Rationaler Funktionenkörper
Ein Rationaler Funktionenkörper ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Algebra. Dieses Objekt hat die algebraische Struktur eines Körpers.
Definition
Der rationale Funktionenkörper
ist der Quotientenkörper
des Polynomrings
über einem Körper
.
Die Konstruktion von
ist analog zu jener der rationalen
Zahlen aus den ganzen Zahlen. Die Elemente
können also als
mit Polynomen
,
wobei
nicht das Nullpolynom ist, geschrieben werden.
Anmerkungen und Eigenschaften
Die Namensgebung ist traditionell, aber mit etwas Vorsicht zu genießen:
- Erstens muss man die Unterschiede zwischen Polynomen und Polynomfunktionen
betrachten. Jedes Polynom induziert eine Polynomfunktion, aber die Zuordnung
Polynom
Polynomfunktion ist nur dann injektiv, wenn der Körper
unendlich ist. Beispiel: Ist
der Körper mit 2 Elementen, so induzieren
und
die gleiche Funktion auf
. Trotzdem sind sie als Elemente des rationalen Funktionenkörpers nicht gleich.
- Zweitens hat in der Regel der Nenner
Nullstellen. Dementsprechend ist die rationale Funktion nicht auf ganz
definiert, sondern nur auf einer Zariski-offenen Teilmenge.
Beispiel: Für
gilt zwar
als rationale Funktion auf
im Sinne der obigen Definition – aber der Definitionsbereich ist leer.
Die Körpererweiterung
ist rein
transzendent und damit insbesondere unendlich. Es lässt sich mit Hilfe der
verallgemeinerten
Partialbruchzerlegung sogar eine
-Basis
des
-Vektorraums
angeben.
In mehreren Variablen
Definition
Der rationale Funktionenkörper
in den Variablen
ist analog definiert als der Quotientenkörper
des Polynomrings
.
Konstruktion
Der rationale Funktionenkörper kann durch sukzessives Adjungieren einer
Variablen
und anschließendes Bilden des Quotientenkörpers konstruiert werden. Also:
ist der Quotientenkörper des Polynomrings
, also des Polynomrings über dem Körper
in der Variable
Funktionenkörper in der algebraischen Geometrie
In der algebraischen
Geometrie werden Funktionenkörper von affinen
Varietäten betrachtet: Sei der Körper
algebraisch
abgeschlossen und
eine affine Varietät im
.
Dann ist das Ideal
ein Primideal im Polynomring
,
weshalb der Koordinatenring
,
d. h. der Quotientenring
,
ein Integritätsbereich
ist.
Der Quotientenkörper
des Koordinatenrings
heißt dann Funktionenkörper von
.
Seine Elemente heißen rationale
Funktionen auf
und dürfen tatsächlich als Funktionen auf (nicht leeren) offenen Teilmengen von
betrachtet werden.
Literatur
- Siegfried
Bosch: Algebra. 8. Auflage.
Springer Spektrum, Berlin 2013, ISBN
978-3-642-39566-6, S. 63,
doi:10.1007/978-3-642-39567-3 (
und
).
- Klaus Hulek: Elementare Algebraische Geometrie. 2. Auflage. Springer Spektrum, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8348-1964-2, S. 41, doi:10.1007/978-3-8348-2348-9 (Algebraische Geometrie).
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.08. 2022