Patrone (Munition)

30-mm Übungspatrone der NN-30

Eine Patrone (von französisch Patron für Form, Muster, Modell) fasst die zum Abfeuern eines Projektils (Geschoß) aus einer Feuerwaffe notwendigen Komponenten in einer Einheit zusammen.

Patronen zählen zur Munition und werden heute für Kaliber von .170 (4,3 mm) bis zu 120 mm bei Kampfpanzern verwendet. Besondere Bauformen, beispielsweise Schrotpatronen, enthalten mehrere Geschosse (Schrote), deren Größe und Zahl je nach Verwendungszweck variiert. Spezielle Patronen können zusätzlich zum Projektil auch Treib-, Leucht- oder Knallsätze oder Reizstoffladungen enthalten.

Geschichte

Die Forderung einer immer höheren Kadenz (Schussfolge) bei Feuerwaffen machte eine Entwicklung notwendig, die letztlich zu einer Ablösung des Ladens der einzelnen Komponenten (Treibladung, Schusspflaster und Projektil plus Anzündmittel) durch das Laden mittels Patronen führte. Erst dadurch wurde auch die Entwicklung von praxistauglichen Hinterladern und damit von halb- und vollautomatischen Waffen möglich.

Papierpatrone

Vorläufer der modernen Metallpatrone war die Papierpatrone. Sie kam seit dem Ende des 17. Jahrhunderts zum Einsatz. Hierbei enthielt eine längliche verklebte Papierhülse das Schießpulver und die Bleikugel. Diese erste Generation der Papierpatrone diente nur der Bereitstellung einer abgemessenen Pulvermenge und des Projektils und wurde bei Vorderladern verwendet.

Chassepot-Papierpatrone
für frühe Hinterladergewehre (Zündnadelgewehre) um 1866

Hatten die Musketiere im 16. und 17. Jahrhundert noch Holzröhrchen mit abgemessenen Pulverladungen an ihrem Bandelier hängen, um den Ladevorgang zu beschleunigen, war die Papierpatrone der erste Schritt dazu, Pulverladung und Projektil zu vereinigen. Für spätere Gewehrmodelle wurde die Papierpatrone weiter entwickelt. So wurden zum Beispiel bei den Sharps-Hinterladern bereits komplette Papierpatronen verwendet. Diese enthielten Projektil, Dämmstoff (meist Filz) und die Pulverladung. Die Patrone war einige Millimeter länger als die Ladekammer. Wurde der Blockverschluss geschlossen, wurde das hintere Ende der Patrone abgeschnitten und platzierte das Zündloch direkt vor der Treibladung. Der Schütze musste nur noch das Zündhütchen auf den Piston des Perkussionsschlosses aufsetzen und konnte sofort feuern. Um zu verhindern, dass Papierreste im Lauf und im Patronenlager verblieben, konnte nitriertes Papier als Hülsenmaterial verwendet werden, das fast rückstandsfrei verbrannte.

Mit der Weiterentwicklung der Waffen wurde auch die Papierpatrone weiterentwickelt. Für die aufkommenden Modelle wurden weitere Arten von Patronen entwickelt. Beispiele dafür sind die Konstruktionen von Dreyse und Chassepot (Zündnadelgewehrpatronen), Sharps und Gallager.

Auch die ersten Revolver von Colt oder Remington wurden mit Papierpatronen geladen, in denen sich das Projektil und die Treibladung befanden. Lediglich das Zündhütchen musste noch auf das Piston aufgesteckt werden.

An den Papierpatronen rühmten die Zeitgenossen die Einfachheit und die billige Herstellung. Bald wurde es aber notwendig, durch die Patrone und deren Liderung (druckbedingte Anpassung) ans Patronenlager Gasdichtigkeit zu erreichen, was bei Papierpatronen nicht möglich war.

