Verformung



Als Verformung (auch Deformation oder Verzerrung bezeichnet) eines Körpers bezeichnet man in der Kontinuumsmechanik die Änderung seiner Form infolge der Einwirkung einer äußeren Kraft bzw. mechanischer Spannung. Die Deformation kann als Längenänderung (Dehnung) oder als Winkeländerung (Scherung) in Erscheinung treten. Eine Verformung kann mithilfe von Verschiebungsgradient, dem komplexeren Deformationsgradient sowie dem resultierenden Verzerrungstensors dargestellt werden.
Die der äußeren Kraft entgegengesetzte Kraft des Körpers ist der Verformungswiderstand, abhängig von der Materialfestigkeit.
Die Formgebung von Werkstücken im Maschinenbau wird als Umformung bezeichnet.
Unterteilungen
Verformungen lassen sich zerlegen in:
- einen isotropen Anteil (isotrope Größenänderung unter Beibehalten der Form) und
- einen deviatorischen Anteil (Änderung der Form unter Beibehalten des Volumens).
Außerdem bestehen Verformungen aus
- elastischen (reversiblen) Anteilen und
- plastischen (irreversiblen) Anteilen.
Weiterhin werden Verformungen unterteilt in
- spontane Verformungen und
- viskose Verformungen.
Reversible elastische Verformung
Eine reversible – also eine umkehrbare oder nicht dauerhafte – Verformung nennt man elastische Verformung. Die dazugehörige Werkstoffeigenschaft wird Elastizität genannt.
Das Hookesche Gesetz beschreibt die relative elastische Dehnung
als proportional zur Spannung
bzw. der Kraft
auf die Querschnittsfläche
eines Körpers. Der Dehnungs- oder Elastizitätsmodul
ist eine Materialkonstante.[1]
Für eine Kraft, die tangential auf eine Fläche wirkt (Scherung), gilt der Torsions- oder
Schubmodul
.
Die Poisson-Zahl oder Querkontraktionszahl
ist ebenfalls eine Materialkonstante und steht mit Elastizitätsmodul und Schubmodul durch folgende Beziehung im Zusammenhang:
Irreversible plastische Verformung

Eine irreversible, dauerhafte Verformung findet ab dem Erreichen einer Elastizitätsgrenze
statt und wird plastische Verformung genannt. Voraussetzung hierfür ist, dass ein Werkstoff
umformbar ist und die Verformungsenergie
absorbieren kann. Die dazugehörige Eigenschaft eines Werkstoffes wird auch Duktilität
genannt.
Die irreversible Verformung von Werkstoffen ohne Fließgrenze (z. B. die meisten Flüssigkeiten) nennt man viskose Verformung.
Die Plastizität eines Werkstoffes ist abhängig von der Temperatur. Bei Raumtemperatur lassen sich ein Großteil der Metalle nur schwer kaltverformen, weshalb sie erhitzt werden, um sie zu bearbeiten. Die maximal widerstandene Kraft bzw. Spannung vor einem Materialversagen ist die Festigkeit. Je nach Beanspruchung wird unterschieden in Druck-, Biegefestigkeit oder Warmfestigkeit.[2]
Bei sehr hoher Sprödigkeit bricht der Werkstoff, ohne sich vorher relevant zu verformen. Bei Gesteinen ist dies erst bei Verschiebungen im Millimeter- bis Zentimeterbereich pro Jahr der Fall, während langsamere Vorgänge plastisch ablaufen.
Auf der Nanoskala kann auch die primäre plastische Deformation vollständig reversibel sein. Dies setzt voraus, dass noch kein Materialtransport in Form von Quergleiten eingesetzt hat.[3]
Siehe auch
- Die Verformung länglicher Körper wie Balken oder Stäbe bei Biegebelastung wird als Durchbiegung bezeichnet.
- Der Rollwiderstand ist abhängig von der Verformung der beteiligten Körper.
Einzelnachweise
- ↑ Gerthsen, Christian, 1894-1956.: Gerthsen Physik. 25. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-45976-8.
- ↑ Günter Gottstein: Materialwissenschaft und Werkstofftechnik Physikalische Grundlagen. 4., neu bearb. Aufl. 2014. Berlin, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-36603-1.
- ↑ Gerolf Ziegenhain, Herbert M. Urbassek: Reversible Plasticity in fcc metals. In: Philosophical
Magazine Letters. 89(11): 717–723, 2009,
doi:
10.1080/09500830903272900.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.05. 2025