Admittanz
Die Admittanz
vom lateinischen admittere, zu Deutsch „annehmen“, ist ein Begriff
aus der Elektrotechnik,
gleichwertig mit komplexer Leitwert. Sie bezeichnet das Verhältnis von sinusförmigem Wechselstrom, der durch
einen linearen
Verbraucher
(Bauelement, Leitung usw.) fließt, zur daran anliegenden Wechselspannung. In
bestimmten Zusammenhängen wird der Begriff auch wesentlich weiter gefasst.
Bedeutung in der Wechselstromlehre
Für sinusförmige Vorgänge ist die mathematische Darstellung durch komplexwertige Größen von
Vorteil. Diese werden hier in den Gleichungen durch einen Unterstrich
gekennzeichnet, die imaginäre
Einheit durch den Buchstaben .
Die Admittanz
ist der Kehrwert der Impedanz
:
Sie setzt sich zusammen aus
- dem Realteil
, bezeichnet mit Wirkleitwert (Konduktanz)
, und
- dem Imaginärteil
, bezeichnet mit Blindleitwert (Suszeptanz)
.
Der Betrag der Admittanz wird als Scheinleitwert
bezeichnet. Alle diese Begriffe sind auch so genormt.
Mit der komplexwertigen Impedanz
aus Wirkwiderstand
(Resistanz)
und Blindwiderstand
(Reaktanz)
ergibt sich
zu
und somit
Daraus ist ersichtlich, dass der Wirkleitwert
im Allgemeinen etwas anderes ist als der reziproke Wirkwiderstand
und der Blindleitwert
etwas anderes als der reziproke Blindwiderstand
.
Der Begriff Konduktanz wird auch mit Leitwert übersetzt,
wenn es sich um einen ohmschen
Verbraucher handelt. Da
von der Frequenz der Wechselgrößen abhängig ist, sind auch
von der Frequenz abhängig.
In Exponentialform kann man mit dem Phasenverschiebungswinkel
zwischen Spannung und Stromstärke bzw. deren Nullphasenwinkeln
und
schreiben:
und, wenn man die eulersche
Formel
anwendet,
Die Maßeinheit im SI-Einheitensystem für alle angegebenen Arten von Leitwerten ist das Siemens mit dem S als Einheitenzeichen.
Spezialfall
Für einen verlustlosen idealen Kondensator mit der Kapazität
gelten bei sinusförmiger Wechselspannung mit der Kreisfrequenz
die Angaben zu den Widerständen
Damit gelten zu den Leitwerten
Isolationswiderstände und dielektrische Verluste des Kondensators erfasst man
als Wirkleitwert mit .
In den meisten praktischen Fällen bleibt
mindestens hundertmal größer als
;
dann bleiben im Rahmen dieser Näherung
und
unverändert und
.
Erweiterte Bedeutung
In der Theorie der linearen elektrischen Netzwerke bezeichnet man auch ein Verhältnis eines Stroms zu einer Spannung als Admittanz, wenn sie nicht am gleichen Bauelement gemessen werden. Typische Beispiele sind die Kurzschluss-Kernadmittanz und die Übertragungsadmittanz in der Vierpoltheorie. Schließlich führt man dort auch die Admittanz-Matrix ein.
Andererseits bezeichnet man auch das Verhältnis eines nichtsinusförmigen
Stroms zu einer nichtsinusförmigen Spannung als Admittanz, wenn man Strom und
Spannung mit Hilfe einer Operatorenrechnung,
z.B. der Laplace-Transformation,
im sogenannten Bildbereich darstellt und auf diese Weise deren Verhältnis als
„Admittanz-Operator“ bildet. Eine solche Admittanz hat dann nicht die imaginäre
Frequenz
als Variable, sondern die komplexe Frequenz
.
Die äußere Form einer solchen gebrochen
rationalen Funktion bezeichnet man im Rahmen der Netzwerk-Synthese
als Admittanz-Funktion.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 06.12. 2021