Moderne Patrone

Als einer der Zwischenschritte der Entwicklung zur modernen Patrone kann die um 1830 von Casimir Lefaucheux entwickelte Lefaucheux-Stiftzünderpatrone betrachtet werden, die gegen 1846 verschiedene Patente erhielt. Die Besonderheit der Patrone besteht in einem seitlich herausgeführten Stahlstift, der den Schlagimpuls des Hahns auf die Innenseite des in der Patrone vorhandenen Zündhütchens überträgt.

Ein wichtiger Schritt zur Entwicklung der modernen Patronenmunition war die Erfindung des französischen Büchsenmachers Louis Flobert, der bereits 1846 eine Patrone in der heute gebräuchlichen Form patentieren ließ. Als Zünd- und Treibmittel diente das in den inneren Rand der Hülse eingearbeitete Knallquecksilber. Im Unterschied zur modernen Munition enthielt die Flobertpatrone neben dem Zündsatz keine Pulverladung als Treibmittel.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts schritt die Entwicklung moderner Patronen, so wie sie bis heute verwendet werden, schnell voran, die dann letztlich auch die Waffenentwicklung stark beeinflusste.

Sonderform – hülsenlose Munition

Als erste hülsenlose Patrone kann die 1848 von Walter Hunt patentierte, im amerikanischen Hunt-Repetiergewehr verwendete Rocket Ball bezeichnet werden. Bei dieser war die Treibladung in der hinteren Höhlung des Geschosses untergebracht. Smith & Wesson verbesserten sie, indem sie zusätzlich zum Treibmittel auch die Zündpille in die Höhlung des Geschosses einsetzten. Ab 1855 wurde sie in den Volcanic-Unterhebelrepetierern verwendet, infolge fehlender Liderung verschwand sie rasch wieder.

In neuerer Zeit wurden auch hülsenlose Patronen entwickelt. Zur hülsenlosen Munition gehören Patronen ohne Hülse oder mit sich selbst aufbrauchender (vollständig verbrennender) Hülse sowie Raketengeschosse.

Aufbau Patrone

Patronenkomponenten

In der am weitesten verbreiteten Bauform der Patrone enthält die Patronenhülse die Treibladung, das Projektil (Geschoss) und die Anzündladung (siehe Abbildung):

  1. Projektil (Geschoss), in der Jägersprache immer noch als Kugel bezeichnet
  2. Patronenhülse, die alle Teile zusammenhält
  3. Treibmittel, zum Beispiel Schießpulver oder Kordit
  4. Auszieherrille, die hinten an der Patronenhülse (z.B. bei Pistolenmunition und Munition automatischer Waffen) zum Ausziehen der abgeschossenen Hülse oder beim Entladen zum Ausziehen der Patrone benötigt wird, bei anderen Waffen wird ggf. ein Rand am unteren Ende der Hülse verwendet
  5. Anzündhütchen, zur Zündung des Treibmittels

Patronenkomponenten

Hülsen moderner Patronen am Beispiel .223 Remington

Patronenhülse

Moderne Patronenhülsen bestehen zumeist aus Messing. Patronenhülsen für das Militär werden oft auch aus Stahl gefertigt und korrosionsschutzbehandelt. Sie sind leichter als Patronenhülsen aus Messing und billiger herzustellen. Auch Aluminium wird verwendet. Die Hülsen werden durch Fließpressen in mehreren Arbeitsgängen aus einem Metallstück geformt. Der Hülsenboden ist in der Regel härter als der Hülsenhals; dieses wird durch Härten bzw. Weichglühen erreicht.

Patronenhülsen aus Messing werden nach Verwendung auf Schießständen zu einem hohen Grad wiederverwertet, entweder durch Wiederladen oder als Material zur industriellen Neufertigung. Die Messinghülsen sind als Wertstoff besonders beliebt, da es bei der Verwendung und bei der Sammlung kaum zu nennenswerten metallurgischen Verunreinigungen kommt.

