Zustandssumme
Die Zustandssumme
ist ein wesentliches Werkzeug der statistischen
Physik. Aufgrund des englischen Begriffs partition function wird die
Zustandssumme auch Partitionsfunktion genannt,
die aber nicht mit der Partitionsfunktion
aus der Kombinatorik zu verwechseln ist.
Aus einer Zustandssumme (der Funktion, nicht dem Wert) lassen sich alle thermodynamischen Größen ableiten. Wenn die Teilchenzahlen N groß genug sind, kann man das System auch als kontinuierlich ansehen und die Zustandssummen als Zustandsintegrale formulieren.
Mikrokanonische Zustandssumme
Die mikrokanonische Zustandssumme dient zur Beschreibung eines abgeschlossenen
Systems mit konstanter innerer Energie (),
Volumen (
)
und Teilchenzahl (
)
ohne Austausch mit der Umgebung im thermodynamischen
Gleichgewicht. Das zugehörige Ensemble
heißt mikrokanonisches
Ensemble. Es sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es zwei
unterschiedliche Definitionen für die mikrokanonische Zustandssumme gibt: Bei
der einen Definition wird über alle Zustände mit Energie kleiner
summiert und bei der anderen Definition wird lediglich über die Energien in der
Energieschale um
summiert.
Abzählbare Zustände
Zunächst werden solche Systeme betrachtet, die sich in einem aus einer endlichen oder abzählbaren Zahl von Mikrozuständen befinden können (Systeme mit überabzählbaren / kontinuierlichen Zuständen werden weiter unten diskutiert).
Für derartige Systeme ist (in der ersten Definition) die mikrokanonische
Zustandssumme
gegeben durch die Zahl jener Mikrozustände
eines abgeschlossenen
Systems bei gegebener Energie
,
Teilchenzahl
und Volumen
(und evtl. weiteren Parametern), deren Gesamtenergie
kleiner oder gleich
ist:
In der zweiten verbreiteten Definition der mikrokanonischen Zustandssumme
ist diese gegeben durch die Zahl der Zustände deren Energie
in dem Intervall
liegt:
Befindet sich das System im Gleichgewicht (also im Zustand maximaler
Entropie), so ist die Wahrscheinlichkeit,
einen bestimmten Mikrozustand
anzutreffen:
Kontinuierliche Zustände
In der klassischen Mechanik werden häufig Systeme betrachtet, deren
Mikrozustand sich kontinuierlich ändern kann. Ein Beispiel ist das ideale Gas. Der -Raum
(auch Phasenraum genannt) eines
idealen Gases bestehend aus
Teilchen hat
Dimensionen:
Dimensionen für die Ortskoordinaten
und
für die Impulskoordinaten. Jeder
Punkt
im Phasenraum entspricht einem Zustand
des Systems mit Energie
,
wobei
die Hamiltonfunktion
des Systems mit Teilchenzahl
und Volumen
ist. Da die in der Mikrokanonik
betrachteten abgeschlossenen Systeme eine konstante Energie haben, ergeben die
erlaubten Zustände im
-Raum
eine Hyperfläche,
auf der sich das System bewegen kann. Die Zustandssumme für ein solches Gas ist
das von dieser
-Hyperfläche
umschlossene Volumen, welches sich als Zustandsintegral
schreiben lässt:
wobei
die Heaviside-Funktion
ist. Damit ist die Zustandsdichte
bestimmt durch:
Hierbei ist
die Dirac'sche
δ-Funktion. Wobei gilt:
Die Wahrscheinlichkeit,
das Gas um einen bestimmten Zustand
herum anzutreffen, ist:
Oft findet man auch eine andere Definition der mikrokanonische
Zustandssumme. Summiert bzw. integriert wird dann über die Energieschale von
bis
um die
-Hyperfläche des
Systems im
-Raum.
Die Schale hat dabei die Breite
.
Die diskrete Variante lautet (wie oben beschrieben):
Für kontinuierliche Systeme ist die Zustandssumme dann:
Für
nähern sich die Werte von
und
einander an, da sich fast alle Zustände in der Randschale befinden.
Kanonische Zustandssumme
In der kanonischen Gesamtheit wird nicht die Energie des Systems vorgegeben, sondern die Temperatur. Diese Gesamtheit heißt auch Gibbs-Ensemble. Die Zustandssumme ist
mit der Boltzmann-Konstante
Die Besetzungswahrscheinlichkeit eines Mikrozustandes
ist
Das kanonische Zustandsintegral ist
Dabei ist
die Hamilton-Funktion.
Der Gibbs-Faktor
stammt von der Ununterscheidbarkeit der Teilchen. Wenn man diesen Faktor
wegließe, hätte man stattdessen N unterscheidbare Zustände und im Vergleich
zu viele Mikrozustände, was das Gibbssche
Paradoxon zur Folge hätte: Zwei durch eine Trennwand getrennte Mengen des
gleichen idealen Gases weisen die gleiche Temperatur
und den gleichen Druck
auf. Beim Herausziehen der Trennwand beobachtet man ohne den
Faktor fälschlicherweise eine Entropiezunahme.
Großkanonische Zustandssumme
In der großkanonischen Gesamtheit
wird statt der Teilchenzahl
das chemische
Potential
vorgegeben. Die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Mikrozustandes
ist
Die Zustandssumme ist
In integraler Schreibweise lautet die Zustandssumme bzw. das Zustandsintegral
Man kann die großkanonische Zustandssumme aus der kanonischen Zustandssumme
und der Fugazität
erhalten:
Berechnung der thermodynamischen Potentiale
Hier ist
die Entropie
die Freie Energie und
das großkanonische Potential.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.06. 2019