Elementare Algebra
Die elementare Algebra ist die grundlegende Form der Algebra. Im Gegensatz zur Arithmetik treten in der elementaren Algebra neben Zahlen und den Grundrechenarten auch Variablen auf. Im Gegensatz zur abstrakten Algebra werden in der elementaren Algebra keine algebraischen Strukturen, wie Vektorräume, betrachtet.
Variablen
Die Hinzunahme von Variablen zu den Zahlen und den Grundrechenarten hat den Vorteil, dass allgemeine Gesetzmäßigkeiten präzise und vor allem übersichtlich formuliert werden können. Grundlegende Gesetzmäßigkeiten der reellen Zahlen sind zum Beispiel das Kommutativgesetz, das Assoziativgesetz oder das Distributivgesetz.
Außerdem kann man mit Variablen Gleichungen
oder Ungleichungen aufstellen
und diese auf Lösbarkeit
untersuchen. Ein Beispiel für eine Gleichung mit einer Variablen ist .
Ist die Definitionsmenge
für
die Menge der rationalen
Zahlen, dann hat diese Gleichung genau eine Lösung, nämlich
.
Setzt man diese Zahl für
in die Gleichung ein, entsteht eine wahre Aussage,
bei allen anderen Einsetzungen falsche Aussagen. Lässt man für
jedoch nur Einsetzungen mit ganzen
Zahlen zu, dann hat die Gleichung gar keine Lösung.
Auch die Beschreibung funktionaler Abhängigkeiten kann mit Hilfe von
Variablen dargestellt werden: Verkauft man beispielsweise
Eintrittskarten zu einem Stückpreis von 3 € und hat Fixkosten von 10 €, so
macht einen Gewinn von
€.
Terme
Ein Term ist anschaulich eine sinnvolle mathematische Zeichenreihe. Präziser ausgedrückt besteht ein Term in der Algebra aus Zahlen, Variablen, arithmetischen Operationen (dazu gehören die vier Grundrechenarten, das Potenzieren, Wurzelziehen sowie das Logarithmieren) und Klammern als Hilfszeichen.
Ein Beispiel ist .
Enthält ein Term Variablen, so geht er bei Ersetzung aller Variablen durch
Elemente der Grundmenge
in eine Zahl über. Dabei ist beim Dividieren zu beachten, dass nicht durch 0
dividiert wird. Beim Wurzelziehen dürfen als Radikanden nur nichtnegative
Zahlen vorkommen sowie beim Logarithmieren als Argumente nur positive Zahlen.
Wie in der Arithmetik ist es auch in der Algebra wichtig, genau zu wissen, wie mathematische Terme interpretiert werden. Dies wird von den Vorrangregeln der Operationen bestimmt (zum Beispiel „Punktrechnung vor Strichrechnung“, Klammern zuerst ausrechnen).
Zum Lösen von Gleichungen und Ungleichungen benötigt man Termumformungen.
Zum Beispiel kann
der Ausdruck
auch als
geschrieben werden. Diese beiden Terme sind äquivalent. Die wichtigsten
Termumformungen erhält man durch Anwendung der Gesetze und Regeln des
Zahlenrechnens. Solche Regeln zur Erzeugung äquivalenter Terme sind:
- Das Kommutativ- und das Assoziativgesetz der Addition und Multiplikation,
- das Distributivgesetz (Klammerregeln),
- binomische Formeln,
- die Potenzgesetze sowie
- die Logarithmengesetze.
Gleichungen und Ungleichungen>
Eine Gleichung besteht aus zwei Termen, zwischen denen ein Gleichheitszeichen
steht. Eine Ungleichung besteht aus zwei Termen, zwischen denen ein Ungleichheitszeichen
steht. Kommen in beiden Termen keine Variablen vor, dann ist die (Un)-Gleichung
eine Aussage, andernfalls eine Aussageform. Die Menge der
Elemente, die man für die Variablen einsetzen darf heißt Grundmenge oder Definitionsmenge.