Besondere Formen der Patronenhülse sind unter anderem:

Patronenboden

Patronenböden können eingeprägte Bodenstempel aufweisen, die Informationen über die Ausführung der Patrone, ihre Produktionsstätte und ihr Herstellungsdatum enthalten.

Bei hülsenlosen Geschossen großen Kalibers wird der Patronenboden massiv ausgeführt, beispielsweise bei der Kanone des Kampfpanzers Leopard 2. Der feste Patronenboden verbessert die Ladefähigkeit und die Sicherheit der Munition, er wird wie eine Patronenhülse ausgeworfen.

„Boat Tail“-Geschosse am Beispiel
.270 Sierra

Projektil (Geschoss)

vergl.: Projektil

Die Standardprojektile haben ein gerade „geschnittenes“ Ende und dadurch eine aerodynamisch ungünstige Form. Das Ende der sogenannten „Boat Tail“-Geschossform (engl., in etwa „Bootsheck“, da der Längsschnitt eines solchen Geschosses dem Umriss eines Bootsrumpfes ähnelt) verläuft demgegenüber konisch in der Form eines Kegelstumpfes, ist so aerodynamischer und fliegt daher weiter und stabiler.

Projektilaufbau und -spitze werden den gewünschten zielballistischen Anforderungen angepasst. So wurden im Laufe der Jahre sehr unterschiedliche Konfigurationen aus Voll- und Teilmantelgeschossen verschiedener Materialien mit den unterschiedlichsten Geschossspitzen, ggf. auch mit galvanischen und chemischen Beschichtungen und Einsätzen entwickelt. Weiterhin werden aber auch Blei und Bleilegierungen sowie galvanisch beschichtete Bleigeschosse verwendet.

Aus Umweltschutzgründen werden beim Großkaliber-Sportschießen mit Pistole oder Revolver manchmal bleifreie bzw. bleilegierungsfreie Geschosse verwendet. Der deutlich höhere Preis dieser Munition und die geringe Verfügbarkeit an unterschiedlichen Kalibern schränkt deren Verwendung jedoch stark ein. Beim Skeet- und Trap-Schießen mit der Flinte findet wegen des Umweltschutzes hauptsächlich Stahlschrot anstatt des sonst üblichen Bleischrots Verwendung.

Treibmittel

In der frühen Geschichte der Feuerwaffen bestand das Treibmittel aus Schwarzpulver (auch Schießpulver). Ältere Patronentypen wurden noch für die Verwendung mit Schwarzpulver entwickelt, zuerst natürlich die alten Papierpatronensorten, aber später auch Kurz- und Langwaffenpatronen mit Hülsen aus Messing. Erkennbar sind diese Schwarzpulverpatronen bisweilen an Bezeichnungen wie z.B. .44-40 (auch .44 WCF) oder .45-70. Auch moderne, mit rauchlosem Pulver geladene Patronen tragen teilweise noch diese Bezeichnung. Sie sind für Schwarzpulverwaffen jedoch ungeeignet.

In modernen Patronen werden vorwiegend rauchschwache Pulver auf Basis von Zellulosenitrat verwendet, zum Teil als mehrbasige Pulver mit unterschiedlichen Beimengungen. Je nach Verwendungszweck werden Pulver mit unterschiedlicher Abbrandgeschwindigkeit eingesetzt. Die Abbrandgeschwindigkeit kann außer über chemische Zusätze auch durch die Gestaltung der „Pulverkörper“ (z.B. Plättchen-, Röhren-, Kugelform, etc.) beeinflusst werden. Für Waffen mit kurzem Lauf wird eher schnell abbrennendes Pulver bevorzugt, da nur ein relativ kurzer Weg für das Beschleunigen des Projektils zur Verfügung steht. Für Waffen mit langen Läufen werden langsamer abbrennende Pulver verwendet. Der Energiegehalt einer Pulversorte ist von ihrem Abbrennverhalten weitgehend unabhängig.

