Dreiecksfläche

Die exakte Berechnung des Flächeninhalts eines Dreiecks ist eines der ältesten Probleme der Geometrie. Bereits im antiken Ägypten stellte es sich, wenn nach dem Rückgang der Nilüberschwemmung das fruchtbare Ackerland neu zu verteilen war. Dreiecke und deren Flächenberechnung bilden auch heute noch eine wichtige Grundlage der Landvermessung – mittels Triangulierung können unregelmäßige Flächen bestimmt werden. Auch in modernen Bereichen der Mathematik wird das Prinzip der Dreiecksnetze benutzt.
Ihre physikalische Einheit ist der Quadratmeter (m²).
Flächenberechnung am ebenen Dreieck
Dreiecksflächen lassen sich leicht berechnen, wenn man die Längen aller drei Seiten oder die Längen zweier Seiten und den von ihnen eingeschlossenen Winkel kennt.
Alle drei Seitenlängen gegeben
Sind alle drei Seitenlängen eines Dreiecks bekannt, so lässt sich der Satz des Heron anwenden:
Dabei ist
der halbe Umfang
des Dreiecks.
Sonderfall Gleichseitiges Dreieck
Aus
folgt für den halben Umfang
.
Dies eingesetzt in obige Formel ergibt:
Zwei Seitenlängen und eingeschlossener Winkel gegeben

Sind zwei Seitenlängen (und der eingeschlossene Winkel)
eines Dreiecks bekannt, so lässt sich der Flächeninhalt der Dreiecksfläche auf
mehrere Arten bestimmen. Die allgemeine Formel für den Flächeninhalt
eines Dreiecks lautet
dabei ist
die Grundseite und
die darauf senkrecht
stehende Höhe
des Dreiecks. Die Formel liefert die Hälfte des Inhalts eines Parallelogramms, denn
jedes Dreieck kann mit einer gedrehten Kopie seiner selbst zu dem entsprechenden
Parallelogramm ergänzt werden. Dessen Flächeninhalt lässt sich mittels Scherung auf den
eines Rechtecks zurückführen. Ein
anderer Ansatz ergibt sich, weil ein Dreieck immer als Spezialfall eines Trapez
gesehen werden kann, bei dem die zweite Grundseite aus nur einem Punkt besteht.
Zwar lässt sich jede Seite des Dreiecks als Grundseite nutzen, die Berechnung
der korrespondierenden Höhe ist jedoch außer in Spezialfällen elementargeometrisch
nicht möglich. Aus der Trigonometrie
folgert man: .
Damit ergibt sich:
Spezialfälle
Rechtwinkliges Dreieck

Bei rechtwinkligen
Dreiecken muss die Höhe nicht extra berechnet werden. Wenn die Länge der
beiden Katheten
bekannt ist, ergibt sich .
Gleichschenkliges Dreieck
Die Höhe eines gleichschenkligen
Dreiecks mit den Schenkeln
schneidet die Basis
immer in der Mitte und lässt sich deswegen mit dem Satz des Pythagoras
zu
errechnen und somit ist
.
Aus der o.g. Formel ergibt sich auch:
Gleichseitiges Dreieck
Als regelmäßiges
Polygon hat jedes gleichseitige
Dreieck mit der Kantenlänge
die Höhe
,
daraus ergibt sich der Flächeninhalt
.
Weil die Winkel im gleichseitigen Dreieck alle gleich groß sind, ergibt sich aus der o.g. Formel auch:
Sonstige Fälle
Sofern das Dreieck eindeutig bestimmbar ist, müssen evtl. zunächst weitere Winkel oder Seitenlängen berechnet werden, bis genügend Informationen für eine der obigen Formeln vorhanden sind.
Berechnung mit Koordinaten
In der Ebene