Diejenigen Elemente der Definitionsmenge, bei deren Einsetzung für die Variablen
die (Un)-Gleichung zu einer wahren Aussage wird, heißen Lösungen der
(Un)-Gleichung. Alle Lösungen fasst man zur Lösungsmenge
zusammen.
Zum Beispiel ist die Gleichung
nur für die Werte 2 und −2 von
erfüllt. Die Lösungsmenge besteht also aus den beiden Elementen −2 und 2, also
.
Manche Gleichungen werden bei jeder Einsetzung aus der Definitionsmenge zu
einer wahren Aussage wie beispielsweise .
Solche Gleichungen nennt man allgemeingültig.
Die wichtigste Methode zum Lösen von Gleichungen (Ungleichungen) sind Äquivalenzumformungen. Sie verändern die Lösungsmenge der Gleichung (Ungleichung) nicht. Beispiele für Äquivalenzumformungen sind:
- Ersetzen eines Terms durch einen äquivalenten Term.
- Addition oder Subtraktion gleicher Zahlen (Terme) auf beiden Seiten der Gleichung (Ungleichung).
- Multiplikation oder Division beider Seiten der Gleichung (Ungleichung) mit demselben Term, wenn dieser bei keiner zulässigen Einsetzung den Wert 0 annimmt. Bei Ungleichungen muss die „Richtung“ des Ungleichheitszeichens umgedreht werden, falls die Zahl, mit der multipliziert oder durch die dividiert wird, negativ ist.
- Logarithmieren, sofern alle Terme bei allen zulässigen Einsetzungen nur positive Werte annehmen. Bei Ungleichungen muss evtl. eine Fallunterscheidung für Termwerte größer und für Termwerte kleiner oder gleich 1 gemacht werden.
- Zieht man aus den beiderseits des Gleichheitszeichen stehenden Termen die
Wurzel, erhält man als äquivalente Aussageform die Disjunktion zweier
Gleichungen. Die Gleichung
ist äquivalent zur Disjunktion
.
- Für quadratische Ungleichungen mit
gilt:
Keine Äquivalenzumformung ist zum Beispiel das Quadrieren beim Lösen von Wurzelgleichungen.
Gleichungen, die in der elementaren Algebra betrachtet werden, sind zum Beispiel:
- lineare Gleichungen,
- lineare Gleichungssysteme,
- quadratische Gleichungen,
- einfache kubische Gleichungen,
- biquadratische Gleichungen,
- Bruchgleichungen,
- Wurzelgleichungen,
- einfache Exponential- und Logarithmengleichungen
- sowie die zugehörigen Ungleichungen.
Die Benutzung zumindest graphikfähiger Taschenrechner oder noch besser von Taschenrechnern mit einem Computer-Algebra-System erweitert die Möglichkeiten zur Lösung von Gleichungen oder Ungleichungen erheblich. Es wird möglich, Lösungsmengen zu visualieren und auf komplizierte Termumformungen zu verzichten.
Zusammenhänge
Eine Ware kostet netto 140 €. Was kostet sie brutto bei 19 % Mehrwertsteuer? Den Zusammenhang zwischen Nettopreis, Bruttopreis und Mehrwertsteuer kann man in Worten so ausdrücken: Den Bruttopreis erhält man, indem man zum Nettopreis die Mehrwertsteuer (19 % vom Nettopreis) addiert. Mit Wortvariablen ausgedrückt lautet der Zusammenhang: Bruttopreis = Nettopreis + 19 % vom Nettopreis. Noch übersichtlicher wird es, wenn man Buchstaben benutzt: B = N + 19 % von N. Oder äquivalent umgeformt B = 1,19 · N. Diese Gleichung beschreibt nun für alle möglichen Nettopreise N den Zusammenhang mit den zugehörigen Bruttopreisen B.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.12. 2022