Die hessesche Normalform, Hesse-Normalform oder hessesche Normalenform ist in der Mathematik eine spezielle Form einer Geradengleichung oder Ebenengleichung. In der hesseschen Normalform wird eine Gerade in der euklidischen Ebeneoder eine Ebene im euklidischen Raum durch den Abstand vom Koordinatenursprung sowie einen normierten und orientierten Normalenvektor dargestellt. Die hessesche Normalform ist damit eine spezielle implizite Darstellung der Geraden oder Ebene.
Die hessesche Normalform erlaubt eine effiziente Berechnung des Abstands eines beliebigen Punkts zu der Geraden oder Ebene. Sie ist nach dem deutschen Mathematiker Otto Hesse benannt.
In der hesseschen Normalform wird eine Gerade in der euklidischen Ebene durch
einen normierten
und orientierten
Normalenvektor
der Geraden sowie ihren Abstand
vom Koordinatenursprung beschrieben. Eine Gerade besteht dann aus denjenigen
Punkten in der Ebene, deren Ortsvektoren
die Gleichung
erfüllen. Hierbei bezeichnet
das Skalarprodukt zweier
Vektoren. Der Normalenvektor ist ein Vektor, der mit der Geraden einen rechten Winkel bildet.
Er muss die Länge
besitzen und vom Koordinatenursprung in Richtung der Geraden zeigen, es muss
also
gelten.
In der hesseschen Normalform werden demnach die Punkte der Geraden implizit
dadurch definiert, dass das Skalarprodukt aus dem Ortsvektor eines Geradenpunkts
und dem Normalenvektor der Geraden gleich dem Abstand der Geraden vom Ursprung
ist. Ein Punkt, dessen Ortsvektor
die Gleichung nicht erfüllt, liegt für
auf derjenigen Seite der Gerade, in die der Normalenvektor zeigt, und ansonsten
auf der anderen Seite. Der Koordinatenursprung befindet sich immer auf der
negativen Seite der Gerade, sofern sie keine Ursprungsgerade
ist.
Ist beispielsweise ein normierter Normalenvektor einer gegebenen Geraden
und der Abstand der Geraden vom Ursprung
,
so erhält man als Geradengleichung
Jede Wahl von ,
die diese Gleichung erfüllt, beispielsweise
oder
,
entspricht dann einem Geradenpunkt.
Aus der Normalenform
einer Geradengleichung mit Stützvektor
und Normalenvektor
lässt sich ein normierter und orientierter Normalenvektor der Geraden durch
bestimmen. Der Abstand der Geraden vom Ursprung kann dann durch
ermittelt werden. Dieser Abstand entspricht gerade der Länge der Orthogonalprojektion
des Vektors
auf die Ursprungsgerade
mit Richtungsvektor
.
Aus den weiteren Formen von Geradengleichungen, der Koordinatenform, der Achsenabschnittsform, der Parameterform und der Zweipunkteform, wird zunächst die zugehörige Normalenform der Geraden ermittelt (siehe Berechnung der Normalenform) und daraus dann die hessesche Normalform.
Mit Hilfe der hesseschen Normalform kann der Abstand
eines beliebigen Punkts
in der Ebene von einer Geraden
einfach dadurch berechnet werden, dass der Ortsvektor
des Punkts in die Geradengleichung eingesetzt wird:
Dieser Abstand ist vorzeichenbehaftet:
für
liegt der Punkt
auf derjenigen Seite der Gerade, in die der Normalenvektor zeigt, ansonsten auf
der anderen Seite.
Analog wird eine Ebene im dreidimensionalen Raum in der hesseschen Normalform
durch einen normierten und orientierten Normalenvektor
der Ebene sowie ihren Abstand
vom Koordinatenursprung beschrieben. Eine Ebene besteht dann aus denjenigen
Punkten im Raum, deren Ortsvektoren
die Gleichung
erfüllen. Der Normalenvektor ist hier ein Vektor, der senkrecht auf der Ebene
steht. Der Normalenvektor muss wiederum die Länge
besitzen und vom Koordinatenursprung in Richtung der Ebene zeigen, es muss also
gelten.
In der hesseschen Normalform werden demnach die Punkte der Ebene implizit
dadurch definiert, dass das Skalarprodukt aus dem Ortsvektor eines Ebenenpunkts
und dem Normalenvektor der Ebene gleich dem Abstand der Ebene vom Ursprung ist.
Wiederum liegt ein Punkt, dessen Ortsvektor
die Gleichung erfüllt, auf der Ebene. Gilt
,
dann liegt der Punkt auf derjenigen Seite der Ebene, in die der Normalenvektor
zeigt, ansonsten auf der anderen Seite. Der Koordinatenursprung befindet sich
immer auf der negativen Seite der Ebene, sofern sie keine Ursprungsebene ist.
Ist beispielsweise ein normierter Normalenvektor einer gegebenen Ebene
und der Abstand der Ebene vom Ursprung
,
so erhält man als Ebenengleichung
Jede Wahl von ,
die diese Gleichung erfüllt, beispielsweise
oder
,
entspricht dann einem Ebenenpunkt.
Aus der Normalenform
einer Ebenengleichung mit Stützvektor
und Normalenvektor
lässt sich ein normierter und orientierter Normalenvektor der Ebene wie im
zweidimensionalen Fall durch
bestimmen. Der Abstand der Ebene vom Ursprung kann dann durch
ermittelt werden. Dieser Abstand entspricht wiederum der Länge der
Orthogonalprojektion des Vektors
auf die Ursprungsgerade mit Richtungsvektor
.
Aus den weiteren Formen von Ebenengleichungen, der Koordinatenform, der Achsenabschnittsform, der Parameterform und der Dreipunkteform, wird zunächst die zugehörige Normalenform der Ebene ermittelt (siehe Berechnung der Normalenform) und daraus dann die hessesche Normalform.
Mit Hilfe der hesseschen Normalform kann der Abstand eines beliebigen Punkts
im Raum von einer Ebene
wiederum dadurch berechnet werden, dass der Ortsvektor
des Punkts in die Ebenengleichung eingesetzt wird:
Dieser Abstand ist wieder vorzeichenbehaftet: für
liegt der Punkt
auf derjenigen Seite der Ebene, in die der Normalenvektor zeigt, ansonsten auf
der anderen Seite.
Allgemein wird durch die hessesche Normalform eine Hyperebene im -dimensionalen
euklidischen Raum beschrieben. Im
-dimensionalen
euklidischen Raum besteht eine Hyperebene entsprechend aus denjenigen Punkten,
deren Ortsvektoren
die Gleichung
erfüllen. Es wird dabei lediglich mit -komponentigen
statt mit zwei- oder dreikomponentigen Vektoren gerechnet. Eine Hyperebene teilt
den
-dimensionalen
Raum in zwei Teile, die Halbräume
genannt werden. Ein Punkt, dessen Ortsvektor
die Gleichung erfüllt, liegt genau auf der Hyperebene. Gilt
,
dann liegt der Punkt in demjenigen Halbraum, in den der Normalenvektor zeigt,
ansonsten in dem anderen.
Die Normalform gibt es auch für ebene Kurven. Sie ist eine implizite Darstellung
einer Kurve mit der Eigenschaft .
Zum Beispiel ist
die Normalform des Kreises .
Die Funktion
beschreibt den orientierten Abstand eines Punktes zur Kurve und wird
Distanzfunktion genannt. Auch für Flächen gibt es die Normalform.
Normalformen für Kurven und Flächen haben sowohl theoretische Bedeutung (analog
der Bogenlängenparametrisierung
von Kurven) als auch praktische in der geometrischen
Modellierung.