Gyromagnetisches Verhältnis
Das gyromagnetische Verhältnis (auch: magnetogyrisches
Verhältnis)
bezeichnet den Proportionalitätsfaktor
zwischen dem Drehimpuls (oder Spin)
eines Teilchens und dem dazugehörigen magnetischen Moment
.
Daher folgt: .
Die international
verwendete Einheit des gyromagnetischen Verhältnisses ist A·s·kg−1
oder auch s−1·T−1.
Das gyromagnetische Verhältnis eines geladenen
Teilchens ist das Produkt seines (dimensionslosen)
gyromagnetischen
Faktors
und seines Magnetons
,
bezogen auf das reduzierte
plancksche Wirkungsquantum
:
mit
dem Magneton des Teilchens
: elektrische Ladung
: Teilchenmasse.
Das gyromagnetische Verhältnis kann bestimmt werden unter Ausnutzung des Barnett-Effektes und des
Einstein-de-Haas-Effektes.
In vielen anderen Experimenten, wie z.B. ferromagnetische
Resonanz oder Elektronenspinresonanz,
kann der Wert von
deutlich abweichen – in diesem Fall spricht man vom spektroskopischen
Splitting-Faktor bzw. -Verhältnis.
γℓ für reinen Bahndrehimpuls eines Elektrons
Wie im Artikel Magnetisches Moment ausgeführt, gilt für das magnetische Moment des Bahndrehimpulses eines Elektrons:
.
Mit
der Ladung des Elektrons
seiner Masse.
Daher folgt:
Mit
dem Bohrschen Magneton. Der g-Faktor für die Bahnbewegung ist also
γS für den Spin eines Teilchens
Betrachtet man ein Teilchen mit Spin
,
so gilt:
, beziehungsweise
Der Wert dieser Naturkonstante ist für jede Teilchenart charakteristisch. Nach derzeitiger Messgenauigkeit beträgt sie
- für das freie Proton:
- für das Elektron:
dabei geben die eingeklammerten Ziffern jeweils die geschätzte Standardabweichung für den Mittelwert an, der den beiden letzten Ziffern vor der Klammer entspricht.
Der g-Faktor für Spinmagnetismus ist beim freien Elektron fast exakt – bis
auf sieben Stellen hinter dem Komma – gleich 2. Beim freien Proton dagegen gilt
Analoges keineswegs: das magnetische Moment des Protons liegt zwar der
Größenordnung nach bei dem sog. „Kernmagneton“
(das wäre der Wert ),
jedoch beträgt es ein krummzahliges Vielfaches dieses Wertes, genauer: das
2,79-fache. Auch das Neutron
weist ein magnetisches Moment auf, obwohl es als ganzes elektrisch neutral ist.
Sein magnetisches Moment ist das −1.91-fache des Kernmagnetons und zeigt also
entgegengesetzt zu demjenigen des Protons. Es lässt sich erklären durch die Substruktur des
Neutrons.
Die ferromagnetischen Metalle Eisen, Kobalt und Nickel haben elektronische g-Faktoren ziemlich in der Nähe von 2 (z.B. nur etwa 10 % mehr oder weniger), d.h., dass der Magnetismus dieser Systeme überwiegend Spinmagnetismus ist, aber mit einem geringen Bahnanteil.
Gyromagnetische Verhältnisse von Atomkernen
Auch für Kerne kann dieses Verhältnis gemessen und angegeben werden. In der folgenden Tabelle sind einige Werte angegeben.
Kern | in 107 rad·s−1·T−1 |
in MHz·T−1 |
---|---|---|
1H | +26,752 | +42,577 |
2H | +4,1065 | +6,536 |
3He | −20,3789 | −32,434 |
7Li | +10,3962 | +16,546 |
13C | +6,7262 | +10,705 |
14N | +1,9331 | +3,077 |
15N | −2,7116 | −4,316 |
17O | −3,6264 | −5,772 |
19F | +25,1662 | +40,053 |
23Na | +7,0761 | +11,262 |
31P | +10,8291 | +17,235 |
129Xe | −7,3997 | −11,777 |
Siehe auch
Literatur
- Horst Stöcker: Taschenbuch der Physik. 4. Auflage, Verlag Harry Deutsch, Frankfurt am Main, 2000, ISBN 3-8171-1628-4.
- Hermann Haken, Hans Christoph Wolf: Atom- und Quantenphysik. 8. Auflage, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York, 2004, ISBN 3-540-02621-5.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.01. 2022