Satz von Steiner (Geometrie)
![](/png/Steiner-erz-def-s.png)
![](/png/Persp-geradenb-s.png)
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Der Satz von Steiner, auch Steiner-Erzeugung eines Kegelschnitts genannt, nach dem Schweizer Mathematiker Jakob Steiner, ist eine alternative Möglichkeit, einen nicht ausgearteten Kegelschnitt in einer projektiven Ebene über einem Körper (pappussche Ebene) zu definieren:
- Hat man für zwei Geradenbüschel in zwei Punkten
(alle Geraden durch den Punkt
bzw.
) eine projektive, aber nicht perspektive Abbildung
des einen Büschels auf das andere, so bilden die Schnittpunkte zugeordneter Geraden einen nicht ausgearteten Kegelschnitt. . (s. 1. Bild)
Unter einer perspektiven
Abbildung
eines Geradenbüschels eines Punktes
auf das Geradenbüschel in einem Punkt
versteht man eine Bijektion
(eineindeutige Zuordnung) der Geraden in
auf die Geraden in
so, dass sich zugeordnete Geraden auf einer festen Gerade
schneiden.
heißt die Achse der perspektiven Abbildung
(s. 2. Bild).
Unter einer projektiven Abbildung versteht man die Hintereinanderausführung endlich vieler perspektiver Abbildungen eines Geradenbüschels.
Als Körper kann man sich z.B. die reellen Zahlen ,
die rationalen Zahlen
oder die komplexen Zahlen
vorstellen. Aber auch endliche Körper sind als Koordinatenbereiche erlaubt.
Bemerkung: Der Fundamentalsatz
für projektive Ebenen sagt aus, dass eine projektive Abbildung in einer pappusschen
projektiven Ebene durch die Vorgabe der Bilder von 3 Geraden schon eindeutig
bestimmt ist. Dies bedeutet, dass man bei der Steiner-Erzeugung eines
Kegelschnitts außer den Grundpunkten
nur die Bilder dreier Geraden vorgeben muss. Durch diese 5 Bestimmungsstücke ist
der Kegelschnitt dann schon eindeutig bestimmt.
Bemerkung: Die Bezeichnung „perspektiv“ stammt von der dualen Aussage
her: Projiziert man die Punkte einer Gerade
von einem Punkt
(Zentrum) aus auf eine Gerade
,
so nennt man diese Abbildung perspektiv (siehe dualen Fall).
Beispiel
In dem folgenden Beispiel sind die Bilder der Geraden
vorgegeben:
.
Die projektive Abbildung
lässt sich als Produkt (Hintereinanderausführung) der folgenden perspektiven
Abbildungen
darstellen:
- 1)
ist die perspektive Abbildung des Büschels in
auf das Büschel in
mit der Achse
.
- 2)
ist die perspektive Abbildung des Büschels in
auf das Büschel in
mit der Achse
.
Man überzeugt sich, dass die projektive Abbildung
tatsächlich die behauptete Eigenschaft
hat. Damit lässt sich für jede beliebige Gerade
das Bild
und damit beliebig viele Punkte des Kegelschnitts konstruieren. Da auf der
Gerade
bzw.
nur der Kegelschnittpunkt
bzw.
liegt, sind
und
Tangenten des Kegelschnitts.
Den Beweis, dass durch diese Konstruktion ein Kegelschnitt entsteht,
führt man am einfachsten durch den Übergang zu einer affinen Einschränkung mit
der Gerade
als Ferngerade, dem Punkt
als Nullpunkt eines Koordinatensystems mit den Punkten
als Fernpunkte der x- bzw. y-Achse und dem Punkt
.
Der affine Teil des Kegelschnitts ist dann die Hyperbel
.
Bemerkung:
- Die Steiner-Erzeugung eines Kegelschnitts hat konkrete praktische Bedeutung bei der Konstruktion von Ellipsen, Hyperbeln und Parabeln.
- Die Figur zur Konstruktion eines Punktes (3. Bild) ist die 4-Punkte Ausartung des Satzes von Pascal.
- Die Erzeugung der Parabel
findet man in projektiver Kegelschnitt.
Steinererzeugung eines dualen Kegelschnitts
![](/png/Ellipse-dual-s.png)
![](/png/Steiner-conic-dual-def-s.png)
![](/png/Perspektive-abbildung-def-s.png)
![](/png/Steiner-dual-example-s.png)
Definitionen und die duale Erzeugung
Dualisiert (s. Dualitätsprinzip) man einen nicht ausgearteten Kegelschnitt einer projektiven Ebene, so übernehmen die Tangenten die Rolle der Punkte:
- Ein nichtausgearteter dualer Kegelschnitt besteht aus der Gesamtheit der Tangenten eines nichtausgearteten Kegelschnitts.
Auch ein dualer Kegelschnitt lässt sich nach der Steiner'schen Methode erzeugen:
- Hat man für zwei Punktreihen zweier Geraden
eine projektive, aber nicht perspektive Abbildung
der einen Punktreihe auf die andere, so bilden die Verbindungsgeraden zugeordneter Punkte einen nicht ausgearteten dualen Kegelschnitt.
Unter einer perspektiven Abbildung
einer Punktreihe einer Gerade
auf die Punktreihe einer Geraden
versteht man eine Bijektion
(eineindeutige Zuordnung) der Punkte von
zu den Punkten von
so, dass die Verbindungsgeraden zugeordneter Punkte sich in einem festen Punkt
schneiden.
heißt das Zentrum der perspektiven Abbildung
(s. Bild).
Unter einer projektiven Abbildung versteht man die Hintereinanderausführung endlich vieler perspektiver Abbildungen eines Punktreihe.
Die Gültigkeit der Erzeugung eines dualen Kegelschnitts ergibt sich aus dem Dualitätsprinzip für projektive Ebenen.
Beispiel
In dem folgenden Beispiel sind die Bilder der Punkte
vorgegeben:
.
Die projektive Abbildung
lässt sich als Produkt (Hintereinanderausführung) der folgenden perspektiven
Abbildungen
darstellen:
- 1)
ist die perspektive Abbildung der Punktreihe von
auf die Punktreihe von
mit dem Zentrum
.
- 2)
ist die perspektive Abbildung der Punktreihe auf
auf die Punktreihe auf
mit dem Zentrum
.
Man überzeugt sich, dass die projektive Abbildung
tatsächlich die behauptete Eigenschaft
besitzt. Damit lässt sich für jeden beliebigen Punkt
das Bild
und damit beliebig viele Tangenten des Kegelschnitts konstruieren. Da durch den
Punkt
bzw.
nur die Kegelschnittgerade
bzw.
geht, sind
und
Punkte des Kegelschnitts und die Geraden
Tangenten in
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.10. 2019