Dichtefunktion
Eine Dichtefunktion, kurz Dichte, ist eine spezielle reellwertige Funktion, die hauptsächlich in den mathematischen Teilgebieten der Stochastik und der Maßtheorie vorkommt. Dort dienen Dichtefunktionen zur Konstruktion von Maßen oder signierten Maßen über Integrale.
Bekanntestes Beispiel von Dichtefunktionen sind die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen aus der Wahrscheinlichkeitstheorie. Mit ihrer Hilfe lassen sich viele Wahrscheinlichkeitsmaße konstruieren, ohne auf tiefliegendere maßtheoretische Methoden und Strukturen zurückgreifen zu müssen.
Definition
Gegeben sei ein Maßraum
sowie eine positive quasiintegrierbare
Funktion
.
Dann lässt sich durch
für alle
ein Maß definieren. Die Funktion
heißt dann die Dichtefunktion des Maßes.
Sind umgekehrt
und
Maße auf
und ist
für eine positive quasiintegrierbare Funktion
und alle
,
so heißt
die Dichtefunktion des Maßes
bezüglich des Maßes
Die Funktion wird dann auch als Radon-Nikodým-Dichte oder
Radon-Nikodým-Ableitung bezeichnet und als
notiert.
Die Definition für signierte Maße ist in beiden Fälle identisch, lediglich die Positivität der quasiintegrierbaren Funktionen wird fallengelassen.
Beispiele
Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen
Typisches Beispiel von Dichtefunktionen sind Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen.
Dies sind Dichtefunktionen bezüglich des Lebesgue-Maßes
bzw. des Lebesgue-Integrals,
bei denen das Maß des Grundraumes eins ist. Die Vorgabe solch einer Funktion
ist eine einfache Möglichkeit, Wahrscheinlichkeitsmaße
über
zu definieren. Wahrscheinlichkeitsmaße, die sich so definieren lassen, werden
absolutstetige
Wahrscheinlichkeitsmaße genannt. Sie ermöglichen einen elementaren Zugang
zur Wahrscheinlichkeitstheorie, häufig wird dann auch auf die Verwendung des
Lebesgue-Integrals verzichtet und stattdessen das Riemann-Integral
benutzt. Dann findet sich entsprechend die Notation
anstelle von
.
Zähldichten
Ein weiteres Beispiel für Dichtefunktionen sind Zähldichten, auch Wahrscheinlichkeitsfunktionen genannt. Sie ordnen im einfachsten Fall jeder natürlichen Zahl eine positive Zahl zu:
.
Dabei summieren sich die Funktionswerte zu eins auf und definieren damit über
eine diskrete
Wahrscheinlichkeitsverteilung. Wählt man als Maß nun das Zählmaß
auf
,
so ist
.
Zähldichten sind somit Dichtefunktionen bezüglich des Zählmaßes.
Existenz
Per definitionem lässt sich jede positive quasiintegrierbare Funktion in Kombination mit einem Maß zur Definition eines weiteren Maßes heranziehen und damit zur Dichtefunktion erklären.
Sind jedoch zwei Maße
gegeben, so stellt sich die Frage, ob
eine Dichtefunktion bezüglich
besitzt oder umgekehrt. Diese Frage beantwortet der Satz von
Radon-Nikodým:
- Ist
σ-endlich und ist
absolut stetig bezüglich
, so besitzt
eine Dichtefunktion bezüglich
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.10. 2017