Abzählende Kombinatorik
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P*(10;k) k-Permutationen oder Variationen mit Wiederholung
P(10;k) k-Permutationen oder Variationen ohne Wiederholung
K*(10;k) k-Kombinationen mit Wiederholung
K(10;k) k-Kombinationen ohne Wiederholung
D(10;10-k) partielle Derangements
(bei denen nur k der 10 Elemente die Plätze wechseln)
Die abzählende Kombinatorik ist ein Teilbereich der Kombinatorik. Sie beschäftigt sich mit der Bestimmung der Anzahl möglicher Anordnungen oder Auswahlen
- unterscheidbarer oder nicht unterscheidbarer Objekte (d.h. „ohne“ bzw. „mit“ Wiederholung derselben Objekte) sowie
- mit oder ohne Beachtung ihrer Reihenfolge (d.h. „geordnet“ bzw. „ungeordnet“).
In der modernen Kombinatorik werden diese Auswahlen oder Anordnungen auch als Abbildungen betrachtet, so dass sich die Aufgabe der Kombinatorik in diesem Zusammenhang im Wesentlichen darauf beschränken kann, diese Abbildungen zu zählen.
Anwendungen
Für das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten auf der Basis des Wahrscheinlichkeitsbegriffs von Pierre-Simon Laplace bildet die Kombinatorik eine wichtige Grundlage.
Ein verblüffendes Phänomen der Kombinatorik ist, dass sich oftmals wenige Objekte auf vielfältige Weise kombinieren lassen. Beim Zauberwürfel können beispielsweise die 26 Elemente auf rund 43 Trillionen Arten kombiniert werden. Dieses Phänomen wird oft als kombinatorische Explosion bezeichnet und ist auch die Ursache für das Geburtstagsparadoxon.
Permutationen, Variationen und Kombinationen
Begriffsabgrenzungen
Aufgrund der Vielfalt der Herangehensweisen sind die Schreibweisen und
Begrifflichkeiten im Bereich der Kombinatorik leider oft recht uneinheitlich.
Zwar bezeichnen übereinstimmend alle Autoren die Vertauschung der Reihenfolge
einer Menge von
unterscheidbaren Elementen als Permutation. Wählt man dagegen von diesen
Elementen nur
Elemente aus, deren Reihenfolge man anschließend vertauscht, bezeichnen viele
Autoren das nun als Variation, geordnete Stichprobe bzw.
Kombination mit Berücksichtigung der Reihenfolge, andere dagegen
(namentlich im englischsprachigen Raum) weiter als Permutation. Lässt man
schließlich in einer solchen Auswahl von Elementen deren Reihenfolge außer Acht,
wird solch eine Auswahl nun für gewöhnlich ungeordnete Stichprobe,
Kombination ohne Berücksichtigung der Reihenfolge oder einfach nur
Kombination genannt. Kombinationen sind also, sofern nichts weiter zu
ihnen gesagt wird, in der Regel ungeordnet, Permutationen und/oder Variationen
dagegen geordnet, wobei die Frage, ob man Permutationen als Sonderfälle von
Variationen (oder umgekehrt) betrachtet, gegebenenfalls von Autor zu Autor
unterschiedlich beantwortet wird.