Anzündhütchen

Bei modernen Patronen wird fast ausschließlich die Zentralfeuerzündung benutzt. Für im Jagd- und sportlichen Bereich überwiegend genutzte Patronen ist die als Boxerzündung bekannte Zündart verbreitet. Hierbei sitzt über einem mittig im Hülsenboden gebohrten Zündkanal ein Anzündhütchen. Militärisch genutzte Patronen haben meist die sogenannte Berdanzündung mit zwei oder drei Zündkanälen. Hierbei ist mittig im Hülsenboden ein Amboss genannter Dorn eingelassen, um diesen herum sind die Zündkanäle symmetrisch angeordnet. Auch hier sitzt das Zündhütchen mittig im Hülsenboden. Wenige Millisekunden nach der Schussauslösung trifft der Schlagbolzen mittig auf das Zündhütchen. Dabei wird die Anzündladung abgebrannt und die entstehende Energie durch den oder die Zündkanäle im Hülsenboden auf die Treibladung gerichtet. Eine wichtige Aufgabe des Anzündhütchens ist es zudem, die Patrone am Boden gasdicht abzuschließen.

Bei Kleinkalibermunition wird auch heute noch meist die Randfeuerzündung verwendet. Hierbei bildet die Hülse am Boden einen Rand, in dem sich der Anzündsatz befindet. Der Schlagbolzen trifft auf den Rand der Hülse und entzündet so den Anzündsatz. Wichtigster Vorteil ist der kostensparende Verzicht auf ein Anzündhütchen, jedoch kann die Patrone nicht erneut geladen werden, da die Verformung des Randes nicht rückgängig gemacht werden kann.

Moderne militärisch genutze Munition wird zum Teil auch elektrisch gezündet bzw. erst am Rohrende mittels Induktionsspulen die Wirkladung (Hohl- bzw. Sprengladung) „geschärft“.

Beim Flobert-Gewehr ist der Zündsatz gleichzeitig der Treibsatz. Zusätzlich gibt es noch die heute veraltete Perkussionszündung und die Lefaucheux-Zündung.

M4-Karabiner beim Schuss

Zusammenspiel der Komponenten

Je nach Verwendung (Polizei, Militär, Jagd, Sport) werden die Komponenten einer Patrone desselben Kalibers unterschiedlich zusammengestellt. So unterscheiden sich die Laborierung, die Patronenhülse und der Geschosstyp, aber auch die Qualität der Komponenten und/oder die Qualität der gesamten Patrone voneinander.

Für das sportliche Scheibenschießen ist die Scheibenpatrone konzipiert. Sie verfügt in der Regel über eine schwächere Ladung, die so weit reduziert sein kann, dass die für diesen Zweck nötige ballistische Leistung eben noch erreicht wird. Bei halbautomatischen Waffen ist der Reduzierung durch die für den Ladevorgang nötige Energie die Grenze gesetzt. Die Verringerung der Ladung vermindert Laufschwingungen, das Hochschlagen der Waffe und andere Einflüsse des Rückstoßes, was die Präzision verbessert. Andererseits wird dadurch die Rasanz der Flugbahn des Geschosses vermindert, dieses ist länger wechselnden Windeinflüssen ausgesetzt, was sich negativ auf die Präzision auswirkt. Das bei Scheibenpatronen oft verwendete Wadcutter-Geschoss schneidet klar umrissene Löcher in das Kartonmaterial der Schießscheibe.

Sportschützen vertrauen in den Großkaliberdisziplinen gerne auf selbstgefertigte und wiedergeladene Patronen. Bei Gewehrdisziplinen ab 300 m werden Patronen von den Schützen oftmals unmittelbar vor dem Wettbewerb, auf dem Schießstand, geladen, um sie so besser den Umweltbedingungen auf dem Schießplatz anzupassen und sie für jede Serie exakt zu konfigurieren.

