Schrotrauschen
Schrotrauschen (auch Poissonsches Schrotrauschen oder Schottky-Rauschen) ist in der Optik und der Elektronik eine Form des weißen Rauschens, welche durch einen Poissonprozess modelliert werden kann.
Bei elektrischem Strom
Elektrisches Schrotrauschen tritt immer dann auf, wenn ein elektrischer Strom eine Potentialbarriere überwinden muss. Das Schrotrauschen rührt daher, dass sich der Gesamtstromfluss aus der Bewegung einzelner Ladungsträger (Elektronen oder Löcher) zusammensetzt, und jeder Ladungsträger für sich diese Barriere überquert. Dieses geschieht nicht gleichmäßig, sondern ist ein stochastischer Prozess. In der Summe sind auch auf makroskopischer Ebene gewisse Schwankungen des Stromflusses zu beobachten.
Das gemittelte Quadrat des Rauschstroms
lässt sich durch die Gleichung
ausdrücken, wobei
die Elementarladung,
der im Leiter fließende Strom und
die Bandbreite der Messung ist.
Die Dimension des mittleren Rauschstromquadrates ist [ A2].
Die Größe des Schrotrauschens hängt also von der Größe des fließenden Stromes ab und zeigt keine direkte Temperaturabhängigkeit. Dadurch ist sie vom Rauschen im thermischen Gleichgewicht, dem Johnson-Nyquist-Rauschen, zu unterscheiden.
Für technische Frequenzen
ist das Rauschstromquadrat proportional
zur Breite
des Frequenzbandes, aber unabhängig von der Frequenz. Erst ab Frequenzen, deren
Periode
so kurz wie etwa die Transitzeit ist, fällt der Schroteffekt ab mit
.
Schrotrauschen ist in der Elektronik,
der Nachrichtentechnik
und der grundlegenden Physik
wichtig, da es zur Messung des Rauschens (Rauschzahl
und Rauschtemperatur)
elektronischer
Bauteile verwendet werden kann. Dazu werden Halbleiterdioden mit Lawinendurchbruch als
Rauschnormale
an eine vorgegebene Wellenimpedanz
angepasst und mit einer Kalibrationstabelle
geliefert, welche die Rauschleistungsdichte
als Funktion des Diodenstromes angibt. Diese Rauschquelle
wird dem zu messenden Vierpol
vorgeschaltet.
In der Optik
Aufgrund der Quantisierung in einzelne Photonen
ist auch die Leistung
einer idealen, monochromatischen
Strahlungsquelle nicht völlig konstant, sondern weist kleine Abweichungen
von der mittleren Leistung
auf. Das gemittelte Quadrat der Leistungsabweichungen lässt sich durch die
Gleichung
ausdrücken, wobei
das Plancksche Wirkungsquantum,
die Frequenz der Strahlung (Größenordnung 1014 Hz) und
die Bandbreite der Messung ist.
Da dieses Rauschen nicht durch technische Maßnahmen unterdrückt werden kann, wird auch die Bezeichnung Schrotrauschgrenze verwendet.
Regentropfen
Regentropfen erzeugen ein Schrotrauschen, da sie unabhängig voneinander fallen. Sie ähneln quantisierten Teilchen, da ihre Größe mit 2–3 mm Durchmesser kaum schwankt.
Literatur
- Rudolf Müller: Rauschen (= Halbleiter-Elektronik. Bd. 15). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-540-51145-8.
- Walter Schottky: Über spontane Stromschwankungen in verschiedenen Elektrizitätsleitern. In: Annalen der Physik. Band 362, Nr. 23, 1918, S. 541–567, doi:10.1002/andp.19183622304
- Walter Schottky: Small-Shot Effect and Flicker Effect. In: Physical Review. Band 28, Nr. 1, 1926, S. 74–103, doi:10.1103/PhysRev.28.74
- Reinhard Lerch: Elektrische Messtechnik: Analoge, digitale und computergestützte Verfahren. Springer, 2012, ISBN 978-364222-609-0, S. 207.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 20.06. 2024