Alles in allem gibt es also zunächst einmal drei (oder auch nur zwei) verschiedene Fragestellungen, die ihrerseits noch einmal danach unterteilt werden, ob es unter den ausgewählten Elementen auch Wiederholungen gleicher Elemente geben darf oder nicht. Ist ersteres der Fall, spricht man von Kombinationen, Variationen oder Permutationen mit Wiederholung, andernfalls solchen ohne Wiederholung. Stellt man sich schließlich vor, dass die ausgewählten Elemente dabei einer Urne oder Ähnlichem entnommen werden, wird dementsprechend auch von Stichproben mit oder ohne Zurücklegen gesprochen:
Ohne Wiederholung bzw. Zurücklegen | Mit Wiederholung bzw. Zurücklegen | |
---|---|---|
Mit Berücksichtigung der Reihenfolge und k = n |
Permutation
ohne Wiederholung (engl. n-permutation) |
Permutation mit Wiederholung |
Mit Berücksichtigung der Reihenfolge und k < n |
Variation
ohne Wiederholung (engl. k-permutation) |
Variation mit Wiederholung |
Ohne Berücksichtigung der Reihenfolge und k < n |
Kombination
ohne Wiederholung (engl. k-combination) |
Kombination mit Wiederholung |
Anzahlen
Bezeichnet
die Zahl der vorhandenen Elemente und
die jeweiligen Anzahlen der Elemente, die nicht unterscheidbar sind, dann gilt
für die Anzahl möglicher Permutationen:
ohne Wiederholung/Zurücklegen |
mit Wiederholung/Zurücklegen | |
---|---|---|
Permutation |
Bezeichnet
die Zahl der vorhandenen Elemente und
die Zahl der Elemente, die ausgewählt werden, dann gilt für die Anzahl möglicher
Variationen und Kombinationen (für die Schreibweise
siehe auch Multimenge):
ohne Wiederholung/Zurücklegen |
mit Wiederholung/Zurücklegen | |
---|---|---|
Variation |
||
Kombination |
Bälle und Fächer
Eine Verallgemeinerung des Urnenmodells ist ein von Gian-Carlo Rota
popularisiertes Modell mit Bällen und Fächern, im Englischen nach einem
Vorschlag von Joel H. Spencer auch Twelvefold Way („Zwölffacher Weg“) genannt.
Gesucht ist dabei die Anzahl der Möglichkeiten,
Bälle auf
Fächer zu verteilen, wobei die Bälle und Fächer jeweils entweder unterscheidbar
oder nicht unterscheidbar sind und entweder keine weitere Bedingung gilt oder in
jedes Fach höchstens ein Ball kommen darf oder mindestens ein Ball kommen muss.
Man erhält folgende Übersicht:
Beschränkung auf Anzahl der Bälle pro Fach | ||||
---|---|---|---|---|
unterscheidbar? | — | max. 1 | mind. 1 | |
Dabei ist
die Anzahl der Möglichkeiten, eine
-elementige
Menge in
nichtleere disjunkte Teilmengen aufzuteilen (Stirling-Zahl
zweiter Art), und
die Anzahl der Möglichkeiten, die Zahl
als Summe von
positiven ganzen Zahlen ohne Beachtung der Reihenfolge darzustellen (siehe Partitionsfunktion).
Äquivalente Darstellungen
Wird in einem diskreten Wahrscheinlichkeitsraum
die Anzahl der möglichen Ereignisse durch eine der obigen kombinatorischen
Formeln gegeben, dann können über die vollständige Zerlegung des Ereignisraums
äquivalente Darstellungen für sie abgeleitet werden. Die folgenden beiden
Modelle verdeutlichen dies. Es werden
Bälle zufällig auf
Fächer verteilt. Man betrachte die Ereignisse
,
dass
Fächer,
,
mindestens einen Ball enthalten unter der Prämisse:
- Kein Ball wird von vornherein einem Fach zugeordnet.
- Jeder Ball wird von vornherein einem Fach zugeordnet, kann aber in einem anderen Fach landen.
Der erste Fall entspricht der Variante „nicht unterscheidbare Bälle,
unterscheidbare Fächer“. Die vollständige Zerlegung des Ereignisraums in die
disjunkten Ereignisse
ergibt dann
.
Der zweite Fall entspricht der Variante „unterscheidbare Bälle, unterscheidbare Fächer“. Die vollständige Zerlegung des Ereignisraums analog zum ersten Fall ergibt die äquivalente Darstellung
.
Für
ist das Ereignis, dass alle Fächer mindestens einen Ball besitzen, gleich dem
Ereignis, dass alle Fächer genau einen Ball besitzen, und enthält
Elemente. Daraus folgt
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 18.02. 2022