Patronenabmessungen

Patronen im Vergleich:
9 × 19 mm, 7,62 × 25 mm, .357 SIG, 10 mm Auto, .40 S & W, .45 GAP und .50 AE

Für Handfeuerwaffen werden Projektildurchmesser bis 20 mm verwendet. Militärische Waffen verwenden Patronen bis ca. zum Kaliber 120 mm. Darüber hinaus werden meist getrennte Projektile und Treibladungen eingesetzt.

Patronen für Handfeuerwaffen werden mit verschiedensten Geschossdurchmessern und Hülsenlängen verwendet. Die deutsche Nomenklatur bezeichnet zuerst das Kaliber des Geschosses und dann die Länge der Hülse (z.B. 9 × 19 mm). Der Vorteil dieser Bezeichnung liegt darin, dass zusätzlich zum eigentlichen Kaliber, nämlich dem des Laufinnendurchmessers, auch die Länge der Patronenhülse und somit ein Grundmaß des Patronenlagers mit angegeben wird, was bei der Identifizierung von Patronen mit kalibergleichem Geschoss von Belang ist. So wird bei den metrischen Angaben (eigentlich falsch) auch von „Patronenkaliber“ gesprochen. Handelt es sich um eine Hülse mit Rand oder Halbrand, wird ein entsprechendes Kürzel angehängt (z.B. 7,65 × 17 mm HR). Um bei gleichen Abmessungen weitere Unterscheidungen treffen zu können, sind unterschiedlichste Zusätze umgesetzt worden (z.B. 6,5 × 53,5 mm Mannlicher/Griechenland 03 bzw. 6,5 × 53,5 mm Mannlicher-Schönauer M1900). Umgangssprachlich werden oft andere Bezeichnungen verwendet, auch um den Unterschied zur gängigen Munition klar herauszustellen (z.B. 9 mm kurz statt 9 × 17 mm Browning).

In den angelsächsischen Ländern werden die Kaliber meist in Zoll angegeben und um den Namen des Entwicklers ergänzt (z.B. .223 Remington). Es wird aber mitunter auch das Jahr der Einführung (z.B. .30-06 = eingeführt 1906) oder die Ladung und das Geschossgewicht (z.B. .45-90-300) angegeben. Manche Kaliberangaben weichen von den tatsächlichen Maßen ab oder sind gerundet, um unterschiedliche Patronen mit gleichem Geschossdurchmesser voneinander zu unterscheiden. So stimmen die Geschoss- und Hülsendurchmesser der Patronen .357 Magnum und .38 Special überein, so dass aus einem Revolver im Kaliber .357 auch die kürzeren Kaliber-.38-Patronen verschossen werden können.

„Magnum“-Patronen sind länger als die Standardpatrone. Da längere Patronen eine größere Treibladung aufnehmen, haben diese in der Regel eine höhere Energie und damit eine höhere zielballistische Wirkung.

Im militärischen Bereich, hauptsächlich in den Armeen der NATO-Staaten und weiteren europäischen Armeen, werden vorwiegend die metrischen Patronenmaße verwendet. Im angloamerikanischen Sprachraum ist die verbreitete Angabe in Zoll. Die Benennung in Zoll schließt somit in der Regel auch entsprechende Munition aus dem Zivilbereich ein.

Handfeuerwaffenpatrone

Für Handfeuerwaffen (Gewehre, Pistolen, Revolver u. Ä.) sowie die meisten automatischen Waffen werden Patronen fertig zusammengesetzt geliefert. Vor allem im Bereich des Sportschießens werden Patronen auch von Wiederladern mit entsprechender Sprengstoff-Erlaubnis selbst gefertigt.

