Elektronengas
In der Festkörperphysik bezeichnet der Begriff Elektronengas eine Modellvorstellung für die frei beweglichen Elektronen im Leitungsband von Metallen oder Halbleitern. Im Rahmen dieses Modells werden die frei beweglichen Elektronen als Grund für die Leitfähigkeit von Metallen verstanden, und der elektrische Widerstand wird durch die Streuung von Elektronen an Phononen und Kristall-Fehlstellen beschrieben.
Das Elektronengas ist kein Gas im chemischen Sinn.
Delokalisierte Elektronen
Elektronen im Leitungsband sind delokalisiert, d.h., sie lassen
sich keinem bestimmten Gitteratom zuordnen, wie
dies in chemischen
Verbindungen der Fall ist. Anders ausgedrückt hat solch ein Elektron an
jedem Gitteratom eine nichtverschwindende Aufenthaltswahrscheinlichkeit,
ist also über den gesamten Kristall
verteilt. Die kinetische
Energie
und der (quantenmechanische) Wellenvektor
eines freien, nicht wechselwirkenden Elektrons hängen zusammen über die Dispersionsrelation
Relationen dieser Art bestimmen die Bandstruktur
im Wellenvektorenraum. Das beschriebene so genannte freie Elektronengas (mit dem
parabolischen Band) ist nur ein einfaches Modell zur Beschreibung für die
Elektronen im Leitungsband. In komplizierteren Modellen (z.B. Näherungquasi-freier
Elektronen oder Tight-Binding-Modell),
die die Wirklichkeit besser beschreiben, wird das periodische Potenzial des Kristalls
berücksichtigt, was zu komplexeren Bandstrukturen führt. Diese können jedoch in
erster Näherung
um
auch durch obige parabolische Dispersion beschrieben werden, wenn für m
die effektive
Masse des jeweiligen Bandes gesetzt wird.
Da Elektronen Fermionen sind, können keine
zwei Elektronen in allen Quantenzahlen übereinstimmen. Dadurch sind die
Energieniveaus bei Temperatur T = 0 K von
(Nullpunktenergie)
her aufgefüllt bis zur sogenannten Fermienergie. Die
Verteilung der Energie wird durch die Fermi-Dirac-Statistik
beschrieben, die bei T > 0 K an der „Fermikante“ in
einem Bereich der Breite ~ 2 kT, aufgeweicht ist.
Entartetes Elektronengas
Als entartet bezeichnet man ein Elektronengas, wenn die (weitgehend temperaturunabhängige) Fermienergie EF der Elektronen in einem Potentialkasten viel größer ist als die absolute Temperatur T, multipliziert mit der Boltzmannkonstanten kB:
Insbesondere ist jedes Elektronengas entartet bei T → 0 K. Die Bezeichnung entartet ist so zu verstehen, dass nahezu alle Zustände die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, besetzt zu sein. Die Verteilungsfunktion ist über einen (verglichen mit der Fermi-Kante) großen Bereich konstant.
Zahlenbeispiele:
- für die Leitungselektronen in Kupfer
gilt (bei Raumtemperatur):
- für die Elektronen im Zentrum Weißer
Zwerge gilt (trotz hoher Temperatur):
- für die Elektronen im Zentrum der Sonne
beträgt das Verhältnis dagegen:
(also nicht-entartet).
Siehe auch
- Fermigas
- Leiter (Physik)
- reziproker Raum
- Brillouin-Zone
- Quantenpunkt, Zweidimensionales Elektronengas
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.12. 2023