γ-Aminobuttersäure

Sicherheitshinweise
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Gefahrensymbol
Achtung
H- und P-Sätze H:
  • Verursacht Hautreizungen.
  • Verursacht schwere Augenreizung.
  • Kann die Atemwege reizen.
P:
  • Einatmen von Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol vermeiden.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
Toxikologische Daten 12.680 mg/kg (LD50Mausoral)

Die γ-Aminobuttersäure (englisch gamma-Aminobutyric acid, abgekürzt GABA), seltener auch 4-Aminobuttersäure oder Piperidinsäure genannt, ist ein Amin der Buttersäure. Die Stellung der Aminogruppe am γ-Kohlenstoffatom bezüglich der Carboxygruppe unterscheidet sie von den proteinogenen α-Aminosäuren.

Strukturformel
Strukturformel der Gamma-Aminobuttersäure
Allgemeines
Name γ-Aminobuttersäure
Andere Namen
  • 4-Aminobuttersäure
  • 4-Aminobutansäure
  • Piperidinsäure
  • γ-Aminobutansäure
  • GABA
  • AMINOBUTYRIC ACID (INCI)
Summenformel C4H9NO2
Kurzbeschreibung farbloser Feststoff
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer Extern 56-12-2
EG-Nummer 200-258-6
ECHA-InfoCard Extern 100.000.235
PubChem Extern 119
ChemSpider Extern 116
DrugBank Extern DB02530
Eigenschaften
Molare Masse 103,12 g/mol
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 203 °C (Zersetzung)
pKS-Wert
  • 4,031 (25 °C, Carboxygruppe)
  • 10,556 (25 °C, Aminogruppe)
Löslichkeit sehr gut in Wasser (1300 g/l bei 25 °C)

Biologisch ist γ-Aminobuttersäure oder GABA bei vielen Lebewesen ein bedeutender endogener Botenstoff, der als biogenes Amin durch Decarboxylierung der Glutaminsäure gebildet wird, insbesondere von Nervenzellen. Im Gehirn erwachsener Säugetiere ist GABA so der hauptsächliche Neurotransmitter von inhibitorischen (hemmenden) Synapsen; während fetaler Reifungsphasen ist die Wirkung hingegen oft exzitatorisch (erregend).

Bindung an GABAerge Makromoleküle

GABA bindet an spezifische biologische Makromoleküle. So aktiviert es ionotrope und metabotrope GABA-Rezeptoren; es passiert Membranen über plasmalemmale (GAT) und vesikuläre (VGAT) Transporter und ist Substrat einer spezifischen Transaminase.

Der Bindungskomplex wurde 2018 mittels Elektronenmikroskopie näher charakterisiert. In überwiegend gestreckter Konformation bindet GABA mit seiner Aminogruppe an die Schleifen B und C der Rezeptoruntereinheit beta (β), und zwar über eine Salzbrücke mit Glutaminsäure (β-E155), eine aromatische Kation–Pi-Bindung (β-Y205) und eine Wasserstoffbrückenbindung (β-Y97). Die Carboxygruppe des Liganden geht zwei Wasserstoffbrückenbindungen ein (β-T202 und α-T129) und bildet mit der Rezeptoruntereinheit alpha (α) eine Salzbrücke über Arginin (α-R66). In seiner Lage stabilisiert wird der Ligand durch umgebende Aromaten (β-Y205, β-F200, β-Y157, α-F64). Schwach bindet GABA auch an homologe Bindungsstellen α+/β-.[1] GABA stabilisiert gebunden die geöffnete Konformation des Rezeptors, erhöht damit den Anionen-Einstrom, und führt so zu einer entsprechenden Änderung des Membranpotentials.

Biosynthese und Metabolismus

GABA entsteht in eukaryoten Zellen durch Decarboxylierung von Glutaminsäure mittels der Glutamat-Decarboxylase (GAD). Damit kann in einem Schritt aus einem exzitatorischen Neurotransmitter ein inhibitorischer werden.

Biosynthese von γ-Aminobuttersäure
Biosynthese von γ-Aminobuttersäure

Rezeptoren für GABA finden sich häufig an Nervenzellen und führen meist zu einer Hemmung (Inhibition) der Nervenleitung. Der Neurotransmitter GABA kann vom präsynaptischen Neuron wieder aufgenommen und in synaptischen Vesikeln zur Wiederverwendung gespeichert werden. Ein Teil der als Transmitter in den synaptischen Spalt ausgeschütteten GABA-Moleküle wird von benachbarten Gliazellen aufgenommen. Dort wird die Aminogruppe mit Hilfe der GABA-Transaminase (GABA-T) auf Pyridoxalphosphat und weiter auf α-Ketoglutarat übertragen; der dabei entstandene Succinat-Semialdehyd wird von der Succinat-Semi-Aldehyd-Dehydrogenase zu Bernsteinsäure metabolisiert. Dieser in der Mitochondrienmatrix lokalisierte und als GABA-Nebenweg (GABA shunt) bezeichnete Metabolismus ist nicht auf das Gehirn beschränkt, sondern besteht auch in den meisten anderen Organen.[2] Mit Hilfe des Transaminasehemmers Vigabatrin kann dieser Abbauweg im Gehirn gehemmt werden.[3] In der Folge entsteht ein erhöhter GABA-Spiegel mit vor epileptischen Anfällen schützender Wirkung.[4]

GABA-Rezeptoren spielen während der Entwicklung von neuronalen Strukturen im Gehirn eine bedeutsame Rolle. Interessanterweise wirkt GABA hierbei beim Fötus zunächst bei neu entstandenen neuronalen Verbindungen oft exzitatorisch und trägt so zu deren Etablierung bei.

