
- intermediäre Zirkone, die bezüglich ihren Eigenschaften zwischen den beiden ersten Gruppen liegen.
Durch Erhitzen auf über 1000 °C können die Tiefzirkone wieder in Hochzirkone rekristallisiert werden.
Verwendung
in der Geologie
Seit der Entwicklung der radiometrischen Altersbestimmung kommt Zirkonen besonders in der Geochronologie Bedeutung zu: sie enthalten Spuren der radioaktiven Nuklide 235U, 238U und 232Th (von 10 ppm bis zu 5 Gewichtsprozent). Alle diese Isotope zerfallen über Zerfallsreihen zu verschiedenen Bleiisotopen. Durch Messen der entsprechenden Uran-Blei- bzw. Thorium-Blei-Verhältnisse kann das Kristallisationsalter eines Zirkons bestimmt werden.
Verhältnisse stabiler Isotope geben Auskunft über die Umgebung, in der die Kristalle entstanden sind. Zirkone bewahren diese Information, da sie gegenüber geologischen Einflüssen wie Verwitterung und selbst hochgradiger Gesteinsmetamorphose äußerst resistent sind. So deuten Zirkone aus dem Narryer-Gneis-Terran, Yilgarn-Kraton, Westaustralien, mit einem Alter von 4,404 Milliarden Jahren – die ältesten Minerale, die bisher auf der Erde gefunden wurden – auf eine überraschend frühe Existenz kontinentaler Kruste und auf einen flüssigen Ozean hin. Als ältester datierter Mineralkristall Europas gilt ein 3,69 Milliarden Jahre alter Zirkon, der im Norden Norwegens gefunden wurde.
Zirkone in einer Probe Mondgestein (Brekzie 72215) wurden auf 4,417 Milliarden Jahre datiert und zeigen damit einen sich länger hinziehenden Erstarrungsprozess der Mondkruste nach Entstehung des Mondes an.
als Rohstoff
Zirkon ist das wichtigste Zirconium- und Hafniumerz. Es wird für feuerfeste Steine (zusammen mit Tonerde bzw. Korund), als Formsand in Gießereien, in der Glasindustrie und als Schleifmittel verwendet. Das aus Zirkon hergestellte Zirconiumdioxid (ZrO2) hat einen Schmelzpunkt von etwa 2800 °C und wird zur Herstellung von Schmelztiegeln und abrasionsfesten Werkstoffen verwendet wie beispielsweise Zahnimplantataufbauten und Zahnkronen/brückengerüsten. Zirconium selbst findet unter anderem in Kernreaktoren Verwendung. Wichtigste Lagerstätten sind Schwermineralseifen, in denen Zirkon gelegentlich in einzelnen Lagen gesteinsbildend auftritt. Zirkonreiche Seifenlagerstätten werden in Indien, den USA, Australien, Sri Lanka oder Südafrika abgebaut.
Wegen seiner hohen Dispersion von 0,038 (im Vergleich dazu: Diamant: 0,044, Zirkonia: 0,066 und Quarz: 0,013) sind größere Exemplare geschätzte Schmucksteine. Durch Hitzebehandlung kann die Farbe von braunen oder trüben Zirkonen verändert werden, je nach Hitzezufuhr entstehen so farblose, blaue oder goldgelbe Kristalle. Für Laien ist eine Verwechslung des farblosen Zirkons mit Diamant leicht möglich. So wurden im 19. Jahrhundert die in Sri Lanka vorkommenden farblosen Zirkone für minderwertige Diamanten gehalten. Ebenso ist für Laien eine Verwechslung des blauen Zirkons mit Spinell möglich.
Zirkonglas dient der Ummantelung von radioaktiven Abfällen (z.B. Plutonium) zur Endlagerung, wobei die Behälter nach aktuellen Forschungen etwa 2000 Jahre der Strahlung standhalten. Wissenschaftler um Ian Farnan von der britischen University of Cambridge haben allerdings im Experiment herausgefunden, dass die erwartete Haltbarkeit des Zirkons gegen Plutonium 239 eher 210 Jahre beträgt.
„Zirkon“ in der Medizin
In der populärwissenschaftlichen Literatur wird Zirkon mitunter fälschlich als moderner Hochleistungswerkstoff in der Wiederherstellungsmedizin, vor allem der Zahnmedizin genannt. Dabei ist jedoch regelmäßig nicht das über seine chemische Formel ZrSiO4 definierte Silikat Zirkon gemeint, sondern Zirkoniumdioxid ZrO2 mit geringen Beimengungen von Yttriumoxid zur Erzielung herausragender Materialeigenschaften. Das Silikat Zirkon hingegen wird in der Wiederherstellungsmedizin nicht eingesetzt.
Siehe auch
- Blei-Zirkonat-Titanat (PZT)
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 05.05. 2024