Kurzwaffenpatrone

Eine Kurzwaffenpatrone ist eine Patrone, die für die Verwendung in einer Kurzwaffe (Faustfeuerwaffe) eingerichtet ist, also eine Revolverpatrone oder eine Pistolenpatrone. Solche Patronen sind in der Regel zylindrisch (z.B. Kaliber .38 Special) oder ganz leicht konisch (z.B. Kaliber 9 × 19 mm). Allerdings gibt es Ausnahmen und es gibt auch Kurzwaffen, die Gewehrmunition verschießen.

Pistolenpatrone am Beispiel der 9 mm Luger (deutlich zu sehen die für Pistolenpatronen typische Auszieherrille am Hülsenboden).

Pistolenpatrone

Eine Pistolenpatrone ist eine Patrone, die hauptsächlich als Munition für die Verwendung in einer Pistole konzipiert ist. Sie verfügt in der Regel über keinen Rand (damit die Patronen besser übereinander in einem Magazin angeordnet werden können). Dafür haben sie immer eine umlaufende Nut vor dem Patronenboden, die Auszieherrille. In sie greift die Auszieherkralle, um die leergeschossene Hülse aus dem Patronenlager (Lauf) durch das Auswurffenster aus der Waffe auszuwerfen.

Es gibt allerdings auch einige wenige Pistolen, die für Revolverpatronen eingerichtet sind (z.B. die in Israel hergestellte und in den USA entworfene „Desert Eagle“ im Kaliber .357 Magnum und .44 Magnum).

Revolverpatrone am Beispiel der .357 Magnum (deutlich zu sehen der für Revolverpatronen typische Rand am Hülsenboden).

Revolverpatrone

Eine Revolverpatrone ist eine Patrone, die hauptsächlich für die Verwendung in einem Revolver konzipiert ist. Sie hat in den meisten Fällen einen Rand, damit die Patronen in den Patronenkammern festgehalten werden und nicht durch die Bohrung in der Trommel fallen. Revolverpatronen haben meistens eine längere Hülse als vergleichbare Pistolenpatronen, die daraus resultierende mögliche größere Treibladung erhöht ihre Durchschlagskraft gegenüber Pistolenmunition. Die bekanntesten Kaliber für Revolver sind .38 Special, .357 Magnum und .44 Magnum.

Mit speziellen Halterungen (Metallscheiben mit Aussparungen) können in entsprechenden Revolvern auch Pistolenpatronen ohne Rand verschossen werden. Durch die mit mehreren Patronen versehenen Metallscheiben kann der Ladevorgang beschleunigt werden.

Zudem wird mit Revolvern in Gewehrkalibern experimentiert, die aber meist als Einzelstücke hergestellt werden und nur schwer zu handhaben sind. Manche dieser „Giganten“ lassen sich nur noch mit Gelhandschuhen und Integralhelm abfeuern, ohne schwere Verletzungen durch die Waffenbewegung im Schuss zu riskieren.

Mittelpatrone

deutsche Mittelpatrone 7,92Kurz

Die Mittelpatrone liegt leistungsmäßig zwischen den Kurzwaffenpatronen und Gewehrpatronen (Hochleistungspatrone). Mittelpatronen wurden unmittelbar vor und während des Zweiten Weltkrieges entwickelt und sind die Munition für Selbstladegewehre und sogenannte Sturmgewehre. Sturmgewehre (ursprünglich Maschinenkarabiner) bilden eine Kategorie militärischer Selbstladebüchsen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelt wurde. Sturmgewehre bieten die Feuergeschwindigkeit von Maschinenpistolen und erreichen annähernd die Durchschlagskraft, Präzision und Reichweite von Karabinern und sind somit ideale Infanteriewaffen. Das erste militärisch bedeutsame Sturmgewehr war das deutsche Sturmgewehr 44.

