Elementarmatrix
Unter einer Elementarmatrix oder Eliminationsmatrix versteht
man in der linearen
Algebra eine quadratische Matrix,
welche sich entweder durch die Änderung eines einzigen Eintrages oder durch
Vertauschen zweier Zeilen von einer -Einheitsmatrix
unterscheidet.
Die Matrixmultiplikation
mit Elementarmatrizen führt zu den sogenannten elementaren Zeilen- und
Spaltenumformungen. Diese Matrixumformungen umfassen das Addieren des
-fachen
einer Zeile zu einer anderen, das Vertauschen von zwei Zeilen und das
Multiplizieren einer einzelnen Zeile mit einem von Null verschiedenen Wert
.
Multipliziert man eine
-Matrix
von links mit einer Elementarmatrix, so entspricht das einer elementaren
Zeilenumformung der Matrix
.
Elementarmatrizen können auch von rechts an eine Matrix
multipliziert werden und entsprechen dann elementaren Spaltenumformungen
von
.
Die Elementarmatrizen sind die Grundlage für den Gauß-Algorithmus. Mit ihnen kann ein lineares Gleichungssystem, welches in eine Matrix überführt wurde, auf Stufenform gebracht werden, um dann die Lösung des Systems nach speziellen Regeln abzulesen.
Typen von Elementarmatrizen
Im Folgenden sei
ein Körper,
eine
-Einheitsmatrix und
eine
-Standardmatrix,
d.h. eine Matrix aus Nullelementen, mit der Ausnahme, dass an der Stelle
ein Einselement steht, wobei
als Zeilenindex und
als Spaltenindex der Matrizen verwendet wird.
Man unterscheidet drei Typen von Elementarmatrizen:
Typ 1
Diese Matrix hat in ihrer Hauptdiagonale
nur Einselemente, ansonsten nur Nullelemente, mit der Ausnahme der Stelle
,
wo der Wert
steht, wobei
sein muss – d.h. der Wert
darf nicht in der Hauptdiagonalen stehen.
Erzeugt wird dies durch
, wobei
und
ist.
Zur Abkürzung schreiben wir
man beachte jedoch, dass es sich dabei nicht um eine Standardnotation handelt.
Explizit gilt also
,
wobei
in der
-
ten Zeile und
-ten
Spalte steht.
Beispiele
Typ 2
Diese Matrix entspricht einer Einheitsmatrix ,
in der die
-te
mit der
-ten
Zeile vertauscht wurde (natürlich
).
Dabei wird in der Hauptdiagonale von
an den Stellen
und
das Einselement weggezählt (um Null zu erhalten) und an den Stellen
und
das Einselement wieder hinzugefügt. Bei diesem Typ handelt es sich also um die
Permutationsmatrix
einer Transposition.
Folgende Matrizenoperationen führen dies aus:
, für
Zur Abkürzung definieren wir hier den Typ 2 als
Die Operationen sehen allgemein so aus:
Das folgende Beispiel zeigt, wie die -te
mit der
-ten
Zeile vertauscht wird:
Beispiel
Analog ist
Typ 3
Die Hauptdiagonale dieser Matrix besteht aus Einselementen, bis auf die
Stelle
wo der Wert
eingefügt wird, der ungleich Null sein muss. Außerhalb der Hauptdiagonale stehen
nur Nullelemente.
Dies wird erreicht über
, mit
und
(An der Stelle
wird
hinzugezählt und 1 abgezogen.)
Zur Abkürzung soll hier der Typ 3 als
definiert werden. Wiederum handelt es sich nicht um eine Standardnotation.
Ausgeführte Operationen:
Beispiele
Einfluss der Elementarmatrizen auf andere Matrizen
Sei A eine -Matrix
und
,
und
jeweils Matrizen vom Typ 1, Typ 2 und Typ 3.
Multiplikation von links ergibt Zeilenumformungen:
multipliziert die i-te Zeile von A mit dem Wert
, wobei die übrigen Zeilen unverändert bleiben (EZU I)
addiert das
-fache der j-ten Zeile von A zur i-ten Zeile von A. (EZU II)
vertauscht die i-te Zeile von A mit der j-ten Zeile von A. (EZU III)
Multiplikation von rechts ergibt Spaltenumformungen:
multipliziert die i-te Spalte von A mit dem Wert
, wobei die übrigen Spalten unverändert bleiben. (ESU I)
addiert das
-fache der i-ten Spalte von A zur j-ten Spalte von A. (ESU II) Man beachte die vertauschte Bedeutung von i und j im Gegensatz zur Zeilenumformung.
vertauscht die i-te Spalte von A mit der j-ten Spalte von A. (ESU III)
Siehe hierzu auch Matrizenmultiplikation. Diese Eigenschaften sind wichtig für Lösungsverfahren von Matrizenrechnungen, wie zum Beispiel den Gauß-Jordan-Algorithmus.
Merkhilfe: Um für eine der oben genannten Umformungen die passende
Elementarmatrix zu konstruieren, muss die entsprechende Umformung auf die
Einheitsmatrix
angewendet werden. Um beispielsweise die Elementarmatrix zu erhalten, die die
erste und zweite Zeile einer Matrix vertauscht, werden die erste und zweite
Zeile der Einheitsmatrix vertauscht, wodurch sich
ergibt.
Generelle Eigenschaften
- Elementare Zeilenumformungen (bzw. Spaltenumformungen) ergeben sich durch Linksmultiplikation (bzw. Rechtsmultiplikation) mit einer Elementarmatrix.
- Der Rang einer Matrix ändert sich durch elementare Zeilen- oder Spaltenumformungen nicht.
- Ist ein lineares
Gleichungssystem in der Form
mit
und
gegeben, dann ändern folgende Operationen (ermöglicht durch Multiplikation mit Elementarmatrizen) nichts an der Lösung und werden deshalb auch elementare Umformungen genannt (wobei die Operationen auf A und b gleichzeitig auszuführen sind):
- Das Addieren des
-fachen Wertes einer Zeile zu einer anderen Zeile.
- Das Vertauschen zweier Zeilen.
- Das Multiplizieren einer Zeile mit einem Wert ungleich Null.
- Das Addieren des
Gruppentheoretische Eigenschaften
Es sei
die Gruppe
der invertierbaren
n×n-Matrizen.
- Elementarmatrizen sind invertierbar, und die Zuordnungen
-
- sowie
- sind Gruppenhomomorphismen.
Insbesondere gilt
- und
- Die Matrizen
sind ihre eigenen Inversen:
- Jede invertierbare Matrix lässt sich als Produkt von Elementarmatrizen
schreiben, d.h. die Elementarmatrizen erzeugen
die Gruppe
. Dafür genügen auch schon Typ 1 und Typ 3. Darauf beruht auch eine wichtige Anwendung von Elementarmatrizen: Um eine Aussage für alle invertierbaren Matrizen zu beweisen, genügen die folgenden zwei Punkte:
- Sie gilt für Elementarmatrizen.
- Gilt sie für Matrizen A und B, so gilt sie auch für ihr Produkt AB.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.01. 2020