Chirale Symmetrie
Die Chirale Symmetrie (von griechisch χέρι Hand) ist eine mögliche Symmetrie der Lagrangefunktion in der Quantenfeldtheorie, die vielfach – zumindest näherungsweise – gegeben ist und dann eine wichtige Rolle spielt, z.B. bei den Pionen.
Dabei werden linkshändiger und rechtshändiger Anteil der fermionischen Felder unabhängig transformiert. Die chirale Symmetrietransformation kann aufgeteilt werden in eine Komponente, die linkshändigen und rechtshändigen Anteil gleich behandelt (Vektor-Symmetrie), und eine Komponente, die sie „entgegengesetzt“ behandelt (Axiale Symmetrie). Der letztgenannte Anteil verschwindet durch Quark-Kondensation in der erstgenannten Phase.
Beispiel: u- und d-Quarks in der QCD
Man betrachte die Quantenchromodynamik (QCD) mit den beiden masselosen Quarks u und d. Die Lagrange-Funktion lautet
Das i bedeutet dabei die imaginäre Einheit und
den Dirac-Operator
in der Feynman-Slash-Notation.
Die u und d sind die vierkomponentigen Dirac-Spinoren und der
Überstrich bezeichnet die Dirac-Adjungierte.
Nach der Quantenchromodynamik sind die Mesonen aus je einem Quark und
einem Antiquark zusammengesetzt, z.B. das
aus einem
und einem
.
Das ändert jedoch die folgende Herleitung nicht prinzipiell.
In der Darstellung der linkshändigen und rechtshändigen Spinoren erhält man also zunächst
Es wird definiert
- >
Somit folgt
Die Lagrangefunktion bleibt bei Rotation der
mit unitären 2×2-Matrizen
L und bei Rotation der
mit unitären 2×2-Matrizen R jeweils invariant. Diese Symmetrie der
Langrangefunktion wird Flavor-Symmetrie oder Chirale Symmetrie
genannt und als
notiert. Sie kann in folgende Teilsymmetrien zerlegt werden
Die Vektor-Symmetrie
lautet
und entspricht der Baryonenzahl-Erhaltung.
Die entsprechende axiale Operation
ist
Sie entspricht keiner Erhaltungsgröße, da sie durch eine Quanten-Anomalie gebrochen wird.
Es stellt sich heraus, dass die verbleibende chirale Symmetrie
zur Vektor-Untergruppe
(der Isospin-Gruppe) spontan
gebrochen wird. Die Symmetriebrechung äußert sich dabei durch ein
entsprechendes, vollständiges Quark-Kondensat.
Die Goldstone-Bosonen,
die den drei gebrochenen Generatoren der Transformation entsprechen, sind die Pionen. Da die Massen
der Quarks nicht gleich sind, ist die
nur näherungsweise eine Symmetrie des Systems. Die Pionen sind somit keine
„echten“, masselosen Goldstone-Bosonen, sondern sog. Pseudo-Goldstone-Bosonen.
Chiraler Limes
Von der „chiralen Symmetrie“ zu unterscheiden ist der „chirale Limes“
()
einer einzelnen Dirac-Gleichung.
Dieser Limes ist am besten bei Neutrinos
bzw. ihren Antiteilchen
mit ihrer wohldefinierten Chiralität realisiert:
- „Linksschraube“ bzgl. Spin
und Impuls
bei Neutrinos:
- „Rechtsschraube“ bzgl. Spin und Impuls bei Antineutrinos:
sowie in Festkörpern bei den Graphenen.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.08. 2022