Geometrisches Mittel
Das geometrische Mittel ist derjenige Mittelwert, der als die n-te Wurzel aus dem Produkt der n beachteten Zahlen berechnet ist.
Die zwei Zahlen 1 und 2 haben zum Beispiel den geometrischen Mittelwert
(arithmetisches
Mittel = 1,5; die größere Zahl, hier: 2, wird beim geometrischen
Mittel geringer bewertet).
Definition
Das geometrische Mittel der
Zahlen
(mit
für alle
)
ist gegeben durch die
-te
Wurzel
des Produkts
der
Zahlen:
Eigenschaften
Im Gegensatz zum arithmetischen
Mittel ist das geometrische Mittel nur für nichtnegative
Zahlen
definiert und meistens nur für echt positive reelle
Zahlen sinnvoll, denn wenn ein Faktor gleich null
ist, ist schon das ganze Produkt gleich null. Für komplexe
Zahlen wird es nicht eingesetzt, da die komplexen
Wurzeln mehrdeutig sind.
Die Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel besagt, dass
,
also dass das geometrische Mittel nie größer als das arithmetische Mittel ist. Äquivalent dazu gilt:
das heißt, der Logarithmus
des geometrischen Mittels ist das arithmetische Mittel der Logarithmen, wobei
die Basis
des Logarithmus beliebig gewählt werden darf.
Analog zum gewichteten
arithmetischen Mittel lässt sich ein mit den Gewichten
gewichtetes geometrisches Mittel definieren:
wobei .
Das arithmetisch-geometrische
Mittel ist eine Zahl, die zwischen dem arithmetischen und geometrischen
Mittel liegt.
Außerdem gilt für
und
mit dem arithmetischen und dem harmonischen Mitte.
Anwendungsbeispiele
Das geometrische Mittel wird angewendet, wenn die Entfernung der einzelnen Werte von deren Mittelwert gleich sein soll. Dies ist beim arithmetischen Mittel nicht der Fall. So ergibt sich aus 1 und 9 das arithmetische Mittel 5. Dabei ist die 1 vom Mittelwert 5 um Faktor 5 entfernt, während die 9 lediglich um Faktor 1,8 davon enfernt liegt. Das geometrische Mittel aus 1 und 9 hingegen ergibt den Mittelwert 3. Sowohl der niedrige Wert "1" wie auch der hohe Wert "9" sind vom Mittelwert 3 um Faktor 3 entfernt. Der Unterschied zwischen arithmetischem und geometrischem Mittelwert kann beträchtlich sein, was in der Praxis unter Umständen zur Fehlinterpretation von Durchschnittsangaben führt. So ergeben sich beispielsweise aus 0,02 und 10 die Mittelwerte 5,01 (arithmetisch) und 0,45 (geometrisch).
Beispiele:
- Das geometrische Mittel zweier Werte
ist
, z.B. von
und
:
.
- Von einer 0,1 molaren Lösung und einer 10 molaren Lösung werden Eigenschaften bestimmt, die sich konzentrationsabhängig einem linearen Zusammenhang folgend verändern. Um eine Lösung zu erhalten, die durchschnittliche Eigenschaften besitzt, muss das geometrische Mittel gebildet werden, das in diesem Fall = 1 ist. Der arithmetische Mittelwert hingegen würde eine 5,05 molare Lösung beschreiben, die vorwiegend die Eigenschaften der 10 molaren Lösung aufweist, sich also gar nicht durchschnittlich verhält.
- Ein Guthaben
wird im ersten Jahr mit zwei Prozent, im zweiten Jahr mit sieben und im dritten Jahr mit fünf Prozent verzinst. Welcher über die drei Jahre konstante Zinssatz
hätte zum Schluss das gleiche Kapital ergeben?
Guthaben
am Ende des dritten Jahres:
oder mit Zinsfaktoren geschrieben
Mit konstantem Zinssatz
und zugehörigen Zinsfaktor
ergibt sich am Ende ein Guthaben von
Mit
ergibt sich
und damit berechnet sich der durchschnittliche Zinsfaktor
zu
Der durchschnittliche Zinssatz beträgt also ca. .
Allgemein berechnet sich der durchschnittliche Zinsfaktor also aus dem
geometrischen Mittel der Zinsfaktoren der einzelnen Jahre. Wegen der Ungleichung
vom arithmetischen und geometrischen Mittel ist der durchschnittliche
Zinssatz kleiner oder bestenfalls gleich dem arithmetischen Mittel der
Zinssätze, welches in diesem Beispiel
beträgt.
Geometrische Interpretation
Das geometrische Mittel zweier Zahlen
und
liefert die Seitenlänge eines Quadrates, das den
gleichen Flächeninhalt
hat wie das Rechteck mit den Seitenlängen
und
.
Diese Tatsache wird durch die geometrische Quadratur des
Rechtecks veranschaulicht.
Genauso entspricht das geometrische Mittel bei drei Zahlen der Seitenlänge
eines Würfels, der volumengleich ist zu dem Quader
mit den drei Seitenlängen, und entsprechend im -dimensionalen
bei
Zahlen den Seitenlängen von Hyperwürfeln.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.02. 2020