Arithmetisch-geometrisches Mittel
Plot
des arithmetisch-geometrischen Mittels
(in dunkelblau)
In der Mathematik bezeichnet man
als arithmetisch-geometrisches Mittel zweier positiver reeller Zahlen eine gewisse
Zahl, die zwischen dem arithmetischen
Mittel und dem geometrischen
Mittel liegt.
Definition
Es seien
und
zwei nichtnegative reelle
Zahlen. Ausgehend von ihnen werden induktiv zwei Folgen
und
mit
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(1a) |
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(1b) |
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definiert:
Die Folgen
und
konvergieren
gegen einen gemeinsamen Grenzwert
,
der als arithmetisch-geometrisches Mittel von
und
bezeichnet wird.
Dass die beiden Grenzwerte tatsächlich existieren und darüber hinaus sogar
noch gleich sind, wird weiter unten in „Wichtige Eigenschaften“ gezeigt.
Einfaches Beispiel
Sei
und
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(4a,b) |
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Dann ist
und
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(5) |
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und
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(6) |
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(7) |
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Einfache Eigenschaften
Für zwei nichtnegative Werte
und
gilt:
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(10) |
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für
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(11) |
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Das heißt, das arithmetisch-geometrische Mittel ist – wie jede
Mittelwertfunktion – symmetrisch und homogen vom Grad 1 in seinen beiden
Variablen
und .
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Gleichheit gilt dabei genau
für
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Wichtige Eigenschaften
- Monotonie:
Für zwei positive Startwerte
gilt nach der Ungleichung
vom arithmetischen und geometrischen Mittel stets auch .
Die Folge
ist also monoton wachsend und durch
nach oben beschränkt, deshalb konvergiert sie gegen einen Grenzwert .
Andererseits ist die Folge
monoton fallend und nach unten beschränkt, das heißt, sie konvergiert gegen
einen Grenzwert .
Oder anders geschrieben:
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Geht man nun in der Definitionsgleichung
zum Grenzwert über (das ist erlaubt, weil alle Grenzwerte existieren), dann
erhält man ,
woraus
folgt. Somit sind die beiden Grenzwerte gleich und es ist
das arithmetisch-geometrische Mittel.
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Wegen der Abschätzung
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liegt ein Verfahren mit quadratischer Konvergenz vor.
Alternative Darstellung
Man kann beide Folgen auch voneinander "entkoppeln": Sei
Dann kann man die obigen Gleichungen umformen zu:
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Historisches
Das arithmetisch-geometrische Mittel wurde unabhängig voneinander von den
Mathematikern Carl
Friedrich Gauß und zuvor schon von Adrien-Marie
Legendre entdeckt. Sie nutzten es, um die Bogenlänge von Ellipsen, also elliptische
Integrale, näherungsweise zu berechnen. Gauß etwa notierte zum Zusammenhang
zwischen dem arithmetisch-geometrischen Mittel und dem elliptischen Integral 1.
Gattung (Bogenlänge einer Lemniskate)
die Gleichung
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in sein Mathematisches Tagebuch.[1]
Verfahren von Salamin und Brent
Das nachfolgende Verfahren zur Berechnung der Kreiszahl
wurde 1976 unabhängig voneinander von Richard
P. Brent und Eugene
Salamin publiziert. Es nutzt wesentlich die Erkenntnisse von Gauß über das
arithmetisch-geometrische Mittel. Gauß bemerkte zu seiner Zeit allerdings nicht,
dass sich damit auch ein schneller Algorithmus
zur Berechnung der Zahl
konstruieren lässt. Dennoch wird das Verfahren oft auch als Methode von Gauß,
Brent und Salamin bezeichnet.
Die Schritte des Verfahrens können folgendermaßen beschrieben werden:
- Initialisierung: Man verwendet als Startwerte
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berechnet man
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(33) |
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(34) |
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(35) |
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Die Folge der
konvergiert quadratisch gegen ,
das heißt, dass mit jedem Durchlaufen der Schleife sich die Zahl der korrekt
berechneten Ziffern etwa verdoppelt. Damit konvergiert dieser Algorithmus
deutlich schneller gegen
als viele klassische Verfahren.
Zahlenbeispiel
Mit den Startwerten
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berechnet man iterativ:
Index
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1 |
0,70710 67811 86547 |
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0,5 |
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0,85355 33905 93274 |
0,84089 64152 53715 |
0,02144 66094 06726 |
0,45710 67811 86547 |
3,18767 26427 12110 |
|
0,84722 49029 23494 |
0,84720 12667 46891 |
0,00004 00497 56187 |
0,45694 65821 61801 |
3,14168 02932 97660 |
|
0,84721 30848 35193 |
0,84721 30847 52765 |
0,00000 00001 39667 |
0,45694 65810 44462 |
3,14159 26538 95460 |
Nach drei Iterationen erhält man für das arithmetisch-geometrische Mittel den
Näherungswert
Für die Zahl
ergibt sich die Näherung
Beziehung zu elliptischen Integralen
Es gilt:
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Die rechte Seite ist ein vollständiges elliptisches
Integral erster Art.
Anmerkungen
- ↑
Vgl. Carl Friedrich Gauß: Mathematisches
Tagebuch 1796–1814. Mit einer historischen Einführung von Kurt-R. Biermann.
Durchgesehen und mit Anmerkungen versehen von Hans Wußing und Olaf
Neumann. 5. Auflage. Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2005. (Ostwalds
Klassiker der exakten Wissenschaften, Band 256.), Nr. 98 (Braunschweig, 30.
Mai 1798): „Terminum medium arithmetico-geometricum inter 1 et
esse
usque ad figuram undecimam comprobavimus, qua re demonstrata prorsus novus
campus in analysi certo aperietur.“ „Wir haben bis zur elften Stelle
nachgewiesen, daß der Wert des arithmetisch-geometrischen Mittels zwischen 1
und
ist; durch diesen Beweis wird uns ganz gewiß ein völlig neues Feld in der
Analysis eröffnet werden.“ Dabei ist
die von Gauß eingeführte lemniskatische
Konstante.
Basierend auf einem Artikel in:
Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:
Jena, den: 03.06. 2021