Freie Energie
Physikalische Größe | |||||||
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Name | Freie Energie, Helmholtz-Energie | ||||||
Größenart | Energie | ||||||
Formelzeichen | |||||||
|
Die freie Energie (auch Helmholtz-Potential, helmholtzsche freie Energie oder
Helmholtz-Energie nach Hermann von
Helmholtz) ist ein thermodynamisches
Potential. Sie hat die Dimension
einer Energie, wird mit dem
Formelzeichen
oder
bezeichnet
und in der Einheit
Joule gemessen.
Sie ist die Legendre-Transformierte
der inneren
Energie bezüglich der Entropie
und berechnet sich als innere Energie
des Systems abzüglich des Produkts aus der absoluten
Temperatur
und der Entropie
des Systems:
.
Die freie Energie ist eine extensive Größe.
Die molare freie Energie (Einheit: J/mol)
ist die auf die Stoffmenge
bezogene freie Energie:
.
Die spezifische freie Energie (Einheit: J/kg) ist die auf die Masse
bezogene freie Energie:
.
Die molare und die spezifische freie Energie sind intensive Größen.
Bedeutung
Ein System, dessen Temperatur und Volumen konstant gehalten werden, nimmt von allen erreichbaren Zuständen mit dieser Temperatur und diesem Volumen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein, in dem die freie Energie den kleinstmöglichen Wert hat.
Geht ein System über einen reversiblen Prozess in einen energieärmeren Zustand mit derselben Temperatur über, so gibt der Unterschied der freien Energien der beiden Zustände an, welcher Anteil der abzuführenden Energie zur Arbeitsleistung genutzt werden kann.
In der theoretischen Thermodynamik ist die freie Energie eine Fundamentalfunktion,
aus ihr lässt sich die gesamte thermodynamische Information über das System
ableiten. Voraussetzung ist jedoch, dass sie als Funktion der Variablen
Temperatur
,
Volumen
und Stoffmengen
der im System enthaltenen chemischen Komponenten gegeben ist. Dies sind die
„natürlichen Variablen“ der freien Energie. Sie lässt sich auch als Funktion
anderer Variablen ansetzen, enthält dann aber nicht mehr die vollständige
thermodynamische Information.
Die freie Energie ist eine Legendre-Transformierte
der inneren Energie. Die innere Energie ist ebenfalls eine Fundamentalfunktion,
wenn sie als Funktion ihrer natürlichen Variablen ,
,
gegeben ist. Der Übergang zu anderen Variablensätzen erfordert die Anwendung
einer Legendre-Transformation, wenn er ohne Informationsverlust geschehen soll.
Die Transformation, die aus der inneren Energie eine Fundamentalfunktion mit den
natürlichen Variablen
,
,
erzeugt, liefert den Ausdruck
,
also die freie Energie. Der aus der Legendre-Transformation folgende Term
kompensiert den Informationsverlust, der sonst mit dem Variablenwechsel
verbunden wäre.
Die freie Energie ist nicht zu verwechseln mit der freien Enthalpie oder Gibbs-Energie.
Minimumsprinzip der freien Energie
Gemäß dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nimmt ein abgeschlossenes System unter den erreichbaren Zuständen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein, der bei der gegebenen inneren Energie die höchste Entropie besitzt. Aus diesem Maximumsprinzip der Entropie lässt sich ein Minimumsprinzip der inneren Energie ableiten: Bei konstant gehaltener Entropie nimmt ein System denjenigen Zustand als Gleichgewichtszustand ein, der die geringste innere Energie besitzt.
Ein ähnliches Minimumsprinzip existiert für die freie Energie: Ein System, dessen Temperatur und Volumen konstant gehalten werden, nimmt von allen erreichbaren Zuständen mit dieser Temperatur und diesem Volumen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein, in dem die freie Energie den kleinstmöglichen Wert hat.
Zum Beweis betrachte man ein System, dessen Temperatur auf einem konstanten Wert gehalten wird. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass das betrachtete System über eine wärmedurchlässige Wand in Kontakt mit einem zweiten System steht, das unveränderlich die gewünschte Temperatur aufweist (in thermodynamischer Ausdrucksweise: ein Wärmereservoir). Über einen Wärmestrom durch die Kontaktwand kann das betrachtete System bei Bedarf so lange Wärme mit dem Wärmereservoir austauschen, bis es seine Temperatur wieder derjenigen des Reservoirs angeglichen hat.
