Catalan-Zahl
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Die Catalan-Zahlen oder catalanschen Zahlen bilden eine Folge natürlicher Zahlen, die in vielen Problemen der Kombinatorik auftritt und eine ähnlich wichtige Rolle wie die Binomialkoeffizienten oder die Fibonacci-Zahlen spielt. Sie sind nach dem belgischen Mathematiker Eugène Charles Catalan benannt.
Die Folge der Catalan-Zahlen
beginnt mit
Die Catalan-Zahlen sind für
gegeben durch
wobei
der mittlere
Binomialkoeffizient ist. Mit
erhält man, dass die Formel äquivalent zu
ist und somit tatsächlich nur ganze Zahlen liefert.
Historisches
Als Erster fand der Chinese Minggatu Catalan-Zahlen in seiner Arbeit zu unendlichen Reihen für trigonometrische Funktionen (1730er Jahre als Manuskript zirkulierend, aber erst 1839 als Buch veröffentlicht).
Die Zahlen dieser Folge wurden bereits 1751 von Leonhard Euler in einem Brief an Christian Goldbach beschrieben. Johann Andreas von Segner fand 1758 eine Rekursionsformel, zu der Euler in der Zusammenfassung zu Segners Artikel die Lösung angab.> Eine von Johann Friedrich Pfaff gestellte allgemeinere Abzählungsaufgabe löste 1795 Nikolaus Fuss. In den Jahren 1838 und 1839 griffen Gabriel Lamé, Olinde Rodrigues, Jacques Binet und Eugène Catalan die Fragestellung erneut auf. Eugen Netto führte in seinem 1901 veröffentlichten Lehrbuch der Combinatorik die Zahlen auf Catalan zurück.
Eigenschaften
Euler suchte die Anzahl der Möglichkeiten, ein konvexes
-Eck
durch Diagonalen
in Dreiecke zu zerteilen (Triangulation).
Diese Anzahl ist
.
Zum Beispiel gibt es für ein Fünfeck fünf mögliche Triangulationen:
Euler gab in seinem Brief an Goldbach 1751 (siehe Historisches) die explizite Formel
(*) |
und die Formel
für die erzeugende Funktion an, insbesondere
auch als Beschreibung des Wachstumsverhaltens.
Mit der Gammafunktion
gilt:
Direkt aus der Formel (*) folgt
Es gilt außerdem die Rekursionsformel (Segner 1758)
zum Beispiel ist .
Eine weitere Rekursionsformel ist
sowie mit den Motzkin-Zahlen M (Folge A001006 in OEIS)
Da alle Primfaktoren
von ,
siehe Formel (*), kleiner als
sind und
für
gilt, sind
und
als einzige Catalan-Zahlen auch Primzahlen.
Die Formel zeigt auch, dass
durch jede Primzahl zwischen
und
genau einmal teilbar ist und genau dann ungerade ist, wenn
eine Potenz von 2 ist.
Aus dem Satz von Wolstenholme folgt die Kongruenz
für jede Primzahl ,
für Wolstenholme-Primzahlen gilt die Kongruenz
,
für die Primzahlen 2 und 3 gilt sie
.
Insbesondere ist
und
für jede Primzahl
und ganze Zahl
.
Durch Einsetzen der Stirling-Formel erhält man für das asymptotische Verhalten der Catalan-Zahlen
Die Summe der Kehrwerte konvergiert:
Zudem gilt (Folge A013709
in OEIS
2016):
sowie
(Wallis-Lambert-Reihe) mit
Über die Cauchy-Produktformel
mit dem Basler
Problem ergibt sich daraus (Folge A281070 in OEIS
2017):
Interpretationen und Zusammenhänge
Die Catalan-Zahlen treten bei zahlreichen Abzählungsaufgaben auf, die graphentheoretisch
Abzählungen von Bäumen
sind. So ist
die Anzahl der
- Binärbäume mit
Knoten. Dies ist gleich der Anzahl der Klammerungen eines Produktes, in dem
Multiplikationen vorkommen oder, gleichbedeutend, mit
Faktoren, sodass immer nur die Multiplikation von zwei Faktoren durchzuführen ist. Statt der Multiplikationen können es beliebige mathematische Operatoren für eine zweistellige Verknüpfung, zum Beispiel Addition, Subtraktion, Multiplikation oder Division sein. Die Reihenfolge der Zahlen oder Elemente, zum Beispiel Matrizen, ist festgelegt. Die Operation muss weder assoziativ noch kommutativ sein. Dabei entspricht jeder Knoten des Binärbaums einer zweistellige Verknüpfung und für jeden Knoten entspricht der linke Teilbaum dem linken Ausdruck und der rechte Teilbaum dem rechten Ausdruck der Verknüpfung.
- Zum Beispiel muss man für
eine Zeichenfolge wie
in Klammern setzen, was auf 5 verschiedene Arten möglich ist:
- Ein explizites Beispiel für die Subtraktion ist
- Daher ist
. Das Hinzufügen redundanter Klammern um einen bereits in Klammern gesetzten Ausdruck oder um den vollständigen Ausdruck herum ist nicht zulässig. Es gibt einen Binärbaum mit 0 Knoten und jeder andere Binärbaum ist durch die Kombination aus seinem linken und seinem rechten Teilbaum gekennzeichnet. Wenn diese Teilbäume
bzw.
Knoten haben, hat der gesamte Baum
Knoten. Daher hat die Anzahl
von Binärbäumen mit
Knoten die folgende rekursive Beschreibung
und
für jede positive ganze Zahl
. Daraus folgt, dass
die Catalan-Zahl mit Index
ist. Diese ist beispielsweise ein Maß für die Anzahl der möglichen Berechnungsreihenfolgen bei der nichtkommutativen Matrix-Kettenmultiplikation, wo durch geschickt optimierte Klammerung der Rechenaufwand minimiert werden kann.
- eindimensionalen
Irrfahrten von 0 nach
mit Anfangs- und Endpunkt in 0, sodass sich der Pfad nie unterhalb der
-Achse befindet (sogenannte Dyck-Pfade nach Walther von Dyck). Zum Beispiel ist
, denn alle möglichen Pfade sind:
- monotonen Pfade
entlang der Ränder eines Quadratgitters
mit
quadratischen Zellen, die nicht oberhalb der Diagonale verlaufen. Ein monotoner Pfad beginnt in der unteren linken Ecke, endet in der oberen rechten Ecke und besteht vollständig aus Kanten, die nach rechts oder oben zeigen. Die 14 monotonen Pfade für
sind:
- Möglichkeiten, eine Stufenform der Breite
und Höhe
mit
Rechtecken zu kacheln. Die 14 Möglichkeiten für
sind:
- möglichen Verläufe der Auszählung bei einer Wahl, bei denen Kandidat A
nach jeder gezählten Stimme nie hinter Kandidat B liegt, wenn beide Kandidaten
je
Stimmen erhalten und die Stimmzettel nacheinander aus der Urne geholt und gezählt werden. Beispielsweise für
wären die möglichen Ziehungsfolgen, die die Voraussetzung erfüllen, ABAB und AABB.
- Möglichkeiten, wie sich
Personen, die an einem runden Tisch sitzen, paarweise über den Tisch die Hand geben, ohne dass sich Arme überkreuzen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 19.10. 2023