Gewehrpatrone

Patronen, die für die Verwendung in einem Gewehr konzipiert sind, heißen Gewehrpatronen. Sie verfügen in der Regel über eine deutlich stärkere Treibladung als Patronen für Pistolen und Revolver, da die Treibgase durch die größere Lauflänge länger auf das Geschoss wirken können, womit eine höhere Mündungsgeschwindigkeit erreicht werden kann. Es gibt auch Gewehrpatronen, die in Pistolen oder Revolvern Verwendung finden, wie zum Beispiel die .22 lfB.

Geschützpatrone

Geschütz GSh-30 mit Patronen

Geschützpatronen sind fertig konfigurierte Patronen, deren Projektil (Geschoss) ein Kaliber ab ca. 20 mm aufwärts aufweist und somit zum Feuern aus Geschützen verwendet werden. Bei größeren Kalibern wird u.U. das Projektil (Geschoss) erst kurz vor der Schussabgabe aufgesetzt. In diesem Fall handelt es sich nicht um eine Patrone (fehlendes Projektil), sondern um eine Kartusche.

Granatpatrone

Granatpatronen können aus Granatgewehren, Granatgeräten (z.B. als Erweiterung von Sturmgewehren), Granatwerfern, etc. verschossen werden. Ausgeführt sind diese Patronen beispielsweise als Explosivgranatpatrone, Rauchgranatpatrone, Leuchtgranatpatrone, Schrotpatrone, Reizstoffpatrone oder auch Trainings- oder Manövergranatpatrone.

Patronen-Sonderformen

Wadcutterpatrone

M829A2 Patrone geschnitten

Patrone mit zylinderförmiger Hülse, in dem das Wadcuttergeschoss so eingesetzt ist, dass es bündig mit dem Hülsenmund abschließt, also nicht aus der Hülse hervorsteht. Wadcutterpatronen haben durch das wesentlich tiefer sitzende Projektil weniger Ladung als eine normale Patrone und werden in der Regel sportlich als Scheibenpatrone genutzt.

Wadcutterpatronen stellen einen eigenen Patronentyp dar. So kann die Sportpistole Walther GSP im Kaliber .32 S & W Long WC nur Munition mit dem versenkten Wadcuttergeschoss aufnehmen.

Flechette

Flechettegeschoss am Beispiel des APFSDS-Geschosses

Mit den ersten Feuerwaffen wurden fast ausschließlich Pfeilgeschosse verschossen, bevor im 14. Jahrhundert runde Bleikugeln erfunden wurden. Heutzutage ist ein Flechettegeschoss ein unterkalibriges Nadel- oder Pfeilgeschoss. Wie bei Schrot- oder Flintenlaufgeschossen findet auch hier ein Treibspiegel Anwendung, um Gasschlupf um das Geschoss zu vermeiden. Ein solches Pfeilgeschoss hat eine wesentlich gestrecktere Flugbahn und eine viel höhere Geschwindigkeit als ein herkömmliches Geschoss gleichen Kalibers.

Die moderne Flechettemunition ist eine rein militärische Entwicklung.

Knallpatrone

Manöverpatrone 7,62 × 51 mm

Die Knallpatrone (engl. blank cartridge) wird auch als Schreckschusspatrone, Platzpatrone oder Übungs- und Manöverpatrone bezeichnet. Dieser Patrone fehlt das Projektil (Geschoss). Stattdessen ist die Patrone oberhalb der Treibladung, die ggf. auch durch eine reine „Knallladung“ ersetzt sein kann, verschlossen. Beim Schuss öffnet sich bzw. platzt die Spitze der Patrone anhand der Sollbruchstellen. Anstatt einer Patronenhülse aus Messing sind auch Plastikvarianten weit verbreitet.

Knallpatronen können dazu genutzt werden, um vor den Lauf angebrachte Signalmunition oder Gewehrgranaten aus kleinkalibrigen Schusswaffen zu verschießen.

Nach dem deutschen Waffengesetz ist jegliche Munition, die kein Geschoss enthält, also auch die Knallpatrone, als Kartusche definiert. Militärisch wird der Begriff allerdings nur für Hülsen verwendet, welche die Treibladung für Geschosse großkalibriger Geschütze enthalten.