Im Verlaufe eines beliebigen Prozesses ändern sich in der Regel die Entropien des Systems und des Wärmereservoirs. Gemäß dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nimmt die Entropie des aus System und Wärmereservoir gebildeten abgeschlossenen Gesamtsystems zu oder bleibt bestenfalls gleich:
,
oder
.
Das „größer“-Zeichen gilt für Prozesse, welche die Entropie des Gesamtsystems vermehren und daher freiwillig aus eigenem Antrieb ablaufen. Das Gleichheitszeichen gilt, wenn das Gesamtsystem die größte unter den gegebenen Bedingungen erreichbare Entropie angenommen hat und sich im thermischen Gleichgewichtszustand befindet (es gilt außerdem für reversible Prozesse, die keine Entropie erzeugen).
Die Entropieänderung des Reservoirs
steht mit der in das Reservoir fließenden Wärme
und der Temperatur des Reservoirs
definitionsgemäß in der Beziehung
.
Weil das Reservoir und das betrachtete System die Wärme ausschließlich
untereinander austauschen, ist ,
und da das System und das Reservoir laut Voraussetzung dieselbe Temperatur
aufweisen, ist
.
Daher folgt aus obiger Ungleichung
.
Damit ist es gelungen, das Entropiekriterium, das eigentlich die Entropien von System und Reservoir betrachtet, ausschließlich unter Verwendung von Größen des betrachteten Systems zu formulieren, was die Anwendung stark erleichtert. Da keine Unterscheidung mehr nötig ist, werden die Indizes an den Größen des Systems nun fortgelassen und die Ungleichung lautet
(Clausiussche Ungleichung).
Ferner sei nun vorausgesetzt, dass das System keine Arbeit mit seiner
Umgebung austauscht. Volumenänderungsarbeit
wird zu diesem Zweck unterdrückt, indem das Volumen des Systems konstant
gehalten wird (isochorer
Prozess, ).
Das System sei außerdem so beschaffen, dass es auch keine anderen Arten von
Arbeit leisten kann. Dann kann sich die innere Energie des Systems nur durch
Austausch von Wärme mit dem Reservoir ändern (
),
und aus der Clausiusschen Ungleichung folgt
oder umgestellt
.
Andererseits ist die Änderung der freien Energie des Systems gemäß ihrer Definition
,
was sich im vorliegenden Fall wegen der vorausgesetzten Konstanz der
Temperatur ()
zu
vereinfacht. Vergleich der markierten Gleichungen
liefert schließlich die Aussage:
.
Das „kleiner“-Zeichen gilt für Prozesse, die freiwillig ablaufen. Das Gleichheitszeichen gilt, sobald das System den Gleichgewichtszustand erreicht hat (oder für den Fall eines reversiblen Prozesses).
Das Maximumsprinzip für die Entropie des Gesamtsystems führt also dazu, dass die freie Energie des betrachteten Systems auf der Untermenge der Zustände mit konstanter Temperatur und konstantem Volumen ein Minimum annimmt. Ist das System noch nicht im Gleichgewicht, bewegt es sich (falls isotherme und isochore Bedingungen vorliegen und das System keine mechanische oder andere Arbeit leistet) freiwillig in Zustände niedrigerer freier Energie. Das Gleichgewicht ist mit dem Zustand erreicht, in dem die freie Energie den unter den gegebenen Bedingungen kleinstmöglichen Wert besitzt.
Wollte man den Gleichgewichtszustand mit Hilfe des (allgemein und stets
gültigen) Entropiekriteriums direkt bestimmen, müsste das Maximum der
Gesamtentropie ermittelt werden, also die Summe der Entropien des untersuchten
Systems und seiner Umgebung. Es müsste daher nicht nur die Änderung der
System-Entropie bei einer Zustandsänderung betrachtet werden, sondern auch die
Entropie-Änderung, die das System durch Rückwirkung auf die Umgebung dort
erzeugt. Das freie-Energie-Kriterium ist eine Umformulierung des
Entropiekriteriums, in welche ausschließlich Eigenschaften des betrachteten
Systems eingehen und welche die Rückwirkung auf die Umgebung (unter isothermen
und isochoren Bedingungen) durch den Term
automatisch berücksichtigt, denn unter den gegebenen Bedingungen ist
.
