Darstellungssatz von Riesz-Markow
Der Darstellungssatz von Riesz-Markow, teilweise auch Darstellungssatz von Riesz oder Darstellungssatz von Riesz-Markov-Kakutani genannt, ist ein mathematischer Satz aus dem Grenzgebiet der Maßtheorie und der Funktionalanalysis. Er trifft eine Aussage darüber, welche positiven Linearformen auf Funktionenräumen durch Maße dargestellt werden können und liefert damit auch Beschreibungen der entsprechenden topologischen Dualräume. Er ist nach Frigyes Riesz, Andrei Andrejewitsch Markow und Shizuo Kakutani benannt.
Motivation
Betrachtet man einen Hausdorff-Raum
und einen dazugehörigen Maßraum
,
versehen mit der Borelschen
σ-Algebra
und einem Borel-Maß
(im Sinne eines lokal
endlichen Maßes), so stellt man fest, dass für jedes
,
also jede stetige
Funktion mit kompaktem Träger
gilt. Stetige Funktionen auf einem kompakten Träger sind also immer bezüglich eines Borel-Maßes integrierbar. Außerdem definiert
ein lineares Funktional durch
,
das positiv ist in dem Sinne, dass
ist. Darauf aufbauend stellen sich folgende Fragen:
- Existiert zu jedem positiven Funktional im oben definierten Sinne ein Borel-Maß, das dieses Funktional "darstellt"?
- Falls dieses Borel-Maß existiert, ist es eindeutig?
Außerdem stellen sich dann entsprechende weiterführende Fragen: Sind die
obigen Fragen (positiv oder negativ) beantwortet, existieren weitere
topologische Räume ,
Funktionenklassen
und Mengen von Maßen
,
so dass sich jedes positive Funktional auf
durch Elemente aus
darstellen lässt, und ist diese Darstellung eindeutig?
Aussage
Sei
ein Hausdorff-Raum
und
die Borelsche
σ-Algebra und
ein Radon-Maß
auf
.
Für
gilt also
- lokale
Endlichkeit: für jedes
existiert eine offene Umgebung
mit
- Regularität
von innen: Für alle
gilt
.
Des Weiteren sei
der Raum aller stetigen Funktionen mit kompaktem Träger
die Raum aller stetigen Funktionen, die im Unendlichen verschwinden
der Raum aller stetigen Funktionen.
Eine lineare Abbildung
von einem Funktionenraum
heißt nun eine positive Linearform, wenn
gilt. Der Darstellungssatz besagt nun:
- Ist
ein lokalkompakter Raum, so wird jede positive Linearform auf
durch ein eindeutiges Radon-Maß bestimmt.
- Ist
ein lokalkompakter Raum, so wird jede positive Linearform auf
durch ein eindeutiges, endliches Radon-Maß dargestellt.
- Ist
lokalkompakt und σ-kompakt, so wird jede positive Linearform auf
durch ein eindeutiges Radon-Maß mit kompaktem Träger dargestellt.
Die Darstellung ist dann jeweils gegeben durch
,
wobei
das entsprechende (endliche) Radon-Maß (mit kompaktem Träger) ist und die
Aussage für alle
aus dem entsprechenden Funktionenraum gilt.
Varianten
Es existieren zahlreiche Modifikationen des Darstellungssatzes. So kann man
- andere topologische Räume
als Grundraum wählen wie beispielsweise vollständig reguläre Räume,
- alternative σ-Algebren wählen wie beispielsweise die Vervollständigung der Borelsche σ-Algebra bezüglich eines Maßes oder die σ-Algebra der Baireschen Mengen,
- weitere Funktionenklassen wählen wie beispielsweise die beschränkten
stetigen Funktionen
- andere Regularitätsanforderungen an das darstellende Maß stellen,
Entsprechend diesen vielfältigen Abstufungen gibt es verschiedene Varianten, den Darstellungssatz zu formulieren.
Folgerungen
Ausgehend von der Darstellung positiver Linearformen lassen sich die Dualräume gewisser Funktionenräume herleiten, indem man eine Linearform eindeutig in zwei positive Linearformen (Positivteil und Negativteil) zerlegt. Teilweise werden dann auch diese Aussagen über die Dualräume als der Darstellungssatz von Riesz bezeichnet.
So liefern die obigen Aussagen dann, dass der Raum der regulären
signierten oder komplexen Maße, versehen mit der Totalvariationsnorm,
normisomorph zum Dualraum von
ist
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.06. 2021