Reizstoffpatrone

Die Reizstoffpatrone enthält anstatt des Projektils (Geschosses) Granulate, die in Reaktion mit Sauerstoff und/oder Wärme Reizstoffe wie Tränengas oder CS-Gas freisetzen. Sie wird zumeist aus Handfeuerwaffen abgefeuert. Oberhalb der Granulate ist die Patrone mit einem geeigneten Stopfen verschlossen.

Signal- und Leuchtpatrone

Diese Patronen dienen der Signalgebung (z.B. in der Schifffahrt) durch Leuchtsätze in verschiedenen Farben, durch Knallsätze oder durch Erzeugung einer Rauch- oder Lichtspur. Im militärischen Bereich dienen sie darüber hinaus auch der Gefechtsfeldbeleuchtung. Bestimmte komplett konfigurierte Signalpatronen für Handfeuerwaffen werden aus Signalpistolen oder anderen speziellen Abschussgeräten verschossen. Signal- und Leuchtpatronen werden in den Flintenkalibern 16 und 12 und in den Kalibern 26,5 mm (Kaliber 4) und 40 mm verwendet.

Als Leuchtmittel werden pyrotechnische Sätze aus unterschiedlichen Magnesiumverbindungen und ggf. Phosphor verwendet. Durch die Zugabe von Chemikalien oder Metallspänen kann die Farbe der Leuchterscheinung bestimmt werden. Bestimmte Signal- und Leuchtpatronen enthalten Mehrfachgeschosse oder verschießen Projektile mit Raketenantrieb. Oft verfügen die Geschosse über einen kleinen Fallschirm, um den Fall zu bremsen und so die Sichtbarkeitsdauer zu verlängern.

Der zulässige Gasdruck solcher Patronen ist relativ gering und liegt im Bereich von 55 bis 180 Bar.

Zur Gefechtsfeldbeleuchtung werden eher Granatpatronen mit entsprechenden Leuchtmitteln verwendet. Die Kaliber reichen dabei von 20-mm-Gewehrgranaten bis hin zur Kartuschenmunition mit Leuchtmittelgeschossen für die Artillerie.

Übungspatrone mit verkürztem Gefahrenbereich

Übungspatronen mit verkürztem Gefahrenbereich werden zum Schusstraining eingesetzt. In der Regel besteht sowohl die Hülse wie auch das Geschoss aus Kunststoff und die Patronen können deshalb kostengünstig hergestellt werden. Durch die leichten Geschosse und die geringere Treibladung haben die Übungspatronen eine viel geringere Durchschlagskraft als die regulären Patronen.

Exerzierpatrone

Eine Exerzierpatrone (auch: 'Manipulierpatrone') ist ein Körper, der den geometrischen Spezifikationen einer Patrone entspricht, aber keinerlei pyrotechnische Sätze enthält. Für die AK-47 wurde bei der NVA der DDR ein Paronenkörper aus schwazem Hartkunststoff mit metallischen Boden eingesetzt. In den meisten Fällen ist diese auf den ersten Blick als nicht scharfe Patrone zu erkennen; sei es durch Dellen, Bohrungen oder sonstige Erkennungszeichen. Verwendet wird sie zu Übungszwecken und zur Überprüfung der Technik.

Pufferpatrone

Pufferpatronen sind besondere Exerzierpatronen, die zum Auffangen des Schlagbolzens einer Waffe benutzt werden, wenn der Schlagbolzen bei Revisionen oder Reinigungsarbeiten (schussvorgangsauslösend) abgeschlagen wird. Dadurch wird das Material geschont und die Lebensdauer des Schlagbolzens erhöht. Verwendet werden dazu weiche Materialien (z.B. Gummi) oder ein Federmechanismus an Stelle des Zündsatzes.


 
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.01. 2020