Bei Verwendung des freie-Energie-Kriteriums kann die Ermittlung des (isothermen
und isochoren) Gleichgewichtszustands sich also auf die Betrachtung des Systems
beschränken, was die Untersuchungen merklich erleichtert.
Für einen realen physikalischen oder chemischen Prozess kann oft die Atmosphäre als Wärmereservoir dienen. Wegen ihres großen Volumens ändert sich ihre Temperatur nicht nennenswert, wenn ein System Wärme auf sie überträgt. Die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit des Minimumsprinzips der freien Energie sind also erfüllt, wenn ein System sich in einem starren Gefäß befindet (damit das Volumen konstant gehalten wird) und in thermischem Kontakt mit der Atmosphäre steht (damit die Temperatur konstant gehalten wird).
In der Laborpraxis kommen solche Systeme in starren Behältern allerdings
seltener vor als Systeme, die dem Atmosphärendruck ausgesetzt sind. Die
Atmosphäre dient dann nicht nur als Wärme-, sondern auch als „Druckreservoir“:
Sie hält Temperatur und Druck konstant. Das thermodynamische Potential,
das unter diesen Bedingungen ein Minimum annimmt, ist die Gibbs-Energie
.
Freie Energie und maximale Arbeit
Geht ein System von einem Zustand
in einen Zustand
mit geringerer innerer Energie über, so muss die Energiedifferenz abgeführt
werden. Dies kann durch das Abführen von Wärme
oder das Verrichten von mechanischer (oder chemischer, elektrischer,
magnetischer, …) Arbeit
erfolgen. Der abzuführende gesamte Energiebetrag ist durch den Anfangs- und den
Endwert der Zustandsgröße innere Energie eindeutig festgelegt, er kann aber je
nach Prozessführung unterschiedlich in Wärme und Arbeit aufgeteilt sein (Wärme
und Arbeit sind keine Zustandsgrößen, sondern Prozessgrößen).
In der Regel ist jedoch nicht jede beliebige Aufteilung möglich. Mit der
Zustandsänderung kann auch eine Änderung der Entropie des Systems verbunden
sein. Ist beispielsweise die Entropie des Endzustands kleiner als die Entropie
des Anfangszustands, so muss neben der Energie auch Entropie abgeführt werden.
Da Wärme Entropie transportiert, Arbeit jedoch nicht, muss die abgeführte
Energie aus mindestens soviel Wärme bestehen wie zur Abfuhr der
Entropiedifferenz benötigt wird. Nur die restliche Energie steht zur Verfügung,
in Form nutzbarer Arbeit abgeführt zu werden. Falls die Temperatur des Systems
bei der Zustandsänderung unverändert bleibt (isotherme
Zustandsänderung), ist die maximal mögliche Arbeit, die vom System beim
Übergang von
nach
geleistet werden kann, identisch mit der negativen Differenz der freien Energien
der Zustände
und
.
Zum Beweis
betrachte man eine (positive oder negative) Änderung der inneren Energie
eines Systems, die gemäß der vom Ersten
Hauptsatz der Thermodynamik verlangten Energieerhaltung identisch ist mit
der Summe der (positiven oder negativen) zugeführten Wärme
und der (positiven oder negativen) am System geleisteten Arbeit
:
.
Gemäß dem Zweiten
Hauptsatz der Thermodynamik gilt für den Zusammenhang zwischen der
(positiven oder negativen) Entropieänderung
des Systems und der zu- oder abgeführten Wärme
die im vorherigen Abschnitt hergeleitete Clausiussche Ungleichung
.
Dabei gilt das Gleichheitszeichen für einen reversiblen
Prozess, in dem keine Entropie erzeugt wird. Setzt man die Ungleichung in
der Form
in die Energieerhaltungsgleichung ein, ergibt sich
und (umgestellt) die am System geleistete Arbeit
.
Betrachtet man die geleistete Arbeit vom Standpunkt des Systems aus, ist ihr
Vorzeichen umzukehren und die vom System geleistete Arbeit
ist
.
Die vom System geleistete Arbeit ist also kleiner oder höchstens gleich dem Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung. Die größtmögliche Arbeit, die das System leisten kann, ergibt sich bei Gültigkeit des Gleichheitszeichens, also bei reversibler Prozessführung:
.
Es bleibt der Zusammenhang zwischen dieser maximalen Arbeit und der freien Energie zu zeigen. Die Änderung der freien Energie
vereinfacht sich bei isothermer Prozessführung ()
zu
,
so dass im isothermen Fall
,
was zu beweisen war.
