Feldstärke
Die Feldstärke ist eine physikalische Größe zur Beschreibung von Feldern. Die Bezeichnung Feldstärke ist insbesondere bei Vektorfeldern wie etwa elektrischen und magnetischen Feldern gebräuchlich. Hier kann die Feldstärke anschaulich definiert werden über die Kraftwirkung, die das Feld auf einen Probekörper ausübt.
In klassischen Feldtheorien werden Feldstärken durch Vektoren bzw. Tensoren oder allgemeiner durch Differentialformen beschrieben; gelegentlich wird auch der Betrag oder – speziell zur Charakterisierung elektrischer Wechselfelder – der Effektivwert eines Feldstärkevektors als Feldstärke bezeichnet. In Quantenfeldtheorien werden Feldstärken als quantenmechanische Observablen behandelt und daher als Operatoren dargestellt.
Auch die vier Grundkräfte der Physik werden in Feldtheorien mit dem Feldstärkebegriff beschrieben. In heutigen (2017) Theorien wird die Feldstärke als die Krümmung eines Eichpotentials definiert.
Die räumliche Verteilung und die zeitliche Entwicklung der Feldstärke ergeben sich aus Feldgleichungen, die den Zusammenhang zwischen Feldstärke, Wechselwirkungen innerhalb des betrachteten physikalischen Systems und äußeren Quelltermen, z.B. Ladungen, Strömen oder Massen, abbilden.
Operationale Definition
Die operationale Definition (und damit die praktische Messvorschrift) der Feldstärke basiert auf der Kraftwirkung, die das Feld auf einen Probekörper ausübt. Die Feldstärken der schwachen und der starken Wechselwirkung sind keine direkt messbaren Größen, daher gibt es für sie keine operationale Definition.
Elektrische Feldstärke
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Trägt ein ruhender Körper die Ladung
und erfährt eine elektrische Kraft
,
dann herrscht an dieser Stelle die elektrische Feldstärke
.
Die elektrische Feldstärke kann in den Einheiten Newton ()
pro Coulomb
(
)
oder Volt (
)
pro Meter (
)
angegeben werden:
Magnetfeld
Die Bezeichnung der vektoriellen magnetischen Feldgrößen ist historisch
bedingt nicht konsistent zur ansonsten durchgängigen Verwendung des Begriffes
Feldstärke.[1][2]
Das magnetische Analogon zur elektrischen Feldstärke
ist nicht die magnetische
Feldstärke
,
sondern die als magnetische
Flussdichte bezeichnete Größe
.
Daher sind in dem elektromagnetischen
Feldstärketensor
physikalisch sinnvoll, aber sprachlich inkonsequent die elektrische Feldstärke
und die magnetische Flussdichte
als physikalische Größen zusammengefasst. Einige Autoren weichen auch von der IUPAP-Empfehlung ab und verwenden
für
den Begriff „magnetische Feldstärke“.[3]
Die magnetische Flussdichte
ist durch die Lorentzkraft
definiert, die eine Ladung Q erfährt, die sich mit der Geschwindigkeit
in einem Magnetfeld bewegt:
Die SI-Einheit
von
ist das Tesla
mit dem Einheitenzeichen
T:
Gravitationsfeldstärke
Die Gravitationsfeldstärke
ist die Größe, die man erhält, wenn man die in einem Gravitationsfeld wirkende
Kraft
auf eine Probemasse
durch die Masse
der Probemasse teilt:
Für das Gravitationsfeld ist die Gravitationsfeldstärke an einem Ort unter bestimmten Voraussetzungen dasselbe wie die an diesem Ort gültige Schwerebeschleunigung.
Die Einheit der Gravitationsfeldstärke kann, wie bei der Beschleunigung,
angegeben werden in Meter pro Sekunde zum Quadrat ()
oder, bei Interpretation als Kraftfeld, in Newton
pro Kilogramm (
):
Die Feldstärke als Krümmung eines Eichpotentials
In modernen Feldtheorien, z.B. der Yang-Mills-Theorie, wird die Feldstärke nicht operational definiert, sondern mathematisch aus den Grundgleichungen der Theorie abgeleitet. In diesen Theorien ist die Feldstärke als die Krümmung eines Eichpotentials definiert. Durch diese Definition ist die Feldstärke bei gegebenem Eichpotential eindeutig bestimmt, hingegen ist die umgekehrte Zuordnung der Feldstärke zum Eichpotential nicht eindeutig, die Wirkung und die Feldstärke sind invariant unter Eichtransformationen des Eichpotentials.
Da die elektromagnetische Feldstärke und die Gravitationsfeldstärke direkt messbar sind, wurde bis in die 1960er Jahre die Feldstärke als die physikalisch relevanteste Feldgröße angesehen. Heute betrachten aber viele Feldtheoretiker das Eichpotential gegenüber der Feldstärke als die fundamentalere Größe. Ein Grund dafür sind physikalische Effekte wie der Aharonov-Bohm-Effekt, der sich nur durch das magnetische Vektorpotential und nicht durch den Feldstärketensor beschreiben lässt. Auch äußern sich die für die Formulierung der Eichtheorien grundlegenden Eichsymmetrien nur auf Ebene der Eichpotentiale und nicht auf Ebene der Feldstärke.
Literatur
- F. Scheck, Theoretische Physik 3: Klassische Feldtheorie. Von der Elektrodynamik zu den Eichtheorien., 2. Auflage, Springer, Berlin, 2005, ISBN 3-540-42276-5, ISBN 978-3-540-23145-5.
Anmerkungen
- ↑ „Nach der heute üblichen Betrachtungsweise ist der Name "magnetische Feldstärke" irreführend, da in ihm die Wirkung des Feldes, d.h. die Kraftwirkung zum Ausdruck kommt, die aber […] durch die magnetische Flussdichte beschrieben wird.“: H. Frohne et al., Moeller Grundlagen der Elektrotechnik, Vieweg+Teubner, 2008, S. 203.
- ↑ „Die durch (die magnetische Polstärke) P geteilte mechanische Kraft würden wir am besten "magnetische Feldstärke" nennen. Wir werden uns aber oft dem allgemeinen Sprachgebrauch anschliessen und diese Größe "magnetische Induktion B" nennen“: A. Sommerfeld, Vorlesungen über theoretische Physik: Elektrodynamik, Verlag Harri Deutsch, 2001, S. 10.
- ↑ Weil mittlerweile Einigkeit darüber besteht, dass B die "richtige" magnetische Feldstärke ist und eigentlich auch so genannt werden sollte und vermutlich bald so genannt werden wird, verwenden wir abweichend von der IUPAP-Empfehlung für B den Begriff „magnetische Feldstärke“: W. Raith, C. Schaefer, Lehrbuch der Experimentalphysik, Bd.2, Elektromagnetismus, Gruyter, 1999, S. 123 unten.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 27.01. 2022