Faserung

In der algebraischen Topologie, einem Teilgebiet der Mathematik, versteht man unter einer Faserung (auch Hurewicz-Faserung, nach dem polnischen Mathematiker Witold Hurewicz) eine stetige Abbildung von topologischen Räumen, welche der Homotopie-Hochhebungseigenschaft bezüglich jedes topologischen Raumes genügt. Faserungen spielen in der Homotopietheorie, einem Untergebiet der algebraischen Topologie, eine große Rolle. Grob gesprochen sind Faserungen Raumpaare mit einer Abbildung untereinander, die zulassen, dass man beliebige Homotopien in den Bildraum entlang der gegebenen Abbildung auf den Urbildraum zurückziehen kann.

Definition

Homotopie-Hochhebungseigenschaft

Bezeichne I das Einheitsintervall [0,1]\subset {\mathbb  R}.

Eine stetige Abbildung von topologischen Räumen p\colon E\longrightarrow B erfüllt die Homotopie-Hochhebungseigenschaft für den topologischen Raum X, wenn es für alle stetigen Abbildungen

f\colon X\times I\longrightarrow B

sowie

{\bar  {f}}\colon X\times \{0\}\to E,

sodass das Diagramm

{\begin{matrix}\qquad {\bar  {f}}\colon X\times \{0\}&\longrightarrow &E\\\operatorname {incl}{\bigg \downarrow }&&{\bigg \downarrow }p\\\qquad f\colon X\times I\ &\longrightarrow &B\end{matrix}}

kommutiert, eine Abbildung

F\colon X\times I\longrightarrow E

gibt, so dass f=p\circ F und F|_{{X\times \{0\}}}={\bar  {f}} ist.

Hurewicz-Faserungen

Eine Faserung (auch Hurewicz-Faserung) ist eine stetige Abbildung p\colon E\longrightarrow B, die die Homotopie-Hochhebungseigenschaft für alle topologischen Räume X erfüllt.

E nennt man Totalraum, B die Basis der Faserung. Das Urbild p^{{-1}}(b) eines Punktes b\in B bezeichnet man mit Faser über b.

Falls die Basis B zusammenhängend ist, sind die Fasern über verschiedenen Punkten aus B homotopieäquivalent.

Serre-Faserungen

Eine Serre-Faserung ist eine stetige Abbildung p\colon E\longrightarrow B, die die Homotopie-Hochhebungseigenschaft für alle CW-Komplexe X erfüllt.

Dafür hinreichend (und damit äquivalent) ist, dass sie die Homotopie-Hochhebungseigenschaft für die Räume X=\left[0,1\right]^{n} mit n=0,1,2,\ldots erfüllt.

Quasifaserungen

Eine Quasifaserung ist eine stetige Abbildung p\colon E\longrightarrow B, für die

p_{*}:\pi _{i}(E,p^{{-1}}(x);y)\rightarrow \pi _{i}(B,x)

für jedes x\in B,y\in p^{{-1}}(x) und alle i\geq 0 ein Isomorphismus ist.

Falls die Basis wegzusammenhängend ist, sind alle Fasern schwach homotopieäquivalent.

Jede Serre-Faserung ist eine Quasifaserung.

Beispiele

p:B\times F\to B
eine Projektion auf den ersten Faktor, dann ist p eine Faserung.

Lange exakte Homotopiesequenz

Für Serre-Faserungen (und auch allgemeiner für Quasifaserungen) p:E\rightarrow B hat man eine lange exakte Sequenz von Homotopiegruppen

\ldots \rightarrow \pi _{{n+1}}(B,y)\rightarrow \pi _{n}(F,x)\rightarrow \pi _{n}(E,x)\rightarrow \pi _{n}(B,y)\rightarrow \pi _{{n-1}}(F,x)\rightarrow \ldots .

Hierbei ist x\in E,y=p(x)\in B und F=p^{{-1}}(x) die Faser.

Beispiel: die Hopf-Faserung p:S^{3}\rightarrow S^{2} mit Faser S^{1}. Bekanntlich ist \pi _{n}(S^{1})=0 für alle n\ge 2, daraus folgt \pi _{n}(S^{3})\cong \pi _{n}(S^{2}) für alle n\ge 3, insbesondere \pi _{3}(S^{2})={\mathbb  Z}.

Homologiegruppen von Faserungen

Die Homologiegruppen von Serre-Faserungen können oft mit Hilfe von Spektralsequenzen berechnet werden.

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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 18.08. 2021