In der euklidischen
Ebene mit Koordinatenachsen
lässt sich der Flächeninhalt für ein Dreieck mit den Punkten ,
und
über die Trapezformel
herleiten. Bei der Projektion
des (eventuell in den ersten
Quadranten verschobenen)
Dreiecks auf eine der Achsen ergeben sich drei Trapeze, deren Summe bzw.
Differenz die Dreiecksfläche ist. Dabei können alle benötigten Größen elementar
an den Koordinaten abgelesen werden. Für die Fläche des Dreiecks ergibt sich
folglich:
Diese Formel lässt sich sehr übersichtlich mit Hilfe einer Determinante darstellen:
Verschiebt man das Dreieck so, dass
auf dem Nullpunkt liegt, so ergibt sich aufgrund des Laplaceschen
Entwicklungssatzes (Entwicklung nach der ersten Spalte):
Diese zweite Darstellung in Determinantenform ergibt sich auch aus der
allgemeinen Volumenformel für Parallelepipede,
da ein zweidimensionales Parallelepiped ein Parallelogramm mit der doppelten
Dreiecksfläche ist. Es gilt daher, dass der Betrag der Determinante
einer -Matrix,
deren Spalten die Seitenvektoren eines Dreiecks sind, den zweifachen
Flächeninhalt diesen Dreiecks liefert. Den gleichen Ansatz erhält man, wenn man
die Dreiecksfläche nicht als Summe von Trapezflächen, sondern als Summe dreier
Integrale
über die linearen
Funktionen, die die drei Seiten definieren, auffasst.
Ebenfalls möglich ist es, die drei Seiten als Kurven in der Ebene darzustellen, dann bildet das Dreieck eine stückweise glatte geschlossene Kurve, deren umschlossene Fläche sich mit der Sektorformel von Leibniz berechnen lässt.
Im dreidimensionalen Raum
Im euklidischen
Raum erhält man den Flächeninhalt des Dreiecks, das durch
und
aufgespannt wird mit Hilfe des Kreuzprodukts
der beiden Vektoren
und
.
Dies liefert einen Vektor, dessen euklidische
Norm gleich dem Flächeninhalt des von
und
aufgespannten Parallelogramms ist.
Oder: Mit Hilfe des Skalarproduktes
.
Flächenberechnung sphärischer Dreiecke
Streng genommen ist kein Dreieck auf der Erdoberfläche eben, da die Erde bekanntlich annähernd Kugelgestalt hat (siehe Erdkrümmung). Bei sehr großen Dreiecken (etwa Kapstadt – Rio de Janeiro – Tokio) muss man daher auf Methoden der sphärischen Geometrie (bzw. sphärische Trigonometrie) oder der Differentialrechnung zurückgreifen:
Nach dem Satz von Legendre hat ein kleines sphärisches Dreieck nahezu den gleichen Flächeninhalt wie ein ebenes Dreieck mit drei gleich langen Seiten. Diese sog. Verebnung wird umso genauer, je kleiner die Dreiecke werden. Daraus folgt eine iterative Methode der Flächenberechnung eines sphärischen Dreiecks: Man halbiere wiederholt die geodätischen Linien, die die Begrenzung des Dreiecks bilden, und berechne die sich aus den kleineren Dreiecken ergebenden Flächensummen. Der Grenzwert dieses Vorgangs existiert und ist die Fläche des sphärischen Dreiecks.
Zwei direkte Wege führen freilich rascher ans Ziel: entweder über
geeignete Formeln aus der sphärischen Trigonometrie oder über den sphärischen
Exzess (den Überschuss der Winkelsumme
über 180°). Für ein sphärisches Dreieck mit Innenwinkeln ,
das auf einer Kugel mit Radius
liegt, gilt dabei die folgende Formel:
Der Exzess ist direkt proportional zur Dreiecksfläche, was auch auf dem Erdellipsoid für die Praxis der Geodäsie genau genug ist. Der Ersatz von Kugeldreiecken durch ihre ebenen Äquivalente wird allerdings schon ab etwa 10 km zu ungenau.
Literatur
- Martin Nitschke: Geometrie. Hanser Verlag, ISBN 3-446-22676-1.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 26.01. 2022