Aus der letzten Gleichung lässt sich auch ablesen:
- Ist der Prozess mit keiner Entropieänderung verbunden (
), kann die gesamte abzuführende Energie in Form von Arbeit gewonnen werden:
- Ist der Prozess mit einer Entropieabnahme im System verbunden (
) wird der Term
negativ und die maximal gewinnbare Arbeit wird kleiner als
. Ein Teil der abzuführenden Energie muss als Wärmestrom die abzuführende Entropie transportieren.
- Ist der Prozess mit einer Entropiezunahme im System verbunden (
) wird
positiv und die maximal gewinnbare Arbeit wird größer als die Abnahme an innerer Energie
. Dieser Fall ist möglich, wenn dem System während des Prozesses Wärme von außen zugeführt wird: Die zugeführte Entropie oder ein Teil davon verbleibt im System und es steht zusätzliche Energie zur Verfügung, um als (entropiefreie) Arbeit abgeführt zu werden. (Die Entropie des Systems könnte auch aufgrund irreversibler Prozesse zunehmen, aber die obigen Betrachtungen beschränken sich auf den reversiblen Fall, der den maximalen Arbeitsgewinn erlaubt.)
Die Art der verrichteten Arbeit ist nicht näher spezifiziert. Es kann sich beispielsweise um Hubarbeit oder um Volumenänderungsarbeit handeln. Soll Volumenänderungsarbeit ausgeschlossen werden, weil sie auf Kosten anderer Arbeitsformen geht, die genutzt werden sollen, muss neben der Temperatur des Systems auch sein Volumen konstant gehalten werden.
Es ist nicht notwendig, dass der gesamte Prozess isotherm verläuft. Es genügt, wenn Anfangs- und Endtemperatur des Prozesses gleich sind.
Der Zusammenhang mit der maximal verfügbaren Arbeit erklärt den Namen dieses
thermodynamischen Potentials: Der Unterschied
für zwei Zustände gleicher Temperatur ist derjenige Anteil der Energieänderung
,
der bei einem reversiblen von
nach
führenden Prozess für die äußere Arbeitsleistung zur Verfügung steht,
also „frei“ genutzt werden kann (siehe auch Abschnitt → Geschichte).
Freie Energie als Fundamentalfunktion
Betrachtet man ein System, dessen Eigenschaften durch die Zustandsgrößen
Entropie ,
Volumen
und Stoffmengen
der
chemischen Komponenten gegeben sind, dann ist die innere Energie
des Systems, ausgedrückt als Funktion der genannten Zustandsgrößen (nämlich
aller extensiven Variablen des Systems),
eine Fundamentalfunktion des Systems. Sie beschreibt das System vollständig, es lassen sich alle thermodynamischen Eigenschaften des Systems aus ihr ableiten.
Oft sind diese Variablen jedoch für die praktische Arbeit ungünstig und man
würde vorziehen, etwa die Temperatur oder den Druck in der Variablenliste zu
haben. Im Gegensatz zur sonst üblichen Vorgehensweise darf ein Variablenwechsel
im vorliegenden Fall jedoch nicht durch eine einfache Substitution geschehen, da
sonst Information verloren geht. Soll beispielsweise die Entropie durch die
Temperatur
ersetzt werden, könnte
aus den Funktionen
und
eliminiert werden, um eine Funktion der Form
zu erhalten. Da jedoch die Temperatur thermodynamisch als partielle Ableitung
der inneren Energie nach der Entropie definiert ist
wäre diese Formulierung gleichbedeutend mit einer partiellen
Differentialgleichung für ,
welche
nur bis auf unbestimmte Funktionen festlegen würde. Dieses
wäre nach wie vor eine Beschreibung des betrachteten Systems, aber es wäre keine
vollständige Beschreibung und damit keine Fundamentalfunktion mehr.
Zum Variablenwechsel unter Erhaltung der vollständigen Information muss eine
Legendre-Transformation
durchgeführt werden. Soll beispielsweise zur Variablenliste
übergegangen werden, lautet die Transformation:
.
Die Legendre-Transformierte
wird freie Energie genannt. Sie ist wiederum eine Fundamentalfunktion,
wenn sie als Funktion der Variablen
– dies sind die natürlichen Variablen der freien Energie – gegeben ist.