Peripher aufgenommene GABA passiert die Blut-Hirn-Schranke nur in geringer Menge.[5][6] Eine Wirksamkeit von GABA als Medikament ist nicht nachgewiesen; die Einnahme, zu welchem Zweck auch immer, ist deshalb nicht zu empfehlen.

Rolle von GABA in der Bauchspeicheldrüse

GABA wirkt als inhibitorischer Transmitter in der Bauchspeicheldrüse, indem es in den Langerhans-Inseln die Glucagonsekretion der Alphazellen hemmt.[7][8] Bakteriell im Darm von überfütterten, adipösen Mäusen produzierte GABA verbesserte die Insulinsekretion und verringerte die Akkumulation von Fettgewebe in der Darmwand.[9]

GABA-Modulatoren

Für die Grundlagenforschung werden als GABA-Antagonisten neben dem synthetischen Wirkstoff Gabazin die Pflanzengifte Picrotoxin der Scheinmyrte und Bicucullin der Herzblumen verwendet. Als GABA-Agonist ist Muscimol, eines der Gifte des Fliegenpilzes relevant. Als Agonist in der medizinischen Anwendung dient der Wirkstoff Baclofen. [10][11][12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Phulera S, Zhu H, Yu J, Claxton DP, Yoder N, Yoshioka C, Gouaux E: Cryo-EM structure of the benzodiazepine-sensitive α1β1γ2S tri-heteromeric GABAA receptor in complex with GABA. In: Elife. 7. Jahrgang, Juli 2018, doi:Extern 10.7554/eLife.39383, Extern PMID 30044221, Extern PMC 6086659 (freier Volltext).
  2. Arne Schousbou und Helle S. Waagepetersen: Gamma-Aminobutyric Acid (GABA) in Encyclopedia of Neuroscience: Reference Module in Neuroscience and Biobehavioral Psychology 2009, S. 511–515, doi:Extern 10.1016/B978-0-12-809324-5.02341-5.
  3. Michel Jung und Charles Danzin, New developments in enzyme-activated imhibitors of pyridoxal phosphate-dependent enzymes of therapeutic interest. in Design of Enzyme Inhibitors as Drugs S. 257–293, Oxford University Press 1989.
  4. Lippert, B., Metcalf, B.W., Jung, M.J. und Casara, P.: 4-aminohex-5-enoic acid, a selective catalytic inhibitor of 4-aminobutyrate aminotransferase in mammalian brain. European Journal of Biochemistry Nr. 74, S. 441 (1977).
  5. W.H. Oldendorf: Brain uptake of radiolabeled amino acids, amines, and hexoses after arterial injection. In: Am.J. Physiology Band 221 (1971), Nr. 6, S. 1629–1639. doi:Extern 10.1152/ajplegacy.1971.221.6.1629.
  6. Ada McVean, Extern GABA supplements, glorious, gimmicky or just garbage? in McGill, Office of Science and Society. Separating sense from nonsense 11. Oktober 2018.
  7. Anna Wendt, Bryndis Birnir, Karsten Buschard, Jesper Gromada, Albert Salehi, Sabine Sewing, Patrik Rorsman und Matthias Braun: Extern Glucose Inhibition of Glucagon Secretion From Rat α-Cells Is Mediated by GABA Released From Neighboring β-Cells in Diabetes Nr. 53, S. 1038 (2004).
  8. Patrik Rorsman, Per-Olof Berggren, Krister Bokvist, Hans Ericson, Hanns Möhler, Claes-Göran Östenson und Paul A. Smith: Extern Glucose-inhibition of glucagon secretion involves activation of GABA A-receptor chloride channels in Nature Nr. 341, S. 233(1989).
  9. Catherine Stanton et al.: Gamma-aminobutyric acidproducing lactobacilli positively affect metabolism and depressivelike behaviour in a mouse model of metabolic syndrome. In: Nature Research, Scientific Reports Nr. 9, 2019, S. 16323, doi:Extern 10.1038/s41598-019-51781-x.
  10. W. Bautista, J. Aguilar, J. E. Loeza-Alcocer, R. Delgado-Lezama: Pre- and postsynaptic modulation of monosynaptic reflex by GABAA receptors on turtle spinal cord. In: The Journal of physiology. Band 588/14, Juli 2010, S. 2621–2631, doi:Extern 10.1113/jphysiol.2010.188979, Extern PMID 20519320, Extern PMC 2916992 (freier Volltext).
  11. Makoto Taketani: Advances in Network Electrophysiology. Springer Science & Business Media, 2006, ISBN 978-0-387-25858-4, S. 305.
  12. B. H. Liu, G. K. Wu, R. Arbuckle, H. W. Tao, L. I. Zhang: Defining cortical frequency tuning with recurrent excitatory circuitry. In: Nature Neuroscience. Band 10, Nummer 12, Dezember 2007, S. 1594–1600, doi:Extern 10.1038/nn2012, Extern PMID 17994013, Extern PMC 2447868 (freier Volltext).
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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.10. 2024