Sie kann auch in Abhängigkeit von anderen Variablen ausgedrückt werden, ist dann
aber keine Fundamentalfunktion mehr.
Die Herkunft der freien Energie aus einer Legendre-Transformation erklärt den
additiven Term :
Er kompensiert den Informationsverlust, der sonst mit dem Variablenwechsel
verbunden wäre.
Fundamentalfunktionen, welche die Dimension Energie besitzen, heißen auch thermodynamische Potentiale. Die freie Energie ist also ein thermodynamisches Potential.
Ableitungen der freien Energie
Geht man von der inneren Energie als Funktion ihrer natürlichen Variablen aus und bildet ihr totales Differential, erhält man:
.
Die hierbei auftretenden partiellen Ableitungen werden in der Thermodynamik
als die Definitionen von Temperatur ,
Druck
und chemischem
Potential der
-ten
Substanz
interpretiert:
so dass sich das Differential auch schreiben lässt als
.
Das totale Differential der freien Energie als Funktion ihrer natürlichen Variablen ist einerseits formal
.
und andererseits, unter Benutzung ihrer Definition
so dass aus dem Vergleich der Koeffizienten in den markierten Gleichungen folgt
,
sowie
und
.
Die Herleitung zeigt gleichzeitig, wie die Subtraktion des Terms
die Liste der unabhängigen Variablen von
in
ändert,
indem dadurch im totalen Differential der von
abhängige Term entfernt und ein von
abhängiger Term hinzugefügt wird.
Die zweite der markierten Gleichungen ist eine „differentielle Fundamentalfunktion“, nämlich die differentielle freie Energie als Funktion ihrer natürlichen Variablen:
.
Daneben kann es nötig sein für die Beschreibung des Systems weitere Produkte aus Arbeitskoeffizienten und Arbeitskoordinaten einzuführen, z.B. für elektromagnetische Felder siehe den nächsten Abschnitt.
Thermodynamik mit elektromagnetischen Feldern
Unter Einbeziehung elektrischer und magnetischer Felder ist die innere Energie gegeben durch:
mit
– elektrische Feldstärke
– elektrische Flussdichte mal Volumen
– magnetische Feldstärke
– magnetische Flussdichte mal Volumen
Die freie Energie wird nun definiert über:
wobei die elektromagnetischen Felder im betrachteten Volumen als homogen angenommen werden. Das totale Differential lautet:
Für konstantes Volumen, Teilchenzahl und elektrisches Feld wird daraus:
Je nach Erfordernis kann man auch die elektromagnetischen Größen einer weiteren Legendre-Transformation unterwerfen, also
mit dem Differential
Geschichte
Die Eigenschaft dieses thermodynamischen Potentials, die von einem System maximal verrichtbare Arbeit zu beschreiben, wurde bereits von James Clerk Maxwell in seinem Werk Theory of Heat (1871) erläutert. Josiah Willard Gibbs prägte 1873 die englische Bezeichnung „available energy“ (zur Verfügung stehende Energie) für das Potential.
Die deutsche Bezeichnung „freie Energie“ wurde von Hermann von Helmholtz in dem 1882 der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften vorgelegten ersten Teil seiner Arbeit über die „Thermodynamik chemischer Vorgänge“ eingeführt:
„Wenn wir nun bedenken, dass die chemischen Kräfte nicht blos Wärme, sondern auch andere Formen der Energie hervorbringen können, letzteres sogar ohne dass irgendeine der Grösse der Leistung entsprechende Aenderung der Temperatur in den zusammenwirkenden Körpern einzutreten braucht, wie z. B. bei den Arbeitsleistungen der galvanischen Batterien: so scheint es mir nicht fraglich, dass auch bei den chemischen Vorgängen die Scheidung zwischen dem freier Verwandlung in andere Arbeitsformen fähigen Theile ihrer Verwandtschaftskräfte und dem nur als Wärme erzeugbaren Theile vorgenommen werden muss. Ich werde mir erlauben diese beiden Theile der Energie im Folgenden kurzweg als die freie und die gebundene Energie zu bezeichnen. Wir werden später sehen, dass die aus dem Ruhezustande und bei constant gehaltener gleichmässiger Temperatur des Systems von selbst eintretenden und ohne Hilfe einer äusseren Arbeitskraft fortgehenden Processe nur in solcher Richtung vor sich gehen können, dass die freie Energie abnimmt.“
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.05. 2021